Hallo,
nachdem ich meinen gebrochenen Diamant-Brösel (siehe anderer Thread) wieder zurückgeschickt hatte, wurde der Deal abgebrochen und das Geld unbürokratisch zurück erstattet. Das war also kein Problem. Der Stein kam auch aus Belgien, also aus einem EU-Land. Ganz anders verhielt es sich mit meinem gelbgrünen 1,32-ct-Rohdiamanten, den ich bei Ebay.com ersteigert und hier im Forum
bereits vorgestellt hatte...
Gestern lag ein Bescheid vom Zollamt Hallbergmoos in meinem Briefkasten, aus dem hervorging, dass ich ihn beim Zoll auslösen müsse. Soweit war das noch nicht Besonderes, das bin ich ja schon von anderen Importwaren gewohnt. Als ich in der Mittagspause dort hin fuhr (Fahrtweg ca. 20 Minuten), kam jedoch die böse Überraschung: Man sagte mir, dass ich den Stein nicht mitnehmen könne, weil er zuvor ans Hauptzollamt Kempten expediert werden müsse, um ihn zu zertifizieren. Ein beigelegtes Kimberey-Zertifikat reicht dafür offenbar nicht aus. Natürlich genügte hierzu keineswegs das Einschicken per Post. Nein, der Stein musste in einer von mir organisierten Kiste beim Zoll original verplompt werden. Dann musste ich mir eine Spedition suchen, um sie zu beauftragen, den Stein nach Kempten zu expedieren. Freilich genügte hierzu nicht einfach ein simpler Anruf. Ich musste persönlich dort erscheinen, die Importpapiere vorlegen, und der Spediteur musste dann die Zertifikats-Nummer, Ausstellungs- und Verfallsdatum sowie einige andere Details in das "Formular T1" eintragen. Dann wurde intern eine Arbeitsnummer vergeben, mit der ich dann wieder beim Zollamt Hallbergmoos aufkreuzen musste....

Der Spediteur schaute mich nur verständnislos an, denn von den Formalitäten hatten weder er noch ich auch nur den blassesten Schimmer. Nach einem längeren Telefonat mit dem Zollbeamten, in dem geklärt wurde, was der überhaupt wolle, bekamen wir es trotzdem irgendwie hin. Nachdem die Speditionspapiere "zollgerecht" erstellt waren, gings also wieder zurück zum Zollamt Hallbergmoos. Eine Kiste konnte der Spediteur auch auftreiben. Nun also rein mit dem Stein, samt Papieren, Kiste verplombt und ab nach Kempten. Die Angelegenheit dauerte insgesamt 2 Stunden.
Nun betete ich inständig, dass die Sache für mich damit erledigt wäre, und dass nach abgeschlossener Zertifizierung der Stein per Spedition wieder zu mir zurück expediert würde. Von wegen. Heute kam eine E-Mail vom Hauptzollamt Kempten, dass noch Unterlagen fehlten. Genauer: Für die Überführung in den freien Verkehr benötige man noch eine Zollanmeldung mit Vordruck 0737 oder als Internetzollanmeldung. Als Unterlagen seien anzugeben: N380 - XXXX vom 1.3.2010 ( Rechnung), Y015 ( versiegeltes Kimberley-Behältnis), L116 - US 18450- vom 02.03.2010 ( Kimberley-Zertifikat) etc. etc.
Kurz davor, persönlich nach Kempten zu fahren und den Mann zu erwürgen, ihn am Telefon wüst zu beschimpfen oder mir selbst an der nächstgelegenen Eiche aufzuknüpfen, rief ich nochmals bei der Spedition an, die sich mit dem Menschen in Verbindung setzte und - Gott sein Dank! - die Sache erledigen konnte.
Am Ende schlagen jetzt Unkosten in Höhe von 19% Mwst auf den Kaufpreis, 40,- € Gebühren und Auslagen fürs Zollamt, einen Haufen Benzin und Nerven sowie etwa 100,- € Speditionskosten zu Buche. Das sind summa sumarum noch einmal 40% auf den Kaufpreis oben drauf. Und das Ganze nur, weil der Stein nicht aus einem EU-Land kommt, und die auf ihren verdammten Kimberley-Prozess mittlerweile eine Bürokratie aufgebaut haben, die alles, was die deutschen Amtsschimmel bis heute an unsinnigen Verordnungen hervorgebracht haben, bei weitem in den Schatten stellt. Merke:
Nie, nie, nie, nie, nie, nie, nie, niemals einen Diamanten aus einem Nicht-EU-Land einführen, das bringt einen an den Rand der Klapse!
