Autor Thema: NWA 4906 + NWA 5901  (Gelesen 6771 mal)

Offline ganimet

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NWA 4906 + NWA 5901
« am: Februar 10, 2010, 23:18:53 Nachmittag »
Hallo liebes Forum  :einaugeblinzel:

ich möchte nun auch einmal zwei meiner Neuzugänge vorstellen  :smile:

Es handelt sich beide male um einen CV3 und zwar zm einen um den NWA 4906 sowie den NWA 5901. Beides meiner Meinung nach seeehhhrr schöne Stücke  :wow:

Die Scheibe des NWA 4906 hat ein Gewicht von 6,2 Gramm

Die Scheibe des NWA 5901 hat ein Gewicht von 3,86 Gramm

Ob diese beiden gepairt sind  :gruebel: :nixweiss:

Lieben Gruß;

Andreas
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Thin Section

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #1 am: Februar 10, 2010, 23:38:46 Nachmittag »
Herzlichen, kohligen Glückwunsch! In meiner Sammlung befinden sich leider nur 2 Scheiben vom NWA 4906 - kann also nicht vor Ort vergleichen - aber ähneln tun sich die beiden schon. Allerding habe ich von den Bildern her den Eindruck, daß die Matrix des Exemplars rechts etwas dunkler ist ... aber das kann per Bild täuschen.

Kohlige Grüße,

Bernd


Beide Bilder sind Copyright Carsten Giessler!

Thin Section

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #2 am: Februar 10, 2010, 23:40:56 Nachmittag »
Hier die zweite Scheibe!

Bild Copyright Carsten Giessler!

Bernd  :winke:

Thin Section

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #3 am: Februar 11, 2010, 00:03:11 Vormittag »
Ganimet, bei Deinem Bild vom NWA 4906 scheint oben links ein CAI zu sitzen. Vergleiche doch mal diesen CAI mit dem, der sich bei meiner ersten Scheibe links in der 10 Uhr Position sitzt! Sind sie ähnlich, identisch von der Struktur her und findest Du solche CAIs in dem anderen Stück? Hier ist eine ältere Detailaufnahme dieses CAI in der 10 Uhr Position:

ironmet

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #4 am: Februar 11, 2010, 00:50:31 Vormittag »
Hallo Andreas,

auch meinen Glückwunsch zu Deinem NWA 4906 vom Carsten und dem NWA 5901 von Marc aus der Schweiz.
CV´s sind ja meine Favoriten unter den kohligen.
Daher habe ich auch von jedem eine Vollscheibe in der Sammlung.
Das beide gepairt sind,glaube ich nicht.
Obwohl man es auf den ersten Blick vermuten könnte.
Beide auch vom Schocklevel sowie vom Verwitterungsgrad (S2/W2) identisch sind.
Wenn ich jetzt aber beide Scheiben vergleiche, habe ich im NWA 5901 viel mehr verteilte CAI´s und viel größere
Chondren als im NWA 4906.
Beides jedenfall sehr schöne CV´s!!

http://tin.er.usgs.gov/meteor/get_original_photo.php?recno=5645262

http://tin.er.usgs.gov/meteor/get_original_photo.php?recno=5642341

Viele Grüße Mirko

......und falls jemand noch einen NWA 4906 sucht, Carsten hat hier noch ein sehr schönes Endstück gelistet! :fluester:

http://cgi.ebay.de/Meteorite-NWA-4906-Carbonaceous-CV3-Nice-Endcut-33-8g_W0QQitemZ220536555784QQcmdZViewItemQQptZMineralien_Fossilien?hash=item335900c908

..und für ein Stück des NWA 5901 sicher auch der Marc oder Dirk noch was zur Verfügung.
« Letzte Änderung: Februar 11, 2010, 01:08:12 Vormittag von ironmet »

Offline Andreas Gren

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #5 am: Februar 11, 2010, 09:23:06 Vormittag »
Mal ne Frege,

ab wann vermutet Ihr ein pairing?

 Gleiche Klasse, zur gleichen Zeit aufgetaucht, gleicher Verwitterungsgrad, gleicher shockgrad. identische Farbe der Matrix , identische Farbe der Chondren reicht anscheinend nicht.
Soll nun noch die Zahl der Chondren pro Scheibe identisch sein, bevor sich der Verdacht eines Pairing aufdrängt?

etwas verwundert
Andi
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ironmet

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #6 am: Februar 11, 2010, 11:25:56 Vormittag »
Mal ne Antwort,

weil ich denke,die Frege ging an mich.

Also in erster Linie,da ich kein Wissenschaftler bin,bleibt der optische Vergleich.
Der optische Vergleich ist für mich auch das wichtigste.

-gleiche Klasse:                   hm,da sehen nun mal alle sehr ähnlich aus,sonst wären sie nicht in dieser.
-gleiche Zeit aufgetaucht:     in dem Fall hier liegen über 1000 NWA Nummern dazwischen und auch ein paar Jahre
-gleicher Verwitterungsgrad:  vielleicht ein Anhaltspunkt,aber nicht wichtig,da auch unterschiedlich eingestuft wird.
-gleicher Schockgrad:           nicht von der Hand zu weisen,aber es gibt viele mit S2
-Farbe Matrix:                     ist relativ bedingt durch die Klasse
-Farbe Chondren:                ein wichtiger Punkt den man mit einbeziehen sollte


Soll nun noch die Zahl der Chondren pro Scheibe identisch sein, bevor sich der Verdacht eines Pairing aufdrängt?

Andi

Notfalls ja!
Was nicht heißen soll,das man diese jetzt auszählen soll. :lacher:
Aber der optische Eindruck,wo Mengenmäßig mehr vorhanden sind,ist doch ein wichtiger Indikator!

Mir blieb zu meiner Beurteilung nur der Vergleich beider Scheiben unter vernünftigem Licht.
Und so bin ich eben der Meinung das diese beiden CV´s nicht gepairt sind!
Hier aber gern nochmal meine Vergleichsobjekte als Foto.

Viele Grüße Mirko

Offline Andreas Gren

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #7 am: Februar 11, 2010, 14:01:53 Nachmittag »
Tja Mirko, ne Antwort, aber nicht auf meine Frage, die da war, ab wann vermutet Ihr ein pairing.

Ohh Verwitterungs Grad ist nicht wichtig,das legt wer fest ob wichtig oder nicht ? Und das wo der Verwitterungsgrad eines Meteoriten genau definiert ist, Encyclopidia of Meteorites page 63.

Die Matrix Farbe ist also durch die Klassifikation bestimmt? daraus ließe sich schließen, daß die Matrix eines Rumuruti immer die gleiche Farbe hat, egal wie verwittert der Stein ist. Meine vor kurzem dazu Gegenbeispiele hier im Forum gesehen zu haben.

Schockgrad ist nicht von der Hand zu weisen, es gibt aber viele davon. Soll das irgendwas aussagen? warum ist der Schockgrad wichtig aber der Verwitterungsgrad nicht? Wenn es viel von etwas gibt hat das eine Auswirkung auf den Wahrheitsgehalt der Aussage?

Die Bilder des Themeneröffners zeigen so identisches Material, daß ich mich frage wie da noch Zweifel über ein pairing bestehen können. Selbst die  Größe und Dichte der Chondren ist identisch.

Mirko, auf Deinem Bild ist deutlich zu erkennen, daß die rechte Scheibe noch Querriefen von einer Fadensäge hat, die andere Scheibe ist glatter, bei unterschiedlichem finish ist ein farblicher Unterschied sehr Wahrscheinlich und daher betrachte ich Dein Bild nicht als aussagekräftig zu dem Thema

Auch sollte man sich mal Gedanken über statistische Wahrscheinlichkeitverteilung in einem natürlichen Gemenge machen. Ein großer CAI in einer Scheibe ist kein aussagekräftiges Feature.

Und so bin ich eben der Meinung das diese beiden CV´s nicht gepairt sind!
Diese Meinung, gibts da nachvollziehbare Argument für die Du mit uns teilen würdest? , oder ists mehr sone Meinung weil Meinung kann einem ja keiner verbieten?

Gruß
Andi
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Offline gsac

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #8 am: Februar 11, 2010, 14:23:01 Nachmittag »
Auch sollte man sich mal Gedanken über statistische Wahrscheinlichkeitverteilung in
einem natürlichen Gemenge machen.

Dies vor allem dann, wenn es sich um nur wenige Proben handelt, die einer empirischen
Beurteilung zugeführt werden und diese schlimmstenfalls dann auch noch "kleinflächig" sind.
Oder denkt mal an Meteorite, die durchaus sehr unterschiedliche Texturen haben können im
grossflächigeren Maßstab, wie zum Beispiel dieser Chergach. Da ist es schon schwer, diesen
bei zwei unterschiedlichen eher kleinen Flächen als ein und denselben Met zu erkennen. Erst
recht schwer ist es doch somit, Aussagen über pairings unterschiedlicher Meteorite zu machen,
wenn die zu diesem Zweck betrachteten samples als Grundlagen so einer Aussage eher klein
bzw. mengenmässig begrenzt sind. Erst recht vom reinen Augenschein her! Wir reden in diesem
Moment ja davon und noch nicht einmal von der Analyse im Labor....

Von den unterschiedlichen Präparationstechniken mal ganz zu schweigen. Oder manchmal auch
sehr unterschiedlichen Mikroklimabedingungen/Bodenverhältnissen innerhalb eines Streufeldes.

Mir geht es hier im übrigen gar nicht so sehr um diesen sehr speziellen Fall, sondern ganz allgemein
darum, dass man doch bitte eher vorsichtig sein sollte, allzu vorschnell Aussagen über pairings oder
non-pairings zu treffen, erst recht vom Augenschein her. Da hülfe manchmal übrigens das kleine
eingefügte Wörtchen "possible" weiter, welches die Aussage ein wenig entschärfen kann, und
welches sogar unter Wissenschaftlern nicht verpönt ist... :-)

Alex

Offline ganimet

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #9 am: Februar 11, 2010, 14:30:56 Nachmittag »
 :eek: :dizzy: :weissefahne:

Auwei, da habe ich wieder eine Lawine losgetreten......... :imsorry:

Gruß  :winke:

Andreas

Ach ja.....ich kaufe noch schnell ein "possible"  :fluester:
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Offline gsac

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #10 am: Februar 11, 2010, 14:33:14 Nachmittag »
Auwei, da habe ich wieder eine Lawine losgetreten......... :imsorry:

Nee, wieso das denn, Andreas!? Das ist ein sehr ehrenwertes Thema, über
das man gut diskutieren kann - und sollte. Von Interesse für uns alle. Es geht
doch hier auch nicht ums Persönliche, sondern viel eher ums Grundsätzliche.

Alex

(..ich leider die nächsten Tage nicht mehr, denn ich bin soeben mal wieder auf dem Sprung..)

ironmet

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #11 am: Februar 11, 2010, 14:44:40 Nachmittag »
Tja Mirko, ne Antwort, aber nicht auf meine Frage, die da war, ab wann vermutet Ihr ein pairing.


Hallo Andi,

na so wie ich oben schon geschrieben habe,ab dann,wenn die Stücke mir optisch identisch erscheinen.
Zu mehr Untersuchungsmethoden habe ich leider keinen Zugang.


Ohh Verwitterungs Grad ist nicht wichtig,das legt wer fest ob wichtig oder nicht ? Und das wo der Verwitterungsgrad eines Meteoriten genau definiert ist, Encyclopidia of Meteorites page 63.


Sicherlich sind die klar definiert.
Aber einen Verwitterungsgrad ziehe ich bei meiner Beurteilung nicht mit in Betracht.
Da Du ja wissen wirst,kann ein Klassifikateur nur mit dem Material arbeiten,was ihm zur Verfügung gestellt wird.
Daher ist auch nur leicht zu erahnen,das wenn man gerade bei den CV´s eine Probe vom Randbereich abgibt,der Verwitterungsgrad höher sein kann,als bei einer Probe aus dem Inneren des Steins.
So kommen ja auch solche Sachen zu Stande, das man bei NWA 4024 einen Eisenreichen Winonaiten klassifiziert hat und bei NWA 2680 ein silikatreiches Eisen.
Wo es doch augenscheinlich das absolut identische Material ist.
Und das schiebe ich für mich einfach auf die eingereichte Probe.


Schockgrad ist nicht von der Hand zu weisen, es gibt aber viele davon. Soll das irgendwas aussagen? warum ist der Schockgrad wichtig aber der Verwitterungsgrad nicht?

Das soll aussagen,das es viele CV´s mit einem Schocklevel von 2 gibt.
Das Schocklevel aber im ganzen Stein verteilt ist,egal ob vom Rand oder aus dem inneren.
Und ich dieses schon eher mit zu meiner Beurteilung hinzuziehen würde.


Die Bilder des Themeneröffners zeigen so identisches Material, daß ich mich frage wie da noch Zweifel über ein pairing bestehen können. Selbst die  Größe und Dichte der Chondren ist identisch.


Dabei ziehe ich doch lieber die eigenen Vergleichobjekte hinzu,bevor ich ein Foto beurteile.


Mirko, auf Deinem Bild ist deutlich zu erkennen, daß die rechte Scheibe noch Querriefen von einer Fadensäge hat, die andere Scheibe ist glatter, bei unterschiedlichem finish ist ein farblicher Unterschied sehr Wahrscheinlich und daher betrachte ich Dein Bild nicht als aussagekräftig zu dem Thema


Da geb ich Dir absolut Recht,das zu einer Aussagefähigen Beurteilung auch die Bearbeitung identisch sein sollte,um optisch Vergleiche anstellen zu können.
Zumal man es ja nur optisch beurteilen kann.
Aber in dem Fall denke ich nicht,das dann dadurch die Chondren kleiner werden könnten,wenn man die Scheibe fein schleifen würde.


Auch sollte man sich mal Gedanken über statistische Wahrscheinlichkeitverteilung in einem natürlichen Gemenge machen. Ein großer CAI in einer Scheibe ist kein aussagekräftiges Feature.


Das habe ich ja auch nirgends behauptet!
Sonst könnte man ja auch ein Eisenscheibe die das gleiche Material ist,nur einen Troilit Einschluss enhält,für nicht gepairt halten.

Diese Meinung, gibts da nachvollziehbare Argument für die Du mit uns teilen würdest? , oder ists mehr sone Meinung weil Meinung kann einem ja keiner verbieten?


Das ist genauso eine Meinung wie die Deinige.
Nicht mehr und nicht weniger.
Du meinst,die beiden sind gepairt und ich meine die beiden sind nicht gepairt.
...aber ist doch ok,oder?

Viele Grüße Mirko

Offline Mettmann

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #12 am: Februar 11, 2010, 14:49:10 Nachmittag »
Zitat
Mal ne Frege,

ab wann vermutet Ihr ein pairing?

 Gleiche Klasse, zur gleichen Zeit aufgetaucht, gleicher Verwitterungsgrad, gleicher shockgrad. identische Farbe der Matrix , identische Farbe der Chondren reicht anscheinend nicht.
Soll nun noch die Zahl der Chondren pro Scheibe identisch sein, bevor sich der Verdacht eines Pairing aufdrängt?

etwas verwundert
Andi


Hi Andi,

kann nur für uns sprechen.

Also wir vermuten pairings hptsl. dann, wenn wir das Material, bzw. viel davon schon in der Hand oder unter dem Messer gehabt haben.

Es ist eine Kombination von verschiedenen Merkmalen, die uns dann schließen läßt, daß Steine zum selben ursprünglichen Fund gehören. - Denn es kommt eher seltener vor, daß ein Meteorit so charakteristisch sich von den anderen unterscheidet, daß man sofort aus der Lamäng sagen kann, ja das ist der und der.  Man muß es halt schon mal gesehen haben, es kennen
und vor allem muß man nach Möglichkeit viel davon gesehen haben. 

Also herzugehen, und anhand eines Bildes einer oder zweier kleiner Schnittflächen zu sagen, ja vergleich mal eine CAI, das geht natürlich nicht - dazu sind die Steine oft viel zu inhomogen.  Selbst Scheiben ein und desselben Steins können sich deutlich unterscheiden. Hat man aber viele Steine jenes Fundes schon in der Hand gehabt, kennt man viele Schnitte derselben, ists natürlich eine andere Sache.
Klassifikationen sind da eher erstmal nachrangig, sondern entscheidender ist das Auge und das Gedächtnis.
Nicht?, einfaches Bsp. nimmst die bunt durcheinander gewürfelten Rumuruti-Regolithbrekzien her, der Klassifikateur kriegt halt nur einen kleinen Abschnitt, eine kleine Fläche, und je nachdem, was da der Zufall als vorherrschende Bruchstrücke zeigt, müssens klassifizieren und so kommts eben, daß eigentlich derselbe Meteorit unter verschiedenen Nummern mit verschiedenen Klassifikationen als R4, R5, R3-5, R4-6 usw. firmiert.
Selbe natürlich auch bei den Vestabrekzien, die einen machen polymikte Eukrite, die andern auch schon mal Howardite und umgekehrt aus demselben Meteoriten. Es ist halt so, daß einem Klassifikateur sich auch nicht die Mege an verschiedenen Stücken eines Fundes anschauen kann, sondern oft eben nur einen kleinen Abschnitt eines einzigen Steinleins bekommt.
Und je nachdem, ists ja auch bei den Chondriten teilweise so, derselbe Meteorit kann L3.8 aber auch L4 sein, oder von L/LL3kommanochwas, LL3, L3-komma, L3 am Ende dastehen. Usw.usf.
Da ist es wichtiger, auf das Auge zu vertrauen bzw. müssen das ja auch die NWA-Händler, die sich in Marokko die Steine vornehmen, können, das ist ihr Beruf.
Verwitterungsgrad, Matrixfarbe ect ist auch kein Anhaltspunkt. Denn das hängt ja allein davon ab, wie genau just der jeweilige Stein im Feld gelegen und gewittert ist, was für einen Durchmesser er gehabt hat, wie er geschockt ist (und bei so Photogeschichten wie hier, da hängt z.B. die Matrixfarbe von Beleuchtung, Kamera und Schliff ab) usw.
Und Schock als bloße Nummer hilft auch wenig, uns sind ja alle diese Steine bekannt, von Jalu, bis Tenham und seis Gao,
wo die einzelnen Individuals fast alle verschiedenen Schockzustände zeigen, von völlig intakt selbst ohne Schockäderchen bis hin zu völlig zermanschten IMBs jenseits der S5.

Gut zeitliches Auftauchen - würd ich sagen bedingt. Jeder der sich intensiv und über lange Zeit vorort sich mit den Meteoriten auseinandersetzt, der weiß, daß es so unübersichtlich nicht ist, was die raren und rarsten Klassen angeht (was ja auch teilweise der Bulletin (noch) indiziert) und daß vieles über die Jahre immer wieder auftaucht - was man als Sammler ja z.B. an den NWA-Nummerngruppen, deren Pairings etabliert sind, leicht ablesen kann, da da sehr häufig der ganze Satz an Nummern von Nummern der frühesten Jahre bis in die heutige Zeit hineinreicht. Die Rarlinge sind halt auch in der Sahara nicht beliebig reproduzierbar (und man muß ja nur mal die tkws der raren Klassen insgesamt sich anschauen).
Gut der Zeitfaktor geht dann eher bei wirklich neuen Sachen, die vorher noch nicht da waren, aber soviele sind das ja auch nicht - oder natürlich, wenn was weiß ich auf der Messe ein, zwei Marokkaner mit zwo Kisten kleiner CV3er ankommen und man hat ein halbes bis ein Jahr später auf einmal 20 neue NWA-CV3er kleinen tkws. Oder wieviel Nummern hat der Al Haggouina....Also bei solchen Sachen.

Das ist natürlich in den letzten Jahren deutlich intransparenter für die Sammler geworden, weil sich der Markt und die Vertriebswege geändert haben. Da die Marokkaner viel stärker auf den Messen präsent sind und viel mehr direkt über das Internet arbeiten als früher, sodaß eben viel mehr Sammler und Sammlerhändler bequem Material erwerben und neue Nummern produzieren können. Hat ja sein Gutes. Der Nachteil ist eben der Pairingsalat. Diese Sammlerhändler und Sammler können naturgegebener Maßen nicht diesen Einblick und diesen Überblick haben, was zusammen gehört, wie die Händler die jahrelang vorort in Marokko das Geschehen an den Quellen verfolgen und das Material kennen und in den Händen gehabt haben.
Zudem können sie auch meist nicht die Mengen kaufen und so die Funde zusammenhalten, wie das die professionellen NWA-Händler besser können, weil es zu kostspielig ist, besonders wo es in den letzten Jahren immer teurer geworden ist und weils eben auch riskanter ist, da sie die Steine nicht immer richtig beurteilen können und daher nehmen sie oft nur kleinere Mengen oder einzelne Steine, um falls es in die Hose geht, nicht mit einer unbrauchbaren Ladung Steine und erheblichen finanziellem Verlust dazustehen.
 
Und auch ein bisschen anders als früher, werden diese Steine auch an mehr verschiedene Klassifikationsstellen verteilt. Also nicht mehr so wie früher, wo es häufiger so war, wenn etwas nachgekommen und vom Händler identifiziert wurde, daß der gewußt hat, das ist dies und jener Meteorit, den hatte doch derjenige klassifiziert, geb ich ihm meinen auch...und so die Pairings besser etabliert werden können.

Und so werden eben alte und neue Funde zu immer mehr Nummern atomisiert.

(Gut teilweise könnte das zumindest etwas eingeschränkt werden, daß die Steine - und etliche der aktivsten NWA-Händler wissen ja häufig, was zusammengehören könnte - die allerhöchstwahrsheinlich zusammengehören, unter ewig vielen verschiedenen Nummern aufgefächert werden - aber da hat halt auch die MetSoc versagt, ihr Benamungs- und Benummerungsverfahren anzupassen - und es gibt praktisch keine Möglichkeit, zeitlich getrennte zusammengehörige Steine oder zusammengehörige Steine, die von verschiedenen Leuten eingereicht werden, unter einer Nummer zusammenzufassen, auch dann nicht, wenn Einreicher, Quelle, Klassifikateur - alle zusammen genau wissen, daß es dasselbe ist.  Da verlangt die MetSoc nach wie vor, daß jedes Los und jeder Popel eine eigene Nummer zugewiesen bekommt.
Gut. Zu ändern lohnt sichs jetzt auch nimmer).

Also, bevor ich wieder den Spray auspacken muß. Wertungsfrei - Es hat halt zwei Seiten:
Von Vorteil für den Sammler ist es, wenn möglichst viele Köche am Salat rühren, denn Konkurrenz ist für den "Verbraucher" immer gut;
dafür muß er eben damit leben, daß der Salat immer undurchdringlicher wird und daß er u.U. wenn er auf der Speisekarte zwo verschiedene Gerichte ordert, zwomal etselbe bekommt.

Sicherlich ist das für viele Sammler schon ein Problem. Denn den meisten gibt das nicht unbedingt etwas, mehrere Stücke vom selben Material unter verschiedenen Nummern zu haben, sondern sie wollen verschiedene Meteorite, eine möglichst große Vielfalt und da langt es ihnen, ein Stück eines Fundes (einer Pairingruppe) zu haben
und da v.a. die teureren bis sehr teuren Klassen besonders von der Nummernatomisierung betroffen sind,
müssen die Sammler ja auch mit ihrem Budget haushalten und wollen verständlicherweise nicht teures Geld ausgeben für Doubletten.

Nur dürfen sie nicht dabei unlautere Absichten ruchen; viele der Anbieter können halt einfach nicht sagen, was zusammengehört, nicht weil sie sich einen Vorteil verschaffen wöllten, sondern weil sie es tatsächlich nicht wissen,
weil sie zuweit vom Ursprung der Steine entfernt sind, das Wüstenland nie gesehen haben und oft auch zu kurz dabei sind.
Da ists dann besser, wenn man sicherer gehen will, sich ggfs. an die zu wenden, die den besseren Überblick haben, weil sie NWA von der ersten Stunde an kennen und regelmäßig sich vorort im NWA-Wunderland auf dem Laufenden halten,
weil die dann eben schon besser sagen können und es auch tun - zu sagen, ja diese neue Nummer brauchst Du jetzt nicht,
denn den hast Du schon unter jener Nummer in der Sammlung bzw. schau mal nach, der ist meiner Meinung nach gepairt mit diesen Nummern. 
Halt genau das, was z.B. bei den Monden und Märsen als Selbstverständlichkeit gilt.
Nur bei denen ist es halt so, daß die Klassifikateure und Wissenschaftlern a priori die Pairings etablieren und diese bekannt sind.
Will man das nun bei den anderen Klassen haben, so kann mans eben teilweise haben, wenn man sich an die Altmeister der NWA-Zunft wendet, die eben wie z.B. der Stefan seit 10 Jahren regelmäßig und häufig in Marokko am Puls der Zeit sind,
und durch deren Hände mit Abstand die meisten neuen Funde unseres Jahrtausends gegangen sind.

So, wieder runter vom hehren Ross...

Ich glaube, daß die Besten ihres Faches sich in den allermeisten Fällen nicht zutrauen würden, von zwei drei Photos (u.U.) unterschiedlicher Qualität, mit nur ein zwei (u.U. kleinen) Flächen eines oder zweier (u.U. unterschiedl. präp) Stücke,
mit einigermaßen großer Sicherheit zu sagen, es wäre gepairt oder ungepairt, wenn sie nicht vorher das betreffende Material schon in den Händen gehalten hätten und zur Genüge kennten.


 :prostbier:
Mettmann

PS: Gut bei Eisen, da stellt sich die NWA-Pairingsfrage nicht derart,
weils erstens ja praktisch keine NWA-Eisen gibt, der Strukturtyp überaus eindeutig ist
und bei der Klassifikation für die Einordnung in die chemischen Gruppen,
routinemäßig die Spurenelemente Ga, Ge, Ir und meist auch Au, genommen werden, Nicklegehalt und andere Elemente - und die Gesamtsignatur derart charakteristisch ist,
daß man sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen muß wie bei den Steinen, wenn man behaupten will, etwas sei ungepairt, gepairt oder nicht.
Also nur zur Verdeutlichung, was war zuletzt, bei dem silikatreichen Eisen, da käm natürlich keiner auf die Idee bei jedem Individual zu behaupten, die seien ungepairt. Die Frage stellt sich nicht.
Bei den Steinen indes, wie aktuell hier in der CV3-Diskussion, ist das natürlich eine ganz andere Frage,
bei den Steinen ists nicht so einfach.

Da zur Verdeutlichung, weilmer grad bei CV3 sind.  Allende.
Wenn ich jetzt die größe der beiden Scheiben hier so anschaue.
Es gibt auch von Allende Scheiben, in denen findet man keine einzige Gescheite CAI.
Und dann gibt es Scheiben, um das andere Extrem zu nennen, da hat man mehrere der in Allende sehr seltenen augenfälligen DIs (Dark Inclusions drin).

Legte man die nebeneinander, kein Mensch würde sagen, das wär derselbe Meteorit.
Das kann man nur ruchen, wenn man soviel mit Allende zutun gehabt hat, daß man weiß, daß beides drin vorkommt.

Hier zu den Bspen in dem Thread sage ich nix, weil ich mir angewöhnt habe, im Forum nur über Material zu diskutieren, wo ich sicher bin, daß es den Besitzern nix ausmacht, wenn ichs tu,

wollt nur sagen, kennte ich das Material nicht gut, würde ich mir sicherlich nicht zutrauen, wenn zwo Scheiben auf einem Photo derart ähnlich ausschauen, zu sagen ja, die sind ungepairt.

Iiis halt nicht so einfach mit den Steinen.






« Letzte Änderung: Februar 11, 2010, 15:42:13 Nachmittag von Mettmann »
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Offline gsac

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #13 am: Februar 11, 2010, 15:54:28 Nachmittag »
Ach ja.....ich kaufe noch schnell ein "possible"  :fluester:

Tja, Andreas, das ist so locker leicht dahergesagt, und sicher nicht nur mit
dem Flüstersmilie, sondern auch einem gedachten Augenzwinkersmilie...

Aber, liebe Händler allerseits, und ein paar haben sich ja hier schon geäussert:
wir "reinen Sammler" (...ich nenn mich jetzt mal so!...) verstehen natürlich den
gewissen Druck, den gerade diese Sammlerhändler bzw. Händlersammler mit ihren
zahlreichen eingereichten Proben erzeugt haben und weiterhin erzeugen - was
zum Wohle des Sammlers sein mag wegen der Konkurrenz und der Preise, aber
auch zu dessem Weh beiträgt, wenn es um die grosse Unsicherheit geht, die
nun mal mit "tausenden" :-) verschiedenen Nummern für ein und denselben
Stein dahergeht!

Was weniger gut ankommt, ist, wenn die hauptberuflichen Händler den Eindruck
vermitteln, den Königsweg gefunden zu haben im Erkenntnisprozess, ob die Dinge
verpairet sind oder nicht. Wenn sie behaupten: dies ist so, jenes ist so, full stop!
Das meinte ich unter anderem auch mit meinem Beitrag weiter oben, wo man sich
doch wirklich mal überlegen muss, ob die Pairing-Aussage fundiert ist oder doch
nur ein "good guess". Wenn es aber ein "good guess" ist, dann liebe Händler, seid
auch so ehrlich bzw konsequent, Dies oder Jenes nicht gleich als ungepairet
anzupreisen, sondern vielleicht doch subtil, sensibel, mit dem Wörtchen "possible"
oder "possibly" zu verquicken. Das war es, was ich jetzt noch damit sagen wollte...

So, nun muss ich zur Bahn und mich für drei volle Tage ausklinken, bzw. kann bis
Sonntagabend nicht mehr auf weitere Beiträge reagieren...


Alex

Offline ganimet

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Re: NWA 4906 + NWA 5901
« Antwort #14 am: Februar 11, 2010, 16:02:51 Nachmittag »
Au man - hoffentlich ist keiner sauer auf mich  :weissefahne:

Ich hatte mir nur die Frage mal erlaubt, da ich ausgerechnet an 2 aufeinander folgenden tagen das Material bekommen habe. Nebeneinander gelegt habe ich mich dann gefragt ob es sein könnte.....ihr wißt schon was ich sagen will  :einaugeblinzel:

Ich hoffe hier jetzt niemanden an den Pranger gestellt oder in die Pfanne gehauen zu haben  :weissefahne: :nixweiss:

Wie gesagt sind beides Stücke die rein optisch schon auffallen. Ich kann jedem empfehlen sich noch das eine oder andere Scheibchen bei den oben genannten Personen zu sichern  :super:

Friedliche Grüße  :weissefahne:

Andreas
Daß alles vergeht;weiß man schon in der JUGEND;
aber wie schnell alles vergeht,erfährt man erst im ALTER.

 

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