Autor Thema: Grenz- und Randbereiche  (Gelesen 9272 mal)

Offline ironsforever

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #30 am: Dezember 15, 2010, 15:42:38 Nachmittag »

Hallo,

möglicherweise überdauern einzelne Individuals tatsächlich unter günstigen Bedingungen unbeschadet mehr als 5.000 Jahre, wobei das m.E. schon etwas unwahrscheinlich klingt. Flowlines bewegen sich im 10-tel mm -Bereich. An diesem Stück hätte also nicht die kleineste Verwitterung stattgefunden.

Man muss trotz aller Begeisterung für das Vorliegen von natürlichen Strukturen aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Struktur vielleicht doch "manmade" ist. Zacatecas (1969) ist so ein Beispiel: Zacatecas rekristallisierte bekanntermaßen durch künstliche Erhitzung und Verwendung als Amboß. Die Oberflächenstruktur von Gregs Gibeon könnte doch auch auf diese Weise entstanden sein oder durch die Bearbeitung mit einem Schweißgerät.

Ich möchte ja nicht unken, aber mir fehlen hier schlicht und einfach weitere Gibeons, die dem Stück von Greg ähneln. Ich will mich ja gerne vom Gegenteil überzeugen lassen, deshalb frage ich mal in die Runde: Wer von Euch kennt ein anderes Stück Gibeon, das Rekristallisation aufweist (oder gar Flowlines)?

Das Stück von Greg wäre eine Sensation, wenn es als einziges (?) aus einem TKW von weit mehr als 26.000 kg derartige Strukturen aufweist.

Gruß,
Andi :prostbier:

Plagioklas

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #31 am: Dezember 15, 2010, 16:00:50 Nachmittag »
Zitat
Die Oberflächenstruktur von Gregs Gibeon könnte doch auch auf diese Weise entstanden sein oder durch die Bearbeitung mit einem Schweißgerät.

Hmmm,.... Schneidbrennerstrukturen sehen tatsächlich ähnlich aus. So eine Behandlung müsste aber den Rost auf der oberkannte (auf dem rekristallisierten Bereich) verfärbt haben (Von braun nach rot).

Offline ironmet

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #32 am: Dezember 15, 2010, 16:02:39 Nachmittag »
Hallo Andi,

in einem anderen Thema hier im Forum hatten wir aber schonmal über die Möglichkeit diskutiert,
ob sich rekristallisierte Ränder künstlich erzeugen lassen.
Da bin ich nach wie vor der Ansicht,das dies nicht möglich ist.
Zacatecas 1969 ist komplett durchgeglüht.
Daher auch komplett rekristallisiert.

Diese feinen rekristallisierten Ränder ergeben sich ja nur dadurch,das ein Eisen im Innern beim Fall recht kühl ist.
Nur aber die Aussenfläche erhitzt bzw. aufgeschmolzen wird.
Sollte jetzt einer auf die Idee kommen wollen,an einem Met künstliche Flowlines erzeugen zu wollen, würde das ganze Stück schon rot glühen und die oktaedritische Struktur somit zerstört sein, bis Material als künstliche Flowlines zum fließen gebracht wird.
Daher kann man manmade hier ganz klar ausschließen.

Ich warte gerade noch auf die Freigabe eines Fotos von einem Sammler.
Wenn ich das ok bekomme,zeige ich hier mal einen Gibeon der Extraklasse.

Viele Grüße Mirko  

Offline ironmet

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #33 am: Dezember 15, 2010, 16:06:26 Nachmittag »

Hmmm,.... Schneidbrennerstrukturen sehen tatsächlich ähnlich aus. So eine Behandlung müsste aber den Rost auf der oberkannte (auf dem rekristallisierten Bereich) verfärbt haben (Von braun nach rot).

Hallo Plagioklas,

ja,das ist ein weiteres Zeichen dafür.
Genauso ist es auch so,das bei einem erhitzten Eisen sich keine "Schmelzkruste" bildet.
Da die Schmelze auf Greg´s Stück sehr dünn und fein (wie man es bei Sikhote kennt) zeigt,die zum abplatzen neigt.
Also echte Schmelzkruste ist.
Bei einem künstlich erhitzten Eisen findet man sowas auch nicht.

Viele Grüße Mirko

Offline Haschr Aswad

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #34 am: Dezember 15, 2010, 16:07:36 Nachmittag »
Zitiere mich ausnahmsweise mal selbst:

"Wiederholt betonten die Forscher den hervorragenden Erhaltungszustand der Oberflächentextur auf vielen der geborgenen Gibeon-Massen. Buchwald spricht von einem "nicht allzuhohen terrestrischen Alter" und bemerkt, dass die Meteoriten an ihrem Fundort ausgezeichnet konserviert wurden und dass keine Anzeichen für mehr als oberflächliche chemische und mechanische Angriffe durch Verwitterung vorliegen. Die von Buchwald festgestellten, durch Hitze veränderten α2 Zonen waren 0.5 bis 2 mm stark und belegen, dass nur sehr wenig Oberflächenmaterial der Korrosion zum Opfer fiel."

Quelle: http://www.meteorite-recon.com/de/Gibeon_Iron_Meteorites_4.htm

Dort, am Seitenende, auch ein Foto der Lichtenfels-Masse, die nach Aussage derjenigen, die das Stück begutachten konnten, eindeutig Fließlinien zeigt. Ich empfehle einmal bei Bernd Pauli anzufragen, von dem ich weiß, dass er das Stück persönlich gesehen hat. Überhaupt schade, dass letzterer hier nicht mehr mitschreibt ...

Grüße,
Haschr

Offline ben.g

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #35 am: Dezember 15, 2010, 16:19:47 Nachmittag »
Ich empfehle einmal bei Bernd Pauli anzufragen, von dem ich weiß, dass er das Stück persönlich gesehen hat. Überhaupt schade, dass letzterer hier nicht mehr mitschreibt ...

Ja, auch ich bedaure das sehr.
Irgendwie hege ich aber immer noch die vage Hoffnung, dass sich das irgendwann mal wieder ändern könnte....

Gruß
Ben

Offline ironsforever

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #36 am: Dezember 15, 2010, 16:42:59 Nachmittag »
Hallo Mirko, Haschr, Ben und Plagioklas,

danke für Eure Ausführungen und Hinweise! Ich bin nun auch überzeugt, dass es sich hier doch um natürliche Strukturen handelt.  :weissefahne: Die Lichtenfels-Masse ist mir nicht in den Sinn gekommen.

Nun auch von mir Glückwunsch, Greg, zu Deinem tollen Stück! :super:

Gruß,
Andi :prostbier:

Plagioklas

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #37 am: Dezember 15, 2010, 19:08:59 Nachmittag »
Der Erhaltungsgrad ist echt erstaunlich. Hätt nicht gedacht, dass es so gute Gibeons gibt.

Offline Dave

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #38 am: Dezember 15, 2010, 20:56:08 Nachmittag »
Ist die Lichtenfels-Masse auch ein Gibeon?  :gruebel:
Der sieht aus wie ein Sikhote ist ja unglaublich wenn es wirklich ein Gibeon ist. So ein frisches Stück :super:

Mfg Dave

Offline gsac

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #39 am: Dezember 15, 2010, 21:31:13 Nachmittag »
Ich empfehle einmal bei Bernd Pauli anzufragen, von dem ich weiß, dass er das Stück persönlich gesehen hat. Überhaupt schade, dass letzterer hier nicht mehr mitschreibt ...

Ja, auch ich bedaure das sehr.
Irgendwie hege ich aber immer noch die vage Hoffnung, dass sich das irgendwann mal wieder ändern könnte....

Gruß
Ben

Herr Bernd Pauli hat sich vor knapp einem Jahr mit einem persönlichen
Statement aus diesem Forum verabschiedet. Ich weiß nicht, ob dieses
irgendwo noch in einem alten Thread erhalten ist. Falls ja, möge man
dort nachlesen, warum es so war. Ansonsten kann man ihn wohl über
die US-Liste kontaktieren bzw. seine private Mail-Addy ist ja bekannt
oder kann von denen erfragt werden, die dort reinschauen/mitarbeiten.

Zum Thema ansonsten: sehr lesenswert! :super: Der Gibeon-Meteorit ist für
viele Überraschungen gut, auch jenseits der Randbereiche, was die Textur
angeht.

Offline ben.g

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #40 am: Dezember 15, 2010, 21:52:06 Nachmittag »
<offtopic>
Ich empfehle einmal bei Bernd Pauli anzufragen, von dem ich weiß, dass er das Stück persönlich gesehen hat. Überhaupt schade, dass letzterer hier nicht mehr mitschreibt ...
Ja, auch ich bedaure das sehr.
Irgendwie hege ich aber immer noch die vage Hoffnung, dass sich das irgendwann mal wieder ändern könnte....
Gruß
Ben
Herr Bernd Pauli hat sich vor knapp einem Jahr mit einem persönlichen
Statement aus diesem Forum verabschiedet. Ich weiß nicht, ob dieses
irgendwo noch in einem alten Thread erhalten ist. Falls ja, möge man
dort nachlesen, warum es so war. Ansonsten kann man ihn wohl über
die US-Liste kontaktieren bzw. seine private Mail-Addy ist ja bekannt
oder kann von denen erfragt werden, die dort reinschauen/mitarbeiten.
Die Threads sind m.W. alle noch da. Gehört aber alles jetzt nicht hierher.
Sehr viele Forenmitglieder haben selbstverständlich immer noch Kontakt zu Bernd. Ich persönlcih würde mir trotzdem wünschen, wenn er wieder hier Mitglied wäre. (Aber das weiß er ja)

</offtopic>
Und nun schalten wieder zurück zum Gibeon-Thema...  :smile:

Gruß
Ben

Offline gsac

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #41 am: Dezember 15, 2010, 22:02:13 Nachmittag »
Gehört aber alles jetzt nicht hierher.

Richtig! Genau deshalb war es auch nur rein informativ so formuliert.
Die "Grenz- und Randbereiche" (des Threads) sind viel interessanter..

Offline ironmet

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #42 am: Dezember 15, 2010, 22:23:13 Nachmittag »
Hm....  :dizzy:

nach dem großzügigen überlesen des "informativ" formulierten Beitrags von Herrn Seidel ....


....habe ich gerade von Bernd das ok bekommen,sein Bild von der Lichtenfels-Masse hier im Forum zu zeigen.
Haschr hat das Foto ja schon gezeigt. :super:
Hier aber nochmal ein paar Details davon.
Und ja Dave....das ist tatsächlich ein Gibeon.
Ich wollte es damals auch nicht glauben,wo ich die Fotos zum ersten mal sah.

Viele Grüße Mirko

Offline Dave

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #43 am: Dezember 15, 2010, 22:31:20 Nachmittag »
Hi,

also ich kann es wirklich nicht glauben das das ein Gibeon sein soll. Ist er denn angeschnitten oder wurde ein chemischer Test gemacht das es wirklich einer ist? :gruebel:
Ich meine schaut euch mal die anderen Gibeons an da ist 0% Ähnlichkeit vorhanden. Gibt es noch andere so frisch aussehende Gibeons oder nur diesen einen?
Bei dem Stück würde ich es sogar noch für warscheinlicher halten, das es ein anderer Fall ist, als das es ein so gut erhaltener Gibeon ist.
Einfach ein unglaubliches Stück!!!

(Leider gibt es kaum Infos im Netzt zu dem Stück.)

Mfg Dave

Offline MarkV

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Re: Grenz- und Randbereiche
« Antwort #44 am: Dezember 15, 2010, 23:28:49 Nachmittag »
Hallo,
ich weiss auch nicht so recht, was ich von der Liechtenfels-Masse halten soll. Der Erhaltungszustand ist doch deutlich besser als bei allen anderen Gibeons, die ich bisher gesehen habe.

Zitat
Die Ausdehnung der Streuellipse beträgt rund 370 x 185 km, eine Fläche, die Gibeon zum größten bekannten Meteoritenstreufeld der Erde macht.
http://www.meteorite-recon.com/de/Gibeon_Iron_Meteorites_5.htm

Bei so einer grossen Streuellipse ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich zwei Streuellipsen überlappen. Man hat ja sogar schon einen Mondmeteoriten in der Streuellipse eines anderen Mondmeteoriten gefunden (zwei sich überlagernde Streufelder von Mondmeteoriten). Bei 370x185km wäre es nicht ungewöhnlich, wenn dort noch ein zweiter Eisenmeteorit gefunden wird.

Andererseits sieht man z.B. bei Campo, dass es doch einige wenige Individuals gibt, die eine deutlich bessere Erhaltung zeigen als der Rest. Auch von Henbury sind gerade in den letzten Wochen ungewöhnlich gut erhaltene, sikhoteartige Individuals aufgetaucht. Von daher will ich mich da nicht festlegen, aber eine chemische Untersuchung von der Liechtenfels-Masse würde mich schon interessieren.

Grüsse,
Mark

P.S.: im übrigen vermisse ich die kompetenten Postings von Bernd auch schmerzhaft


 

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