Autor Thema: Mein Muonionalusta suppt!  (Gelesen 34823 mal)

Offline DCOM

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Mein Muonionalusta suppt!
« am: November 10, 2009, 16:27:58 Nachmittag »
Hi!

Gestern Abend habe ich nach dem Umräumen meinen Muonionalusta mal wieder etwas genauer betrachtet. Dabei fiel mir auf, dass die schöne orange-gelbe Kruste, die Ihr auf dem unteren Bild seht, zusehends von bräunlich-schwarzen Flecken durchsetzt ist, außerdem sieht man auf der Oberfläche kleine braune Flüssigkeitströpfchen, die er vermutlich aus dem Inneren "ausschwitzt"  :eek:

Frage, ist das normal? Fault er jetzt von innen heraus zusammen? Wie kann ich ihn retten? Soll ich ihn ein paar Stunden lang bei 90°C in den Trockenschrank legen, damit die Feuchtigkeit aus dem Inneren verschwindet?



Grüße, D.U.

Plagioklas

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #1 am: November 10, 2009, 16:53:18 Nachmittag »
Es ist das typische Rostphänomen was hier alle fürchten  :eek:. Mets ziehen wasser und dagegen kommt man nur mit aufwändigen Trockenmitteln an.

Bei deinem Exemplar wird allerdings auch ne Trocknung falsch sein, da sich dann die dicke "patina" ablösen wird. Er müsste eigentlich in dem erdboden gelagert werden, wo er herkommt  :auslachl:.

Offline Dave

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #2 am: November 10, 2009, 17:01:54 Nachmittag »
Das was jetzt passiert ist, ist genau das, was schon einige hier gesagt hatten, was passieren könnte. Nun ich weiß leider auch nicht was man da so machen kann.
Schade ist es, denn mit dieser gelben Kruste sieht er ganz nett aus. :crying:

PS: das ist ganau der Grunde, warum ich keine rostanfälligen Eisen habe. :traurig:

Offline DCOM

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #3 am: November 10, 2009, 17:09:47 Nachmittag »
Es ist das typische Rostphänomen was hier alle fürchten  :eek:. Mets ziehen wasser und dagegen kommt man nur mit aufwändigen Trockenmitteln an.

Bei deinem Exemplar wird allerdings auch ne Trocknung falsch sein, da sich dann die dicke "patina" ablösen wird. Er müsste eigentlich in dem erdboden gelagert werden, wo er herkommt  :auslachl:.

Ach, Du meinst, ich sollte ihn am besten gleich in der Sauna lagern? :gruebel:

Nein, im Ernst: Ich habe den Eindruck, die Feuchtigkeit kommt von Innen. Dass er Feuchtigkeit "zieht", kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Aber vielleicht hat Mirko einen Tipp? Eher trocken oder eher feucht lagern? Oder vielleicht einfetten?

Offline ironsforever

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #4 am: November 10, 2009, 17:29:55 Nachmittag »
Hallo d.u.,

das hat ja nicht sehr lang gedauert. Du hattest den Klotz ja erst vor ca. einem Monat hier vorgestellt und wir hatten schon prognostiziert, dass es Probleme geben könnte. M.E. gibts keine Rettung, offenbar hast Du leider doch ein sehr rostanfälliges Stück ergattert.
Ich würde ihn schnellstmöglich an einen Mekong-Eisen-Verkäufer nach China verkloppen :einaugeblinzel:.

Gruß,
Andi

ironmet

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #5 am: November 10, 2009, 17:32:22 Nachmittag »
Hallo D.U.,

na auf jeden Fall trocken lagern.
Trocken ist das A und O !!
Das was Du jetzt beschreibst ist ein Ergebnis davon,das die Salze,die sich in dem
shale Mantel befinden,anfangen Feuchtigkeit aufzunehmen.
Ist ja kein Geheimnis,das Chloride bzw. Salze Wasser wie ein Magnet anziehen!
Und feuchte Chloride sind der Tot für Eisen.
(Winter-gesalzene Straßen-Auto rostet schneller!)
Ich würde das Stück jetzt im Backofen vortrocknen oder eben Trockenschrank,
je nachdem was Dir zur Verfügung steht.
Danach am besten in eine "Clip and close" Box zusammen mit Silicagel.
Wenn Du das Eisen noch warm in die Box gibst,hat es den Vorteil,das Du zudem einen Unterdruck erzeugst,
wenn das Eisen dann von 80°C langsam in der geschlossenen Box abkühlen kann!
Silicagel ist sensibler als Salz und beansprucht die ganze Feuchtigkeit für sich.
Der erwünschte Erfolg ist,das die Chloride zwar immernoch im Meteoriten vorhanden sind,
aber das Stück keine Chance hat zu rosten,weil die Feuchtigkeit fehlt.
Eisen+Wasser+Sauerstoff=Rost
Eisen+Sauerstoff (ohne Wasser) = kein Rost
Eisen+Wasser (ohne Sauerstoff) = auch kein Rost

Ähnlich verhält es sich auch bei den Eisen-Scheiben.
Wenn die Silicagel-Perlen dunkel und somit gesättigt sind,fangen die Chloride im
Meteoriten wieder an Feuchtigkeit aufzunehmen und die Eisen-Scheibe rostet aus feinsten Rissen
und Spalten.
Daher immer möglichst trocken lagern.
Selbst ein suppender Ghubara gibt bei Lagerung mit Silicagel endlich Ruhe!

Viele Grüße Mirko

Plagioklas

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #6 am: November 10, 2009, 17:42:00 Nachmittag »
Nach der Backofenbehandlung ist die gelbe schicht aber auch gleich mit weg (Abgebröselt).

Aber es scheint so als ob du keine andere Wahl hast, als dich von dieser zu verabschieden.

ironmet

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #7 am: November 10, 2009, 17:45:53 Nachmittag »
Hallo Plagioklas,

ich hatte vorhin schon gegrübelt,warum Du geschrieben hattest,das der Klotz seine
gelbe Aussenschicht verliert.
Jetzt hast Du nochmals darauf hingewiesen.
Wieso sollte die sich ablösen??  :gruebel:

Viele Grüße Mirko

Offline ben.g

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #8 am: November 10, 2009, 17:46:05 Nachmittag »
Hallo Darwin

...Ich habe den Eindruck, die Feuchtigkeit kommt von Innen. Dass er Feuchtigkeit "zieht", kann ich mir eigentlich nicht vorstellen...

Was da rauskriecht ist eine wässrige Lösung von Eisenchlorid. Die im Met eingelagerten Chloride ziehen das Wasser der Luftfeuchtigkeit an, lösen sich darin und treten dann als Lawrencit (grünlich) und Molysit (rötlich) nach außen. Auf dem Weg nach außen machen sie dann nach und nach dem Met den Garaus.
Mein Beileid.

Gruß
Ben

Plagioklas

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #9 am: November 10, 2009, 18:03:07 Nachmittag »
Wenn eine dicke im nassen Grund an eisen gebildete Rostschicht trocknet, dann schumpft sie durch wasserverlust geringfügig zusammen. Da das Eisen nicht mitschrumpft leidet die Haftung und Kontraktionsrisse bilden sich. Sie fällt dann einfach ab.

Eisenstücke, die man draußen findet (Pseudomets, ect) sind ein guter Beweis. Frisch gefunden haftet der rost dran und geht auch mit Gewalt und Hammer nur schwer ab. Lässt mans aber 2 oder 3 wochen in der trockenen Wohnung genügt schon die Kraft der Hand zum abmachen, sofern nciht bereits von alleine abgefallen.


Offline herbraab

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #10 am: November 10, 2009, 18:09:15 Nachmittag »
Mein Tipp: Finger weg von den bekannten Rostern.

Die Freude über das vermeintliche Schnäppchen währt nur kurz, und wird oft sehr bald duch den viel länger anhaltenden Ärger ersetzt, wenn das Stück vor den eigenen Augen zu Staub zerfällt.  :crying:

Daher lieber etwas mehr investieren, und sich dafür lange über das schöne Sammlungsstück freuen!  :smile:

 :prostbier:
Grüße,
  Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline MetGold

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #11 am: November 10, 2009, 18:09:35 Nachmittag »
Hallo,

denke, daß die Chloride erstmal rausgewaschen werden sollten, entweder längere Zeit mit Alkohol oder auch kurzzeitiger mit dest. Wasser, danach Alkohol und ordentlich trocknen. Im weiteren natürlich trocken aufbewahren!

Mein ja man nur!


 :winken:   MetGold

P.S. Vergammelte terrestrische Eisenfunde (manmade) werden wochenlang in dest. Wasser entsalzt, solange, bis sich der PH-Wert nicht mehr ändert, vorher wird das dest. Wasser öfters erneuert.
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Plagioklas

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #12 am: November 10, 2009, 18:21:23 Nachmittag »
Das einlegen in Wasser sollte unbedingt mal getestet werden.

(Es wird allerdings nicht helfen die patina von darwins Stück zu erhalten, dieses sollte auch nicht als Versuchsobjekt herhalten).

Offline MetGold

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #13 am: November 10, 2009, 18:44:07 Nachmittag »
Hallo,

das Risiko liegt natürlich bei Darwin. Er darf nur nicht allzu lange testen, sonst ist nix mehr zum Retten da!

Der Muonionalusta hat (mehrere) Hundert Jahre im feuchten Erdreich gelegen (Erstfund 1906), da dürften ihn ein paar weitere Tage Feuchtigkeit nicht mehr allzuviel schaden! Hab's aber nicht ausprobiert!

Vielleicht gibt es ja noch ein verbürgtes Patentrezept!


 :winken:   MetGold
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Offline ben.g

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Re: Mein Muonionalusta suppt!
« Antwort #14 am: November 10, 2009, 19:08:40 Nachmittag »
Hallo.

Also bei "normalen" rostenden Eisenmets sind alle hier abgegebenen Tips mehr oder weniger gut.
Bei denen mit Schlonz außenrum ist es - schon aus den von Plagioklas genannten Gründen - immer sehr schwer etwas sinnvolles zu machen.

Wie wärs mit der von Metgold vorgeschlagenen Methode. Entsalzung mit Aqua dest.
Als Aufbewahrung danach, hätte ich einen etwas unorthodoxen Vorschlag:
In einem Aquarium.   :lacher::

Ohne Quatsch. Ist eine Möglichkeit über die ich bei einem solchen Stück tatsächlich ernsthaft nachdenke.
Aufbewahrung in einem verschlossenen, mit destilliertem Wasser gefüllten Behälter. Dauerhaft.
Unter Wasser rostet Eisen nur sehr langsam, wegen Sauerstoffmangel und der Schlonz außenrum ist vor Austrocknung geschützt.

Seltsame Vorstellung.  :laughing:

Gruß
Ben

 

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