Du weißt aber nicht, welchen Neigungswinkel die übrig gebliebene Hauptmasse nach der Explosion angenommen hat. Durch die Detonation könnte sie tangential beschleunigt worden sein.
Grob gesagt müsste sich der Eintrittswinkel von 16⁰ auf 8⁰ halbiert haben, wenn das Fragment doppelt so weit fliegen soll. Eine Änderung um 8⁰ müsste auf den Fotos und Videos ganz deutlich zu sehen sein. Tatsächlich lässt sich meiner Anischt nach aus den mir bekannten Fotos/Videos keine nennenswerte Abweichung des Meteors von einer geradlinigen Flugbahn ausmachen. Und selbst wenn der Eintrittswinkel um 8⁰ nach oben geknickt worden wäre, würde das Bruchstück nur dann 200km weiterfliegen, wenn es diese geradlinige Flugbahn bis zum Auftreffen auf die Erde beibehält. Auch da sprechen die Beobachtungen (wie obenausgeführt) dagegen.
Auf Schwierigkeit, den Bewegungsvektor einer tonnen-schweren Masse, die sich mit mehreren Kilometern pro Sekunde durch die Luft bewegt, nennenswert zu "verbiegen", will ich gar nicht eingehen...
Da gab es unter den diversen Bahnverläufen zwar gewisse Abweichungen und Spielräume, aber alle schienen darauf hinauszulaufen, dass die größten Massen den Chebarkulsee locker überflogen haben dürften, in westlicher Richtung - vielleicht nicht gerade 200 km, aber so etwa 30-40 km schon.
Die Unsicherheiten bestehen hauptsächlich in Azimut (also der Himmelsrichtung, aus der der Meteor kam) und weniger im Eintrittswinkel. Darüber hinaus wurde in dem Video die Bahn im Dunkelflug auch einfach geradlinig weitergführt, was meiner Ansicht nach nicht haltbar ist und daher von einer kürzeren Strecke auszugehen ist.
Natürlich kann es sein, dass die Hauptmasse den Chebarkulsee nicht getroffen hat und hinausgeflogen ist (oder vielleicht auch davor niedergegangen ist). Ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass das Ereignis ganz wesentlich anders verlaufen ist, wie bisher angenommen (Stichworte: 200km, 10 Tonnen)...
Herbert