Autor Thema: Sedimentgestein vom Mars  (Gelesen 29935 mal)

Offline Haschr Aswad

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #45 am: Januar 07, 2010, 18:14:48 Nachmittag »
Nein, wieder andersherum...
zitiert aus dem anderen Thread...

Zitat
Vielleicht gibt es hier im Forum Sucher,die in der Wüste oder auch anderswo schon helle Sedimentsteine mit möglicher Schmelzkruste in den Händen hielten,aber diese wieder weggeworfen haben?

...wieviele Sucher gibt es denn hier im Forum, die gewöhnliche Chondrite mit schwarzer Schmelzkruste in den Händen hielten,aber diese wieder weggeworfen haben?


Kann dem von Mettman Gesagten nur Zustimmen. Übrigens würde auch ein Meteorit mit heller Schmelzrinde auf den meisten Wüstenoberflächen früher oder später eine dunkle Patina bzw. Wüstenlack ausbilden. So oder so würde sich also ein zufällig daher kommender, unterbeschäftigter Meteoritensucher der Sache annehmen. Davon abgesehen sind bereits eine ganze Reihe Meteoriten mit heller (Verwitterungs-) Rinde gefunden worden, sei es mit komplettem Caliche-Überzug aus heißen Wüsten oder mit Salzkruste aus der Antarktis.

Grüße
Haschr

Offline gsac

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #46 am: Januar 07, 2010, 18:21:59 Nachmittag »
Übrigens würde auch ein Meteorit mit heller Schmelzrinde auf den meisten Wüstenoberflächen
früher oder später eine dunkle Patina bzw. Wüstenlack ausbilden. So oder so würde sich also
ein zufällig daher kommender, unterbeschäftigter Meteoritensucher der Sache annehmen.

:belehr:

Klingt wie ein stichhaltiges Argument - und ist sicher eins! :super:

Alex

Offline Mettmann

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #47 am: Januar 07, 2010, 20:29:13 Nachmittag »
Zitat
das bringt uns die Resultate deutlich präziser als jeder Stein,
der hier auf der Erde aufgefunden und letztlich als sedimentiert und wohl vom Mars kommend
erkannt würde.


Gloobickjajunich...  die Analysemöglichkeiten und die Instrumentierung der Rovers sind deutlich begrenzt
und erlauben numal nich die Messungen, die mit dem Arsenal an Aparyllos in den irdischen Labs möglich sind.
(Deswegen sinds ja alle immer so scharf auf die Sample-Return-Missionen).

Guxx, z.B. das Ding, der Phoenix - es is halt doch recht begrenzt, paar Öfchen, ein Schäufelchen, bisserl Sand, wo er grad hingeplumpst und hinlangen konnt, bisserl verdampfen, dabei über ne halbe Milliarde Anfahrt- und Heizkosten und dytt wars schon.
Drum simmer ja auch so froh um die Meteorite.
Denn was hat denn die Menschheit von anderen Himmelskörpern sich bislang schon mal gschwind holen können? 380kg Mondgestein und die paar Staubkörnlein mit der Genesismission. Zum Preis etlicher Landesbanken - und zu mehr war er, der Mensch, von seinen technischen Möglichkeiten auch bislang nicht in der Lage.

Meteorite und die Meteoriterei sind mit unendlichem Abstand und an den Kosten und den Ergebnissen gemessen, die allereffizienteste Weise Astronomie und Planetologie zu betreiben.

(und darum hab ich mir vorgenommen im neuen Jahr, mich nicht mehr aufzuregen, wenn uns der ein oder andere Forscher vorjammert, o Gottogottogott, der Satz gemischte Märse fürn Tausi oder die primitiven Kohligen fürn paar Hunnis, seien nur stemmbar, wenn das Institut das ganze Jahr sich von trocken Brot ernährte und die Verwendung von öffentlichen Geldern in Höhe solcherlei Summen nicht zu vertreten.... :bid:)

 :prostbier:
Mettmann

Nein Ben, ich war nur eine Minute später mit dem Posting dran, der H5P6 war gemeint,
das Bild hab ich später dazugefügt.


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(S.Laurel 1890-1965)

Offline gsac

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #48 am: Januar 07, 2010, 21:05:13 Nachmittag »
Ein sedimentierter Stein vom Mars, sollte er jemals überhaupt als solcher erkannt werden hier
auf Erden (...als Marsmeteorit...), wird zweifellos "besser", also mit erheblich feineren Methoden
analysiert werden können als der tatsächliche in-situ-Stein vom Mars, der von den Rovern "nur
angekratzt" und grob analysiert wird, andererseits bietet die Roveranalyse neben der direkten
fotodokumentierten Fundsituation "im Feld" aber eine primäre, wenn vielleicht auch nur, Grobanalyse,
dies also unmittelbar vor Ort, unabhängig von weiteren Transformationen während des kosmischen
Flugs zur Erde, also schon reichlich authentisch, wie es kaum ein kleiner Marsstein, den auch ein
noch so berühmter Forscher wie abc oder xyz (Namen kennen wir ja) hier als sedimentär einschätzen
bzw klassifizieren würde, je auf die Schnelle als allgemein anerkannten Status unter den Wissenschaftlern
erreichen könnte! So jedenfalls, wie ich die Einigkeit im Wissenschaftsbetrieb einschätze, solange nicht
glasklare Fakten über die Herkunft und die Genese vorliegen. Bei den bisher bekannten Marsgesteinen
gibt es wohl weitgehend einen Konsens, aber die verschiedenen Fraktionen unter den Wissenschaftlern
werden, gar nicht mal unwahrscheinlich wie bei allen neuen Dingen, gegeneinander erst einmal genüsslich
die Messer wetzen, wenn der erste mutmaßlich "Sedimentierte" auf dem Seziertisch liegt...

Mettmann, das wirst Du doch nicht ernsthaft bestreiten wollen, oder? Ich kann natürlich auch
Dein Argument sofort nachvollziehen und teile es sogar sehr gern, aber man muß da mal die Kirche -
und in so "klerikalen Dingen" bist Du eh viel mehr Experte als ich! - im Dorf lassen. Übrigens wäre ich
bestimmt nicht der Allerletzte, der bei so einem aufregenden Marsfund applaudieren würde, ehrlich!
Wie ich auch jeden neuen Exoten aufregend finde, den ihr, Du und Stefan, bisher zutage gebracht
habt, und das waren zweifellos sehr viele - grosses Lob!

Klar: das beste wäre es, ein Stück unmittelbar herholen zu können, direkt vom Mars, speziell von einer
bekannten dokumentierten Fundstelle, aber davon sind wir noch sehr weit entfernt. Auch im Falle des
Mondes sind wir noch sehr weit davon entfernt. Ich "arbeite" mich gerade durch Schätzings neues SciFi-
Romanmonster "Limit" (...bin auf ca. S. 900 von über 1300), in dem er den Abbau von Helium-3 auf dem
Mond thematisiert und kühnste Verfolgungsfahrten über den lunaren Regolith beschrieben werden fürs
Jahr 2025! Der Schätzing hat sich da imho schwer verschätzt, auch wenn er viele Randphänomene wie
schon in einem früheren Roman gut recherchiert und entsprechend extrapoliert hat. Es wird noch viel
länger dauern, bis wir grössere Mengen lunaren oder marsianischen Materials hier bei uns auf spaceship
Earth zur Verfügung haben werden, direkt von dort exportiert, schaut man sich die aktuelle Lage in
Sachen Raumfahrt an...

Alex
« Letzte Änderung: Januar 07, 2010, 21:46:20 Nachmittag von gsac »

Offline Mettmann

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #49 am: Januar 07, 2010, 23:11:48 Nachmittag »
Zitat
Mettmann, das wirst Du doch nicht ernsthaft bestreiten wollen, oder?


Hmm sogar doch? Vielleicht würde ein Sedimentmett viel weniger Streit bei der Anerkennungsdiskssion auslösen, als viele schräge ungruppierte und gar viel schneller anerkannt werden?

Daß ein Knödel im All war, kann man ja zweifelsfrei anhand der kosmogenen Radionukleide beweisen.
Hätt ein Sediment solche, dann gäbs Hüttenbrandt 3000 und die Forschers täten sich sofort drum reißen, nichtzuletzt, weil einige Sedimentmets vorausgesehen und andere täten sofort auf den Verdacht Mars gehen, weils da Sedimente hat und dementsprechend sich den entsprechenden Isotopen widmen.

Nur, der Wissenschaftsbetrieb ist dem Menschlichen auch verhaftet, so eine "Bestätigung" eines Sediments als Meteorit sollt halt tunlichst nicht von der Uni Borstel oder von den indischen Blutspendern kommen, sondern das Material müßt schon in die Hände auch von solchen Forschern fallen, die sich einen gewissen Namen auf dem Gebiet gemacht haben.

Nunja und dafür müßt er halt schon ein bisserl was nach was ausschaun, wennse verstehen was ich meine, Zwinker,
also so nen verglaster Batzen aus dem nächsten Kalkbrennofen, neee den mag in der Tat keiner messen.

 :prostbier:
Mettmann
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H5P6

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #50 am: Januar 08, 2010, 11:46:53 Vormittag »
Hallo,

ganz neu ist die Fallsimulation und die sich daraus resultierenden Ergebnisse nicht mehr und die Erkenntnis,daß es außerirdisches Sedimentgestein gibt ist auch nicht mehr taufrisch.Ich bin mir aber ziehmlich sicher,daß diese neuen Erkenntnisse die Sicht auf Sedimentgestein noch nicht verändert hat.Auch nach diesen neuen Wissensstand würde kein Forscher ein Sedimentgestein mit Schmelzkruste auf ein meteoritischen Zusammmenhang vollständig untersuchen.

(meine Meinung)
Gruß Jürgen :hut:

Offline Mettmann

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #51 am: Januar 08, 2010, 14:06:12 Nachmittag »
...die sich bitte auf was stützt?

Ich kapiers irgendwie nicht. Jeder, der regelmäßig Meteorite klassifizieren läßt, wird Dir aus dem Stehgreif ein Dutzend renommierter Forscher nennen können, die sich liiiiiiebend gern auf einen Stein stürzen würde, der verspricht, ein Sedimentmett zu werden. Nur es hat halt noch nie jemand einen solchen gefunden und angebracht.

Und diese Ruchungen, ja sowas würde aus Prinzip nicht gefunden werden, weil es nicht wie ein normaler Met ausehen könnte, das ist doch Humbug. Siehe was Dir der Haschr gesagt hat, wie die Steine ihre Wüstenlack ansetzen, wiese runterwittern...

Es gibt doch genügend Beispiele, daß selbst solche Rarstlinge gefunden und aufgehoben werden, denen man im Feld überhaupt nicht ansieht, dasse Meteorite sein könnten.

Hier, nur aus unserer eigenen Praxis - schau Dir doch den an!

http://meteorites.wustl.edu/lunar/stones/lm_nwa4485-uncut-main.jpg

Verhutzelte, dicke Verwitterungsrinde rundherum, kalkfarben bis beige.
99% hier im Forum hätten, wenns den in die Hand bekommen, sofort ausgeschlossen, daß es ein Meteorit sein kann.

Und trotzdem wurd der in der Wüste aufgehoben! Wo man ihn eigentlich überhaupt nicht erkennen hätte können und vorher gabs auch kein Pairing dazu, an dem man sich hätte orientieren können, wie sowas ausschaut.

Und das ist zwar kein Sediment, aber das ist nichts weniger als die rarste Meteoritenklasse der Welt, von dems zuvor nur einen einzigen Stein gab, der nochdazu völlig anders von außen ausgeschaut.

Oder wenn wir schon bei Mars sind, ich hab leider kein Bild grad da,
aber da siehst es auch:
http://www.chladnis-heirs.com/nwa4925-15.319g.jpg

Rundherum eine bis zu einem halben Zentimeter dicke, schrundige Verwitterungsrinde. Kalkweiß und rein gar nix, nicht mal die Form hat auf einen Meteoriten verwiesen - und trotzdem, trotzdem ist er aufgehoben worden, als möglicher Meteoritenkandidat und als Mars erkannt worden!

Das zeigt doch, daß das System funktioniert! Daß es Leute gibt, die sowas aufheben und daß es waghalsige Leute gibt, die diese Steine dann auf ihr eigenes Risiko nehmen und der Analyse zuführen.
Es liegt doch gerade im ureigensten Interesse der Profihändler, das Neue, das Ungewöhnliche, das Unbekannte zu entdecken - und was meinst, was die alle schon zusammen für Irrsinnssummen letztenendes zum Fenster rausgeschmissen haben, um eben solche Sensationen zu bekommen und es dann nix wurd? Da redmer nicht von Gelbbeutel, schwindlig tät Dir da werden!

Mußt entschuldigen, die Verve, aber alte Berufskrankheit - hab eine Allergie gegen diese aufgesetzte Revoluzzerhaltung, daß die Spezialisten und die Forscher ja alle ahnungslose Vollpfosten wären, die aus Bequemlichkeit oder aus ideologischem Konservatismus dem Muff unter den Talaren verhaftet, den Kohlhäsen dieser Welt, die mal so eben aus dem Ärmel die ganze Meteoritenkunde schnell neu erfinden wollen, die Weltsensationen verunmöglichen täten.

Das kommt daher, daß wir fast jeden Tag einen Krotzen vorgesetzt bekommen, von dem die Leut überzeugt sind, es müsse ein Meteorit sein, was sag ich, Krotzen, Schlacke ist da ja schon Labsal, uaah Feldsteine, Flint, Flaschenglas ... und das macht dann auch gar keinen Sinn, den Leuten überhaupt zu antworten, weil fast immer kommt, wenn man erklärt, warum das kein Meteorit ist, jaaa dann müsse es eben was spezielles sein, vom Mond und wenn Mond dann aber auch anders ausschaut, dann vom Uranus oder gleich aus einer andern Galaxie. Und auf solche Esoterik hammer eben keine Lust. Als ob sich ein Wurmloch aus einem Paralleluniversum aufgetan, um just jenen Sandstein bei denen im Rosenbeet in der Uckermark abgeladen zu haben. Grutzefix, keine 10 Nichtfälle und Nichteisen in 1000 Jahren in Deutschland, aber nein, die Herrschaften wollen dann gleich ausgerechnet nen Meteoriten gefunden haben, von der Sorte, wie eh nur einer unter 1000 ist - gottfroh wärmer, wenn irgendeiner mal nen gewöhnlichen Chondriten finden tät...
Und enden tut es dann meist sowieso, daß wir uns von den dahergelaufenen belehren lassen dürfen, daß wir ja von Meteoriten keine Ahnung hätten und wo man den von einem Fachmann begutachten....

Daher ist das für alle so nervig, diese against the machine ragers.

H5P6 wir reden hier immer noch von einer exakten Wissenschaft. Man kann zweifelsfrei feststellen, ob ein Stein von der Erde ist oder nicht (und damit sind dann auch alle anderen Verfahren überflüssig). Das ist weder eine Glaubensfrage, noch eine Konvention, sondern das ist einfache Physik, das sind die Naturgesetze - und die wirst wohl nicht auch noch umschreiben wollen.

Warum wird zum Bsp niemand deinen verglasten Batzen, wovon Du ein Bild eingestellt hast, anschaun wollen und warum muß ihn auch keiner anschaun?

Und Weltsation Glaskrusten, nach denen nie einer Ausschau - geh, die gibts doch schon längst!

Klingeling, hier kommen die Mondmänner:  Unser granulitischer Feldspätling.
http://www.meteoritestudies.com/NWA4483z.JPG

Obwohl der schon seine 11.000 Erdenjahre auffem Buckel hat, hat der tatsächlich noch eine dünne, transparente, leicht grünliche Glaskruste, so stehts auch in den Papers der Foaaaaschers.

Dein Stein indes, man sieht doch daß er, wenn er überhaupt verglast ist, drunter huggelig, rauh, verhutzelt ist, ein frischer Bruch, nachträglich verglast.
Bittschön H5P6, so ein Met rauscht mit seinen 60.000 Sachen in die Atmosphäre, da wird sowas geglättet.
Amen.

Hast jetzt schonmal ein Mettbuch Dir gekauft oder aus der Bücherei geliehen?

 :nixweiss:
Mettmann



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Offline herbraab

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #52 am: Januar 08, 2010, 14:26:02 Nachmittag »
Und diese Ruchungen, ja sowas würde aus Prinzip nicht gefunden werden, weil es nicht wie ein normaler Met ausehen könnte, das ist doch Humbug. Siehe was Dir der Haschr gesagt hat, wie die Steine ihre Wüstenlack ansetzen, wiese runterwittern...

Naja, ganz weg wischen lässt sich das Argument nicht: Schau einmal, wie viele Aubrite in den letzten Jahren in den Wüsten gefunden wurden. Wenn man die ganzen falsch klassifizierten Al Haggounia-Pairings weglässt sind's genau Null. Also, entweder fallen Aubrite nicht gerne in Wüsten, oder sie werden dort auch irgendwelchen Gründen nicht gefunden. Aus der Antarktis gibt es im Gegensatz zu den heißen Wüsten sehr wohl einige Aubriten-Funde.

Aber grundsätzlich bin ich natürlich auch der Meinung: Ein richtiger Meteoritienforscher wird jeden Stein mit richtiger Schnelzkruste liebend gerne untersuchen. Und wenn unter der Kruste ein Sediment zum Vorschein kommt, sicher sogar noch besonders gerne...  :smile:

Grüße, Herbert
« Letzte Änderung: Januar 08, 2010, 14:46:45 Nachmittag von herbraab »
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

H5P6

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #53 am: Januar 08, 2010, 16:47:55 Nachmittag »
Hallo Herbert,

Deine Darlegung zu den Untersuchungsvorraussetzungen ist folgerichtig.Zwingt uns aber abzuklären,wie man eine "richtige" Schmelzkruste zweifelsfrei im wissenschaftlichen Sinne erkennt?

Gruß Jürgen


Offline Mettmann

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #54 am: Januar 08, 2010, 18:23:55 Nachmittag »
Nuju Herbert,

aber wiederum Gegenargument in der Arktis erkennt man die Aubrite hingegen schon
uuuund es sind auch schon welche gefallen.
No bin ich kein Statist und weiß nix ob der Aussagekräftigkeit der Zahlen,
aber wenns Sedimentmets gibt, dann wird schon irgendmal einer fallen oder gefunden werden.

Zitat
Zwingt uns aber abzuklären,wie man eine "richtige" Schmelzkruste zweifelsfrei im wissenschaftlichen Sinne erkennt

Nö, eigentlich nicht. Weil: Des sieht man dann schon, wenn ein Stein eine hat oder nicht.

Und Kruste - bevorst jetzt jeden Stein vom Lagerfeuer als vermeintliches Marssediment in die Mikrosonde schieben magst - Kruste ist nur ein Kriterium von vielen. Die meisten Meteoritenfunde haben ja gar keine Kruste mehr, sondern Wüstenlack oder gar nyscht mehr. Guxxt den üblichen Gleisschotter, da ist ja kaum noch was mit Schmelzkruste dabei.

Guckma hier. Grausig nicht? Keine Schmelzkruste, kein Wüstenfirnis, unmagnetisch, schaut aus wie Kraut und Rüben - aber es geht doch! Wär hätte das gedacht, daß das mal ein Mond wird?

http://www.haberer-meteorite.de/DSCN0036.jpg

Man kann den Kennern schon vertrauen und in der Regel werden die meisten Meteoriten ja von hochspezialisierten Profis gefunden.

 :super:
Mettmann

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H5P6

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #55 am: Januar 09, 2010, 11:39:51 Vormittag »
Hallo Martin,

der Dho1085 ist in dieser Beziehung durchaus ein Hoffnungsträger.Über den Stellenwert in Bezug auf die Untersuchungsbereitschaft seitens der Wissenschaft macht das aber keine Aussage.Den was aus der Wüste kommt ist immer gut. :prostbier:

Gruß Jürgen

Offline Mettmann

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #56 am: Januar 09, 2010, 13:07:34 Nachmittag »
Hallo Jürgen,

jetzt langts aber bald mal!  Das sind bodenlose Spekulationen und ungeheuerliche Behauptungen, die Du da aufstellst.

Nenne mir einen Klassifikateur, der sich jemals geweigert hätte, einen Meteoriten zu untersuchen!
Mit Ausnahme der Eisen, weil nur wenigen Labs die Mittel dazu zur Verfügung stehen!

Seit 200 Jahren läuft es so ab, daß der Großteil der Meteorite und Meteoritenkandidaten von der privaten Seite der Forschung angeliefert wird, mit der Ausnahme der Antarktisfunde und die Forschung ist und war immer schon auf die privaten Finder und Bringer angewiesen.

Jeder Meteoritenwissenschaftler, der was auf sich hält, ist engagiert, begierig und freudig erregt, besonders ausgefallene Meteorite zu bearbeiten.

Ich finde das unmöglich und indiskutabel, was Du hier verzapfst.

Das System arbeitet vorzüglich, die Anzahl der neuentdeckten und klassifizierten Meteorite ist in diesem Jahrzehnt im Vgl. zu den Jahrhunderten davor explodiert.
Und von wegen Wüste, die Mehrheit der Funde, die für etwas ganz besonderes gehalten werden, sind am End gar keine Meteorite und da sind dann die Oberprofis unter denen, die sich ihr Wüstenleben lang mit Meteoriten beschäftigen, dabei, diese Pseudos auszusortieren und die Spreu vom Weizen zu trennen, bevors ins Labor geht - die Besten der Besten und fast alles Private, die trotzdem in der Regel über weitaus größere Fähigkeiten verfügen, einen Meteoritenkandidaten als Handstück zu erkennen als die meisten Wissenschaftler, die gewohnt sind, mit Dünnschliffen, Schnitten und mit Geräten zu arbeiten. Das läuft wesentlich effizienter und erfolgreicher ab als die Milliardenschweren Antarktiscampagnen mit ihrer versammelten Men- und Womenpower.

Daß das natürlich nicht geht, wenn Leute, die überhaupt keine Ahnung haben, wie ein Meteorit überhaupt aussieht, Steine untersucht haben wollen, denen jeder Hirsch mit oder ohne Geweih ansieht, daß sie irdisch sind, bloß weil sie sich in den Kopf gesetzt haben, ja das müsse ein Meteorit sein und gefälligst, weils halt überhaupt nicht wie einer aussieht, eine völlig neue, bis dato unbekannte Sorte - das versteht sich von selbst!
Dazu hast dann eben die Meteoritensammler und die -händler dazwischengeschaltet - allesamt begierig darauf, neue Meteorite zu entdecken und dementsprechend hilfreich, die Dir dann schon sagen, ob auch nur eine noch so geringe Ausicht bestünde, daß ein Stein ein Meteorit werden könnte und ob der angeschaut werden sollte.
Das siehst ganz speziell Du, hier mit diesem Forum, wo Du wohl schon an die 1000 Steine in der Hoffnung gezeigt hast, es könne ein Meteorit sein.

Und bitteschön, ja das mag schon zu Neuentdeckungen führen, wenn Du Fünfzig Millionen Steine einzeln durchmessen läßt, daß da mal ein Meteorit dabei sein wird, nur das, das zahlst dann bittschön selber, das Steuergeld wird für die seriöse Forschung gebraucht und so eine Messung kost schon mal 1000Euro.

Ich fass es nicht, selbst solche Spitzenleute a la Korotev, die es wahrlich nicht nötig hätten, nehmen sich die Zeit für die abartigsten Verwirrten, um ihnen zu helfen, wie diesem einen Spinner mit seinen Kalksteinen mit Muscheln und Schnecken drauf, von denen er glaubt, die müssen vom Mars sein oder diesen Lindforsspinner mit seinen Industrieschlacken aus Kiruna vom Mond oder diesen LaRusses mit ihrem lunaren Isarkiesel....

...aber nein, der H5P6 erzählt uns seit drei Jahren von der Weltverschwörung der Wissenschaft, weil keiner würdigt, daß er tonnenweise Erdengeröll aussem Wald nach Hause schleppt, dem sagenhaften Meteoritenwald, wo jedes Mauseloch ein Meteoriteneinschlagskanal, jede Abschabung an einem Stamm von einer Wildsau ein Sikhotegleicher Streifschuß ist, jener Wald, wo alle Gletscher der Nordhalbkugel der letzten Eiszeit sich eingefunden hatten, um mehr Meteorite abzuladen, als man je am Fuße der Allan Hills finden wird.

Irgendwo hört sichs doch auf.

....was bin ich heut wieder diplomatisch, aber wenn sich sonst keiner traut, Klartext zu reden?
Und das ist halt manchmal nötig und keine Unhöflichkeit, damit sich bei den Leuten reine Illusionen nicht zu verqueren fixen Ideen auswachsen.

Nix für ungut.
 :prostbier:
Mettmann
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Offline lithoraptor

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  • Der HOBA und ich...
Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #57 am: Januar 09, 2010, 15:26:22 Nachmittag »
Moin!

Naja, ganz weg wischen lässt sich das Argument nicht: Schau einmal, wie viele Aubrite in den letzten Jahren in den Wüsten gefunden wurden. Wenn man die ganzen falsch klassifizierten Al Haggounia-Pairings weglässt sind's genau Null. Also, entweder fallen Aubrite nicht gerne in Wüsten, oder sie werden dort auch irgendwelchen Gründen nicht gefunden. Aus der Antarktis gibt es im Gegensatz zu den heißen Wüsten sehr wohl einige Aubriten-Funde.

Sorry Herbert, aber in diesem Punkt muss ich widersprechen: Es gibt zumindest einen Aubrit aus NWA, der nix mit dem Al Haggounia und damit auch nix mit der "E-Typ"-oder-Aubrit-Diskussion zu tun hat. Ich denke da ganz spontan an NWA 4799. Das Material ist absolut fantastisch und wird sicher noch länger seines Gleichen suchen müssen, aber schaut selbst:

http://tin.er.usgs.gov/meteor/metbull.php?sea=&sfor=names&ants=&falls=&valids=&stype=contains&lrec=50&map=ge&browse=&country=%28Northwest+Africa%29&srt=name&categ=Aubrites&mblist=All&rect=&phot=&snew=0&pnt=Normal%20table&code=45724

Gruß

Ingo

H5P6

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #58 am: Januar 11, 2010, 16:01:42 Nachmittag »
Hallo Ingo,

warum finde ich vom NWA 4799 keine Außenansicht? :gruebel:

Gruß Jürgen :hut:

Offline herbraab

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Re: Sedimentgestein vom Mars
« Antwort #59 am: Januar 11, 2010, 16:32:25 Nachmittag »
Sorry Herbert, aber in diesem Punkt muss ich widersprechen: Es gibt zumindest einen Aubrit aus NWA, der nix mit dem Al Haggounia und damit auch nix mit der "E-Typ"-oder-Aubrit-Diskussion zu tun hat. Ich denke da ganz spontan an NWA 4799.

Gut, das ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. :einaugeblinzel: Aber dennoch: Während sich unter den 1231 Fällen in der MetBull-Database 9 Aubrite finden (~0,7%), ist unter den 6000+ NWA-Nummern gerade einmal dieser eine NWA 4799 (~0,016%), und unter den 2457 Oman-Meteoriten kein einziger Aubrit. Das legt ja doch irgendwie nahe, dass sich die Aubrite in der Wüste gut verstecken können.

Nuju Herbert,
aber wiederum Gegenargument in der Arktis erkennt man die Aubrite hingegen schon
uuuund es sind auch schon welche gefallen.

Sag' ich ja! Aubrite sind unter den Fällen. Aubrite werden in der Antarktis gefunden. Aber Aubrite aus den heißen Wüsten sind praktisch nicht existent. Das legt doch irgendwie nahe, dass sich Aubrite...naja... eben irgendwie in der Wüste gut verstecken und aufgrund ihrer Erscheinung offenbar nur schwer bis gar nicht zu erkennen sind.  :nixweiss:

Ich will Haschrs Aussage bezüglich Verwitterungsrinde und Wüstenlack nicht anzweifeln - er hat Wüstenerfahrung, ich nicht. Aber dass es aus den Wüsten so wenige Aubrite kommen (weniger als Mars, Mond, Rumuruti und überhaupt sonst alles...) erscheint mir doch bemerkenswert. Und die Vermutung, dass das mit der äußeren Erscheinung dieser Meteorite zu tun haben könnte, erscheint mir nicht so weit hergeholt und durchaus nicht unplausibel zu sein...  
:gruebel:

Grüße, Herbert
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