Autor Thema: Kleines Meteoritewrong-Rätsel #2  (Gelesen 1478 mal)

Offline Buchit

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Kleines Meteoritewrong-Rätsel #2
« am: Januar 31, 2011, 19:51:04 Nachmittag »
Hallo Forumsgemeinde  :hut:

Nachdem hier jüngst herrliche Stücke von Impaktschmelzbrekzien gezeigt wurden, möchte ich Euch gerne ein Stück irdischen Ursprungs zeigen, welches eine ganz ähnliche Struktur aufweist. Das Bild zeigt die Makroaufnahme eines Dünnschliffs, der etwa die Abmessungen 30mm mal 18mm aufweist. (Eine mikroskopische Aufnahme würde die Lösung zu einfach machen, deshalb verzichte ich hier erstmal darauf.)

Wie ist diese Struktur wohl entstanden :gruebel:

Gruß, Holger

Offline lithoraptor

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Re: Kleines Meteoritewrong-Rätsel #2
« Antwort #1 am: Januar 31, 2011, 20:19:22 Nachmittag »
Moin Holger!

Zunächst dachte ich ja an einen Harnisch oder auch einen Blitzschlag, da jedoch beide Seiten des "Bruchs" noch perfekt ineinander passen, würde ich zu einer mineralisch verfüllten (vererzten) Kluft tendieren.

Gruß

Ingo

Offline Greg

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Re: Kleines Meteoritewrong-Rätsel #2
« Antwort #2 am: Januar 31, 2011, 20:51:44 Nachmittag »
Hallo,

mitraten werde ich nicht, da ich keine Ahnung habe, um welche irdische Brekzie es sich hier handelt. Bin ja mal gespannt.

Beim Betrachten des Bildes dachte ich spontan an Aufnahmen von den Mond-Kernbohrungen der Apollo Astronauten. Klar, dass es das nicht ist. Aber bemerkenswert finde ich die grundsätzlichen Ähnlichkeiten der Brekzien-Strukturen auch in verschiedenen Größenmaßstäben.

Grüße
Greg

Offline Buchit

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Re: Kleines Meteoritewrong-Rätsel #2
« Antwort #3 am: Januar 31, 2011, 21:51:27 Nachmittag »
Hallo Ingo,

"verfüllte Kluft" ist zutreffend :super: , aber die "Füllung" - obwohl auf der Aufnahme ziemlich opak - ist kein Erz. Noch ein Tipp: Das Material ist vergleichsweise exotisch (vererzte Klüfte findet man häufig, dieses Zeug hier doch recht selten).

Auflösung wieder morgen früh.

Gruß, Holger

Offline Buchit

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Re: Kleines Meteoritewrong-Rätsel #2
« Antwort #4 am: Februar 01, 2011, 09:00:32 Vormittag »
Die Auflösung lautet:

Pseudotachylit in Amphibolit.

Pseudotachylit, der sowohl in dünnen Adern wie auch in größeren Hohlraumfüllungen auftritt, wird als "versteinerter Überrest eines Erdbeben-Hypozentrums" angesehen: An den Stellen, an denen bei Erdbeben größere Mengen Energie freiwerden, wird in den Bruchzonen das Gestein nicht nur extrem fein pulverisiert, sondern durch die Reibungshitze auch teilweise aufgeschmolzen und erstarrt als dunkles Glas. (In dem gezeigten Stück sind allerdings so viele feine Bruchstücke eingeschlossen, dass das Material bei normaler Dünnschliffdicke noch fast opak ist. Wenn man wollte, könnte man streiten, ob es sich noch um einen Ultramylonit oder schon um einen Pseudotachylit handelt...)

Der ursprüngliche Herkunftsort dieses Stücks dürfte im Kristallin des Engadiner Fensters der Alpen liegen - allerdings wurde es als Gletschergeschiebe bzw. Flußgeröll bis in die Münchner Gegend verfrachtet.

Gruß, Holger

Offline Thin Section

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Re: Kleines Meteoritewrong-Rätsel #2
« Antwort #5 am: Februar 01, 2011, 11:33:21 Vormittag »
Hallo Holger und Pseudotachyliter,  :smile:

Einige Vorkommen von Pseudotachylit in mutmaßlichen und bestätigten, terrestrischen Impaktstrukturen:

01. Duobblon Struktur in Nordschweden
02. Manicouagan Krater in Kanada
03. Manson Formation in Iowa
04. North Bonaparte Basin, Timor Sea
05. Puchezh-Katunki, Russia
06. Rochechouart Krater, Frankreich
07. Roter Kamm Krater, Namibia
08. Sudbury, Kanada
09. Talemzane Krater (Maadna), Algerien
10. Vredefort Ring, Südafrika
11. Woodleigh Impaktstruktur, Westaustralien

Bernd  :hut:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

 

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