Autor Thema: Systematik des Meteoritensammelns  (Gelesen 10885 mal)

Offline MetGold

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #30 am: Oktober 21, 2009, 11:29:52 Vormittag »
Hallo,

wenn ich mir ein Stück leiste, was mir entweder gut gefällt und/oder mir noch in der Sammlung/Systematik fehlt usw., dann ist es mir als Sammler schiet-egal ob ich es in 10 Jahren mit Gewinn oder Verlust verkaufen kann.

 :fluester:  Hier scheint es mir aber, als ob einigen hier die Meteorite als solches völlig egal sind und sie nur eine sichere profitable Geldanlage suchen, oder?

Mein ja man nur! - würde jetzt gsac sagen, wenn er sich dazu geäußert hätte!  :prostbier:

 :winken:   Metgold

P.S. Allerdings registriere/fotografiere/wiege/beschrifte ich meine Meteorite alle haargenau, damit nach mir (nach der Zeit namens "time to say good-bye") meine Nachkommen die Stücke nicht als unklassifiziert mit unbekannter Herkunft veräußern müssen.
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

H5P6

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #31 am: Oktober 21, 2009, 11:48:01 Vormittag »
Hallo,

ich kann es in meiner täglichen Arbeit beobachten.In Sammlerkreisen ist für seltene,besondere und ausgefallende Sammlerstücke auch ein kleines elitäres Klientel vorhanden,das sich diese kostenintensiven Stücke leistet.

Gruß Jürgen

Offline ben.g

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #32 am: Oktober 21, 2009, 12:20:57 Nachmittag »
Ja, aber dann würden sich 100-kg-Sikhotes oder 1000g-Imilac ja schon heute nicht mehr verkaufen, weil sich die eben fast niemand leisten kann. Und der Preis würde ins Bodenlose sinken. Das Gegenteil ist der Fall, die Preise sind extrem hoch. Selbiges gilt auch für NWA 011 oder 2976, von dem auf dem Markt praktisch kein Material mehr verfügbar ist. Und falls doch, schwuppdiwupp, hat es der Markt auch gleich wieder absorbiert, selbst wenn das Gramm 1000 $ kostet.

Ich denke, es gibt genügend Sammler mit dem nötigen Kleingeld, die sich seltene Mets nicht entgehen lassen. Auf den Preis wird dabei nur selten geschaut. Wer nicht so betucht ist, wird im Zweifelsfall eher Masseneisen kaufen und sich nur zu Weihnachten einen richtig teuren NWA o.ä. zulegen.

Na, dann lies meinen Beitrag nochmal genauer. Ich habe nicht behauptet, dass sich dann keine Meteorite mehr zu einem hohen Preis verkaufen lassen. Hier nochmal:

"Wenn das Zeug irgendwann wesentlich teuerer geworden sein sollte, dann wird es trotzdem nicht einfach sein daraus kurzfristig Profit zu schlagen. Wenn sich kaum noch jemand solche Stücke leisten kann, dann wirds auch schwer sie zu verkaufen. Man braucht dann u.U. schon einen sehr langen Atem."

Sollte keiner glauben, dass er dann schnell mal ein paar teure Mets verkaufen kann, wenn er Geld braucht.

Ist mir persönlich eh schnurz, denn:

...wenn ich mir ein Stück leiste, was mir entweder gut gefällt und/oder mir noch in der Sammlung/Systematik fehlt usw., dann ist es mir als Sammler schiet-egal ob ich es in 10 Jahren mit Gewinn oder Verlust verkaufen kann.

:prostbier:
Genau so läuft es bei mir auch. Aber sowas von schietegal.  :smile:

Gruß
Ben

Offline DCOM

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #33 am: Oktober 21, 2009, 12:36:44 Nachmittag »
Nennt sich in Wirtschaftskreisen "Snobeffekt". Danach wird Gütern erst ab einem gewissen Preis Beachtung geschenkt, weil davon ausgegangen wird, dass das Gut von einer breiten Schicht von Konsumenten nicht erworben wird bzw. nicht erworben werden kann. Wenn der Preis dann so stark fällt, dass das Gut jeder erwerben kann, wird es für den Snob uninteressant.

Aber, mal ehrlich, so ist es doch (nicht immer, aber gelegentlich) auch bei uns. Wenn NWA 2976 so häufig wäre, dass es als Gleisschotter Verwendung fände, wer würde sich dann noch dafür interessieren?
  

Hallo,

ich kann es in meiner täglichen Arbeit beobachten.In Sammlerkreisen ist für seltene,besondere und ausgefallende Sammlerstücke auch ein kleines elitäres Klientel vorhanden,das sich diese kostenintensiven Stücke leistet.

Gruß Jürgen

Offline DCOM

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #34 am: Oktober 21, 2009, 12:47:47 Nachmittag »
Ja, das ist schon richtig. Ein Imilac bleibt zeitlos schön und interessant, auch wenn den mal mal keiner mehr haben will (was natürlich sehr unwahrscheinlich wäre...)


Ja, aber dann würden sich 100-kg-Sikhotes oder 1000g-Imilac ja schon heute nicht mehr verkaufen, weil sich die eben fast niemand leisten kann. Und der Preis würde ins Bodenlose sinken. Das Gegenteil ist der Fall, die Preise sind extrem hoch. Selbiges gilt auch für NWA 011 oder 2976, von dem auf dem Markt praktisch kein Material mehr verfügbar ist. Und falls doch, schwuppdiwupp, hat es der Markt auch gleich wieder absorbiert, selbst wenn das Gramm 1000 $ kostet.

Ich denke, es gibt genügend Sammler mit dem nötigen Kleingeld, die sich seltene Mets nicht entgehen lassen. Auf den Preis wird dabei nur selten geschaut. Wer nicht so betucht ist, wird im Zweifelsfall eher Masseneisen kaufen und sich nur zu Weihnachten einen richtig teuren NWA o.ä. zulegen.

Na, dann lies meinen Beitrag nochmal genauer. Ich habe nicht behauptet, dass sich dann keine Meteorite mehr zu einem hohen Preis verkaufen lassen. Hier nochmal:

"Wenn das Zeug irgendwann wesentlich teuerer geworden sein sollte, dann wird es trotzdem nicht einfach sein daraus kurzfristig Profit zu schlagen. Wenn sich kaum noch jemand solche Stücke leisten kann, dann wirds auch schwer sie zu verkaufen. Man braucht dann u.U. schon einen sehr langen Atem."

Sollte keiner glauben, dass er dann schnell mal ein paar teure Mets verkaufen kann, wenn er Geld braucht.

Ist mir persönlich eh schnurz, denn:

...wenn ich mir ein Stück leiste, was mir entweder gut gefällt und/oder mir noch in der Sammlung/Systematik fehlt usw., dann ist es mir als Sammler schiet-egal ob ich es in 10 Jahren mit Gewinn oder Verlust verkaufen kann.

:prostbier:
Genau so läuft es bei mir auch. Aber sowas von schietegal.  :smile:

Gruß
Ben

Offline speul

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #35 am: Oktober 21, 2009, 14:49:04 Nachmittag »
Halo D.U.

Zitat
Nennt sich in Wirtschaftskreisen "Snobeffekt". Danach wird Gütern erst ab einem gewissen Preis Beachtung geschenkt, weil davon ausgegangen wird, dass das Gut von einer breiten Schicht von Konsumenten nicht erworben wird bzw. nicht erworben werden kann. Wenn der Preis dann so stark fällt, dass das Gut jeder erwerben kann, wird es für den Snob uninteressant.

Aber, mal ehrlich, so ist es doch (nicht immer, aber gelegentlich) auch bei uns. Wenn NWA 2976 so häufig wäre, dass es als Gleisschotter Verwendung fände, wer würde sich dann noch dafür interessieren?

Bitte sprich nicht für UNS und schon gar nicht für MICH. Ich finde auch weniger seltenes Material wie z.B. NWA 869 super! egal ob es davon nun 2 t oder 2 kg gibt, das Material ist mir nicht egal, das TKW schon eher. Auch will ich mir nicht ein Stück kaufen nur um zu sagen:
Zitat
Einen 2-kg-Campo hat wohl jeder, das ist nix besonderes. Aber ein 800g-Lamiales oder ein geschnittener 250g Taza, das ist schon was Feines... 

Zitat
müssen was hermachen und zugleich natürlich auch selten und gefragt sein.
selten sind sie eh, liegt in der Natur der Dinge, was her machen tun sie für den Nicht-Meteoritenvirus-befallenen gemeinen Bundesbürger alle nicht, und wie gefragt und wert das Material ist, siehst Du, wenn Du Dich den Tag über in der Großstadt mit Deinen Schätzen auf den Markt gestellt hast und abend Deine Kasse zählst!

Viele Grüße
speul :prostbier:
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline herbraab

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #36 am: Oktober 21, 2009, 18:01:41 Nachmittag »
Einen 2-kg-Campo hat wohl jeder, das ist nix besonderes.

The Times They Are A-Changin. Heute kann jeder einen fast beliebig großen Campo selbst im eBay kaufen. Wenn man das Zeitfenster verpasst, wird man sich später aber womöglich ärgern, dass man sich zu der Zeit, als das Material spottbillig war, nicht so einen Klotz gesichert hat. Beispiele aus jüngerer und älterer Zeit gibt's genug.

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline MetGold

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #37 am: Oktober 21, 2009, 18:10:19 Nachmittag »
ja Herbert,

genau so isses!

Besser man hat als man hätte!!!  :laughing:

... und wenn meiner wirklich im Jahr 20mg verlieren würde - was er aber momentan nicht tut - , kann man sich ausrechnen, wie viele Generationen nach mir noch daran Freude haben können!


 :winken:   MetGold
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

Offline DCOM

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #38 am: Oktober 21, 2009, 18:28:09 Nachmittag »
Hi MetGold,

heißes Teil, Dein 5-kg-Campo  :lechz:

Meiner wiegt "nur" 1,84 kg...

In meinem Fall fürchte ich nur, dass es keine Generationen in direkter Linie gibt, die sich nach mir an meinen Mets erfreuen. Da kann ich wohl froh sein, wenn mein Vermieter oder Groß-Neffe die Teile nicht in den Metallschrott kloppt, sondern so viel Gespür hat, die Dinger an jemanden zu verschenken (oder zu veräußern), der Spaß daran hat.

Grüße, D.U.


ja Herbert,

genau so isses!

Besser man hat als man hätte!!!  :laughing:

... und wenn meiner wirklich im Jahr 20mg verlieren würde - was er aber momentan nicht tut - , kann man sich ausrechnen, wie viele Generationen nach mir noch daran Freude haben können!


 :winken:   MetGold

Offline gsac

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #39 am: Oktober 21, 2009, 20:33:29 Nachmittag »
wenn ich mir ein Stück leiste, was mir entweder gut gefällt und/oder mir noch in der Sammlung/Systematik fehlt usw., dann ist es mir als Sammler schiet-egal ob ich es in 10 Jahren mit Gewinn oder Verlust verkaufen kann.

 :fluester:  Hier scheint es mir aber, als ob einigen hier die Meteorite als solches völlig egal sind und sie nur eine sichere profitable Geldanlage suchen, oder?

Mein ja man nur! - würde jetzt gsac sagen, wenn er sich dazu geäußert hätte!  :prostbier:

Speziell @ MetGold:

Ich muß z. Z. schwer schuften und finde kaum Zeit, mich zur Thematik zu äußern, aber den einen oder anderen
Satz werde ich wohl noch dazu absondern, as time goes by, vielleicht dann am Wochenende, wenn Luft ist...
Ansonsten: MetGold als mein Sammleroldie-Kollege hat recht, wie (....fast....) immer!

Letztlich ist es, abgesehen von allem Monetären, die sehr persönliche Einstellung zu den Objekten des Sammelgeschehens, die zählt, die Wahrnehmung derselben als seltene, einmalige kosmische Boten, jeder für sich ein Juwel, wenn man so will. Ich bin extrem weit davon entfernt, Esotheriker zu sein, ganz im Gegenteil bin ich eher im nüchternen Betrachten der Weltgeläufte verwurzelt, sowohl im Privatleben als auch im Beruf, aber ein angemessenes Stück Faszination mit diesem wunderbaren Stöffchen darf man sich schon mal erlauben damit!

Meinjamannur, slainthe,
:prostbier: Alex
« Letzte Änderung: Oktober 21, 2009, 20:53:01 Nachmittag von gsac »

Offline Mettmann

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #40 am: Oktober 22, 2009, 01:37:36 Vormittag »
Nein!  Sag ich.  Stollentroll :wow: und nochmals Nein! upheaval!  :lacher:

Die Meteoritensammelei kommt nur in einer Mimikry des Mineraliensektors daher,
unterscheidet sich aber substantiell!

Man kann es einfach nicht vergleichen.

Wie soll ich mich nur ausdrücken... so ein Mineraliensammler, keine Ahnung, der sucht z.B. ein bestimmtes Mineral in Form einer Stufe mit einem bestimmten Habit oder in einer ganz bestimmten Ausprägung oder in einer bestimmten Größe oder mit bestimmten Begleitmineralen oder von einem bestimmten Fundort. Und da hat er die Wahl und kann im Prinzip aus abertausenden Stufen wählen, auch kann man jederzeit zur Lagerstätte gehen, neue holen...

Bei Meteoriten ist es eher so, daß jeder einzelne und individuelle Fund für sich genommen, quasi schon das ist, was für den Mineraliensammler das Mineral ist.  Also ein Murchison, das ist bereits (das oder der, ich merks mir nie) das Krautit,
der NWA 011 ist das Bornit, der NWA 4485 das Freieslebenit und der Campo der Nasonit.

Nicht?

Es fällt sozusagen in dieser Hierarchie von Oberbegriff - "das Mineral" - oder bei den Fossilien (Ammonit, Trilobit ect) all die Millionen von Stufen und Stücken, die sich darunter versammeln und aus denen die Mineraliensammler bedienen,
die fallen weg, dieser ganze Unterbau.  Der Bilanga ist bereits "Ammonit", der NWA 4898 ist "Trilobit"...

Verstehts was ich meine?

Praktisch jeder Meteorit - ich meine jetzt nicht das tatsächliche Stück im Schrank - sondern den jeweiligen Fund oder Fall,
besitzt eine Individualität, fast hätte ich geschrieben, eine Persönlichkeit - und das meine ich nicht als bedeutungsübertragende Schwärmerei, sondern das Ding an sich.

Man kann sie im Grunde nur vergleichen, wenn man ins Mineralsammlerreich hinübermuß, mit den berühmtesten und legendären Einzelstufen. Weißt schon, diese Dinger, die jedes für sich hundertausende und Millionen kostet oder wert ist,
die in den Museen behütet sind und wenn sie auf Ausstellungen geholt werden, sich die Mineralienfreunde die Nasen platt drücken und in Verzücken verfallen und es Ereignis ist.  Also solche Exemplare, bei denen, werden ihre Namen erwähnt, jeder Sammler sofort weiß, welches Stück gemeint ist.
Nicht - jeder Mondmeteorit ist so etwas wie ein Archäopteryx. Das ist nicht, wie Amethyst und so nun suchmer uns die beste Druse raus.
Jeder Mars ist der Stern von Indien. Millbillillie das ist nicht einfach nur "Eukrit", das ist nicht "Bergkristall", sondern das ist sowas, wie nun die Bergkristallmonsterteile, die für Millionen ins Museum gehen und nicht einfach einer der aberhundertausendender Einzelstufen.

Nicht, upheaval, wenn jemand sagt NWA 011 und Spießgesellen wie de Deiner Nummer, die Du hast,
dann haben den sofort dreiviertel aller Sammler (kann auch übertreiben, sagen wir die Hälfte), genau dieses Material vor dem geistigen Auge und wissen was gemeint ist. Und erinnern sich, wie dessen Herkunft vom Merkur debattiert wurde und welcher Händler den aufgetan und daß der 100$ im mg..     

Wenn jemand Zagami sagt, oder DaG 262, oder Dho 007 oder Pultusk, oder Tieschitz oder Campo - dann weiß jeder Sammler was genau gemeint ist.
Es gibt keine "anonymen" Meteorite.
Ganz einfaches Beispiel - hier die Meteoritenrätsel im Forum. Nach jeweils einem Tag ist es gelöst. Und zwar vollständig, nicht nur was es für eine Meteoritensorte ist, sondern welcher individuelle Meteorit und wie er heißt.
Also geh auf eine Messe, kauf beim Chineser die nächstbeste Stufe, mach ein Rätsel draus, dann werdens erraten, daß es ein Calcit ist, aber daß der aus der und der Gegend jener Provinz aus dem Dörflein Bu Gaking ist, das wird keiner wissen.

Und die haben das nicht alle drauf, weil sie in der Jugend immer ins Tor mußten und in der Freizeit die Kursbücher der Deutschen Bahn auswendig lernen und keine Freunde haben oder sonstwie verschroben sind,
sondern weil es bei den Meteoriten so ist.

Gut bei den NWAs kamen bis jetzt noch sehr viele Nummern immer nach, da dauerts ein bisserl.
Aber nimmt man die Meteoriten mit Namen her, da ist diese Individualisierung noch viel ausgeprägter.
Da weiß erst recht jeder, welcher Stein gemeint ist. Da weiß dann jeder, ja bei dem und dem Scheiblein, das is doch der, wo der Nininger und der Monnig mit der Tin Lizzie zum Friedhof gfahren waren, oder der und der, an dem hat man als erstes Aminosäuren entdeckt, oder über den hat der Jefferson das gesagt oder über den haben die Gebrüder Grimm geschrieben, der hat eine Kuh derschlagen, mit dem ist Haag berühmt geworden usw..

Das sind dann sind dann Kultgegenstände oder Devotionalien in der Hinsicht.
Wovon man etwas in der Sammlung haben will.
Das sind dem Wesen nach Sammlungsgüter wie das Feldbett Napoleons, Elvissens Stirnlocke, Himmelsscheibe von Nebra, Jimmy Deans Porsch..

Das mag für Dich neu sein, Upheaval, und es ist auch nicht ohne weiteres erkennbar, weil eben die Dinger sogar im Ebay gehandelt werden, wo zwar schon mal der Golf vom Papst vorbeikommt, aber die Totenmaske des Agamemnons oder der Blaue Wittelsbacher eben eher seltener
und weil es zu Deiner Überraschung, nachdem Du das gelesen hast, auch nix koscht.

Wieiviel Hundertausende oder Millionen Mineralien- oder Fossiliensammler gibts wohl auf der Welt?
Bei Meteoriten, es ist wahnsinnig schwer abzuschätzen. Also ich mein jetzt, jemand, der mehr als einen einzigen Meteoriten als bloßes Kuriosum hat - nicht, einer der sichne Sandrose auf die Kommode stellt, ist ja nun noch kein Mineraliensammler.
Der harte sichtbare Kern, das sind vielleicht keine 1000 Leut auf der Welt, insgesamt, man weiß es nicht, 2000 oder 5000 sogar?  Und dabei noch paar hundert Wissenschaftler und Studenten.

Nicht, wenn Du auf Messen gehst - oder geh nach Tucson, da sind 10.000 Händler, aus allen Ecken springen Dich die Killerstufen, die Saurier an - und in diesem ganzen Babel, da findest dann vielleicht 20 Meteoritenhändler, die dann schon dreiviertel oder zwei Drittel der wichtigsten Akteure auf dem Meteoritenweltmarkt darstellen und grosso modo alle Meteorite, wo gibt produzieren.
Also ein wesentlich exklusiverer Zirkel, als die Topdiamantenhändler oder Antikenhändlermafia.

Warum ist das so, Upheavel?

Weil die Meteorite über das vorstellbare Maß hinaus selten sind.
Es ist Dir wesentlich leichter, einen kompletten Saurier ins Vestibül zu stellen, als einen Acapulcoiten oder einen Eukriten aufzutun.

Denn von was reden wir?
Du bist noch teilweise gepolt auf Campo, Sikhote, Canyon, Gibeon - das sind die Rrrriesenfälle, von jedem dieser wurde ja ein vielfaches gefunden dessen, was man insgesamt in der Antarktis und in den Wüsten gefunden hat.
Das irritiert natürlich auch noch, weil man meint, die anderen Meteorite würden in ähnlichem Maß verfügbar sein.
Aber wennst schaust, es werden im Jahr weeeeeeesentlich weniger Meteorite gefunden, als von der rarsten Trüffelsorte.

Wir reden zum Bsp beim Oman, das ist das drittproduktivste Meteoritengebiet nach Sahara und Antarktis,
von einer Gesamtmenge von 6 Tonnen an Meteoriten, die dort in den 10 Jahren nur gefunden wurde.
Den gesamten Oman, mit seinen 2000 Nummern, den bringst in den kleinen Umzugslaster hinein (und da ist dann noch viel Platz, Steine sind sehr dicht und kompakt), den Du mit Deinem Pkw-Führerschein fahren derfst. Und vom Volumen her das, was ein einziger mittlerer Großhändler lokker auf jede Messe karrt.
Und da ist naturgegeben fast alles alte Chondrite, was wir gelegentlich scherzhaft Gleisschotter nennen.

Bei der Sahara, also zwo Drittel des Afrikanischen Kontinents, da muß man bisserl extrapolieren, aber was da in 20 Jahren und es gibt nicht nur NWA gefunden worden ist, in diesen Weiten, das dürften 2-3 Lastwägen sein, was bringt man auf die größeren Sattelschlepper drauf, die ham so Zuladungen von 30 Tonnen.
Und diese zwei, drei Fuhren - da nimmst den Globus her und verteilst es auf den gesamten Elefantenkopf von Afrika und zwar dorthin, wo eh schon alles voll mit Steinen liegt.
Des findst erst einmal!  Und von den Fuhren, da sind 7 Tonnen NWA 869, 1-2 Tonnen dieser El Haggouina und eben wiedrum fast alles Gleisschotter. Nicht?  Die häufigste Achondritenklasse, das sind die Eukrite - da hammer keine 3 Zentner aus 20 Jahren Sahara.

Deswegen ist es ja auch so unendlich hirnverbrannt, was da ein paar dieser durchgeknallten Wissenschaftler nun machen, und erfolgreich fordern, daß niemand außer ihnen mehr suchen darf.
Das kommt halt auch davon, daß die wohl auch von der Ausbildung her aus der Mineralogie kommen und eben das Mineralienwesen und Fossilienwesen auf die Meteorite bewußt oder unbewußt übertragen und meinen Meteorite seien so erhältlich wie Mineralien und Fossilien und kein Gespür und kein Wissen um die eigentliche Seltenheit haben.
So ists in Australien geschehen, Meteorite unters selbe Gesetz wie Fossilien und Meteorite,
und danach hams gemerkt, hopserla - jetzt gibts auf einmal überhaupt keine Meteorite mehr bei uns!

Aus diesem Grunde konstituieren sich auch die Meteoritensammler etwas anders als die Strahler und Fossilienfreunde.
Bei Meteoriten ist es eben nicht möglich, daß man hobbymäßig mal am Wochenende in die wohnortnahen Aufschlüsse und Kiesgruben geht und dort klopft und schaut, was man alles findet und sich freut, wenn mal ein besonders schönes Exemplar dabei ist - oder seinen Urlaub so plant, daß man dahin reist, wo es mineralogisch gesehen besonders interessante Ecken gibt und sich dann den Koffer voller Handstücke lädt.

Bei Meteoriten, da kannst bei Dir zur Haustür nausgehen und kannst für den Rest Deines hoffentlich langen Lebens jeden Tag von Sonnenaufgang bis -untergang suchen - Du wirst Gold und Edelstein finden, archäologische Sensationen - aber niemals einen Meteoriten.
Willst einen Meteoriten finden, so mußt in die Antarktis fliegen oder in den Oman oder in der Sahara wochenlang herumfahren, um überhaupt einmal eine handvoll Gleisschotter zusammenzubekommen.

Deswegen haben wir bei den Meteoriten eben nicht die tatkräftigen Sammler in der Breite, wie man sie bei den Mineraliensammlern hat, die jederzeit schnell den Hammer zur Hand ab ins Gelände marschieren.

So ist das mit den Meteoriten
und somit bist Du bereits, upheaval, ohne es freilich zu wissen, mit Deinem Sikhote oder Deinem Campo
der vollkommene Ooooobersnob!
Weil es Dinge sind, die viel schwerer zu erlangen sind, als das, was andere Snobs so zu sammeln pflegen.

Das Meteoritesammeln an sich, das ist eine furchtbare exklusive Angelegenheit - aber das Schöne daran ist ja, daß es fast völlig frei ist von Snobismus und anderem dümmlichen Dünkel.

Es gab vielleicht ein paar, denen dieser plötzliche Umbruch von den klassischen Zeiten zu dem Wüstenglück nicht geheuer war,
und als eine Art Schutzmechanismus die Libyer und dann die NWAs zunächst nicht an sich herangelassen hatten und sie als Meteorite zweiter Klasse abgestempelt hatten - aber das hat sich ganz schnell gelegt, alsse dann gemerkt, was für phantastisches Material da ankam und was für Möglichkeiten sich da für sie eröffneten.
Glaub, von diesen Erzkonservativen, da sind eh nur zwo, drei Krauderer übriggeblieben.

Daher:
Zitat
Wenn NWA 2976 so häufig wäre, dass es als Gleisschotter Verwendung fände, wer würde sich dann noch dafür interessieren?


...natürlich jeder! Ausser er hätte eine so engen Sammlungsfokus, daß er partout nicht hineinpassen täte.

Daß ein phantastisches Matrial billig ist, hält niemanden davon ab, es seiner Sammlung einzuverleiben!
Im Gegenteil!  Da sind alle herzlich froh drum!
Wir haben doch viele solcher Meteorite - so aussem Stehgreif nimm den Dho 007 her, das ist ein aussergewöhnlicher Eukrit, a cumulate one, mit phantastischen Eigenheiten und sehr frisch - also vom Material her eigentlich ein Stöffchen der 50$/g Klasse. Den ham die Finder so uffe Markt geworfen, daß der auf 2-3$ runtergerasselt ist.
Trotzdem bzw. gerade deswegen hat ihn jetzt jeder in der Sammlung.

Die haben schon die Reife, die Sammler, daß sie das Material um seiner selbst willen schätzen.

Gibt bestenfalls Irritationen, hammer letztes Jahr beim Brachiniten gemerkt, daß wenn etwas neues ungewohnt billig angeboten wird, wir hatten den ja im Ggs zu allen andern Brachiniten, die 200-400$/g kosten, frech für 65$ ausgeschrieben, daß da mit dem Material irgendwas faul sein könnt.
Und - aber das ist kein Snobismus - sondern ein einfacher Denkfehler, öfters denken Sammler, daß wenn ein Meteorit billig oder sehr billig ist, daß dann keine Eile geboten sei und man sich Zeit lassen könne und später mal ein Stück sich holen könne.
Was sehr oft so endet, daß halt dann der Meteorit irgendwann mal durch ist und dann eben schon wieder deutlich teurer.

Also Snobismus gibts nicht - jahaaa selbst iiiich hab einen Canyon Diablo daheim rumstehen
und - aaaah wie lange hab ich mich auf dieses sensationelle Outing gefreut, ihihi - und ich habe IMMER einen Campo gehabt!!   :baetsch:

Und wäre ja auch Schwachsinn.

Nicht, weißt was vor 100 Jahren vom Preis her der hinterletzte Dreck war? 
Das war der Alfianello bei den Steinen und das war der Elbogen bei den Eisen.
Heute zählt Elbogen zu den allerteuersten Eisen, die es gibt, gern in der 400$/g-Liga
und Alfianello ist eben falls teurer als viele seiner damaligen historischen Zeitgenossen.

Und fürn Campo - Campo war damals von allen Eisen mit das edelste, was man hat bekommen können,
weit vor Toluca, Gibeon usw.usf. - für Campo hast damals umgerechnet über 150$ im Gramm anlegen müssen.


Zitat
...Minerale sammeln vergleichen. Die Zahl der Mineralsammler in Deutschland (und Europa) nimmt ständig ab
@stollentroll

Also die Zahl der Meteoritensammler ist in den letzten 20 Jahren stark gestiegen und steigt weiter.
(Schad daß im Forum bei den Umfragen nie einer mitmacht, sonst könnte man da ein Altersprofil gewinnen)
Merkt man auch an den steigenden Preisen der letzten 3 Jahre auch auf dem Nichtwüstensektor.
Hptsl. weil durch das Internet dieses exotische Hobby überhaupt erst bekannt geworden ist
und natürlich diese neuen Mengen an Material herangeschafft wurden, sodaß es eben auch so viele niederschwellige Angebote gibt.  Und natürlich die Öffentlichkeitsarbeit der Sammler und Händler hat ihr übriges getan.
(Nen, Arnold&Notkin haben ja grade eine 30-folgige Meteoritenshow im Farbfernsehen gekriegt, das generiert sicher gleich wieder einen Haufen Neusammler).

Und auf die Fundraten und die Neufallauffindungen hat sich das auch mehr als prächtig durchgeschlagen.

Was halt jetzt das akute Problem ist, daß ein Grüppchen von eifersüchtigen Wissenschaftlern in jedem Land Verbote durchpeitscht.

Dann wirds in der Tat so sein, daß sich die Entwicklung umkehrt, daß es keine Meteorite mehr geben wird, daß die Sammler wegbrechen, weil es sich verteuern wird, daß die Forschung zurückgefahren werden wird (da muß ich Dir in dem andern Thread noch widersprechen, so düster, wie Du es aus Deinem Institut schilderst, ists bei vielen andern, zumindest bei den spezialisierteren und v.a. auch im Ausland,  beleibe nicht!)
und daß mittelfristig dann auch Institute geschlossen werden müssen (und was mich dabei ärgert, für die, die das letztendlich angerichtet haben werden, da findet sich immer noch ein Pöstchen zum bequemen durchfretten).

Gute Nacht!
 :prostbier:
Mettmann










"If any of you cry at my funeral,
I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

Offline ben.g

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #41 am: Oktober 22, 2009, 05:03:49 Vormittag »
Hallo Mettmann  :winke:

Ich möchte das, was du über die Einzigartigkeit eines jeden Meteoritenfalls gesagt hast, ein klein wenig ergänzen.

In der Tat gibt es diesen wesentlichen Unterschied zwischen Mineralien und Meteoriten. Erstere haben nur einen Typus und einen Fundort, während Meteorite auch immer Teil eines historischen Ereignisses sind. Die Bedeutung die man diesem beimisst, ist jedoch durchaus unterschiedlich.


Es gibt es bei den meteoritischen Sammelkriterien ein "unten" und ein "oben". Mit "unten" meine ich den Fall auf die die Erde (Wo, Wann, Unter welchen Umständen) und mit "oben" die Herkunft (Typus, Ursprungskörper, Genese). Wohin jeder einzelne nun verstärkt den Blick richtet ist natürlich individuell. Ich bin eher der "oben"-Typ und mir will scheinen du legst ein wenig mehr Wert auf das "unten" als ich. Ich stelle da einfach mal zwei Zitate von uns beiden gegenüber:

"Das was einen Met ausmacht, was ihn so außergewöhnlich, so anders, so außerirdisch macht, das muss ich wahrnehmen können. Ich brauche Chondren, Inklusionen, Linien, Regmaglyten und all das Zeug. Ich kann mit einem Individual, das aussieht wie jeder andere irdische Stein genauso wenig anfangen, wie mit einer Scheibe wo man nix drin sieht. Und ein Stück, das man auch mit Lupe kaum sieht ist auch nix für mich. [...] Andere Dinge sind mir weit weniger wichtig. Ob das Ding nun selten ist oder nicht, ist für mich zweitrangig. Und wo es hier unten gelandet ist, interessiert mich nicht. Eher schon wo es herkommt." (ben.g)

"[...] Da weiß dann jeder, ja bei dem und dem Scheiblein, das is doch der, wo der Nininger und der Monnig mit der Tin Lizzie zum Friedhof gfahren waren, oder der und der, an dem hat man als erstes Aminosäuren entdeckt, oder über den hat der Jefferson das gesagt oder über den haben die Gebrüder Grimm geschrieben, der hat eine Kuh derschlagen, mit dem ist Haag berühmt geworden usw.. Das sind dann sind dann Kultgegenstände oder Devotionalien in der Hinsicht. Wovon man etwas in der Sammlung haben will. Das sind dem Wesen nach Sammlungsgüter wie das Feldbett Napoleons, Elvissens Stirnlocke, Himmelsscheibe von Nebra, Jimmy Deans Porsch.." (Mettmann)


Man sieht den Unterschied zwischen beiden Schwerpunkten recht schön an den Labels. Es gibt Sammlungen in denen recht viele unscheinbare Steine vorhanden sind. Alle haben aber eine ganz besondere eigene Geschichte. Wenn in einer solchen Sammlung nun die Labels verlorengehen ist das eine Katastrophe. Jedes Stück hat dann plötzlich seine Identität und damit seine Bedeutung verloren. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich fast alle meiner Mets wieder identifizieren könnte, falls meine Labes verloren gehen würden. (Gott bewahre mich davor, dass das jemals passiert)

Dass ich so und nicht anders ticke, mag auch daran liegen, dass ich erst seit kurzem dabei bin. Jemand der - wie du - über die Jahrzehnte mit der Meteoriterei großgeworden ist, hat da naturgemäß einen ganz anderen Bezug zu den historischen Ereignissen. Ich merke aber schon, wie inzwischen auch mein Interesse mehr von der Geschichte (und den Geschichten) der Meteorite angezogen wird. Insofern gilt mein Zitat von oben (...und wo es hier unten gelandet ist, interessiert mich nicht...) nicht mehr ganz so stark. Das Wo, Wann und Wie ist mittlerweile auch stärker in mein Blickfeld geraten. Frag mich in ein, zwei Jahren nochmal danach...


Naja und neben den Historikern und den Genetikern gibt es dann natürlich noch die Systematiker.
Jeder dieser Schwerpunkte hat seine Berechtigung. Es gibt kein richtiges oder falsches Sammeln.

Gruß
Ben



Offline ben.g

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #42 am: Oktober 22, 2009, 08:00:15 Vormittag »
Na, schnell noch zwei kleine Ergänzung, bevor man mich evtl. missversteht:
Das "unten" und "oben" ist selbstredend keinesfalls wertend gemeint, sondern räumlich. Von oben kommt er, nach unten fällt er.
Und natürlich schließen sich beide Vorlieben nicht aus.

So... aber nun ans Tageswerk.  :user:

Gruß
Ben  :winke:

Offline stollentroll

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #43 am: Oktober 22, 2009, 11:05:53 Vormittag »
Zitat
Die Meteoritensammelei kommt nur in einer Mimikry des Mineraliensektors daher,
unterscheidet sich aber substantiell!
Nicht so sehr. Außerdem bestehen Meteorite doch aus Mineralen ....  :einaugeblinzel:

Zitat
Wie soll ich mich nur ausdrücken... so ein Mineraliensammler, keine Ahnung, der sucht z.B. ein bestimmtes Mineral in Form einer Stufe mit einem bestimmten Habit oder in einer ganz bestimmten Ausprägung oder in einer bestimmten Größe oder mit bestimmten Begleitmineralen oder von einem bestimmten Fundort.
Es gibt natürlich Mineralsammler, die so sammeln. Gibt es aber bei den Meteoritensammlern auch. Da wird eben ein Meteorit mit einem bestimmten Habit oder in einer ganz bestimmten Ausprägung oder in einer bestimmten Größe gesucht, z.B. ein Sikhote Alin mit schönen Regmaglypten oder ein Wüstenfund mit Schmelzkruste oder ein orientiertes Stück usw. Da ist also kein Unterschied zu den Mineralsammlern.
Außerdem gibt es auch Mineralsammler, die systematisch sammeln, und wo der Fundort oder die Ästhetik nicht im Vordergrund steht, sondern nur das Mineral an sich.

Zitat
Und da hat er die Wahl und kann im Prinzip aus abertausenden Stufen wählen, auch kann man jederzeit zur Lagerstätte gehen, neue holen...
Schön wäre es. Es gibt massenhaft erloschene Fundstellen, geschlossenen Bergwerke, abgesoffene Steinbrüche, da gibt es keinen Nachschub. Viele Minerale sind auch nur einmal und nie wieder gefunden worden ……

Zitat
Bei Meteoriten ist es eher so, daß jeder einzelne und individuelle Fund für sich genommen, quasi schon das ist, was für den Mineraliensammler das Mineral ist.  Also ein Murchison, das ist bereits (das oder der, ich merks mir nie) das Krautit, der NWA 011 ist das Bornit, der NWA 4485 das Freieslebenit und der Campo der Nasonit.
Ja, das würde ich auch so sehen dass man das etwa vergleichen kann. Aber es gibt derzeit nur 4600 verschiedene Minerale und viel mehr verschiedene Meteorite …..  :einaugeblinzel:

Zitat
Praktisch jeder Meteorit - ich meine jetzt nicht das tatsächliche Stück im Schrank - sondern den jeweiligen Fund oder Fall,
besitzt eine Individualität, fast hätte ich geschrieben, eine Persönlichkeit - und das meine ich nicht als bedeutungsübertragende Schwärmerei, sondern das Ding an sich
Da kann ich auch voll zustimmen, aber jeder Mineralsammler wird Dir sagen, dass es bei den Mineralen genauso ist. Da ist die Entdeckung, die Benennung nach z.T. bedeutenden Wissenschaftlern, da steckt bei einigen Wissenschaftsgeschichte drin …..
Sieh Dir z.B. mal die Geschichte von Kolbeckit an, eine verworrene Story mit gefälschten Stücken, falschen Analysen, Mehrfachbenennungen und Mehrfachdiskreditierungen:
http://tw.strahlen.org/typloc/kolbeckit.html
Oder Argyrodit und Uraninit, da steckt Wissenschaftsgeschichte drin, z.B. die Bestätigung der Voraussagen von Mendelejeff bei der Entwicklung des Periodensystems und die Entdeckung neuer Elemente:
http://tw.strahlen.org/typloc/argyrodit.html
http://tw.strahlen.org/typloc/uraninit.html

Zitat
Man kann sie im Grunde nur vergleichen, wenn man ins Mineralsammlerreich hinübermuß, mit den berühmtesten und legendären Einzelstufen. Weißt schon, diese Dinger, die jedes für sich hundertausende und Millionen kostet oder wert ist, die in den Museen behütet sind und wenn sie auf Ausstellungen geholt werden, sich die Mineralienfreunde die Nasen platt drücken und in Verzücken verfallen und es Ereignis ist.  Also solche Exemplare, bei denen, werden ihre Namen erwähnt, jeder Sammler sofort weiß, welches Stück gemeint ist. Nicht - jeder Mondmeteorit ist so etwas wie ein Archäopteryx. Das ist nicht, wie Amethyst und so nun suchmer uns die beste Druse raus. Jeder Mars ist der Stern von Indien.
Nun, dass muss man etwas relativieren. Klar, einen Amethyst kann man nicht mit einem Mondmeteoriten vergleichen. Aber, ich brauche nur an eines der von mir entdeckten Minerale zu denken: Ronneburgit. Das „Streufeld“ auf der Halde bei Ronneburg haben wir abgesucht, die Halde existiert inzwischen nicht mehr, es gibt nichts weiteres mehr von  diesem Material als die damaligen Funde. Die gesamte Menge an dem Mineral, die damals gefunden wurde, lag bei schätzungsweise unter 0,2 Gramm. Mehr existiert weltweit nicht.
Oder, mein vorletztes neues, der Wakefieldit-(La) von Friedrichroda in Thüringen. Gefunden wurden vielleicht 6 Milligramm (!!!). Davon wurden etwa 2 Milligramm für die ganzen notwendigen Analysen verbraucht (chemische Analysen, Röntgen, Strukturanalyse, optische Daten, physikalische Eigenschaften), dann musste (wie bei den Meteoriten) etwas Material in einer öffentlichen Sammlung hinterlegt werden. Bleiben etwa 2 Milligramm übrig.
Dagegen sind selbst alle Monde und Märse "Massenware".  :einaugeblinzel:

Zitat
Ganz einfaches Beispiel - hier die Meteoritenrätsel im Forum. Nach jeweils einem Tag ist es gelöst. Und zwar vollständig, nicht nur was es für eine Meteoritensorte ist, sondern welcher individuelle Meteorit und wie er heißt.
Also geh auf eine Messe, kauf beim Chineser die nächstbeste Stufe, mach ein Rätsel draus, dann werdens erraten, daß es ein Calcit ist, aber daß der aus der und der Gegend jener Provinz aus dem Dörflein Bu Gaking ist, das wird keiner wissen
Das kann man so nicht vergleichen, und deine Meinung von den Fähigkeiten der Mineralsammler ist viel zu schlecht. Stell hier irgendeinen von den tausenden gewöhnlichen Chondriten ein, sagen wir ein L5 oder ähnliches, eine verwitterte Teilscheibe ohne charakteristische Merkmale, und es wird mit dem Stück hier im Forum genauso gehen wie in einem Mineralforum mit einem Calcit ohne charakteristische Merkmale oder Paragenese.
Aber nimm etwas spezielles, charakteristisches, und die Leute werden es erkennen. Das Bild unten nur als Beispiel, das in einem Mineralforum, und das Rätsel, was es ist und von wo, wäre innerhalb von einem Tag gelöst. Ich würde wetten, auch hier im Forum gibt es welche, die das wissen.

Zitat
Aber nimmt man die Meteoriten mit Namen her, da ist diese Individualisierung noch viel ausgeprägter.
Da weiß erst recht jeder, welcher Stein gemeint ist. Da weiß dann jeder, ja bei dem und dem Scheiblein, das is doch der, wo der Nininger und der Monnig mit der Tin Lizzie zum Friedhof gfahren waren, oder der und der, an dem hat man als erstes Aminosäuren entdeckt, oder über den hat der Jefferson das gesagt oder über den haben die Gebrüder Grimm geschrieben, der hat eine Kuh derschlagen, mit dem ist Haag berühmt geworden usw..
Das gibt es bei Mineralen auch. Sag einem Mineralsammler, dass du einen schönen Roselit von Schneeberg oder einen Argyrodit von der Grube Himmelsfürst hast, und jeder weiß bescheid. Oder Stücke aus berühmten Sammlungen oder mit alten Etiketten. Da gibt es auch keinen Unterschied zur Meteoritensammelei.

Zitat
Also die Zahl der Meteoritensammler ist in den letzten 20 Jahren stark gestiegen und steigt weiter.
Solange das Angebot noch da ist und die Preise noch in dem Rahmen, wird das auch so bleiben. Aber sobald das Angebot knapp wird und die Preise stark steigen, wird sich das mit einigen Jahren Verzögerung ändern. Die Meteoritensammelei wäre sonst das einzige Hobby, bei dem eine Verknappung und Preissteigerung mit ständig steigenden Sammlerzahlen einher geht.

Viele Grüße,
Thomas

Offline lithoraptor

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Re: Systematik des Meteoritensammelns
« Antwort #44 am: Oktober 22, 2009, 11:24:17 Vormittag »
Moin Sammlers!

Ein wenig Widerspruch bezüglich der Aussagen von Martin mal von mir:

Und da hat er die Wahl und kann im Prinzip aus abertausenden Stufen wählen, auch kann man jederzeit zur Lagerstätte gehen, neue holen...

Das ist eben ein völliger Irrglaube: Mal ganz davon ab, dass auch große Lagerstätten irgendwann mal ausgebeutet sind und dann nix mehr nachkommen kann. Es ist beim Sammeln von Mineralien gängige Praxis, dass bestimmte Minerale, Mineralparagenesen etc. nur sehr lokal innerhalb einer Fundstelle vorkommen. Das liegt zum Beispiel daran, dass es bestimmte Minerale nur in bestimmten Oxidationsbereichen in einer Lagerstätte gibt. Im Extremfall kann es sein, dass bestimmtes Material nur in einem einzigen Gang oder einer einzigen Kluft vorkommt und dann gar nicht mehr. Das liegt dann einfach daran, dass bei der Diagenese nur hier ein entsprechendes chem. Milieu herrschte. Da gibt es dann eben nicht nahe zu beliebig viel Stufen (sondern nur eine Hand voll). Da gilt dann dat Selbe wie für einen NWA 011 oder NWA 4233: Wenn es weg ist, dann ist es weg und man bekommt es auch nicht wieder. Man darf einfach nicht alle Minerale über einen Kamm scheren.
Was für Minerale gilt, dass gilt in so mancher Hinsicht auch für Fossilien: Wie viele Fossilien von Archaeopteryx lithographica (mal gewählt, da sehr bekannt) gibt es? 11 Stück, wenn man alle fragmentarische Reste und Federn mit zählt?! Das ist doch fast nix, aber machen wir mal weiter:
Xenusion auerswaldae (kennt kaum einer, daher hier mal ein schneller Wiki-Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Xenusion), da gibt es nur zwei Exemplare (wenn ich mich recht erinnere, dann ging ein drittes Fundstück im Krieg verloren). Die kennt man nur aus dem Geschiebe, das Anstehende kennt man nicht bzw. kommt nicht wirklich ran, um mal zu prüfen WAS und WO!!!
Nujaaaa und ein letztes Beispiel sei mir erlaubt und da nehmen wir mal schnell die "Ida" her. Wurde hier im Forum ja auch schon diskutiert: http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3806.0 Nun ist "Ida" doch weit weg vom Menschen, aber es ist einzigartig und darauf kommt es mir hier an. Zu bemerken ist natürlich noch, dass es nur eine winzige Auswahl von Funden auf deutschem Boden war, weltweit gesehen gibt es dieser Besonderheiten noch weit mehr.
Nun verhält es sich mit solchen Stücken noch ein wenig anders, denn man hat nix mehr (oder eben auch nicht mehr) davon, wenn man sie schneidet. Man kann sie daher auch nicht einer größeren Menge von Sammlungen zugänglich machen (von Abgüssen mal abgesehen)...

Das war es schon...

Gruß und gute Jagd, wonach Euch auch immer ist...

Ingo

P.S. Den Beitrag vom stollentroll habe ich noch nicht gelesen, aber ich denke, der wird ähnlich...

 

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