Autor Thema: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?  (Gelesen 11778 mal)

Offline paragraf

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Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« am: Januar 14, 2007, 12:20:36 Nachmittag »
Hallo!

(wieder mal als Advocatus diaboli unterwegs)

Thema: "Zertifikate!""

was hat es eigentlich mit diesen bunten Zertifikaten auf sich? Macht die jeder für sich? Mal eben 1.000 Visitenkarten als Zertifikate?

Gruß
Bernd



ironmet

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #1 am: Januar 14, 2007, 12:38:42 Nachmittag »
Hallo Bernd,

ja na klar,was hast Du gedacht? :nixweiss:

Ist eben ein Begleitkärtchen,wo alle wichtigen Daten zum Stück festgehalten wurden und zu sehen ist,von wem das Stück stammt.

Falls Du jetzt irgendwelche Zertifikate von irgendwelchen Instituionen erwartet hättest,wäre das sicher auch machbar,nur dann würde der Bernd nicht nur 40 Euro für sein Meteorit bezahlen...

Viele Grüße Mirko :prostbier:

Mettmann

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #2 am: Januar 14, 2007, 12:53:25 Nachmittag »
Siehe anderes Thema,
wo ich erklärt habe, wie und wer allein Meteorite anerkennt. Jetzt muß ichs suchen.....

Zitat
Salü Reed, Lutz, meine Damen

nu muß ich Euch wohl ein bisserl was erklären zu den Meteoriten und dem Prozedere!
Meteorite kann sich nämlich niemand, auch nicht H5P6  , selber backen.

Es gibt eine einzige Instanz, die sämtliche Meteorite offiziell anerkennt und das ist die Meteoritical Society in London.
Das muß man wissen.
Die Vorgehensweise ist folgende für alle Meteorite, gleich ob es Eigenfunde, ob es Fälle, ob es gekaufte aus Marokko, ob es erjagte im Oman oder ob es solche aus den Antarktiscampagnen sind:
Zunächst wird ein Stück des Fundes zur Analyse und Klassifikation bei einer der spezialisierten Universitäten eingereicht, derer es leider nur eine Handvoll weltweit gibt. Zur nächsten Volksternwarte, Mineralienhändler, Heimatmuseum, ja sogar zur Geologie dernächsten Heimatuni zu rennen bringt da überhaupt nix, die können die Analysen nicht durchführen (bzw. den allermeisten Unis fehlt die Erfahrung mit Meteoriten, weil diese aus unerfindlichen Gründen dort stiefmütterlich als Kuriosa kaum behandelt werden).
So. Diese spezialiserten Labore fertigen Dünnschliffe an, führen die chemische Grobanalyse durch und nudeln das Zeug durch die Mikrosonde. 20g (oder 20% wenn der Meteorit <100g) müssen für die weitere Forschung hinterlegt werden.
Den Bericht mit dem Ergebnis, den Daten zum Fund/Fall so vorhanden, dem Gesamtgewicht, dem Verbleib der Hauptmasse und dem hinterlegten Stück, zusammen mit dem vorgeschlagenen ermittelten Untertyp des Meteoriten wird sodann an das Nomenklatur-Kommittee, das mit internationalen Experten besetzt ist, geschickt.
Das Kommittee prüft sodann noch einmal die Daten auf deren Plausibilität, stimmt über den Meteoriten ab, verleiht ihm seinen Namen und erkennt ihn an durch die Veröffentlichung im jährlich erscheinenden "Meteoritical Bulletin": http://meteoriticalsociety.org/simple_template.cfm?code=pub_bulletin
Worinnen ALLE Meteorite dieser Erde zentral erfaßt werden.

Ist das vollbracht, dann und nur dann, ist ein Meteorit ein Meteorit.

Eine unabhängige Expertise von irgendjemand erbracht (- abgesehen davon, daß diese einen Haufen Geld kosten würde, eine einzige Meßstunde in der Mikrosonde kostet 150Euro) kann man sich daher genauso an den Hut stecken, wie die Beteuerungen von diesem Marsdepp im ebay.
Ich krieg immer wieder allerlei Bilder und Krempel auf den Tisch mit Expertisen aus div. Materialwissenschaftl. Labors und auch aus Universitäten, wo bescheinigt wird, daß das Stück ein Meteorit sei, obwohl die gemessenen Werte auf einen Blick erkennen lassen, daß das Zeug kein Meteorit sein kann.

Weiter. Selbstverständlich wird von ein und demselben Fall/Fund nicht jedes Stück oder Krümelchen untersucht, denn diese Institute sind nichtkommerziell und es ergibt keinen wissenschaftlichen Gewinn redundante Analysen durchzuführen.

Und hier kommen wir nun zu der Erkenntnis: Will man einen authentischen Meteoriten, so sollte man den Verkäufer eben kennen.
Zwei Sicherheiten gibt es, so man keinen Händler kennt.

Achtet auf das IMCA-Wapperl mit der Nummer in den Auktionen oder auf den Händlerseiten oder fragt auf den Messen die Händler, ob sie Mitglied sind.
Die IMCA ist eine Organisation, die uneingeschränkt die Echtheit der Stücke garantiert, die ihre Mitglieder verkaufen.
Diese Garantie ist keine hohle Phrase. Wie schon bis zum Erbrechen erklärt, gibt es nicht nur kaum Meteoriten auf dieser Welt, sondern auch praktisch nur eine wönzige Gruppe von Sammlern und Händlern. Mitglied der IMCA kann man nur werden auf Empfehlung zweier Mitglieder, was ausschließt, das Brutalo-Laien die IMCA-Nummer führen und die Empfehlenden überwachen ja zu einem gewissen Grade das, was ihr Schützling so anrichtet, aber vor allem kontrollieren sich die Mitglieder untereinander, das US-ebay wird vollständig gecheckt, so wie wir hier es teilweis auch machen, jeder Verstoß wird gemeldet, nicht zuletzt weil ja in dem engen Segment ein gewaltiger Konkurrenzkampf tobt, sodaß sich nicht wenige argwöhnisch beäugen.
Tja und selbst wenn mal etwas Unkorrektes über den Tresen gehen sollte, so hat der Käufer, egal ob er Mitglied oder nicht ist, die Garantie, daß alles korrekt behandelt wird und er im Irrtums- oder Betrugsfalle seine Kohle wieder kriegt, die IMCA ist eine Rechtsperson.

Und zwoooohtens, unabhängig von der IMCA: Weil eben der Meteoritenmarkt so winzig ist, kennen sich die meisten Sammler und auch die Händler untereinander, daß es eine Art hat.
Nicht wenige Sammler haben Zugang zu Analysemöglichkeiten und ein Händler kann im Grunde nur über seine Reputation verkaufen,
somit kann sich ein professioneller Anbieter, aber ach semiprofessionelle Sammler-Händler, ja selbst die Sammler, die später nochma schöne Meteoriten bekommen wollen,
schlichtweg nicht erlauben, Verfälschtes oder Gefälschtes zu verkaufen. Die Chance enttarnt zu werden ist sehr groß und da jeder jeden kennt, wäre dieser Anbieter sofort weg vom Fenster und könnte seinen Krempel bestenfalls noch auf lekker Butterfahrten verkloppen.

Meteorite sind eben nicht irgendwas zum Naschen.

Wenn man natürlich von einem Laien im ebay kauft, ja und gar nicht so selten sind es ja sogar gewerbliche Händler, die Unechtes Material anbieten - vielfach Mineralienhändler, die keinen Schimmer von Meteoriten haben und selber in gutem Glauben vermeintliche Meteorite gekauft haben und auch sehr viele Esotherikfuzzis -
dem ist eben nicht zu helfen,
bzw. nur insoweit, daß er, wenn es sich um einen gewerblichen Händler handelt, er das Gekaufte sowieso innerhalb der gesetzlichen Fristen ohne Angaben von Gründen zurückgeben kann.
(Wie auch jeder seriöse Meteoritenhändler seine echten Stücke zurücknimmt, wennse einem Kunden nicht taugen).

Warum die Leute bei Laien, die oft nicht einmal in der Lage sind, ihre Stücke zu photographieren, geschweige denn richtig zu beschreiben, ist mir ein Rätsel. Billiger als Sammler, Sammlerhändler, Händler sindse nich - höchstens, weil sonst keiner drauf bietet, aber wenn eben die Gier über den Verstand siegt, dann kann man ihnen nicht helfen.
Gewerbliche Nichtfachhändler sind sowieso immer teurer als spezialisierte Meteoritenhändler, weilse eben in der Nahrungskette weiter hinten stehen.

Nun werdet ihr aber Fingerle heben und sagen: Ja aber es gibt doch auch unklassifizierte Meteorite zu kaufen!
Rrrrichtig. Durch die Wüstenfunde aus der Sahara der letzten 5 Jahre, obwohl es sich nur um vereinzelte Tonnen handelt, sind die spezialisierten Universitäten heillos überlastet, weil es weltweit nur wenige stellen gibt. Teilweise werden zurzeit nur noch die absolut rarsten Typen angenommen und keine gewöhnlichen Chondrite. Da man auf die Klassifikation letzterer 1-2 Jahre warten muß und weil bei den gegenwärtigen Preisen, die die Sammler zahlen, es nicht mehr ökonomisch sinnvoll ist für einen Händler, gewöhnliche, durchschnittlich verwitterte Chondrite klassifizieren zu lassen, werden auch nichtklassifizierte verkauft.
Diese Steine ohne Klassifiz haben nur einen sehr geringen, bis gar keinen Sammlerwert (natürlich kann man sie später klassifizieren lassen und anmelden).
Bei allen anderen Klassen aus der Wüste haben wir dieses Problem nicht - es handelt sich ja um extrem Seltenes Zeug, wo die Gesamtfundmengen seit Anbeginn der Wüstenjagd, bis in alle Zukunft, bequem je nach Typ in einem Kleintransporter bis hinunter zu einem Rucksack verstaut werden können -
einfach, weil nur mit diesen noch Geld zu verdienen ist, aber die Sammler bei diesen Klassen niemals einen angemessenen oder besser gesagt noch gerade kommerziel vertretbaren Preis den Händlern zahlen würden, wenn diese unklassifiziert sind - Daher wird das Zeug immer klassifiziert.

Wie kann man aber nun unklassifiziertes kaufen?  Eben. Bei renommierten Händler oder bei IMCA-Mitgliedern - denn die haben genügend Erfahrung, die Spreu vom Weizen zu trennen und Meteorite von Irdischem zu unterscheiden und man hat die Garantie, daß der unklassifizierte Krotzen auch ein Meteorit ist.
Häufiger kann man nämlich höchst irdische Steine sehen, bei solchen Mineralienhändlern, die in Marokko tätig von dort Fosssilien und Mineralien beziehen und dabei auch hin und wieder ne Kiste Meteorite kaufen, wovon nicht jeder Stein auch einer ist.

Nun noch letztlich zu den uklassifizierten Achondriten und raren Typen.
Solche zu kaufen, gar aussem ebay, ohne sie in der Hand gehabt zu haben, geht praktisch kaum, denn diese sehen eben nicht wie typische Meteoriten aus, sondern ähneln vielfach sehr stark irdischen Gesteinen.
Ein Mettmann, ein JaH073 erkennen sowas schon eher und in der Tat sind sie es zusammen mit den anderen Spezialisten, die diese Steine aussortieren und der Klassifiz zuführen, jabohl.

Tja und daher sind solche Auktionen, wie von diesem Marsdepp, allerhöchstunerfreulich für uns. Wir wollen mehr Sammler diesem faszinierenden Hobby zuführen, tja und ebay ist eine Hauptvermarktungsplatform für Meteorite. Und wie kommt es daher beim Laien an, wenn wir seriösen Anbieter echte Meteoriten, Märse, Monde feilhalten, neben solchen Auktionen wie von diesem Heini? Abgesehen davon, daß es für die meisten immer noch unvorstellbar ist, daß man tatsächlich echtes Mond- und Marsgestein als Privatmann/-frau überhaupt erwerben kann?

Eben - die sehen dann solche Auktionen mit offensichtlich unechtem Zeug und sagen sich dann auch zu unseren Auktionen oder Webseiten - ha, Stein vom Mond , das glaubt derja wohl selber nicht!
Angesehen davon, was wir für ungeheure Kosten und Anstrengungen unternehmen müssen, um beständig neue rare Klassen oder historisches Material, vielfach bei letzteren wovon fast alles in Museen ist, aufzutun. Wir bezahlen die Klassifikation, wir müssen sie abwarten, bei den rarsten Typen ist man nie davor gefeit, Fehlgriffe zu tun, und das wurmt dann eben - grad bspw. bekommen wir einen Mond fertig, und natürlich haben wir da auch 20g abgeben müssen, was ja auch nicht ganz billig -
und dann kommen solche impertinenten Idioten im ebay daher, die sich nicht im Geringsten ausmalen können, wie schädlich ihr treiben ist.

Nix hab ich gegen Laien, die eben meinen ihr Stein sei ein Meteorit, weilse eben nicht wissen, wie selten das Zeug ist und die über Bildvergleiche ruchen, daß ihr Zeug ein Meteorit sei,
das ist verständlich, da das Internet die Hauprvermarktunginstrumente für Meteorit ist, sodaß sie aus den Preisen und der Sichtbarkeit schließen müssen (schmeiß amethyst oder trilobit ins US-ebay und Du kriegst viel weniger Treffer raus als für Meteorite), daß Meteorite häufig und nix Weltbewegendes sind.
Solche, wenn man sie dann anschreibt, sind verständig und vielfach auch dankbar, wenn man sie aufklärt, denn in der Regel wollense sich ja nich blamieren und nehmen die Auktionen dann auch wieder heraus.

Aber solche wie dieser stehnaht, sind schon schwer erträglich.

FAZIT 1:  Kaufe stets mit Bedacht. Schaue auf das IMCA-Nümmerchen oder ob der Anbieter ein bekannter Händler ist. Ist man sich nicht sicher, fragt man hier im Forum oder jemanden, der etwas davon versteht.

FAZIT 2:  Die Meteoritenbranche ist was die Echtheit der Stücke angeht, äußerst sicher. Viiiiiiiiiiiieeeel und wesentlich sicherer als die Mineralien- und Fossilienbranche, wo ja gefälscht und fehldeklariert werden soll, daß die Schwarte kracht.

Ich habe gesprochen
(und mich verplappert - keene Zeit, das alles nochmal durchzulesen und zu korrigieren)
Salü!
Mettmann

Also letztendlich läufts darauf hinaus, ob de bei Profi, Kenner und/oder IMCA-member koofst oder bei Laie, ahnungslosen Mineralhändler, oder mit Fresenius- oder Sternwarten- oder Provinzunizertifikat.
Abgesehen davon, daß keine der spezialisierten Unis Stücke von bereits klassifizierten nochmal durch die Mangel leiern würde, weils wiss.schaftlich keinen Erkenntnisgewinn bringt,
tätest, wenn jeder Metthändler jedes einzelne Stück nochmal messen lassen würde, eben kein Stück und sei es der billigste Campo oder Nantan und sei es so klein, wie es nur wölle, unter 450Euro zu haben sein.

Also läuft es für den Anfänger so hinaus - know your dealer oder kauf bei IMCA oder frag im Forum nach, ob es die rechte Bewandtnis hat.

So isses
Mettmann

Offline gsac

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #3 am: Januar 14, 2007, 13:58:16 Nachmittag »
Also das ist schon genau so, wie der Mettmann das in seinem Eigenzitat darlegt - "know your dealer" bzw kauf, wenn es denn keine Händler, sondern ausschließlich Privatsammler sind, die höchstens hin und wieder was verhökern oder vertauschen (...die soll´s ja auch geben) nur bei ausgewiesenen Met-Spezialisten. Ansonsten halt nur bei seriösen Met-Händlern, oder Mitgliedern der I.M.C.A., die für Qualität bürgen. Wobei die seriösen Händler, die ich so kenne, ja fast alle I.M.C.A.-Mitglieder sind.

Aber einen Einwand zu Mettmanns Einlassungen habe ich schon. Mettmann schreibt - ich zitiere: "...Diese Steine ohne Klassifiz haben nur einen sehr geringen, bis gar keinen Sammlerwert (natürlich kann man sie später klassifizieren lassen und anmelden)." Das muß nicht immer so stimmen, wie es da steht. Es gibt auch unklassifiertes Material, vornehmlich aus den heißen Wüsten, bei dem es sich eigentlich von selbst verbietet, was abzuschneiden, um es klassifizieren zu lassen - und zwar dann, wenn es sich um hervorragend orientierte, um optisch herausragende Stücke handelt, bei denen ein abgeschnittenes Stück den optischen Gesamteindruck, den "Charakter", könnte man auch sagen, zerstören würde. Ich hab hier zum Beispiel so ein wunderschönes 1-Kilo-Monster (..sorry, leider kein Jpeg bzw ich weiß nicht, wie man das hier einstellt) von NWA-Stein, das ich "Dreispitz" getauft habe, weil es eben die flugbedingte Form eines Dreispitzes hat - da käme ich niemals auf die Idee, das zum Zwecke einer Klassifikation anschneiden zu lassen, nur um rauszufinden, daß es sich um einen L6 statt vielleicht um einen L5 handelt..... Bob Haag hat seinen "Venusstein" ooch nich klassifizieren lassen. Solche Stücke durch einen Schnitt im wahrsten Sinne des Wortes "anzugreifen", wäre Frevel! Und um auf Mettmanns Zitat am Anfang des Absatzes zurückzukommen: diese Steine haben sehr wohl einen Sammler- (und auch monetären) Wert, und zwar sogar einen sehr hohen! PS: Mettmann hat natürlich die weitaus größere Masse der namenlosen Wüstlinge gemeint, die halt "Normalos" sind auch in der Ästhetik, bzw optisch nicht sonderlich herausragen. Und da hat er Recht (...obwohl deren Angebot sich ja angeblich auch immer mehr verknappt, was den "Wert" nicht gerade sinken läßt).

Thema Zertifikate bzw Label - das ist ein weites Feld, eigentlich ein Thema für sich. Es gibt Sammler, die sammeln neben ihren Stücken speziell auch die Originallabel dazu. Manch historisches Stück hat durch beigefügte historische Label  einen ganz besonderen Reiz. Beispiel: auf der diesjährigen Lang-Auktion in Tucson wird ein Knyahinya mit einem Uralt-Label angeboten - (....seufz, das wär was für Onkel Alex, doch das alte Label macht´s für mich wahrscheinlich viel zu teuer!). Aber die Label müssen gar nicht mal sonderlich alt sein - Alter ist sowieso relativ. Ich habe lange suchen müssen, ein Stück mit einem Originallabel des "Mineralogischen Museums" der Berliner Humboldt-Universität (der großen Sammlung hier in der Invalidenstrasse) zu finden. Gibt´s ja eigentlich nicht mehr, weil Meteorite so gut wie gar nicht mehr dieses Institut verlassen dürfen und also auch die alten handgeschriebenen Label dort verbleiben.

Ansonsten mache ich mir hier mit dem Computer, wie die meisten Sammler auch, meine eigenen Label, die ich im Display bei den jeweiligen Meteoriten platziere. Ganz selten verkaufe oder vertausche ich auch mal was, dann gebe ich diese Label mit dem Stück weg - als mein "Zertifikat".

gsac aka Alex
« Letzte Änderung: Januar 14, 2007, 14:22:31 Nachmittag von gsac »

Offline paragraf

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #4 am: Januar 15, 2007, 02:52:20 Vormittag »
Hallo,

vielen Dank Mirko, Mettman und Alex für die ausführlichen Erklärungen, sehr spannend, das ganze das...

Allerdings stör ich mich nach wie vor in diesem Zusammenhang an dem Begriff "Zertifikat". Ein solches ist für mich immer das verkörperte Urteil bzw. Versprechen eines Dritten und dieser wird in einem Zertifikat auch benannt, meinetwegen auch die Oma des Anbieters. Dann kann man selber entscheiden, z. B. wenn man die Oma kennt, weil sie am planetarischen Insitut früher gewirkt hat.

Aber Angebote mit "Selbstverständlich wird der Meteorit mit einem Zertifikat geliefert.." sind - Hallo!!! Versteht mich richtig! - irreführend, wenn der Verkäufer selbst Urheber des Zertifikats ist. IMCA hin IMCA her. In meinen Augen ist das eher ein Versprechen oder eine Versicherung, nach dem Motto: Schau her, ich bin IMCA-Mitglied und stehe unter Beobachtung, was ja - Mettman hat es ja erklärt - vollkommen in Ordnung ist und gute Sicherheiten für den Käufer bringt.

Kurz zusammengefasst: Ein Zertifikat ist für mich nur das von Alex beispielsweise erwähnte alte Zertifikat einer anerkannten Uni/Untersuchungsstelle.

Gruß
Bernd

 

Mettmann

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #5 am: Januar 15, 2007, 14:04:45 Nachmittag »
"Das Leben als Wille und Vollkasko"   :lacher:

Bernd, dann wirst Du nie einen Meteorit kaufen können.
Bzw. stelle ich mir grad vor, wie de 40.000 Eier hinblätterst für den atemberaubenden Klumpen, den seinerzeit der Chef der Geologie der Ludwig-Maximilians-Uni in München proppestolz der Presse als den Neuschwanstein-Meteoriten und zwar als seltenen kohligen Chondriten vorgestellt hatte. Der hätt Dir sicher auch ein Zertifikat mitgegeben.
Eigentlich JEDER Meteoritensammler hätt ihm sagen können, was das in Wirklichkeit gewesen, nämlich ein Stück Asphalt von der Straße.

"Zertifikat" - müssen Juristen eigentlich das Latinum machen?
Ein Zertifikat ist eine Sicher-machung, eine Versicherung, daß der Köttel genau das ist, als das Du ihn verkauft bekommst.

Was der Alex erwähnt hat, sind die Beipackzettel der alten MeteoritenHÄNDLER und -Sammler, Ward, Dupont, Nininger, New, Zeitschel - nix anderes als das, wasde heute von den Meteoritenhändlern an Zetterln bekommst. Diese alten Händler haben die Steinlein auch nicht selber gebacken, sondern an offiziöser Stelle analysieren lassen müssen, so sie selber gefunden und es neue Funde waren oder eben von anderen Händlern, Sammlern, Findern gekauft. Ähnliches gilt auch für viele Museumszettel.
Meteorite sind nunmal mit Riesenabstand das seltenste was es gibt auf der Welt und bspw. Museen finden die ja auch nicht selbst. Und wenn wir ein Zertifizzetterl dazulegen und an Museen und Universitäten verkaufen, dann lassense die Dinger auch nicht nochmal durch die Mikrosonde, sondern schreiben ihr eigens Inventarzetterl dazu.

Genauso wie Du den Joguhrt mit dem Aufdruck der Firma im Supermarkt kaufst und in verzehrst ohne ihn zuvor bei einem lebensmittelchemischen Labor daraufhin untersuchen zu lassen, ob der Joguhrt auch tatsächlich ein Joguhrt ist.

Es paßt hint und vorn nicht zusammen, was Du schreibst.  In dem einem Thread schreibst, wir hätten alle Dollarzeichen in den Pupillen und hier forderst als logischen Schluß, daß wir jeden Krümel für 10Euro bei einem Institut verifizieren lassen sollten, also 500Euro plös dafür ausgeben sollten,
nochdazu, wo Du keinen Schimmer hast, welche Unis überhaupt in der Lage sind, einen Meteoriten und dessen petrologischen Typ zu bestimmen.

War doch neulich so - hat einer im Ebay einen Klumpen verkauft, der hatte sogar ein Zertifikat vom Fresenius-Institut dabei, welches ja hoch renommiert ist, daß es ein Meteorit sei und jeder hat sehen können, daß das keiner ist.  In Südamerika haben sich letztes Jahr ein paar Betrüger den Spaß gemacht, Campos zu irgendwelchen Unis zu tragen, als angebliche Fund eines absolut neuen Meteoriten und die ham dann auch drauf geschrieben, klar isn neuer Meteorit, obwohlse gar nicht die Ausrüstung hatten, die Spurenelemente zu messen, die verraten hätten, daß es ein Campo ist. Und alle paar Monate krieg ich Bilder/Krotzen rein, wo eine Analyse, meist eine chemische Grobanalyse einer Uni dabei ist, woraus (neben dem Stück selbst) klipp und klar ersichtlich ist, daß es kein Meteorit ist, aber als Fazit steht dann uffe Zettel, Stempel, Unterschrift: Meteorit.

Ich reagiere deswegen so umfangreich, weil es mir schlicht auf die Nerven fällt, die Attitude, die gerade in Deutschland viele an den Tag legen und die man besonders auf Messen sieht.
Da stellen sich die Mettleute hin und präsentieren ihnen bspw. Mond, das absolut rarste Gestein der ganzen Messe, der ganzen Stadt, des ganzen Landes, der ganzen Welt, wovon insgesamt nur einzelne Kilos in der Geschichte der Menschheit je dem Normalsterblichen zugänglich waren und sein werden und was sie unter größten finanziellen und persönlichen Risiken entweder selbst gefunden oder erhascht haben, wovon sie einen Teil kostenlos der Forschung zur Verfügung stellen müssen und wo sie das langwierige Anerkennungsverfahren abgesessen haben - und das bieten sie dann feil zu einem kleinen Bruchteil dessen, was ein Edelstein, ein Brillant kostet, von dem es genau 20 000 mal mehr Material auf der Welt gibt - tun sich das alles an und zwar hptsl. aus Enthusiasmus, denn die Umsätze, die selbst die größten in der Mettbranche haben, die lassen einen durchschnittlichen Salzlampenhändler oder Handschmeichlerdrücker nur müde lächeln,
und dann gibts tatsächlich Leute, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben aber nichtsdestotrotz die Chuzpe haben, sich vor dem Stand aufzubauen und zu krähen, daß Zeug sei nicht echt und könnte ja jeder sagen usw.       :boese:

Bernd, es sind nicht die Institute, nicht die Unis, die der Welt die Meteorite überhaupt zugänglich machen, abseits von den Antarktiskampagnen sind es immer die Meteoritensammler, -händler, -jäger, die die Meteorite überhaupt erst auftun und der Forschung zuführen! Und ich möchte annehmen, daß jeder erfahrene Meteoritensammler und -händler und -jäger einen Meteoriten besser erkennen kann als jeder diplomierte Geologe und Mineraloge, mit ausnahme der wenigen Spezialisten unter diesen, die sich hauptsächlich mit Meteoriten beschäftigen.

Die Mettszene ist so winzig, daß kein Händler überleben kann, wenn er sichs einfallen ließe, einen falschen Mett oder einen billjeren Mett als einen teureren ähnlichen zu verkaufen oder auch nur unkorrekt ein Geschäft abzuwickeln, weil sich das in Null-Komma-Nix rumspricht und so ist es auch bislang geschehen. Reputation ist alles. Weil es eben so wenige Meteorite gibt und weil es so wenige Sammler gibt. Und ein Metthändler verdient bei dem Preisniveau seit dem Wüstenrausch mit denn allerseltensten und ausgefallenen Klassen, die natürlich auch gekauft werden, von Meteoritenspezialisten, die Analysemöglichkeiten haben oder eben mit historischem Material der Sorte, wie fast alles in Museen ist und man oft jahrelang warten muß, ob mal was aus einer alten Sammlung oder nem Museum frei wird. 

Und zu all dem haste noch die IMCA, die im Gegensatz zu Organisationen in anderen Branchen, die nicht so winzig sind, wie die Meteoriterei, es tatkräftig überwacht.
Also anders wie was weiß ich, der beriiiiiiehmte Tüv-Rheinland, der einmal in zehn Jahren eine Stichprobe nimmt, sagmer ein Fahrrad, und kaum pappt er sein Siegel drauf, kann der Produzent Schrott nach Lust und Laune produzieren.

Freilich wird auch im ebay von Laien grausiger Schrott verkloppt, aber wennde bei denen kaufst, dann kann man Dir nicht helfen. Dazu gibts ja die IMCA, daß auch einer, der keinen einzigen Sammler oder Händler kennt oder nicht in der Lage ist, zu erkennen, ob das angebote Stück ein Meteorit ist, obwohl die allermeisten Meteorite ja derart charakteristisch von irdischen Gesteinen unterscheiden, falls ihm also es an Erfahrung gebricht, er also in der Lage ist anhand der IMCA-Nummer in der Auktion über die Webseite der IMCA sofort nachschauen kann, ob das einer ist, der was von der Sache versteht und wer das überhaupt ist.

Na und wenn Dir das immer noch nicht ausreicht zusammen mit der schriftlichen Versicherung ,die den guten Namen des Verkäufers trägt, daß der Stein, den de kaufst auch wirklich das ist, was er auffen Zettel geschrieben, dann mußt halt selber Dich an ein Institut wenden, das spezialisiert ist, mußt die Dünnschliffkosten berappen und die 150Euro pro Messtunde, wo dann eben in 99,999% der Fälle rauskommen wird, jooo das is das wie versprochen.

So is das.
Mettmann




H5P6

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #6 am: Januar 15, 2007, 15:08:27 Nachmittag »
Hallo gsac, :winke:

betrifft Frevel.
Ich habe einmal vor einiger Zeit zwei Objekte zur Begutachtung weggegeben.
Wären es Meteorite gewesen,so hätten sie zu der Gruppe der Orientierten gehört.  :super:
In meinem jugendlichen Leichtsinn,habe ich einmal gesagt:der Schnitt in der Mitt,hält Gutachter fitt.
Ich habe dabei aber nicht geahnt,wie wörtlich die Gutachter das genommen haben,indem sie das eine Objekt in der Mitte durchgeschnitten haben,das Andere auf der Kopfseite einen Keilschnitt verpaßt haben.  :eek:
Nix da vonwegen 20% und so.  :baetsch:
Es war,wie die Entwertung einer Fahrkarte.Einfach Mittendurch.  :fingerzeig:
Jeder Sammler würde da in Ohnmacht fallen.  :dizzy:
Vielleicht sollte das eine Auftragsverhinderungsmaßnahme sein.Ich weiß auch nicht,was das sollte?  :gruebel:

Gruß Jürgen :smile:

Offline gsac

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #7 am: Januar 15, 2007, 15:43:58 Nachmittag »
Hallo gsac, :winke:

betrifft Frevel.
Ich habe einmal vor einiger Zeit zwei Objekte zur Begutachtung weggegeben.
Wären es Meteorite gewesen,so hätten sie zu der Gruppe der Orientierten gehört.  :super:
In meinem jugendlichen Leichtsinn,habe ich einmal gesagt:der Schnitt in der Mitt,hält Gutachter fitt.
Ich habe dabei aber nicht geahnt,wie wörtlich die Gutachter das genommen haben,indem sie das eine Objekt in der Mitte durchgeschnitten haben,das Andere auf der Kopfseite einen Keilschnitt verpaßt haben.  :eek:
Nix da vonwegen 20% und so.  :baetsch:
Es war,wie die Entwertung einer Fahrkarte.Einfach Mittendurch.  :fingerzeig:
Jeder Sammler würde da in Ohnmacht fallen.  :dizzy:
Vielleicht sollte das eine Auftragsverhinderungsmaßnahme sein.Ich weiß auch nicht,was das sollte?  :gruebel:

Gruß Jürgen :smile:

Hallo H5P6 aka Jürgen,

nun weiß ich nicht, an wen Du Deine zwei Objekte zur Begutachtung weggegeben hast - und ob Du eine Vermutung ausgesprochen hast, was das sein könne bzw den Empfänger der Objekte darum gebeten hast, das Material "adäquat" zu behandeln und nicht in der Mitten durchzusäbeln.

Ich habe selber keine Erfahrungen mit Klassifikatören - habe von all meinen wenigen vorher unklassifizierten Meteoriten bisher erst zwei klassifizieren lassen und das haben liebe Sammlerkollegen von mir (...ja, persönliche Kontakte in der Szene sind sehr wichtig!) freundlicherweise für mich eingefädelt, aber ich denke mal, wenn ein meteoritenverdächtiger Stein an einem Institut landet, das einen guten Namen hat bzw mit der Thematik vertraut ist, dann wird man das Material dort auch respektvoll behandeln und sich an die Regeln halten, insbesondere z.B. diese 20%-Regel. Du kannst das, was Dir passiert ist, natürlich von vornherein ausschliessen, indem Du selber eine Probe absägst und zur Begutachtung einreichst, aber das setzt natürlich voraus, daß Du eine entsprechende Ausrüstung hast. Auf der anderen Seite: wenn Du einen "Feld-Wald-und-Wiesen-Stein", sag ich jetzt mal bewußt etwas provokant, zur Begutachtung einreichst und die immerhin ja mit einer Ausbildung versehenen Spezialisten dort mehr oder weniger schon auf Anhieb sehen, daß es sich um was sehr Irdisches handelt, dann gehen die halt auch etwas "großzügiger" mit ihrer Säge ran, d.h. wenn sie das überhaupt tun. Denn die haben ansonsten ja auch durchaus noch andere Aufgaben, denen sie sich widmen müssen, hier in Deutschland meistens aus Steuermitteln und denkbar knapp finanziert...

gsac aka Alex


Mettmann

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #8 am: Januar 15, 2007, 16:02:50 Nachmittag »
Genau Alex,

aber nun hat ja der Jürgen eine Säge und kann selbst jeweil ein Eckerl abschneiden nach gusto.
Na und wir wissen nicht, wo ers überhaupt anschauen hat lassen, ich vermute, nicht bei einer der spezialisierten Stellen, denn das, was uns der Jürgen bislang an Meteoritenkandidaten vorgestellt hat, da war ja noch nix meteoritenähnliches dabei, folglich hättenses auch gar nicht erst geschnitten.
Doch denke ich, weil die Koryphäen sowieso schon mit echtem stark überlastet sind und nicht gerade begeistert wären, ihre Zeit auf vollkommen Unverdächtiges zu verwenden, daß es angebrachter wär, der Jürgen säbelte von seinen Steinlein Eckchen ab und das kann ruhig weniger als 20g sein und schicktse dem JaH073 oder dem Mettgold, die sodann gleich das Unbrauchbare aussortieren können bzw. wenn tatsächlich mal ein interessantes Eckchen, was einem Mett ähnlich sieht, dem Jürgen Bescheid geben.
Weil aufs Geratewohl mit ner Lastwagenladung Schlacken und Feldsteinen am Mettlabor zu klopfen, das kommt gar nicht gut...und die Webspace-Verbrenne mit Bildern von Nichtmeteoriten, die bringts auch nicht  -  obwohl das nun vielleicht zu streng, ist ja auch ein Mineralien-Forum.
Säge hatter, nun wärs mal Zeit fürn Buch oder einen echten Meteoriten oder der Besuch einer Messe oder eines Museums...tät ich sagen.
Soll ich eine Umfrage starten?

Mettmann

H5P6

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #9 am: Januar 15, 2007, 16:05:56 Nachmittag »
Hallo gsac, :winke:

ich habe dabei vergessen,zu erwähnen,daß die Gutachter auch einen Dünnschliff davon angefertigt haben.  :wow:
Also muß ja doch ein begründeter Anfangsverdacht bestanden haben.Trotzdem diese Verunstaltung.  :gruebel:
Natürlich habe ich den blöden Spruch von Schnitt in der Mitt nicht dem Gutachter vorgetragen,ich schrieb das mal hier im Forum.  :user:  :einaugeblinzel:
Ach man hat's nicht leicht.  :fluester:  :confused:

Gruß Jürgen :smile:

Offline gsac

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #10 am: Januar 15, 2007, 16:29:07 Nachmittag »
Säge hatter, nun wärs mal Zeit fürn Buch oder einen echten Meteoriten oder der Besuch einer Messe oder eines Museums...tät ich sagen.
Soll ich eine Umfrage starten?

1.) Fachbuchkauf!
2.) Messebesuch, und dort anständigen Mettkauf bei IMCA-Dealer (Fachgespräch gibt´s gratis dazu)!
3.) Zu Hause: ....Lupe, Mikroskop, drehundwend, studier studier studier...: "Ei, feiner Stein!"
4.) Nachlesen im Buch über den Stein, und was da drin ist und warum er so aussieht und überhaupt!
5.) Mehrwissenwoll!!!! - Jetzt wird´s erst richtig spannend!
6.) GO TO 1

Beim ersten Durchlauf der Endlosschleife würde ich bei Punkt 1 immer noch den ollen "Bühler"
empfehlen, der schwimmt hin und wieder mal im Ebay vorbei für wenig Geld, gemessen an dem,
was er an Infos, Bildern und schönen Geschichten liefert. Hardcover, tolle olle Schwarte!

 :prostbier:
gsac aka Alex

Offline Aurum

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #11 am: Januar 15, 2007, 16:44:21 Nachmittag »
Hallo alle ,

Den Bühler kann ich auch nur empfehlen , und das versenden von Met´s verdächtigen Material habe ich auch schon gemacht und mir keinen Zacken aus der Krone gebrochen , obwohl es ein Reinfall war . Ncht wahr Hanno  :lacher:

P.s. Heute würde ich das ding nicht mal mit der Zange anfassen habe es hier bei mir nur zur Abschrekung liegen .
Ich lache heute immer noch wenn ich mal draufsehe .

Bis dann Lutz  :winke:

Aller Anfang ist schwer !!

Offline paragraf

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Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #12 am: Januar 16, 2007, 02:25:26 Vormittag »
Hallo,

jaja, is klar, wer austeilt, muss auch einstecken können, dabei hab ich ja (noch)  :wow: gar nicht ausgeteilt, ich habe doch nur gefragt!

Und gefordert habe ich auch (noch) nichts, steht mir bei meinem derzeitigen Wissensstand und bei meiner Stellung im Rudel auch gar nicht zu.

Mettmann: Für ein Studium der Rechtswissenschaften braucht man heute längst noch nicht mal das kleine Latinum, wurde in den 70er-Jahren abgeschafft...

Danke! Jetzt ist mir klar, weshalb ALLE $-Zeichen in den Augen haben... :lacher:

Das war doch kein Vorwurf, das war nur eine Feststellung bezogen auf "ALLE"!!!! (read my lips!)

Thema: Stellenwert der Zertifikate: Nur ein Beispiel: Wenn Du ein Produkt für die Riester-Rente anbieten willst, wird es nur dann lt. Gesetz steuerlich gefördert, wenn Du es beim Bundesamt zertifizieren läßt, einen Beipackzettel beachten die Finanzämter dabei überhaupt nicht.

Thema: Seriosität! Selbst auf die Gefahr hin, dass ich mich hier extremst unbeliebt mache - sofern das nicht bereits längst der Fall ist! -  frage ich mich, weshalb bei dem Ebay-Angebot:

http://cgi.ebay.de/A-flight-oriented-meteorite-Villalbeto-de-la-Pena-Nr-25_W0QQitemZ300071000085QQihZ020QQcategoryZ3239QQrdZ1QQcmdZViewItem

nicht schon in der Titelbeschreibung die Rede von einer Copy ist!

Das relativiert in meinen Augen wieder diese ganze IMCA-Geschichte...

Ich bitte um Milde Umschläge bei dem nachfolgenden zerfleddern meiner Person....

Gruß
Bernd


Mettmann

  • Gast
Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #13 am: Januar 16, 2007, 03:48:32 Vormittag »
Bernd,

es gibt schlicht keine Stelle, die Meteorite für den kommerziellen Verkauf zertifiziert, wie es Institutionen gibt, die Gebrauchsgüter, Dienstleistungen, Firmen zertifizieren.
Es gibt auch keine vereidigte Sachverständigen oder Gutachter für Meteorite, wie sie sich bspw. Auktionshäuser halten und zu denen Du gehst, wennde wissen willst, ob Dein Schinken auch ein echter Kandinsky ist.
Du machst Dir eben keine Vorstellung, wie unendlich rar Meteorite sind!  Nocheinmal, wenn Du Dir einen 5kg-Klumpen NWA 869 für 500Euro kaufst, dann ist das dasselbe, als würdest Du einen Diamanten von 5kg gekauft haben. Meteorite sind keine Handelsware (wennde mal Deinen juristischen Hintergrung für einen Augenblick vergißt). Dazu sind sie viel zu selten.
Meteorite haben eine wissenschaftliche Bedeutung. Von den 6Mrd Erdenbürger, da sammeln gerade einmal 1000 Leut Meteorit - es interessiert sich kein Schwein auf gut deutsch für Meteorite und es gibt im Grunde auch keinen Markt dafür, weil es keine Nachfrage für so ein Zeug gibt. Außer den Museen, die aus historischen Gründen sammeln, gibts ein paar Unis, die dran forschen und sonst gibts eben nur ein paar schräge Vögel, die sich für so etwas erwerben können. Guxx dieses winzige Forum hier, so kurz es existiert, da hast schon einen beträchtlichen Teil der Sammlerschaft aus D anwesend und D ist das Land mit den meisten Sammlern Europas.

Wir haben keine 600 Tonnen Meteorite auf der Welt, 90% davon verteilt sich auf die Eisen, zwo Drittel aller Funde werden von staatl finanzierten Expeditionen gemacht in der Antarktis, wovon nie ein Gramm auf den Markt kommt und von dem Rest, da ist das Hauptgewicht eben die Rieseneisen, die in den Museen der Welt sich befinden.
Es ist schwer zu schätzen, aber wenn im Jahr 2-4 Tonnen Material umgesetzt werden sollt, dann sind davon 90% Stücke von den wenigen Masseneisen und unklassifizierte, stark verwitterte gewöhnliche Chondrite aus der Wüste, die im Endpreis sooo schweinebillig gehandelt werden, daß der Verkäufer froh ist, wenn zieht er die Kaufpreise, Transportkosten und sonstige Fixkosten ab, ihm überhaupt noch etwas übrig bleibt - das Zeug zu fälschen wäre zwar eine teuflische Idee, aber schlicht zu teuer!

Und dadurch, daß eben die Sammlerschaft so klein ist und es im Grunde Meteoritenverrückte sind, ist das Expertenwissen in dieser Sammlerschaft sehr hoch, sodaß Fälschungen hochpreisigen Material keine Chance haben.
Und daher besitzt auch der Großteil der Meteoritensammler eine größere Erfahrung, als jeder Mineralienhändler und jeder Geologe oder Mineraloge und der kann Titel und Diplome an der Wand hängen haben, wie er grad lustig ist, weil die nie einen Meteoriten in der Hand gehabt haben, da Meteorite in der Ausbildung ned vorkommen bzw. als Kuriosa bestenfalls erwähnt werden und daher hätte ein Zertifikat von denen keine Aussagekraft.  Die schauen die Eisenscheibe, die de vom Mirko kaufen wirst an, sehen die Widmannstätter drauf, erinnern sich und dann sagense Dir, klar, isn Meteorit Wiedersehen. Bei raren Klassen ist er dann verratzt. Und ob das nun ein Mundrabilla ist das Eisenscheibli für 2-3/g ist oder ein Elbogen für 150/g, das können die Dir nicht sagen.
Die Meteoritenexperten an den Unis hierzulande, die kannste an den Fingern zweier Hände abzählen.

Und generell, die kleine Minderheit der Meteorite, die nicht Masseneisen und Unterkante Wüste sind, liegen preislich sowieso so hoch, daß sie ein Anfänger kaum kaufen wird, sondern erst wenn er fortgeschritten ist. Von den historischen Sachen, die ja nicht reproduzierbar sind, sondern wo's eben nur ab und zu was gibt, wenn mal aus einer Sammlung oder einem Museum was frei wird, ganz zu schweigen.

Im Vergleich zu Meteoritenkennern wirst Legionen von Überraschungseierfiguren-Experten finden. Wie also stellst Du Dir das vor, daß es eine, womöglich staatlich anerkannte Stelle gäbe, die Dir oder besser gesagt dem Verkäufer seinen 20Euro-Gibeon zu zertifizieren gedenkt, nochdazu, wo es ja viel zu begrenzte Mittel gibt, für die Mett-wissenschaftler, die mit den Klassifikationen nimmer nachkommen?

Gäbe es so etwas, dann würden die Meteorite eben auch dementsprechend ein Vielfaches kosten.
Wie im Übrigen, wäre ein Meteorit so etwas gewöhnliches und Häufiges wie Münzen, Briefmarken, Kunst, Trüffeln und Mäusemilch und es gäbe eine annähernd so große Sammlerschaft,
Du eben für den Campo für den de heute 50Euro zahlst, eben 50000 zahlen und beim Mond wärste bei weit überner Million im Gramm - dann könnte man über Gutachter reden.

Und wer setzt denn das Gros der Meteorite um? Die professionellen Meteoritenjäger, die die Wüsten selber absuchen und dementsprechend ein gutes Auge haben müssen (und wie die Fundstatistiken zeigen, ein besseres Auge haben, als so ziemlich alle Expeditionen in die Wüste von "offizieller" Seite) und eben die Meteoritenhändler, die die Meteorite in Marokko kaufen, wo alle Saharafunde zusammenlaufen und die ebenfalls ein gutes Auge brauchen, dase sonst endlos Moneten buchstäblich in den Sand setzen würden.
Ja und was machense dann mit den Meteoriten? Ja eben, die rareren lassense allesamt klassifizieren und die werden dann von der MetSoc zentral erfaßt und anerkannt,
weil sonst kein Sammler ihnen einen Preis dafür zahlen würde.

Und nun frag ich Dich, wennde von diesen Leuten kaufst, die den betreffenden Meteoriten entdeckt und klassifizieren lassen haben, an höchster Stelle, was brächte Dir da ein Zertifikat von einem staatlich examinierten Mineralogen, der seinen Lebtag keinen Meteoriten untersucht hat und dessen Fachgebiete andere sind?
Guxx, wennde ein Stückerl eines Wüstenfundes einer raren Klasse von den Chladni's Erben kaufst, dann findst die Nummer des Steins im Allerheiligsten Bulletin und da steht dann der Name eines der Erben als Halter der Hauptmasse. Und Du ruchst dann, ob wir nicht die Idee gehabt hätten, statt Dir was von diesem Mett, was vom Rinnstein runtergeschnitten zu haben?

Und die Sammler, die ein bisserl was hier und da verkaufen, die haben ja oft noch die Zetterl, die Du so schmähst, von dem, woses gekauft haben.
Im übrigen gibts weltweit auch nur kaum zwo Dutzend hauptberufliche Metthändler, weil das Zeug eben so rar ist.

Soderla - und nun kommen wir zum ebay. Wenn Du schon so mißtrauisch bist, warum schaust Du überhaupt ins Ebay hinein, wennde Dich für sowas heikles wie für einen Meteoriten interessierst? Känmst Du je auf die Idee im ebay Dein Wohnhaus oder Deine Blinddarmoperation zu kaufen?
Warum um alles in der Welt, schaust dann nicht lieber zum Profi, zum spezialisierten Händler, Jäger oder Veteransammler?
Die Antwort könnt ich höchsten vermuten, in vielen Fällen ist es die Gier, der Irrglaube im ebay immer am Billigsten wegzukommen.
Ist bei Meteoriten allerdings häufig nicht der Fall. Bei vielen Lokalitäten wird im ebay erheblich mehr gezahlt, als die regulären Preise für identisches Material auf den Händlerseiten.
Glaub mir, wir verkaufen nämlich auch dort.
Auch läßt die Qualität der Stücke im ebay sehr häufig zu wünschen übrig.
Freilich - muß ich jetzt schreiben - sonst erschlägt mich der Mirko - gibts auch rühmliche Ausnahmen.
Aber das ist ja überall so, daß Qualität nunmal ihren Preis hat.

Soderla. Und weil eben im ebay soviel Schindluder getrieben wird, hat sich die IMCA gegründet, um die Spreu vom Weizen zu trennen - angemerkt, es gibt auch seriöse Anbieter, die (noch) nicht Mitglied sind (den umgekehrten Fall gibt es nicht, die werden rausgeschmissen) - um jedermann auch den Nichtmitgliedern Sicherheit zu geben.
Und wenn Du irgendetwas inkorrektes bei einem IMCA-Mitglied entdeckst, dann kannst es jederzeit dort melden.

Was willst also mehr. Einen offiziösen Gutachter für Meteorite zu bestallen, wäre genauso wie einen Gutachter für geklöppelte Tischdeckenfransen aus Pakistan ins Leben zu rufen.
Ich zahl ihn ned, Du?

Mettmann


Mettmann

  • Gast
Re: Zertifikate? Von Wem? Wer was von wem woraus?
« Antwort #14 am: Januar 16, 2007, 03:57:27 Vormittag »
Nachtrag - ich kann der monierten Ebay-Auktion nix Anstößiges finden.
Bereits in der normalen Liste nach der ebay Suche bekomme ich angezeigt, bereits im Auktionstitel, daß es sich handelt um:  "a APE paper for sale".
"Paper" bedeutet im Englischen ein Artikel, ein Schriftstück, eine Abhandlung.

Und sofort oben in der Beschreibung des Gegenstandes steht abgesetzt und farblich hervorgehoben:
" For sale is a paper from APE/Germany !!!"

Sodann folgt eine Beschreibung dieses zum Verkauf stehenden Booklets, daß unser verehrtes Forumsmitglied Thomas Grau verfaßt hat.

Also dreifach steht da da, daß ein Papier verkooft wird.

Von Meteorit oder einer Kopie steht da nix. Noch wird der Eindruck erweckt, man könne hiern Stein koofen.

"Copy" im Englischen auf ein Schriftstück heißt immer "ein Exemplar" dieses Schriftstückes.

I own a clean copy of Chladni's "Feuermeteore" - hieße: Ich besitze eine sauberes Exemplar von Chladni's "Feuermeteore".

Pädoyer beendet.  :smile:
Mettmann

 

 

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