Autor Thema: sonderbarer Stein  (Gelesen 4292 mal)

javo1

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sonderbarer Stein
« am: Oktober 17, 2009, 16:54:41 Nachmittag »
Hallo an alle im Forum
Ich erhielt einen Link von Herrn Jäger für dieses Forum weil es um die Bestimmung eines sonderbaren Steins geht. Er fiel durch sein sonderbares Aussehen von allen anderen Steinen am Ostseestrand auf. Ich würde mich freuen wenn mir hier einer weiterhelfen könnte was das für ein Stein ist. Hier nun eine Beschreibung des Steins:
etwas kleiner als Faustgroß und 1130gr schwer
er ist nicht magnetisch
die äußere Hülle ist schiefer bis dunkelgrau, Schlackeähnliche genarbte Struktur und übersäht mit kleine goldfarbigen Punkten
der Mantel ist schiefergrau und durchzogen von kristallinen goldfarbigen Äderchen die überwiegend vom Kern nach außen verlaufen
im Stein befindet sich ein Schrumpfung oder Dehnungsriß
der Kern ist rundlich granitähnlich und hat in der Mitte rostfarbige Einschlüsse
er verströmt einen schwefelartigen Geruch ähnlich eines gezündeten Streichholzes
die Außenform war ähnlich einer länglichen Kartoffel
anbei ein paar Fotos

Peter5

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #1 am: Oktober 17, 2009, 17:09:17 Nachmittag »
Hallo javo1,

zunächst mal herzlich willkommen im Forum!  :hut:

Das dürfte sich ziemlich eindeutig um eine Markasit-Knolle handeln.  :smile:

Dazu passt nicht nur der typisch radialstrahlige Aufbau der Innenseite der einen Knollen-Hälfte, sondern auch die Beschreibung mit dem schwefelartigen Geruch, das beschriebene Gewicht etc.

Zitat
.. übersäht mit kleine goldfarbigen Punkten..

Da kommt auch nur Pyrit oder Markasit in Frage; ich habe mich für Markasit entschieden, weil ich solche Knollen kenne und die sich bisher alle als Markasit herausstellten. Eine Unterscheidung zwischen Pyrit und Markasit hinsichtlich Härtetest und Strichfarbenprüfung scheidet hier aus, da beide Mineralien gleich hart sind und einen grüngrauen bis grünschwarzen Strich aufweisen.
Markasit ist in HNO3 (Salpetersäure) löslich.

Gruß Peter5  :winke:

Peter5

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #2 am: Oktober 17, 2009, 17:18:12 Nachmittag »
Gut verschlossen aufbewahren oder mit Zapponlack-Überzug versehen, sonst zersetzt sich Markasit sehr schnell. Wenn die Zersetzung erst mal sichtbar ist, dann ist auch das Fortschreiten der Zersetzung nicht mehr aufzuhalten.  :user:

Der Fundort würde mich allerdings noch interessieren. Ist bei Bestimmungen von Mineralien per Foto eigentlich sehr oft entscheidend. :smile:

Gruß Peter5 .. :winke:

javo1

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #3 am: Oktober 17, 2009, 17:32:40 Nachmittag »
Das ging ja sehr schnell vielen Dank. Zum Fundort ist zu sagen das es am Strand westlich von Diedrichshagen höhe der Landspitze Stoltera
war.

Peter5

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #4 am: Oktober 17, 2009, 17:35:39 Nachmittag »
Danke für die Zusatzinfo. Ja das passt dann auch dazu ..hydrothermal entstanden aber trotzdem in sedimentärer Lagerstätte..  :prostbier:

Nachtrag: Na, hier wohl doch eher eiszeitliches Geschiebe an der Ostseeküste.

Gruß Peter5 .. :winke:

Offline lithoraptor

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #5 am: Oktober 17, 2009, 18:29:01 Nachmittag »
Moin javo1, Peter5 und Sammlers!

Ich schliesse mich Peter5 an, dass ist sicher eine Pyrit- bzw. Markasitknolle. Das bzw. habe ich hier mal absichtlich geschrieben, da mir ein Dozent aus der Chemie (selbst Mineraliensammler) vor einiger Zeit mal berichtete, dass er sehr viele Markasit-Knollen geröntgt habe und alle (auch die aus der Schreibkriede) Pyrit waren. Das bringt einen dann schon ins Grübeln. :gruebel: :confused:

Gruß

Ingo

Peter5

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #6 am: Oktober 17, 2009, 22:11:47 Nachmittag »
Die sog. "Markasit-Knollen" von Calais, Frankreich, die damals "im Umlauf" waren .. ja das stellte sich dann alles als Pyrit im Nachhinein heraus. Aber eine Markasit-Knolle bleibt eben immer noch eine erkennbare Markasit-Knolle und ist kein Pyrit. :winke:

Gruß Peter5

Offline lithoraptor

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #7 am: Oktober 17, 2009, 22:21:06 Nachmittag »
Moin Peter5!

Nö eben nicht. Ich spreche hier nicht von den Franzosen sondern von z.B. den (nordwest-) deutschen Schreibkreidevorkommen (etwa Lägerdorf, Kronsmoor und Hemmoor). Er sagte damals zu mir, dass er mehrere Knollen geröntgt hat (das hatte bis dato wohl noch nie einer wirklich gemacht, da die radialstrahligen Knollen immer für Markasit gehalten wurden, aber geprüft hat es keiner), aber er hat keine einzige aus Markasit gefunden. Woran willst Du es denn festmachen, ob es Markasit ist, wenn Du es nicht röntgen tust? Wenn ein Stück radialstrahlig ist und man es röntgt und es ist Pyrit, wie soll man sich denn da noch sicher sein, was es ist???

Gruß

Ingo

Peter5

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #8 am: Oktober 17, 2009, 22:25:22 Nachmittag »
Die französische Geschichte habe ich doch nur als weiteres Bsp. genannt; ich habe doch mit keiner Silbe Deine Mitteilung angezweifelt. :confused:

Gut, dann soll er halt die Knolle röntgen oder aufs Etikett schreiben: "Vermuteter Markasit oder Pyrit"!

So und jetzt kümmere ich mich um wichtigere Dinge und Du darfst künftig die "Bestimmungen" hier gerne alleine durchführen. :prostbier:

Gruß Peter5

Offline speul

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #9 am: Oktober 17, 2009, 23:08:19 Nachmittag »
Für mich kommt da noch ein anderer Aspekt in Betrachtung, Wenn die "Markasit"-Knollen aus Pyrit sind, dürften sie ja stabil sein und nicht zerfallen, oder gibt es debn Effekt auch bei Pyrit in besonderen Fällen?
Wenn nicht, wäre das ja auch eine, wenn auch ungewöhnliche und langwierige/destruktive Bestimmungsmethode.
 :gruebel:
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline lithoraptor

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #10 am: Oktober 17, 2009, 23:16:42 Nachmittag »
Moin speul!

Ich kenne ganz vereinzelt auch kleine peruanische Pyrit-Stufen, die ausblühen. Warum sie das tun (Feuchtigkeitseinwirkung etc.) kann ich nicht sagen.

Gruß

Ingo

Peter5

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #11 am: Oktober 18, 2009, 08:57:48 Vormittag »
Hallo Ingo,

hatte mich wohl anfangs auch etwas missverständlich ausgedrückt (weil ich da nur auf meinem franz. Bsp. als "scheinbares Maß aller Dinge" rumgeritten war.. schien aber nur so.. :laughing:) - habe Dich schon verstanden. ..mein Kommentar sollte eigentlich auch mehr ironisch-witzig rüberkommen.. da ist dann wohl was leicht schief gelaufen.. nur zur öffentlichen Klarstellung jetzt deshalb auch, damit das andere jetzt nicht auch missverstehen .. bin mitnichten eingeschnappt .. war wohl nur mehr der Smiley falsch gewählt..:smile:

Zitat
Wenn nicht, wäre das ja auch eine, wenn auch ungewöhnliche und langwierige/destruktive Bestimmungsmethode.

Ja, das wärs sicherlich. :smile:

Der Idealfall für eine klare Unterscheidung ohne Röntgenanalyse wäre, wenn der vermeintliche Markasit oder Pyrit - je nachdem - makroskopisch genügend große idiomorphe Kristalle für weitere Prüfungen wie zur Spaltbarkeit, zum Bruch oder zur Dichte zeigen würde.
Dann könnte man klar sagen - das ist Pyrit, weil kubische Kristallform bzw. das ist Markasit weil orthorhombische Kristallform! Aber wer kann sich schon immer Stufen mit "Bilderbuch"-Kristallen leisten?  :laughing: ..außerdem überwiegen in der Natur wohl eher mehr die verzerrten Kristalle wegen Wachstumshemnissen oder Unterbrechungen bei Stoffzufuhr etc.

Weiteres Indiz wäre die undeutliche Spaltbarkeit bei Pyrit aber die gute Spaltbarkeit bei Markasit - bringt hier auch nix, weil ich das bei radialstrahliger Aggregation (hier auch nur Pünktchen erkennbar) das wohl kaum prüfen kann - denn ich habe ja dann nur mikrokristalline xx vor mir und soweit fortgeschritten ist zumindest "meine Nanotechnologie" noch nit. :laughing:

Gruß Peter5
« Letzte Änderung: Oktober 18, 2009, 09:13:56 Vormittag von Peter5 »

Peter5

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #12 am: Oktober 18, 2009, 09:21:15 Vormittag »
Heute das Foto des Tages bei Mindat.org. ..

Bei diesem Bild könnte ich mich dafür verbürgen, dass es nur Markasit und nix anderes sein kann.. nur bereits vom Foto her .. keinerlei Zweifel!

http://www.mindat.org/photo-169209.html

Klar erkennbar das orthorhombische Kristallsystem .. und nix kubisch!  :super: ..und das dritte Mineral im Bunde, mit dem oft Pyrit oder Markasit verwechselt werden, ist der Chalkopyrit (Kupferkies), der aber zum tetragonalen Kristallsystem gehört! Da liegt allerdings auch die Härte bei nur 3,5-4.

Gruß Peter5

Offline lithoraptor

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #13 am: Oktober 18, 2009, 10:34:12 Vormittag »
 :wow: Was für ein schönes Stück!!! Ich stelle mir das ganze gerade als Großstufe in einer Vitrine vor. Das wär's doch, oder?! :fluester:

Gruß

Ingo

@ Peter5: Hattest Du schon mal Probleme mit sich zersetzenden Pyriten (Ausblühungen etc.)? Kann man da wat machen? Wie stehst Du zu den Pyritkonservierungsmittelchen aus dem Geo-Zubehör?

Peter5

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Re: sonderbarer Stein
« Antwort #14 am: Oktober 18, 2009, 10:57:23 Vormittag »
Hallo Ingo,

ja, das wär in der Tat was für die Vitrine. :wow:

Nee, mit div. Pyrit-"Ausblühungen" hatte ich noch keine Probleme - aber mit anfangs von mir nicht gut "versorgten", stark hygroskopischen (d.h. wasseranziehenden) Mineralien wie Kremesit, Kopeiskit. Hier halfen Silikagel-Kügelchen als Unterlage in gut verschlossenen Kästchen.

Dann hatte ich noch goße Probleme mit der Zersetzung meines Zirsinaliths.. wenn aber solche Zersetzungsprobleme erst mal zu sehen sind, ist es schon zu spät.. gilt auch für Markasit-Zersetzung.. diese müsste man dann am besten mit Zappon-Lack konserviert halten.

Mit Pyriten hatte ich selbst noch nie Probleme - kenne auch selbst keine Ausblühungen bei Pyriten.. daher kann ich dazu auch nix sagen.

Gruß Peter5  :winke:

 

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