"Das Leben als Wille und Vollkasko"

Bernd, dann wirst Du nie einen Meteorit kaufen können.
Bzw. stelle ich mir grad vor, wie de 40.000 Eier hinblätterst für den atemberaubenden Klumpen, den seinerzeit der Chef der Geologie der Ludwig-Maximilians-Uni in München proppestolz der Presse als den Neuschwanstein-Meteoriten und zwar als seltenen kohligen Chondriten vorgestellt hatte. Der hätt Dir sicher auch ein Zertifikat mitgegeben.
Eigentlich JEDER Meteoritensammler hätt ihm sagen können, was das in Wirklichkeit gewesen, nämlich ein Stück Asphalt von der Straße.
"Zertifikat" - müssen Juristen eigentlich das Latinum machen?
Ein Zertifikat ist eine Sicher-machung, eine Versicherung, daß der Köttel genau das ist, als das Du ihn verkauft bekommst.
Was der Alex erwähnt hat, sind die Beipackzettel der alten MeteoritenHÄNDLER und -Sammler, Ward, Dupont, Nininger, New, Zeitschel - nix anderes als das, wasde heute von den Meteoritenhändlern an Zetterln bekommst. Diese alten Händler haben die Steinlein auch nicht selber gebacken, sondern an offiziöser Stelle analysieren lassen müssen, so sie selber gefunden und es neue Funde waren oder eben von anderen Händlern, Sammlern, Findern gekauft. Ähnliches gilt auch für viele Museumszettel.
Meteorite sind nunmal mit Riesenabstand das seltenste was es gibt auf der Welt und bspw. Museen finden die ja auch nicht selbst. Und wenn wir ein Zertifizzetterl dazulegen und an Museen und Universitäten verkaufen, dann lassense die Dinger auch nicht nochmal durch die Mikrosonde, sondern schreiben ihr eigens Inventarzetterl dazu.
Genauso wie Du den Joguhrt mit dem Aufdruck der Firma im Supermarkt kaufst und in verzehrst ohne ihn zuvor bei einem lebensmittelchemischen Labor daraufhin untersuchen zu lassen, ob der Joguhrt auch tatsächlich ein Joguhrt ist.
Es paßt hint und vorn nicht zusammen, was Du schreibst. In dem einem Thread schreibst, wir hätten alle Dollarzeichen in den Pupillen und hier forderst als logischen Schluß, daß wir jeden Krümel für 10Euro bei einem Institut verifizieren lassen sollten, also 500Euro plös dafür ausgeben sollten,
nochdazu, wo Du keinen Schimmer hast, welche Unis überhaupt in der Lage sind, einen Meteoriten und dessen petrologischen Typ zu bestimmen.
War doch neulich so - hat einer im Ebay einen Klumpen verkauft, der hatte sogar ein Zertifikat vom Fresenius-Institut dabei, welches ja hoch renommiert ist, daß es ein Meteorit sei und jeder hat sehen können, daß das keiner ist. In Südamerika haben sich letztes Jahr ein paar Betrüger den Spaß gemacht, Campos zu irgendwelchen Unis zu tragen, als angebliche Fund eines absolut neuen Meteoriten und die ham dann auch drauf geschrieben, klar isn neuer Meteorit, obwohlse gar nicht die Ausrüstung hatten, die Spurenelemente zu messen, die verraten hätten, daß es ein Campo ist. Und alle paar Monate krieg ich Bilder/Krotzen rein, wo eine Analyse, meist eine chemische Grobanalyse einer Uni dabei ist, woraus (neben dem Stück selbst) klipp und klar ersichtlich ist, daß es kein Meteorit ist, aber als Fazit steht dann uffe Zettel, Stempel, Unterschrift: Meteorit.
Ich reagiere deswegen so umfangreich, weil es mir schlicht auf die Nerven fällt, die Attitude, die gerade in Deutschland viele an den Tag legen und die man besonders auf Messen sieht.
Da stellen sich die Mettleute hin und präsentieren ihnen bspw. Mond, das absolut rarste Gestein der ganzen Messe, der ganzen Stadt, des ganzen Landes, der ganzen Welt, wovon insgesamt nur einzelne Kilos in der Geschichte der Menschheit je dem Normalsterblichen zugänglich waren und sein werden und was sie unter größten finanziellen und persönlichen Risiken entweder selbst gefunden oder erhascht haben, wovon sie einen Teil kostenlos der Forschung zur Verfügung stellen müssen und wo sie das langwierige Anerkennungsverfahren abgesessen haben - und das bieten sie dann feil zu einem kleinen Bruchteil dessen, was ein Edelstein, ein Brillant kostet, von dem es genau 20 000 mal mehr Material auf der Welt gibt - tun sich das alles an und zwar hptsl. aus Enthusiasmus, denn die Umsätze, die selbst die größten in der Mettbranche haben, die lassen einen durchschnittlichen Salzlampenhändler oder Handschmeichlerdrücker nur müde lächeln,
und dann gibts tatsächlich Leute, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben aber nichtsdestotrotz die Chuzpe haben, sich vor dem Stand aufzubauen und zu krähen, daß Zeug sei nicht echt und könnte ja jeder sagen usw.

Bernd, es sind nicht die Institute, nicht die Unis, die der Welt die Meteorite überhaupt zugänglich machen, abseits von den Antarktiskampagnen sind es immer die Meteoritensammler, -händler, -jäger, die die Meteorite überhaupt erst auftun und der Forschung zuführen! Und ich möchte annehmen, daß jeder erfahrene Meteoritensammler und -händler und -jäger einen Meteoriten besser erkennen kann als jeder diplomierte Geologe und Mineraloge, mit ausnahme der wenigen Spezialisten unter diesen, die sich hauptsächlich mit Meteoriten beschäftigen.
Die Mettszene ist so winzig, daß kein Händler überleben kann, wenn er sichs einfallen ließe, einen falschen Mett oder einen billjeren Mett als einen teureren ähnlichen zu verkaufen oder auch nur unkorrekt ein Geschäft abzuwickeln, weil sich das in Null-Komma-Nix rumspricht und so ist es auch bislang geschehen. Reputation ist alles. Weil es eben so wenige Meteorite gibt und weil es so wenige Sammler gibt. Und ein Metthändler verdient bei dem Preisniveau seit dem Wüstenrausch mit denn allerseltensten und ausgefallenen Klassen, die natürlich auch gekauft werden, von Meteoritenspezialisten, die Analysemöglichkeiten haben oder eben mit historischem Material der Sorte, wie fast alles in Museen ist und man oft jahrelang warten muß, ob mal was aus einer alten Sammlung oder nem Museum frei wird.
Und zu all dem haste noch die IMCA, die im Gegensatz zu Organisationen in anderen Branchen, die nicht so winzig sind, wie die Meteoriterei, es tatkräftig überwacht.
Also anders wie was weiß ich, der beriiiiiiehmte Tüv-Rheinland, der einmal in zehn Jahren eine Stichprobe nimmt, sagmer ein Fahrrad, und kaum pappt er sein Siegel drauf, kann der Produzent Schrott nach Lust und Laune produzieren.
Freilich wird auch im ebay von Laien grausiger Schrott verkloppt, aber wennde bei denen kaufst, dann kann man Dir nicht helfen. Dazu gibts ja die IMCA, daß auch einer, der keinen einzigen Sammler oder Händler kennt oder nicht in der Lage ist, zu erkennen, ob das angebote Stück ein Meteorit ist, obwohl die allermeisten Meteorite ja derart charakteristisch von irdischen Gesteinen unterscheiden, falls ihm also es an Erfahrung gebricht, er also in der Lage ist anhand der IMCA-Nummer in der Auktion über die Webseite der IMCA sofort nachschauen kann, ob das einer ist, der was von der Sache versteht und wer das überhaupt ist.
Na und wenn Dir das immer noch nicht ausreicht zusammen mit der schriftlichen Versicherung ,die den guten Namen des Verkäufers trägt, daß der Stein, den de kaufst auch wirklich das ist, was er auffen Zettel geschrieben, dann mußt halt selber Dich an ein Institut wenden, das spezialisiert ist, mußt die Dünnschliffkosten berappen und die 150Euro pro Messtunde, wo dann eben in 99,999% der Fälle rauskommen wird, jooo das is das wie versprochen.
So is das.
Mettmann