Autor Thema: Gold-Telluride Schwarzatal  (Gelesen 6852 mal)

Offline Lithophil

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Gold-Telluride Schwarzatal
« am: April 09, 2012, 19:44:50 Nachmittag »
Hallo, einen schönen Gruß an alle Goldwäscher und Steineklopfer!

Aufgrund der Beiträge hier im Forum über die „Gold zu Blei Verwandlung“ (Achgold vom 22.09.2008) von Seifengold aus Sitzendorf und Mellenbach habe ich Grund zu der Annahme, dass es sich bei den grünlich-grauen metallischen Flittern, die von außen goldig, aber innen eher grau sind, um Telluride handeln könnte. Laut Mitteilung eines Jenaer Geologen, der leider schon verstorben ist, sollen im Schwarzatal auch die seltenen Gold-Silber-Telluride vorkommen. So soll das Schrifterz, Sylvanit (Au,Ag)2Te4 in Quarzgängen zu finden sein.

Deshalb meine Frage an das Forum, wer hat schon Schrifterz oder andere Telluride im Bereich des Schwarzburger Sattels gefunden, oder wem sind solche Funde bekannt. In Museen habe ich selbst noch kein Vergleichsexemplar angetroffen, die sind meist immer aus Siebenbürgen oder den USA. Ich hätte gerne einmal Vergleichsmaterial gesehen oder Erfahrungsaustausch darüber geführt.

Grund dafür ist folgender: Ich habe vor einem Jahr bei einem Spaziergang an der Schwarza von Sitzendorf zur Pocherbrücke einen Quarz aufgeschlagen und meine darin Sylvanit gefunden zu haben. Foto 1.

Da sich Gold-Telluride zu Senfgold und Tellur zersetzen können, kann sich das kolloidale Gold wieder an der Oberfläche der Telluride oder in Spalten abscheiden und zu Flittern wachsen, die dann nach dem Zerbrechen der Quarze von Goldwäschern als Seifengold gefangen werden.
Falls es sich bei dem im Forum beschriebenen Material tatsächlich um Blei gehandelt haben sollte, käme eigentlich nur das Blättertellur, Nagyagit AuPb5(Te,Sb)4S5-8 , als Ausgangsmaterial in Frage. Ansonsten könnte das schwarze Material durch die Königswasserbehandlung dem hierbei temporär ausfallenden Tellur entsprechen.

Leider sind mir die dazugehörigen primären Quarzgänge auch nicht bekannt, so dass ich hier auch keine Geheimnisse preisgeben kann. Ich würde die Quarzgänge auch gerne finden, wenn es sie überhaupt noch gibt, denn bei präglazialen Quarzbrocken wäre diese Wahrscheinlichkeit gering.

Für Hinweise und Beiträge, auch über Artefakte, die in diese Richtung gehen, wäre ich dankbar.

Holm.

FlyingTim

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Re: Gold-Telluride Schwarzatal
« Antwort #1 am: April 09, 2012, 20:50:53 Nachmittag »
Hallo Holm!

Das einzige was ich dir da aus eigener Erfahrung zu sagen kann ist daß das silberreichere Seifengold (> 40% Silber) aus den Katzhütter Schichten kommt (Cambrium). Jüngere Gesteine (Ordovizium) scheinen recht silberfreies Gold freizusetzen. Habe aber bis jetzt leider nur Stichproben unter die EDX bekommen.


Gruß Tim

Offline Hungriger Wolf

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Re: Gold-Telluride Schwarzatal
« Antwort #2 am: April 09, 2012, 22:36:28 Nachmittag »
Hallo Holm!

Primärquelle der Goldlegierungen und Verbindungen im Schwarzatal sind im Prinzip sehr alte Wasser-Schlammablagerungen/Eisensulfidhaltig in denen auch eine Vielzahl an weiteren Schwermetallen enthalten waren!
 
Durch Anreicherungsprozeße chemisch und auch physikalisch bildeten sich daraus die entsprechendenen Gold/-Verbindungen bzw. Legierungen; die auch Silberhaltig und sehr gering mit noch weiteren platingruppenhaltigen Spurenelementen verunreinigt sein können!

Tellur-Au-Legierungen sind somit auch möglich, Nachweisen konnte ich sie jedoch bisher nicht!

Grüsse  :hut:
Achim
« Letzte Änderung: April 09, 2012, 23:24:13 Nachmittag von Hungriger Wolf »

Offline Lithophil

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Re: Gold-Telluride Schwarzatal
« Antwort #3 am: April 10, 2012, 19:39:17 Nachmittag »
Hallo Tim und Achim,
 :hut:
zunächst muss ich mich selbst korrigieren, das Schrifterz vom Schwarzatal ist vielleicht doch nur eine alte Geologen-Sage. Ein Foto vom Mineralogischen Institut der Uni Bonn zeigt eine prächtige Stufe Sylvanit aus Siebenbürgen, der aus dieser Entfernung durchaus gewisse Ähnlichkeit mit dem Mineral auf Foto 1 haben kann.

Ich habe nun meine Lösungsversuche beendet, die ich in Ermangelung von konz. Salpetersäure noch nicht rechtzeitig machen konnte. Allen Löseversuchen gegenüber Säuremischungen war das Mineral inert, wobei ich ein anderes Bruchstück verwendet habe, da ich die wenigen mm Kristallrasen nicht auflösen wollte.

Damit kommt nur Titandioxid in Frage, das silbergraugrüne Aussehen war mir bei Rutil noch nicht bekannt, hier also wahrscheinlich Sagenit. Hätte ich zuerst bei Wikipedia nachgschaut, hätte ich das Rutil-Alphabet eher gesehen. Tatsächlich habe ich auch ein schönes A unter meinen Kristallen, Schrifterz ist also nicht die einzige Lösung.

Trotzdem ist der Beitrag nicht in der falschen Rubrik, der Quarz enthielt tatsächlich Gold, wie Foto 3a zeigt. Telluride wären ein guter Erklärungsansatz gewesen, denn was macht ein Mikro-Nugget von 3,2 x 1,1 mm Größe in einem Quarzbrocken? Seifengold ist das nicht!

Mein Erklärungsversuch:
1. Der primäre Quarzgang enthielt Pyrit (Gold + Silber +As) in kleinen Würfeln und könnte aus dem kadomischen Basement (570 - 540 Ma) stammen.

2. Der Quarzgang unterlag im Kambrium (540 - 500 Ma) einer intensiven Verwitterung mit Oxidations- und Zementationszone. Hierbei wurde aller Pyrit in Limonit umgewandelt und der Quarz korrodiert. Anschließend unterlag das Gebiet der Abtragung, bis im Ordovizium eine erneute Sedimentation einsetzte und das kadomische Rudiment diskordant überlagert hat.

3. Die variszische Orogenese (~330 Ma) hat das gesamte Gesteinspaket unter hohem Druck und niedriger bis mittlerer Temperatur erneut verändert. Hier könnte Rutil in den korrodierten Quarzgang aus dem Umgebungsschiefer eingedrungen sein, was zu einer Auskristallisation vorwiegend auf den Spaltflächen des Quarzganges führte. Der Limonit wurde durch Entwässerung bei dieser Temperatur zu Hämatit, der sich als Rötel in den freien Zwischenräumen oder als Pseudomorphose in den alten Pyritwürfeln findet.

4. Nach Abtragung der Varisziden liegt das kadomische Basement seit dem Tertiär wieder frei und wird nun von der Schwarza zertalt. Der Quarzgang kann also schon völlig verschwunden sein, nur die Quarze sind noch zu finden, oder er beißt auf irgendeiner Talsohle aus, wo man ihn schwer entdecken kann. Ansonsten hätten unsere fleißigen Vorfahren es sich nicht nehmen lassen, dort ein Goldbergwerk zu eröffnen.

Ob das Gold nun aus dem verwitterten Pyrit oder ehemals höheren Bereichen des Ganges entstammt, könnte man theoretisch aus seiner Zusammensetzung schließen, es wäre aber zunächst interessanter, zu klären, ob der große Flitter überhaupt massiv gleichmäßig aufgebaut ist, oder einen Kristallisationskern enthält. Der Quarz führt eine ganze Menge heller bis grünlicher Glimmer, also Muskovit oder Serizit in mir unbekannten Nuancen. Perlmuttartig bilden diese Silikate kleine Buckel und Schuppen, die sich optimal zur elektrochemischen Abscheidung von Gold eignen würden. Die Flitter habe ich entweder durch Abwaschen des Rötels von den Spaltflächen oder Behandlung mit Salzsäure isoliert. Der Große sprang mir beim Abspülen mit Wasser direkt ins Auge, danach habe ich den ganzen Grus in der Waschpfanne durchgesehen und die kleinen gefunden. Vor Ort wäre das nicht möglich gewesen, so was kann man nur in Ruhe zu Hause machen.
Auch wenn nun vielleicht doch kein Tellurid im Quarz gewesen war, so hat es sich doch gelohnt, den Brocken weg zu schleppen und fachgerecht zu zerlegen, denke ich.

Vielleicht trifft man sich mal beim Quarze Aufschlagen oder Goldwaschen.
In diesem Sinne, Gruß
 :winke:
Holm!

Offline Hungriger Wolf

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Re: Gold-Telluride Schwarzatal
« Antwort #4 am: April 10, 2012, 20:25:47 Nachmittag »
Hallo Holm!

Ein Tellur-Gold-Mineral-Beispiel [Sylvanit (AuAg)2Te4] aus Rumänien:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8b/Sylvanite-235092.jpg

Grüsse  :hut:
Achim


Offline Hungriger Wolf

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Re: Gold-Telluride Schwarzatal
« Antwort #5 am: April 10, 2012, 20:44:27 Nachmittag »
Interessanter Tellurnachweis mit konzentrierte Schwefelsäure:

Es bilden sich dabei eine rot/rot-blau gefärbte Lösung (Te4 2+Ionen)!

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f9/Zintl_ion.jpg

Grüsse  :lechz:
Achim

« Letzte Änderung: April 10, 2012, 21:03:39 Nachmittag von Hungriger Wolf »

FlyingTim

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Re: Gold-Telluride Schwarzatal
« Antwort #6 am: April 10, 2012, 20:51:05 Nachmittag »
Hallo Holm!

Ja, das sieht in der Tat nach Rutil aus. Hab selber ne kleine Belegstufe ausm Schwarzatal, da sieht er von weitem auch so grau-blau aus. Die Gitterstruktur sieht man aber nur unterm Mikroskop. Auf der Stufe sind auch noch Pyritwürfel.

In vielen Bächen wo es Gold gibt gibt es auch reichlich Rutil, besonders die Bäche die das Cambrium errodieren.

Der Lars alias Goldrausch, hier ausm Forum, hat auch schonmal ein schönes Goldkorn mit einem eingewachsenem Rutilkristall im Schwarzatal gefunden.

Was deine Goldkörner angeht muß ich dir leider wiedersprechen, sind eindeutig Seifengold. Frisch aus dem Quarz gebrochenes Gold sieht völlig anders aus, viel gezackter und strukturierter. Es hat wohl nur am Quarz dranne geklebt.

Gruß Tim




Offline Hungriger Wolf

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Re: Gold-Telluride Schwarzatal
« Antwort #7 am: April 10, 2012, 21:01:40 Nachmittag »
Hallo Holm!

Bei der Ablagerung (Photo 1.jpg) könnte es sich aber auch um ein Eisenoxid handeln!
Einfach testen!

Grüsse  :hut:
Achim

 

 

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