Hallo,
wobei für Silikate aus der Kreidezeit der Begriff "Feuerstein" verwendet wird, für diejenigen aus dem Jura "Hornstein". Unterschiede zwischen den beiden sind nur minimal (Hornstein bricht etwas feinsplitteriger als Feuerstein, sonst gleicher Chemismus). Ostrakoden würden somit sehr gut in dieses Gestein passen. Doch soweit mir bekannt, sind Ostrakoden nur in Hornsteinen bekannt (also Feuersteinen aus dem Jura).
Als "Hornstein" bezeichnet man auch die Kieselgelbildungen der Trias (neben Karneol bspw. aus dem Buntsandstein, der eine pedogene Bildung ist), ein wichtiger und häufiger Vertreter sind dabei eben die sog. Hornsteine des Mittleren Muschelkalks (mm) und lokal Hornsteinknollen des basalen Oberen Muschelkalks. Es mag das Pech Süddeutschlands sein, dass mm-Hornsteine kaum über regionale Grenzen hinweg bekannt sind, hier spielen sie auf jeden Fall eine wichtige Rolle als Leitgesteine für Kartierungen und sind im Ausstrichsbereich des mm alles andere als selten, ja sogar oft das einzige, was vom salinaren mm dank Auslaugung überhaupt noch vorhanden ist.
Ich beschäftige mich relativ intensiv mit diesen Hornsteinen, da sie mit einem Thema zusammenhängen, das mich schon seit Jahren umtreibt, und ich betreibe auch immer wieder entsprechende Aufsammlungen und Geländebeobachtungen.
Was die Ostrakoden angeht, von denen fanden einige Arten in der Trias des Germanischen Beckens noch eher als im nachfolgenden süddeutschen Jura paradiesische Bedingungen vor und kommen in entsprechender Anzahl vor. Aus bestimmten Gründen gilt das besonders für das Milieu, in dem auch die mm-Hornsteine entstanden. Von daher sind diese weiß gepunkteten (= Ostrakoden) Hornsteine sehr charakteristisch. Wie angedeutet gedieh unter den entsprechenden Bedingungen auch eine artenmäßig eingeschränkte Molluskenfauna, deren Trümmer man ebenfalls in den Hornsteinen findet. Auf den ersten Blick gleichen solche Hornsteine optisch durchaus kleinfossildurchsetzten Feuersteinen aus der Norddeutschen Kreide und dem Danium, haben im Detail aber eben einen völlig anderen Fauneninhalt.
Ob man als nicht mit den regionalen Gepflogenheiten der geologischen Begrifflichkeiten Vertrauter das Gedöns nun als Flint oder Hornstein anspricht, ist m. E. weniger wichtig. Wichtig ist es dagegen IMHO, nicht irgendwelche Spezialbegriffe für völlig andersartige geologisch-paläontologische Phänomene darauf zu übertragen. Ich mache mich selbst gelegentlich des Begriffswirrwars von "Flint" und "Hornstein" schuldig. Mit Flint verbindet man häufig das Bild von aus reinem SiO2 bestehenden Knollen (Beispiel Kreideflint), während Hornstein mit linsigen bis weiträumig-schichtartigen Bildungen und mitunter der Inklusion von Sedimentresten assoziiert wird. Im Muschelkalk kommt die Besonderheit dazu, dass es sich teilweise auch um verkieseltes Karbonatsediment handeln kann. Die Lithologien sind da vielfältig, und je nachdem kann man entweder die Bezeichnung Flint oder Hornstein präferieren.
Geologie wäre langweilig, wenn alles eindeutig wäre
Gruß,
Rainer