Autor Thema: Schlacke?  (Gelesen 10847 mal)

titan

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Re: Schlacke?
« Antwort #30 am: März 15, 2007, 19:26:02 Nachmittag »
Zwischenstand:
Johannes Gutenberg-University Mainz.
Nun zum Fundstück: Die rundliche Form und die vielen Blasenhohlräume sprechen dafür, dass dieses Stück tatsächlich aus einem Verhüttungsprozess stammt. Es scheint aber kein silikatisches Schlackenstück zu sein, da die Silikate, die in einer Schlacke üblicherweise vorkommen (Fayalit (Fe2SiO4), Ferrosilit (Fe2Si2O6)) keinen metallischen Glanz aufweisen. Die Strukturen auf der Oberfläche könnten nadelige, d.h. rasch abgekühlte, Kristalle sein, sie könnten aber ebensogut Ätzfiguren sein von der nicht ganz sanften Behandlung mit diversen Säuren. Das magnetische Mineral wird wahrscheinlich Magnetit sein, was in geringen Mengen enthalten ist. Was das restliche Material betrifft, ist es schwer eine Aussage zu treffen. Sie sagten, dass das Stück beim Fund schwarz war. Das könnte tatsächlich ein Hinweis auf ein manganhaltiges Mineral sein, da Mangan bei der Oxidation schwarz wird.
Im Internet habe ich mich kundig gemacht, welche Erze in BW abgebaut wurden, was durchaus hilfreich sein kann, aber ich fand nur Fahlerze. Diese Erze enthalten aber Kupfer und das müsste auch bei den Schlacken eher überwiegend Kupfer- bis rotbraune oder goldene Farben/Verwitterungsfarben hervorrufen.


Im großen und ganzen würde ich vom äußeren des Stückes sagen, dass es sich nicht um eine silikatische Schlacke selber handelt, sondern um den metallischen Teil, der nach dem Abstich der Schlacke normalerweise im Ofen zurück bleibt. Wenn das Stück direkt aus dem Ofen wäre, würde es aber eher massiv sein, da es langsam abkühlen kann. Da bei einem Abstich mit der Schlacke auch immer etwas Metall mit aus dem Ofen fließt, welches dann die gleiche blasige Struktur wie die Schlacke selber aufweisen kann (durch rasche Abkühlung bleiben die Entgasungs-Blasen "eingefrohren"), würde ich sagen, dass es sich bei Ihrem Fundstück um ein solches Stück handelt. Von den Eigenschaften (silber, schwarze Oxidation, Härte, magnetisch) würde ich sagen, dass das Stück aus einem Verhüttungsprozess stammt, in dem Eisenerz, in dem auch häufig Mangan enthalten ist, verhüttet wurde.


Es wäre sehr hilfreich, wenn man das Stück zersägen (bzw. eine Ecke absägen) könnte, um das noch unbehandelte/unverwitterte Innere zu sehen. Das könnte weiteren Aufschluss geben auf den Mineralgehalt des Fundstückes. Aber es liegt in Ihrem Ermessen, ob Sie das Ihrem Fundstück antun wollen, oder ob diese etwas ungenaue Aussage meinerseits für Sie genügt.


Noma schleifen,polieren,weitersehen.
Gruß titan

Offline Aurum

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Re: Schlacke?
« Antwort #31 am: März 15, 2007, 20:08:38 Nachmittag »
Hallo Titan ,

Das ist doch mal eine  Antwort mit der man leben kann .  :super:
Besonders die letzte Aussage mit dem schneiden hat mich beeindruckt , vonwegen Schneiden , den nach der Aussage seinerseits , und unserer ist Meteoritischer Herkunft ja ausgeschlossen .
Aber dir dann noch das schneiden für eine genaue Analyse anzubieten finde ich toll aber auch den Hinweiß  das das Stück dann nicht mehr das selbe ist , finde ich sehr lobenswert .

Bis dann Lutz  :winke: 
Aller Anfang ist schwer !!

Offline MetGold

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Re: Schlacke?
« Antwort #32 am: März 15, 2007, 20:24:47 Nachmittag »
Hallo Lutz,

wenn das Institut (wie wir ja übrigens auch) überzeugt ist, daß das kein Meteorit sein kann, tut es sich natürlich leicht zu sagen, daß man nicht anschneiden muß, weil ja keine Meteoritenklassifikation, die eine Hinterlegungsprobe erfordern würde, durchgeführt werden braucht/muß.

 :winke:  MetGold   :alter:
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titan

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Re: Schlacke?
« Antwort #33 am: März 15, 2007, 21:03:06 Nachmittag »
Habe der "Sie" aus Mainz nix net von nem Meteorit geschrieben.
Hab Sie im I-net unter historischen Schlacken ergoogelt, wegen Fayalit und so.
in nem anderen Forum (Mineralienatlas) reden se viel, sind sich aber au net so sicher.
Warten wir mal ab was dann irgendwann der Schlackeprofi von Pallasit schreibt.

Ach so Pallasit! Wegen Spinifexgefüge--- das kam als mögliche Lsg aus dem benannten Forum.
Hab nen bischen nach  gegoogelt und wollte mal hören was Du/Ihr dazu denkt.

Offline pallasit

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Re: Schlacke?
« Antwort #34 am: März 15, 2007, 21:14:29 Nachmittag »
Hallo,

Das Thermitverfahren ist noch nicht aus dem Rennen!  :einaugeblinzel: Als Mini-Hochofen auf dem Bahnschotter ist es sogar Wahrscheinlicher geworden. Zumal die produzierte Eisenlegierung dabe sehr überhitzt ist (Blasenhohlräume).

Übrigends in Baden-Württemberg werden keine Erze mehr abgebaut und richtig große Schmelzen gibt es, meines Wissens, schon lange nicht mehr.

Wirklich weiterhelfen kann da wohl nur eine RFA-Analyse.

Grüße Willi :prostbier:

titan

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Re: Schlacke?
« Antwort #35 am: März 15, 2007, 21:28:04 Nachmittag »
Wer bitte kann eine Röntgenfluoreszensanalyse eben mal daheim machen?
Razeburg is auch nen bissel weit von Heidelberg.

Offline pallasit

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Re: Schlacke?
« Antwort #36 am: März 15, 2007, 22:04:15 Nachmittag »
Hallo Titan,

Heidelberg ist eine "Alte" Universität. In allen alten Universitäten in Deutschland wird Geologie/Mineralogie gelehrt. Somit haben diese Unis alle einen Stall voll Analysetechnik.

Frechheit siegt. Geh einfach mit deinem Stück hin und leg es einem auf den Tisch. Es sind alles Beamte mit öffentlichem Auftrag. Wenn du den richtigen erwischt, legt er dein Stück in eine RFA (Ein Stück mit ca. 3-5 cm Durchmesser vorbereiten, damit nicht auch noch gesägt werden muss). Oder er hat eine andere Idee.

Ein Versuch ist es Wert, wenn dir die Zeit dazu nicht zu schade ist.

Willi  :prostbier:

 

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