Autor Thema: Bernsteine Angebot + Verwendung  (Gelesen 9778 mal)

Digger

  • Gast
Re: Bernsteine Angebot + Verwendung
« Antwort #15 am: Juli 30, 2007, 22:27:58 Nachmittag »
Hallo allerseits, als Mineraliensammler und Goldschmied habe ich natürlich auch Bernstein gesammelt, auch in Bitterfeld. Die Mengenangabe 400 t ist officiell richtig. Das meiste ist zu Schmuck verarbeitet worden. Das mit dem Bernsteinlack ist eher ein Gerücht, denn die DDR hat den synthetisch erzeugt. Jedoch hat man auch sehr kleine Partikel bei etwa 160 Grad geschmolzen bzw. erweicht und dann gepreßt. Das ist eine sehr alte Technik aus Ostpreußen und man gwewinnt auf diese Weise komplett polierte Steine, die nicht nachgearbeitet oder poliert werden müssen. Allerdings sieht das Material dann wie umgerühert aus. Das war die Massenware in der DDR, während die naturbelassenen Steine vor allem nach Skandinavien und USA geliefert worden sind. Ein Teil der weniger guten Steinkrümel wurde auch für medicinische Zwecke verarbeitet. Ich habe selbst mit einfachen Mitteln solche Steine gemacht. Sie sind eben von der Struktur her relativ einfach zu unterscheiden. <p> Das Material liegt meines Wissens noch reichlich in Privathand, auch bei mir.<p> Man sollte jedoch vorsichtig sein, wenn man etwas aus den östlichen Gebieten kauft, denn nicht alles ist echt. Ich habe schon Material aus Königsberg begutachtet, das war außen zum Teil echt, zum Teil gelber Kunststoff. Aus lauter Ehrfurcht vor dem Stück von fast 2 Pfund habe ich nicht gewagt, großartig daran herumzufeilen, bis ich zufällig in die Nähe eines Magneten gekommen bin. Daraufhin habe ich genauer nachgesucht und es fand sich dann ein Teil einer alten Dreikantfeile, mit der der Kunststoff umgerühert worden war. Beim Erhärten war die Feile abgebrochen und drinngeblieben; von Außen hatte man ganz dünne Rindenstückchen von Bernstein  angeschmolzen, dadurch war alles zwar teilweise undurchsichtig geworden, aber die Manipulationen waren auch klasse verdeckt.<p>Mein Tip als Goldschmied:<p> Erstens: Kauft niemals Stücke, die ganz ohne Rinde sind, denn Rinde kann man nicht fälschen.( An meinen Schmuckstücken lasse ich immer eine kleine Partie Rinde stehen!)<p> Zweitens. Im Zweifel eine kleine Stelle eines polierten Stückes mit wenig Äther antupfen; wird die Stelle weiß ist es Kunststoff. Man kann diese Stelle leicht nachpolieren und gibt das Ganze dankend zurück.<p< Drittens: Wenn es geht, das Stück an einer Stelle mit dem Feuerzeug leicht erwärmen ohne das es brennt: wenn es dann kräftig würzig riecht, ist es echt, denn alle Kunststoffe stinken dann erbärmlich.<p>Viertens: Rekonstruierter Bernstein - umgeschmolzen und gepreßt- ist nach diesen Methoden nicht zu erkennen. Da muß man prüfen, ob das ganze wie umgerühert aussieht oder ob es vom natürlichen langsamen Abfließen des Harzes seine Struktur erhalten hat. Das ist aber nicht so einfach. <p> Fünftens: Es gibt auf der Welt zahlreiche bernsteinähnliche Materialen, die zwar kein echter Baltischer Bernstein sind, sich aber so einfach nicht unterscheiden lassen. Manchmal sind richtig große Tiere eingebettet, die gelegentlich direkt von Menschen in die noch weiche Masse eingebettet werden. Das  Harz fließt dort direkt aus den Bäumen und man wartet nur ab, bis es hart genug zur Gewinnung ist. Der größte derartige "Bernstein" ging in den 70iger Jahren durch die Fachpresse und war mehrer Tonnen schwer. Es stammte von einer Insel der Südsee, wo man das Harz von mehreren verletzten Bäumen hat zusammenfließen lassen. Auch in Nordafrika gibt es so etwas; dart nennt man es Amber, es ist verwand mit Weihrauch und man verkauft es als Bernstein. Es ist das Harz von noch lebenden Bäumen und damit recent. Es ist schön, aber wertlos und immer zu teuer.<p> Habe ich jetzt jemandem helfen können? Mit herzlichem  Glück Auf ! Digger   

Offline JaH073

  • PremiumSponsor
  • Foren-Meister
  • *****
  • Beiträge: 2078
  • Meteoriten Verkauf unter www.strufe.net
    • HSSH Pirmasens Meteorite
Re: Bernsteine Angebot + Verwendung
« Antwort #16 am: Juli 30, 2007, 22:52:48 Nachmittag »
Halllo Digger,

war sehr interessant und lehrreich dein Beitrag.
Hat mir gut gefallen.
Ich hab nur wenige Stücke Bernstein übrig aus der Zeit bevor ich Meteoriten gesammelt habe.
Das größte davon ist ca faustgroß.
Ein paar andere haben Insekten drin, aber nichts was einen echten Sammler wie dich vom Hocker reißen könnte.

Viele Grüße

Hanno
Je mehr Ecken und Kanten ein Diamant hat, umso mehr funkelt und strahlt der Stein.

Offline gsac

  • Foren-Legende
  • ******
  • Beiträge: 6314
Re: Bernsteine Angebot + Verwendung
« Antwort #17 am: Juli 30, 2007, 23:22:56 Nachmittag »
Danke, Digger, für den Beitrag - sehr interessant und auch lehrreich!  :super:

Alex

Offline paragraf

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1530
    • olishop.de
Re: Bernsteine Angebot + Verwendung
« Antwort #18 am: Juli 31, 2007, 00:22:21 Vormittag »
Hallo Digger,

Super-Infos, ich wusste zwar, dass mit Bernstein getrickst wird - aber so fundiert habe ich das noch nicht lesen dürfen. Vielen Dank!

Aus Verbrauchersicht ist es ja interessant, dass Bernstein immer noch Bernstein bleibt, selbst wenn man ihn mal füssig gemacht und umgerührt hat. Allerdings scheint sich eine gewisse Verkehrsanschauung herausgebildet zu haben, wonach Bernstein eben dieses fossile Material ist, welches gefunden wurde und allenfalls spanabhebend durch schleifen und polieren bearbeitet, nicht jedoch einer Hitzebehandlung unterzogen wurde.

Deswegen bin ich der Meinung, dass hitzebehandelter Bernstein als solcher auch bezeichnet werden muss.

In meinen Augen ist es allerdings irreführend, erkalteten Baumharz als Bernstein zu bezeichnen.

Gruß

Bernd

PS Kannst Du ein Fachbuch für Goldschmiedelehrlinge empfehlen?

Steinesammler

  • Gast
Re: Bernsteine Angebot + Verwendung
« Antwort #19 am: August 01, 2007, 03:48:54 Vormittag »
Moin Moin,

soeben im Netz entdeckt:

Bernstein - Fenster zur Vergangenheit

Er ist der Namensgeber für Glas und Elektrizität. Man hielt ihn für getrockneten Luchs-Urin und Wal-Ambra. Am Strand gefunden ist er unscheinbar, poliert jedoch wird er zum Fenster in die Vergangenheit. Bernstein – das Gold des Nordens, die Tränen der Götter.
http://www.scinexx.de/index.php?cmd=focus_detail&f_id=176&rang=1

- überhaupt sehr interessante Seiten, kannte ich noch nicht.

Grüße
Jens


Offline Schönedingesammler

  • Privater Sponsor
  • Generaldirektor
  • *****
  • Beiträge: 1581
  • mit einem kleinen Eisen fing alles an ...
Re: Bernsteine Angebot + Verwendung
« Antwort #20 am: November 20, 2007, 11:42:33 Vormittag »
Hallo Jens,
Bitterfelder Bernstein, Qualität ähnlich wie auf Peters Foto, kostete auf der diesjährigen Leipziger Herbstmesse 0,13€/g.
Ob der Preis gut oder schlecht ist entzieht sich meiner Kenntnis, würde mich aber auch mal interessieren. Für das Geld kam ja schon Mettis kaufen.
cu, dsds  :winke:
Dsds

 

   Impressum --- Datenschutzerklärung