Autor Thema: Periodisch austrocknende Seen  (Gelesen 3146 mal)

Sergei Schmalz

  • Gast
Periodisch austrocknende Seen
« am: April 26, 2011, 23:29:53 Nachmittag »
Ich wüsste nicht, wie genau man solche Seen geologisch nennen soll (vielleicht Flachwasserseen oder Moorseen?), aber es würde mich interessieren, ob jemand periodisch austrocknende Seen in Deutchland kennt? Vielleicht gibt es irgendwo im Internet auch eine Liste solcher Seen?

Interessant sind solche Seen, weil da, wie das meines Wissens z.B. in den USA von Meteoritensuchern jährlich praktiziert wird, nach einem erneuten Austrocknen die (sogar wiederholte) Suche im quasi umgewälzten Seeboden neue Fundstücke zu Tage bringen kann.

Hat jemand hier im Forum schon Erfahrung mit solchen Suchorten hierzulande?

Plagioklas

  • Gast
Re: Periodisch austrocknende Seen
« Antwort #1 am: April 26, 2011, 23:55:32 Nachmittag »
Zumindest in Deutschland kannst diese Suchtechnik vergessen. Aufgrund der Witterung bleibt hier von Meteoriten schon nach kurzer Zeit nicht viel über, so dass Ansammlungsmechanismen nicht funktionieren. Es währe sogar  erfolgsversprechender die Betonwüsten der Städte abzusuchen.

Suevit

  • Gast
Re: Periodisch austrocknende Seen
« Antwort #2 am: April 27, 2011, 01:20:33 Vormittag »
Hallo!

Ich wüsste nicht, wie genau man solche Seen geologisch nennen soll

"Ephemere Seen". Geologisch gibt es dafür verschiedene Ursachen, in Deutschland entstehen solche Phänomene auf natürliche Weise nur durch jahreszeitlich schwankenden Karst-/Grundwasserspiegel und in recht kleinem Maßstab. Wesentlich größere Ausmaße können die Playas und Sabkhas arider Gebiete erreichen.
In unseren Breiten wird recht viel Sediment und organischer Detritus in solche Tümpel eingetragen, so dass man während der Trockenphase nur die Hinterlassenschaften der letzten paar Monate am Seegrund vor sich sieht.

Gruß,
Rainer

Offline Andyr

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1246
Re: Periodisch austrocknende Seen
« Antwort #3 am: April 27, 2011, 08:46:33 Vormittag »
Du meinst vermutlich so einen See wie diesen hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eichener_See

Also hier würde ich nicht nach Meteoriten suchen, es ist sehr unwahrscheinlich, dass man da was findet.

Offline Mettmann

  • Foren-Gott
  • ******
  • Beiträge: 5090
Re: Periodisch austrocknende Seen
« Antwort #4 am: April 27, 2011, 11:25:34 Vormittag »
Salü Sergei,

Meteorite sind halt teuflisch selten. Wesentlich seltener als alles andere im Mineralreich. Wenn man keinen Anhaltspunkt hat, wo ein Meteorit liegen könnte,
also wie z.B. schon einen existierenden Fund, wo man nachsehen kann, ob noch mehr von diesem Fall dort liegt oder eine Fallbeobachtung, die einem erlaubt, das Fallgebiet eng einzugrenzen, braucht man einige Grundbedingungen, um überhaupt eine Chance zu haben, einen Meteorit zu finden.

Man braucht eine große Fläche. Auf dieser Fläche sollte so wenig Vegetation wie irgend möglich sein und es sollten so wenige andere Steine wie möglich herumliegen, die äußerlich Meteoriten ähnlich sehen.
Das wichtigste ist, daß das Gebiet erlauben muß, daß in kurzer Zeit große Flächen abgesucht werden können, d.h. es muß befahrbar sein.
(zusätzlich kommt noch hinzu, die notwendigen Bedingungen, daß Meteorite dort länger erhalten bleiben, bevor sie zerfallen und die Oberfläche alt ist.)

Schaust hier, wie so ein ausgetrockneter See aussieht, auf dem es sich lohnt, nach Meteoriten zu suchen:
http://www.youtube.com/watch?v=HmK5WMcshcI

Andere der ergiebigsten Fundgebiete sehen so aus:

Dhofar, Oman:
http://www.catchafallingstar.com/oman/omancameltracks.jpg

Dar al Gani-Plateau:
http://www1.uni-hamburg.de/mpi/museum/en/meteorite/bilder/thiedig006.jpg

Antarktis:
http://i.space.com/images/i/7604/i02/antarctica-meteorite-hunters-camp-101231-02.jpg?1294512232

Solche Gegebenheiten hat es in Europa nicht,
daher ist auch noch nie ein neuer Meteorit in Europa gefunden worden als Ergebnis einer nicht zielgerichteten Suche.
Alle Meteorite Europas sind entweder solche, deren Fall unmittelbar beobachtet wurde und die früher oder später dadurch gefunden werden konnten oder Zufallsfunde.
(Was ein so seltenes Ereignis ist, daß gar, wenn so ein Zufallsfund von jemanden getätigt wurde, der in der Meteoritenwelt bekannt ist, sofort der Verdacht aufkeimt, ob denn da auch alles mit rechten Dingen zugegangen sein mag.)

Wie aussichtslos eine Suche in Europa ist, kannst dadurch ausprobieren, in dem Du einen Bekannten bittest, einen faustgroßen Stein bei Dir auf dem Acker oder im Wald, sagen wir auf einem Gebiet von nur 5 qkm abzulegen - und sodann versuchst, diesen Stein wiederzufinden.

Zudem sind die Verhältnisse in Europa schlecht, nach kürzester Zeit verwittern Meteorite bis zur Unkenntlichkeit, verschwinden im Boden ect.
Selbst unter den besten Bedingungen, wie in den Trockenwüsten, hält sich so ein Meteorit übern Daumen nur 30.000 Jahre, im Antarktischen Eis etwas länger, da reichen die terrestrischen Alter meist nicht weiter zurück als 50.000 Jahre.

Ich weiß schon, am Anfang ist das nicht recht begreiflich - Meteorite sind sehr gut sichtbar im Internet und ihre Preise legen nahe, daß es sich nicht um etwas besonders außergewöhnlich seltenes handeln kann - schließlich kosten viele Meteorite nicht mehr als Zeug, was nach Belieben und massenhaft reproduzier- und förderbar ist wie Rosenquarz, Amethyst, Bergkristall (u.a. wogegen wir alle eine esoterische Allergie entwickelt haben),
ja selbst solche Meteorite, die mit Abstand das seltenste Material auf dem Globus darstellen, so aufregende Steine, wie diejenigen, die tatsächlich vom Mars und vom Mond stammen, gehen zu einem Bruchteil eines jeden Edelsteins von dem hunderte Tonnen gefördert wurden und werden,
aber in Wahrheit reden wir von 700 t registrierten Meteoriten insgesamt, 90% davon entfallen auf die 20 großen Masseneisen (und Eisen ist eine seltene Klasse) - bei denen im Übrigen auch zur Hauptsache die Dunkelziffer nichtregistrierter Meteorite zu vermuten ist,
und ansonsten von ganz wenigen einzelnen Tonnen pro Jahr, ein Kleintransporter voll Meteoriten im Jahr, die in diesen unseren fundreichsten Jahren der Geschichte jährlich überhaupt gefunden werden.

So alles in allem fürchte ich, um Deinen Plan sinnvoll umzusetzen, muß man warten, bis der Bodensee austrocknet.

 :prostbier:
Mettmann

"If any of you cry at my funeral,
I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

 

   Impressum --- Datenschutzerklärung