Autor Thema: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?  (Gelesen 3532 mal)

Offline ironsforever

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Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« am: Oktober 29, 2011, 13:42:55 Nachmittag »
Hallo Forum,

für alle, die nicht im Amiforum mitlesen: Mike Miller fand etwas sehr ungewöhnliches in einem Mounionalusta-Eisen:

http://www.meteoritefinder.com/catalog/inclusion.htm

Eine solche Inkluse habe ich noch nie in einem Eisen gesehen. Es sieht aus, als ob sich ein Chondrit bzw. eine Brekzie dahin hineinverirrte. Was haltet ihr davon?

Gruß,
Andi :prostbier:

Offline ironmet

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #1 am: Oktober 29, 2011, 14:04:29 Nachmittag »
Hallo Andi,

habe gerade schon auf der US-Liste meine Meinung dazu geschrieben.
Irgendwie brauchen die Mails zur Übertragung heute aber wieder sehr lange.

Also ich denke, es handelt sich hier nur um ein ehemaliges Loch (ausgeschmolzener Troilit),
welches sich später mit Sediment,Sand oder sonstigem Boden gefüllt hat.
Jetzt nach dem schneiden des Eisens sieht es natürlich interessant aus und auch nach einem Einschluss.
Was aber meiner Meinung nach kein wirklicher Einschluss ist.
Falls ich damit ganz schief liege, wäre solch ein Einschluss sicherlich mehr als spektakulär.

Viele Grüße Mirko

Offline ironsforever

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #2 am: Oktober 29, 2011, 14:34:31 Nachmittag »
Hallo Andi,

habe gerade schon auf der US-Liste meine Meinung dazu geschrieben.
Irgendwie brauchen die Mails zur Übertragung heute aber wieder sehr lange.

Also ich denke, es handelt sich hier nur um ein ehemaliges Loch (ausgeschmolzener Troilit),
welches sich später mit Sediment,Sand oder sonstigem Boden gefüllt hat.
Jetzt nach dem schneiden des Eisens sieht es natürlich interessant aus und auch nach einem Einschluss.
Was aber meiner Meinung nach kein wirklicher Einschluss ist.
Falls ich damit ganz schief liege, wäre solch ein Einschluss sicherlich mehr als spektakulär.

Viele Grüße Mirko

Hi Mirko,

interessanter Erklärungsansatz! Ich denke, dass Du mit Deiner These richtig liegst, weil man kaum runde Chondren erkennen kann. Außerdem befindet sie sich am Rand, was auch dafür spricht, dass irdisches Sediment eindrang.

Gruß,
Andi :prostbier:

MilliesBilly

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #3 am: Oktober 29, 2011, 14:48:34 Nachmittag »

Mirko, klingt an und fürsich plausibel, Deine Erklärung. Was für mich dabei noch nicht geklärt wäre: wenn es sich im Endeffekt um eine irdische Brekzie handeln würde, wie erklären sich dann die paar Adern, die in etwa parallel durchlaufen? Als Schock features wären sie leicht dingfest gemacht, aber dann wäre die Inklusion eben doch extraterrestrisch.

Offline ironmet

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #4 am: Oktober 29, 2011, 15:04:21 Nachmittag »
Hallo Millie,

welche schwarzen Adern meinst Du?
Die auf dem ersten Foto auf der rechten Seite vom Einschluss?
Wenn ja, dann denke ich, das dies einfach Brücke in diesem Sediment waren, die sich teilweise
wieder gefüllt haben. Eine Art Heilungsrisse.
Man sieht ja auch gut, das dieses scheinbar recht lange Zeit feuchte Sediment auch zur Anrostung in diesem Loch geführt hat.
Der komplette Einschluss zeigt ja einen Shale-rim.
Vielleicht sind sogar durch die Aufrostung in dem Loch diese Risse in dem abgelagerten Sediment entstanden.
Ähnlich einem Gesteinsblock, der im Winter mit Löchern versehen wird, wo Wasser eingefüllt wird und dieser mit Hilfe
der Ausdehnung von Eis gesprengt wird.
Nun hat Rost sicher nicht solche Kraft wie Eis.
Daher vielleicht nur diese Haarrisse.
Könne aber auch durch leichte Feuchtigkeit und Frost in Schweden enstanden sein.

Viele Grüße Mirko

MilliesBilly

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #5 am: Oktober 29, 2011, 17:21:07 Nachmittag »

Gut, die Tatsache, dass der Inklusionsbereich extrem krustennah angesiedelt ist, könnte in der Tat dafür sprechen, dass da, wie Du vorschlägst, Mirko, nach Ausschmelzung - oder auch Herauswittern - eines Troilit-Aggregats terrestrisches Material imigrieren konnte, samt der nötigen Feuchtigkeit, die einen internen Rostungsprozess ausgelöst hat und auch für die beiden Risslinien verantwortlich war, z.B. qua Frost"sprengung". Scheint mir konsistent zu sein.

Wäre die Inklussion mehr mittig in der Scheibe gelegen, würde eine Erklärung vermutlich schwieriger sein. Und dennoch, auch ein solcher irdischer Einwanderer ist ein Kuriosum in einem Eisenmeteoriten, oder hat jemand schonmal Vergleichbares gesehen? Wäre es am Ende doch meteoritisches - und damit wohl achondritisches - Material, käme das allerdings einer mittleren Sensation gleich.

Offline ironmet

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #6 am: Oktober 29, 2011, 17:56:45 Nachmittag »
Hallo Millie,

nee, also vergleichbares habe ich selbst auch noch nicht gesehen.
Das liegt aber wohl scheinbar eher daran, das die meisten Eisen gereinigt werden und somit
auch verdeckte Hohlräume wieder freigelegt werden.
Desweiteren denke ich, sind solche Kuriositäten eher Eisenmeteoriten vorbehalten, wo vielleicht
durch hohen Druck im bzw. unterm Eis solche eingespülten Sedimente auch stark komprimiert bzw. verfestigt werden.

Ach, hätte Mike den Schnitt um etwa 90° versetzt und als erstes ein ganz flaches Endcut abgeschnitten, wäre die
nächste Scheibe eine Vollscheibe gewesen, die diesen Einschluss dann mittig im Eisen gezeigt hätte.
Das hätte dann sicher für wesentlich mehr Verwirrung gesorgt!
Dazu hätte man dann aber neben der gezeigten Scheibe auch die anderen Schnitte sehen müssen um es verstehen und erklären zu können.
Aber möglich wäre es gewesen.
Ich denke allerdings, das Mike da eher zufällig drauf gestoßen ist, da er das verstopfte Loch vorher nicht gesehen hatte und dieses sich auch von der Aussenfarbe des restlichen Eisens nicht wirklich optisch abgehoben hat.
Aber ein tolles Beispiel bleibt es deshalb trotzdem und sieht ja auch wirklich nicht uninteressant aus.

Viele Grüße Mirko

Online Sikhote

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #7 am: Oktober 30, 2011, 13:25:02 Nachmittag »
Tolles Foto!
Mike Miller sollte einfach einen Dünnschliff vom Einschluss machen lassen, ist doch sicher nicht so schwierig und neugierig auf das Ergebnis ist wohl jeder.

Offline dellenit

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #8 am: November 02, 2011, 08:38:02 Vormittag »
Hallo Mirko,

ja Du hast recht - mit terrestrischem Sediment.
habe schon 2 solche Einschlüsse von Muoni analysiert (mit analysiert)
war anfangs auch begeistert :-(

lg
dellenit

Offline ironmet

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #9 am: November 02, 2011, 11:04:08 Vormittag »
Hallo dellenit,  :winke:

klingt interessant!
Hattet Ihr Euch das mal im Dünnschliff angeschaut?
Dürfte ja recht unspektakulär ausgesehen haben.
Ähnlich einem Sandstein bzw. mit viel Quarz als Hauptbestandteil,oder?

Viele Grüße zurück,

Mirko

Offline lithoraptor

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #10 am: November 02, 2011, 11:27:56 Vormittag »
Moin!

@ Mirko: Vorsicht! Sand (Sandstein) sagt nichts über die Chemie aus - Sand beschreibt nur die Korngröße. In der Regel hast Du in unseren Breiten daher auch jede Menge Feldspäte (Kalifeldspat und Plagioklas) nebst Quarz und anderen Mineralien. Theoretisch kannst Du aber eben auch Sande haben, die nur aus Olivin, Topas etc. bestehen.
Ein Sandstein kann recht spannend unterm Mikro aussehen, nicht nur durch den Mineralbestand, sondern auch bei Fällung diverse Minerale und in Abhängigkeit von seinem Bindemittel. Kalzit etwa ist sehr hoch doppelbrechend und es werden entsprechend sehr hohe IF erreicht...

Gruß

Ingo

Offline dellenit

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Re: Chondritische Inkluse in Muonionalusta?
« Antwort #11 am: November 02, 2011, 11:29:14 Vormittag »
Hallo Mirko,

ja sicher, und in der Mikrosonde.
Ist alles drin was der Gletscher damals so zerkleinert hatte. (Quarz, Glimmer, Feldspat, Limonit etc.)
lg
dellenit

 

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