Autor Thema: Ein fast vergessenes Bergbaugebiet: der "Zechengrund" bei Falkenau im äußersten  (Gelesen 5124 mal)

Labrador

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Hallo,

da habe ich mal wieder eines der kleinen, unscheinbaren Bergreviere ausgegraben, um es euch vorzustellen. Es befindet sich im Westen des Freiberger Revieres, nahe der Städte Flöha und Oederan. In der Gegend wurde neben Silber auch Kohle und Kalk abgebaut. Zeugnis davon liefern noch einige überwachsene Kohlehalden (die noch vor Jahren den Fossiliensammlern hübsche fossile Blätter lieferten) und die vielleicht dem ein oder anderen bekannten "Schwedenlöcher", sagenumwobene Kalkhöhlen. Weder Kalk, noch Kohle, geschweige denn das Silber brachten anhaltend größeren Reichtum in diese Ecke der Welt. Die Erzgruben waren schon damals mehr "Prestige" und treten wohl nicht umsonst in ihrer heutigen Bekanntheit weit hinter die anderen in der weiteren Umgebung des westlichen Randrevieres ("Hilfe Gottes" bei Memmendorf, "Segen Gottes" bei Gersdorf u.a.) zurück. Der Zechengrund bei Falkenau - er zählt zu den kleinen Rädern im großen Getriebe des Freiberger Bergbaues. Die großen Silberlocken wurden hier nicht an´s Licht gezogen, auf den Halden, so sie noch erkennbar sind, lässt sich heute nichts mehr finden. Eigentlich könnte die Gegend getrost vergessen werden, wären da nicht vor einiger Zeit auf dem Mineralienmarkt hie und da historische Stufen mit Chalkosin aufgetaucht, die aus dem Zechengrund stammen sollten. Also wurde doch einmal ein Blick in die Literatur gewagt und siehe da: von "Glaserz" (Argentit) war die Rede, von etwas gediegenem Silber gar, das dereinst spärlich gebrochen wurde. Und schon gerät der Geist in´s Grübeln, reiht sich der Zechengrund in die Schlange der anderen, geheimnisvollen Randreviere um Freiberg ein, die, im Schatten der großen zentralen Gruben, doch vieles geliefert haben, was dem Revierkenner heute, läge es als Stufe vor ihm, den Schweiß auf die Stirn treiben würde. Wer weiß, ob da nicht doch hübsche kleine Argentitkristalle und Rotgültigerz in die Verhüttung gewandert sind...? Man merkt, der Schreiber hat ein Faible für die Vorkommen, die am Rande stehen und doch, bei eingehender Betrachtung, nicht minder interessant erscheinen.

Aber nun genug der Vorrede und in medias res...

Labrador

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Re: Ein fast vergessenes Bergbaugebiet: der "Zechengrund" bei Falkenau im äußers
« Antwort #1 am: Juli 10, 2009, 16:31:33 Nachmittag »
Der Silberbergbau im Zechengrund im Oederaner Wald nahe Falkenau beginnt vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts. Die ersten genannten Gruben sind 1583 "Beschert Glück", "Junger Fürst zu Sachsen" sowie die "Herzog Christian Fundgrube". Erstgenannte Grube gehört zu den ertragreichsten schon in der ersten Abbauperiode von April 1586 bis September 1588: errechnet wird für diese Zeit eine Fördermenge dreier Hauptgruben im Zechengrund von rund 120 kg reinem Silber. Diese Ausbeute wird nie wieder erreicht. Der Bergbau verläuft ab da in mehreren Etappen, so fällt der Zechengrund zwischen 1616 und 1699 ins Bergfreie, gleichsam von etwa 1720 bis 1734. Mit Unterbrechungen dauert der Bergbau bis 1842 an, als die "Hilfe Gottes" als letzte Grube aufgelassen wird. Fast 300 Jahre Bergbau gehen im Zechengrund zu Ende, das Ausbringen von Silber beläuft sich in all den Jahren auf nicht einmal ganz 250 kg.

Die Gänge im Grubenbereich gehören mehrheitlich der kb (kiesig-blendig, d.h. sulfidführend)-Formation an, selten traten auf die eba (Eisen/Hämatit und Baryt)- sowie die fba (fluorbarytische/Fluorit und Baryt)-Formation (Achilles Spat). Auf den wenigen Gangkreuzen kam es zur Bildung von "Edlen Geschicken" mit Silberverbindungen. Hauptsilbererz war Galenit. Stufen aus dem Bereich des Zechengrundes sind sehr selten anzutreffen. Das liegt zum einen daran, dass sämtliche Silbererze umgehend verhüttet wurden um zum anderen daran, dass die wenigen Halden sich heute sehr verwittert darstellen. Ein recht hoher Pyritgehalt im Gestein führte dazu, dass das Haldenmaterial nurmehr als brauner, zersetzter Grus mit einzelnen Quarzbrocken vorliegt. Immerhin erwähnt sind von einem Gangkreuz auf dem Achilles Spat gediegenes Silber mit Argentit, als Sekundärbildungen von den Halden neben reichlich Limonit auch Pyromorphit und Cerussit. Ebenfalls sehr wahrscheinlich aus dem Zechengrund stammen Stufen mit cm-großen frischen Erzbutzen von Chalkosin (auf Klüften auch tönnchenförmige Kristalle bis 4 mm mit Malachitüberzug) mit der Fundortangabe "Falkenau bei Flöha".

Die Spuren des Bergbaus im Zechengrund sind heute gering. Es befindet sich hier ein Freibad, dem gegenüber verschiedene Halden und Pingen situiert sind, talaufwärts liegen die verbrochenen Mundlöcher des "Xaverius Stolln" und des "David Stolln", weiter oben noch Halden auf dem "Achilles Spat" und dem "Galenus Flachen". 

Einen schönen Querschnitt der damals üblichen, phantasievollen und manches mal ein wenig umständlichen Bezeichnungen gibt die Übersicht über die Gruben und Gänge im Revier:

Beschert Glück Fundgrube
Junger Fürst zu Sachsen
Herzog Christian Fundgrube
Gabe Gottes Maßen
Georg Fundgrube
Bescherte Gabe Gottes des Herrn zu Schönberg
Churfürst zu Sachsen (später Kurfürst zu Sachsen Fdgr.)
Herzog August Tiefer Erbstolln
Tiefe Hilfe Gottes Stolln (David Stolln)
Beschert Glück Stolln
Rautenkranz Erbstolln
Neuer Tagesschacht
Xaverius Stolln
Heilige Dreifaltigkeit
Fried und Einigkeit Fundgrube am Schußberg
Großer Willkomm Erbstolln am Schußberg

Hilfe Gottes Stehender
Achilles Spat
Gottlob Flacher
Beschert Glück Flacher
Galenus Flacher

Die Mineralien:

Calcit
Quarz
Malachit
Chalkosin
Cerussit
Pyromorphit
Argentit
Silber
Proustit
Tetraedrit
Galenit
Pyrit
Siderit
Wurtzit
Sphalerit
Arsenopyrit
Limonit
Chalkopyrit

Labrador

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Re: Ein fast vergessenes Bergbaugebiet: der "Zechengrund" bei Falkenau im äußers
« Antwort #2 am: Juli 10, 2009, 16:32:32 Nachmittag »
Zum Bericht noch etwas in Farbe: mit Malachit überzogene Chalkosinkristalle (etwa 3 mm groß) auf stark angelöstem Calcit und Quarz sowie das dazugehörige Sammlungsetikett (Text: "Calcit m/ Kupferglanz, Malachit & Quarz Flöha.") um 1850-1870.

Labrador

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Re: Ein fast vergessenes Bergbaugebiet: der "Zechengrund" bei Falkenau im äußers
« Antwort #3 am: Juli 10, 2009, 16:33:38 Nachmittag »
...wie ich sehe, ist der Titel etwas lang geraten. Ich bitte da einfach im Stillen noch "Westen des Freiberger Gangrevieres" zu ersetzen...

Offline gsac

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Re: Ein fast vergessenes Bergbaugebiet: der "Zechengrund" bei Falkenau im äußers
« Antwort #4 am: Juli 10, 2009, 18:09:57 Nachmittag »
---admin, bitte dies hier rasch löschen, was schiefgegangen---

Offline gsac

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Re: Ein fast vergessenes Bergbaugebiet: der "Zechengrund" bei Falkenau im äußers
« Antwort #5 am: Juli 10, 2009, 18:13:34 Nachmittag »
---admin, bitte dies hier rasch löschen, was schiefgegangen---

Offline gsac

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Re: Ein fast vergessenes Bergbaugebiet: der "Zechengrund" bei Falkenau im äußers
« Antwort #6 am: Juli 10, 2009, 18:14:38 Nachmittag »
Beschert Glück Fundgrube
Junger Fürst zu Sachsen
Herzog Christian Fundgrube
Gabe Gottes Maßen
Georg Fundgrube
Bescherte Gabe Gottes des Herrn zu Schönberg
Churfürst zu Sachsen (später Kurfürst zu Sachsen Fdgr.)
Herzog August Tiefer Erbstolln
Tiefe Hilfe Gottes Stolln (David Stolln)
Beschert Glück Stolln
Rautenkranz Erbstolln
Neuer Tagesschacht
Xaverius Stolln
Heilige Dreifaltigkeit
Fried und Einigkeit Fundgrube am Schußberg
Großer Willkomm Erbstolln am Schußberg
Hilfe Gottes Stehender
Achilles Spat
Gottlob Flacher
Beschert Glück Flacher
Galenus Flacher

Ganz und gar wunderbar! Danke für dieses zitierfähige Post!  :super:
Alex

Labrador

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Re: Ein fast vergessenes Bergbaugebiet: der "Zechengrund" bei Falkenau im äußers
« Antwort #7 am: Juli 13, 2009, 13:57:37 Nachmittag »
Bitte, bitte :hut:. Muss selbst noch mal nach der Literatur schauen, um sie hier korrekt anzugeben...

Gruß
Labrador

 

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