Autor Thema: Kamazitbandbreiten der Pallasite?  (Gelesen 2684 mal)

Offline ben.g

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Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« am: Oktober 12, 2009, 08:59:00 Vormittag »
Hallo.  :winke:

Kennt jemand die Kamazitbandbreiten (Ogg-Of) von den Eisenbereichen der Pallasite?
Im Jensen sind die leider nicht mit angegeben.
Glorieta Mountain (Om) und Seymchan (Og) weiß ich, den Rest müsste ich suchen.
Hat vielleicht jemand eine Quelle wo die aufgelistet sind?  :nixweiss:

Admire
Brahin
Brenham
Eagle Station
Esquel
Imilac
Marjalahti

Gruß
Ben

Thin Section

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #1 am: Oktober 13, 2009, 23:08:46 Nachmittag »
Hallo Ben und Forum,

Indirekte Antwort, was Brenham angeht. Vagn Buchwald* schreibt zu Hopewell Mounds, was ja transportiertes Brenham Material ist: "Bandwidth about 0.8 mm"

*BUCHWALD V.F. (1975) Handbook of Iron Meteorites, Volume 2, p. 656.

Interessante "Aufgabe" für Forumsmitglieder, die einen der von Ben genannten Pallasite mit Widmännern besitzen, diese doch mal so genau wie möglich zu vermessen. Die Ergebnisse können wir ja dann mitteln, was in etwa eine brauchbare Breite der Kamazitlamellen ergeben müsste, zumindest so "genau", wie der von V.B. angegebene Schätzwert für Hopewell Mounds!

Bernd  :weissefahne:

Offline ben.g

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #2 am: Oktober 14, 2009, 09:06:05 Vormittag »
Hallo Bernd

Danke für die Info aus dem Buchwald.  :super:

Den hätte ich natürlich auch gerne. Ich habe vor einiger Zeit mal einem Händler ein Angebot für die drei Bände gemacht. Der hat aber nur abgewunken und gemeint, unter 1000 Euro fängt er gar nicht erst an nachzudenken.  :laughing:

Interessante "Aufgabe" für Forumsmitglieder, die einen der von Ben genannten Pallasite mit Widmännern besitzen, diese doch mal so genau wie möglich zu vermessen.

Das ist eine interessante Idee, aber ihr braucht euch wegen mir nicht in Arbeit zu stürzen. Ich wollte nur meine Rosterliste dahingehend ergänzen und dachte es gibt vielleicht irgendwo eine Tabelle.

Gruß  :winke:
Ben

Offline Mettmann

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #3 am: Oktober 14, 2009, 10:20:32 Vormittag »
Eine Interessante Aufgabe in der Tat!

Wie lautet eigentlich der Algorithmus zur Bestimmung der Lamellenbreite bei beliebigen Schnittwinkel durch den Oktaeder?

Zu dem Zweck würden sich am Besten möglichst olivinfreie Partien eignen, da nur dort sich die Balken ungestört entwickeln konnten. Das ist relativ einfach bei Brenham, Seymchan, Glorieta, auch bei Brahin gibt es gelegentlich Stücke ohne Olivine, bei vielen anderen Pallasiten indes, ists schon sehr knifflig, olivinarme Schnitte zu finden.

Nja Ben, 1000 Euro/1500$ ist mitlerweile schon der Standardmindestpreis für den Buchwald, alles was drunter, ist schon billig bis Schnäpplein. Ist halt das Standardwerk für Eisenmeteorite schlechthin, als solches sehr gesucht, sehr voluminös, aber anscheinend in nur sehr bescheidener Zahl aufgelegt worden.
Wäre eigentlich mal Zeit für eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage - allein würd ich schätzen, daß da auch von den Kosten her am End nix unter 500, 600Euro gehen würd.

 :prostbier:
Mettmann
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Offline ben.g

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #4 am: Oktober 14, 2009, 12:31:13 Nachmittag »
Hallo

Zitat
Wie lautet eigentlich der Algorithmus zur Bestimmung der Lamellenbreite bei beliebigen Schnittwinkel durch den Oktaeder?
Da fragst du am besten mal die letztjährigen Abiturienten, die müssten das ja jetzt wissen:
http://www.rp-online.de/public/article/577707/Mathe-Abi-Jannis-schreibt-noch-mal.html
Oktaeder des Grauens.  :laughing:

Zitat
Nja Ben, 1000 Euro/1500$ ist mitlerweile schon der Standardmindestpreis für den Buchwald...
Ja, leider.  :traurig:

Zitat
Wäre eigentlich mal Zeit für eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage - allein würd ich schätzen, daß da auch von den Kosten her am End nix unter 500, 600Euro gehen würd.
Würde ich wahrscheinlich ohne allzu großes Zögern investieren. Aber ich denke die Chancen für eine Neuauflage stehen eher schlecht.

Gruß
Ben

Offline Odessa

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #5 am: Oktober 14, 2009, 13:15:35 Nachmittag »
Hallo,

von all den Met-Büchern die ich lese, mache ich mir jeweils Notizen von Zeugs das mir wichtig erscheint. Vielleicht hilfts....

Widmannstättschen Bandbreite in Oktaedrite:

- sehr grob (Ogg)  50mm - 3,3 mm
- grob        (Og)  3,3mm - 1,1 mm
- mittel       (Om)  1,3mm - 0,5 mm
- fein          (Of)   0,5mm - 0,2 mm
- sehr fein   (Off)  0,2mm
- plessitisch (Opl)  0,2mm mit Kamazitwellen

gruss, Sandro

astro112233

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #6 am: Oktober 14, 2009, 13:33:48 Nachmittag »
Wie lautet eigentlich der Algorithmus zur Bestimmung der Lamellenbreite bei beliebigen Schnittwinkel durch den Oktaeder?

Hallo Martin,

anlehnend an Ben´s „Abiturienten Schikane“ hier der wirklich wichtige Lernstoff für´ Leben.

Unglaublich aber wahr.
http://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2008/08/harz-iv-als-unterrichtsfach.php

Übrigens weiß ich seit dieser Woche von meinem Sohn, wofür u.a. seine Semestergebühren in Höhe von 500 Euro in der Uni Verwendung finden.

Handwaschcreme für die Seifenspender in den Toiletten.  :wow:
 
Papierhandtücher für die diesbezüglichen Automaten in den Toiletten.  :wow:

Aber er ist dennoch froh, nun zu den Glücklichen zu gehören. 4000 Leute hatten sich um einen Studienplatz bemüht. 200 wurden angenommen. 

Viele Grüße in die Ferne.

Konrad  :prostbier:

Thin Section

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #7 am: Oktober 14, 2009, 22:52:16 Nachmittag »
Hallo Ben und Forum,

Messung der Breite der Kamazitbalken in einem Oktaedriten [zusammengestellt aus: HUTCHISON R. (2004) Meteorites: A Petrologic, Chemical, and Isotopic Synthesis (Cambridge Planetary Science Series, pp. 506, pp. 340-341)]:

Die genaue Dicke der Kamazitbalken hat man ja nur dann vor sich, wenn der Schnitt zufällig genau parallel zu einer Seite des Oktaeders gelegt wurde. Ansonsten sind die Balken je nach Schnittlage dicker als in Wirklichkeit. Hutchison stellt nun auf Seite 340 eine schnelle Methode nach Frost* (1965) vor, die es angeblich gestatten soll, brauchbare Annäherungswerte zu erzielen. Und so funktioniert es in etwa:

Man lege seine geätzte Scheibe auf ein (weißes oder transparentes) Blatt Papier und ziehe mit einem Bleistift so viele Linien parallel zu den Widmannstättenschen Kamzitbalken, wie verschiedene (wichtig: verschiedene!) Balkenrichtungen vorhanden sind. Das können ja maximal nur 4 sein. So, und jetzt ins Detail:

1) Sind vier verschieden (!) ausgerichtete Balken vorhanden, messe man die scheinbare Breite von denn dünnsten (!) und das bei möglichst vielen Kamazitbalken und berechne dann den Mittelwert daraus. Nun messe man den größten (!) Winkel zwischen zwei unmittelbar beieinander (!) liegenden Balken und multipliziere die errechnete, scheinbare Breite mit folgenden Korrekturfaktoren für den jeweiligen maximalen Winkel: 60-62°, Korrekturfaktor K = 0.97; 64-66°, K = 0.98; 68°, K = 0.99; 70°, K = 1.00; von 72-88° nimmt K kontinuierlich ab von 0.99-0.83,  und 90° hat schließlich K = 0.82.

2) Sind nur drei verschieden (!) ausgerichtete Balken vorhanden, dann sind zwei Winkel identisch oder fast gleich, während ein dritter aus dem Rahmen fällt. In diesem Fall messe und mittle man getrennt (!) die scheinbare, durchschnittliche Balkenbreite der zwei Balkenscharen, die den aus dem Rahmen fallenden Winkel einschließen und multipliziere die beiden Mittelwerte mit folgenden Korrekturfaktoren: aus dem Rahmen fallender Winkel 10°, dann K = 0.82. Bei 20°  ist K = 0.83; 30°, K = 0.85; 40°, K = 0.87; 45°, K = 0.88; 50°, K = 0.90; 55°, K = 0.92; 60°, K = 0.94; 63°, K = 0.96; 66°, K = 0.97; 68°, K = 0.98; 70°, K = 1.00.

3) Sind nur zwei verschieden (!) ausgerichtete Kamazitbalken vorhanden, dann messe man die scheinbare, mittlere Breite der beiden Scharen, ziehe aus beiden getrennt den Mittelwert, dann den Mittelwert des Ergebnisses und multipliziere mit K = 0.82.

* FROST M.T. (1965) Kamacite plate width estimation in octahedrites (Mineralog. Mag. 35, pp. 640-642).
« Letzte Änderung: Oktober 14, 2009, 23:51:47 Nachmittag von Thin Section »

Thin Section

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #8 am: Oktober 14, 2009, 22:53:51 Nachmittag »
Ich habe das mal mit Henbury, Arispe, Glorieta Mountain und Brenham ausprobiert:

a) Henbury

Errechneter Wert: 1.032
Buchwald: 0.95 ± 0.10 (0.95 + 0.10 = 1.05)

b) Arispe

Errechneter Wert: 2.24
Buchwald: 2.9 ± 0.5 ( 2.9 – 0.5 = 2.4)

c) Glorieta Mountain

Errechneter Wert: 1.08
Buchwald: 0.85 ± 0.15 (0.85 + 0.15 = 1.0)

d) Brenham (Hopewell Mounds)

Errechneter Wert: 1.07
Buchwald: ca. (!) 0.8


Viel Spaß bei Euren eigenen Berechnungen
zu der Balkenbreite bei Oktaedriten,

Bernd  :winke:

Offline ben.g

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #9 am: Oktober 15, 2009, 15:46:00 Nachmittag »
Wow. Toll Bernd!  :super:  :hut:

Was man im Hutchison so alles findet.
Ich habe dieses (m.E. sehr gute)  Buch ja auch hier rumliegen und schon öfter zu Rate gezogen, allerdings meistens zu Steinmets.
Dass da in Kap. 10 so eine Information zu finden ist, hätte ich jetzt garnicht erwartet. Prima!

Deine Werte kommen ja recht gut hin.
Ich glaube das werde ich bei Gelegenheit auch mal auspobieren.

Gruß
Ben

Offline MetGold

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Re: Kamazitbandbreiten der Pallasite?
« Antwort #10 am: Oktober 16, 2009, 17:32:09 Nachmittag »
Hallo,

weiß nicht, ob euch ein Bild von meinem Marjalahti weiter hilft. Leider nur wenige sichtbare/auswertbare Balken vorhanden!


 :winken:   MetGold
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

 

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