Autor Thema: kohlige Chondrite  (Gelesen 2031 mal)

H5P6

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kohlige Chondrite
« am: April 03, 2010, 10:17:56 Vormittag »
Hallo,

ich habe da mal eine Frage zu den kohligen Chondrite.
Lassen sich bei kohligen Chondriten durch die Primärschmelzkruste Chondren erkennen?
Also die Frage bezieht sich speziell auf eine Primärschmelzkruste.

Gruß Jürgen

Offline Greg

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Re: kohlige Chondrite
« Antwort #1 am: April 03, 2010, 15:17:41 Nachmittag »
Hallo,  :os00:

ich glaube, dass man die Frage so nicht beantworten kann. Wenn ich antworten müsste, würde ich mit "nein" antworten.

Einerseits müsste man mal schauen, welche kohligen Chondriten überhaupt (noch) Schmelzkruste haben. Soo schrecklich viele wird es da auch nicht geben.
Vom Lagish Lake beispielsweise haben zwar ein paar Stücke Schmelzkruste, aber es sind kaum Chondren vorhanden.

Andererseits muss man sich Schmelzkrusten generell vor Augen führen. Sicher bestehen kohlige Chondriten aus einem anderen Material als gewöhnliche Chondite, aber auf die Frage bezogen dürfte dies nicht entscheidend sein.
Wenn sich eine frische, schaumige, mattschwarze und "dicke" Kruste von 1-2mm gebildet hat, glaube ich nicht, dass man dadurch Chondren sehen kann. Diese Kruste überdeckt die Oberfläche.
Wenn diese Kruste dünner ist oder durch Windschliff und chemische Prozesse bereits abgetragen wurde, zeigen sich durchaus immer mehr Features aus dem Inneren des Steines.

Dies hängt natürlich vom Material ab. Bei einem Stein mit großen Chondren wird man deutlicher rundliche Ausbuchtungen auf der Oberfläche sehen.
Zu Bedenken ist vielleicht noch, dass beim Fall durch die Atmosphäre einiges ausgeschmolzen wird und dadurch Schmelzgruben entstehen. Die Ausprägung dieser Gruben ist ja nach Material unterschiedlich. Ich habe z.B. einen Benguerir, der eine große Schmelzgrube hat, weil dort ein Teil einer Trolitit-Ader ausgeschmolzen wurde.

Zum Thema Schmelzkruste kann ich den Artikel von Svend Buhl empfehlen:
http://www.meteorite-recon.com/de/Meteorite_fusion_crust_1.htm

Viele Grüße
Greg

Offline ben.g

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Re: kohlige Chondrite
« Antwort #2 am: April 03, 2010, 18:14:09 Nachmittag »
Hi

Ich habe hier zwei kleine CV-Individuals, bei denen man von außen sehr deutlich, sowohl Chondren als auch CAIs erkennen kann.
Allerdings hat sich die Schmelzkruste doch auch schon ziemlich deutlich in Wüstenlack verwandelt.
Wie Greg schon sagte, kommt halt drauf an wie dick die Kruste ist.  :nixweiss:

Gruß  :os00:
Ben

Offline Greg

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Re: kohlige Chondrite
« Antwort #3 am: April 04, 2010, 01:26:21 Vormittag »
Hallo.

Je mehr die Schmelzkruste aberodiert, desto mehr kann man von der Chondrenmatrix erkennen. Egal ob bei kohligen oder gewöhnlichen Chondriten. Der Windschliff legt die Matrix quasi frei. Die Wüstenpatina, die im Laufe der Zeit meist die Steine überzieht ist viel dünner als Schmelzkruste und halbtransparent; hier scheinen die Chondren oft durch.

Als Beispiel der NWA 4522, ein LL3.5 mit einer chondrenreichen Matrix. Auf dem Foto rechts oben sieht man die durch Windschliff gezeichnete und von Wüstenlack überzogenen Oberfläche. Diese ist sehr uneben; einige erodierte Chondren haben Hohlräume hinterlassen, andere bilden kleine Hügel. Ferner sieht man Chondren durchscheinen.
Das Bild unten rechts zeigt die Unterseite des Meteoriten. Hier muss er auf dem Boden gelegen haben. In der Randzone hat sich Caliche gebildet. Darunter ist noch die Schmelzkruste vorhanden. Sie zeigt zwar Verwitterungsspuren, war aber vor Windschliff geschützt. Auch hat sich keine Patina gebildet. Die Oberfläche ist zwar rauher, aber insgesamt gleichmäßiger. Hier sieht man nicht die vielen kleinen Chondrenausbuchtungen.

Viele Grüße
Greg

Offline Andyr

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Re: kohlige Chondrite
« Antwort #4 am: April 06, 2010, 12:12:57 Nachmittag »
Hallo Jürgen,

ich glaube mich erinnern zu können, dass ich sowas schon mal bei Allende-Individuals gesehen habe.

Gruß

AndyR

H5P6

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Re: kohlige Chondrite
« Antwort #5 am: April 06, 2010, 14:42:57 Nachmittag »
Hallo,

-so bin wieder da.
Danke für Eure Beiträge. :super:
Ich könnte mir vorstellen,daß die unterschiedlichen Materialien der Chondren auch unterschiedliche Schmelzkrusten erzeugen,die sich dann in Form von glatteren Verschmelzungen darstellen.
Ihr habt recht.Bei Allende ist das so.Es erstaunt mich,daß es so wenige frische Krusten geben soll.
Bei der Abbildung von Ben seiner Schnittfläche des CV-Individuals,habe ich Schwierigkeiten die Chondren zu erkennen.
Ben,hast Du vielleicht noch ein besseres Bild von der Schnittfläche dieses Materials?

Gruß Jürgen 

Offline ben.g

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Re: kohlige Chondrite
« Antwort #6 am: April 06, 2010, 16:09:00 Nachmittag »
Bei der Abbildung von Ben seiner Schnittfläche des CV-Individuals,habe ich Schwierigkeiten die Chondren zu erkennen.
Ben,hast Du vielleicht noch ein besseres Bild von der Schnittfläche dieses Materials?
Die haben keine Schnittfläche! Das sind vollständig intakte Individuals.
Das runde weiße vorne beim linken Stein ist ein großer CAI den man von außen auf der intakten Oberfläche sieht.
Ebenso das "wolkige" oben beim rechten Stein.

Die Chondren sind allerdings auf diesem Bild tatsächlich nicht gut zu erkennen.
Im Moment habe ich allerdings kein besseres.

Gruß
Ben

H5P6

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Re: kohlige Chondrite
« Antwort #7 am: April 06, 2010, 16:35:34 Nachmittag »
Hallo Ben,

es wird schon so sein,wie Du sagst.Richtig erkennen kann ich es beim linken Objekt leider nicht.Das wolkenartige Gebilde auf dem rechten Objekt hätte ich wohl kaum den Chondren zugeordnet.Es stellt sich mir die Frage,wie unrund kann ein Chondren sein um noch als solches zu gelten?

Gruß Jürgen

Offline ben.g

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Re: kohlige Chondrite
« Antwort #8 am: April 06, 2010, 16:54:54 Nachmittag »
Das sind ja auch beides keine Chondren, sondern CAIs.
Calcium-Aluminium-Inklusionen, wie sie bei Kohligen häufig vorkommen.

Chondren sind auch zu sehen, wenn man die Steine in der Hand hat, allerdings auf den Fotos nicht zu erkennen.

 

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