Autor Thema: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?  (Gelesen 9322 mal)

Offline DCOM

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Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« am: April 20, 2013, 00:00:23 Vormittag »
Hallo Forengemeinde,

ich möchte mir eine Bridgekamera mit hohem Zoom-Faktor kaufen, und zwar nicht nur für Urlaubsfotos, Tieraufnahmen u. dgl., sondern auch für Aufnahmen am Nachthimmel.
Frage: Welche Kamera würdet Ihr hierzu empfehlen? Ich schwanke zwischen CANON Power Shot SX 50 HS und PANASONIC Lumix DMC FZ 200. Aber welche ist die Richtige (bzw. bessere)? Sind mit Bridgekameras sogar scharfe Bilder von Planeten, "Nebeln" usw. möglich, und worauf sollte man hier beim Kauf achten?

Grüße, D.U.  :prostbier:

Offline herbraab

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #1 am: April 20, 2013, 00:21:58 Vormittag »
Eine Bridge-Kamera kommt da sehr schnell an ihre Grenzen. Einserseits aufgrund des fix verbauten Objektivs (was den Einsatz von lichtstarken Optiken oder die Verwendung der Kamera im Fokus eines Teleskops unmöglich macht), andererseits wegen der kleinen Chips (was auch kleinere Pixel und damit ein höheres Rauschen zur Folge hat).

Wenn Du als ernsthaft daran denkst, den nächtlichen Sternenhimmel zu fotografieren, wirst Du um eine DSLR und eine lichtstarke Optik (was wiederum einen hohen Zoomfaktor ausschließt) nicht herum kommen.

 :hut:
Herbert

P.S.: In meinem Photostream auf flickr findest Du einige Bilder vom Nachthimmel, die ich mit meiner Canon EOS 550D gemacht habe: http://www.flickr.com/photos/herbraab/
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Plagioklas

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #2 am: April 20, 2013, 01:50:42 Vormittag »
Ja, so eine EOS ist eine gute Wahl. Selbst die 350D (Die ich habe) kann schon mit dem Standardobjektiv schon so einiges. Oben verkleinert, darunter Vollauflösung des markierten Ausschnittes.

Das sind meine besten Resultate einer ersten Testreihe vom letzten Jahr. Damals hatte ich noch kein Stativ, drum hab ich da nicht viel probiert. Inzwischen bekam ich eins geschenkt, daher werd ich dieses Jahr das ergebnis noch etwas verbessern können.

Offline DCOM

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #3 am: April 22, 2013, 15:11:13 Nachmittag »
Danke für die Tipps!  :hut:

Da ich blutiger Anfänger bin, müsste ich noch wissen, welche(s) Objektiv(e) ich für Nachtaufnahmen benötige, welche Kameraeinstellungen usw.

Wenn ich mit der Kamera außerdem am hellichten Tag Naturaufnahmen sowie Nahaufnahmen mit hohem Zoom-Faktor (etwa bei Meteoriten) mit großer Tiefenschärfe machen möchte, welche Objektivlinsen benötige ich dann?

Im Voraus schon mal danke fürs Antworten.

Grüße, D.U.  :prostbier:

P.S.: Hab mir einstweilen mal die Canon EOS 600D SLR ausgeguckt. Was taugt das mitgelieferte Standardobjektiv?

http://www.amazon.de/Canon-SLR-Digitalkamera-Megapixel-schwenkbares-Display/dp/B004MKNBJG/ref=sr_1_3?s=ce-de&ie=UTF8&qid=1366635917&sr=1-3&keywords=DSLR

Offline speul

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #4 am: April 22, 2013, 15:54:37 Nachmittag »
Hallo Darwin,

die Kamera die Du Dir ausgesucht hast ist schon mal gut. Ich würde sie aber ohne Objektiv kaufen. Das ist ein ziemlich billiges Plasteteil.

Zitat
Da ich blutiger Anfänger bin, müsste ich noch wissen, welche(s) Objektiv(e) ich für Nachtaufnahmen benötige, welche Kameraeinstellungen usw.

kommt drauf an, was Du aufnehmen willst. Mond, Planeten, Nebel, Polarlichter, Meteore.
Jedes Fernrohr hat seinen Himmel, kann man auch so für Objektive sagen.

vielleicht hilft Dir wenn ich sage was ich so vorn dranschraube:
1. Canon EFS 18-135 mit Image stabilizer für alle Tage, Natur, Urlaub, Familie
2. Sigma DC HSM 10-20 mm, super Weitwinkel, für Meteore, Dämmerung, Polarlichter, aber auch Familie in kleinen Räumen
3. Tamron SP AF 90 F/2.8 Macro 1:1 für Makroaufnahmen von Meteoriten, Gesteinen, Dünnschliffen

damit komme ich ganz gut zu Rande
Grüße
speul
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline DCOM

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #5 am: April 22, 2013, 16:26:37 Nachmittag »
Hi Speul,

danke, Deine Angaben helfen schon mal weiter!  :super:

Was ich noch nicht ganz verstehe: Was ist der Unterschied zwischen Zoomobjektiv und Makroobjektiv? Als Laie würde ich annehmen, dass man mit einem Zoomobjektiv, welches bei einer Bridgekamera fantastisch hohe Zoomfaktoren (50-100) erreicht, noch extrem feine Details erfassen kann, also z.B. die Schockadern in Meteoriten oder Flügeladern auf Insekten stark vergrößern (= sehr hohe Abbildungsmaßstäbe erreichen) kann. Allerdings scheint das nicht zu stimmen, denn angeblich erreicht man nur mit Makroobjektiven hohe Abbildungsmaßsstäbe = Vergrößerungen, was aber mit dem Zoomfaktor offenbar nichts zu tun hat.  

Kannst Du mir den Unterschied rasch erklären? :nixweiss:

Wenn ich z.B. einen Vogel auf einem weit entfernten Kirchturm ablichten möchte oder die Flügeladern bei einer Libelle, würde ich meinen, dass eine Bridgekamera die Kamera die Wahl sein müsste, denn mit DSLR-Kameras mit Wechselobjektiven kann man bestenfalls Zoomfaktoren von 4-5 erreichen. Warum also nicht gleich eine Bridgekamera für die Makrofotografie (Meteoriten, Insekten auf Blüten u.dgl.)?

Jaja, ich sehe schon, ich brauche erst einmal eine Einführung in die Digitalfotografie...  :bid:

Grüße, D.U.

Plagioklas

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #6 am: April 22, 2013, 17:08:37 Nachmittag »
Zitat
die Kamera die Du Dir ausgesucht hast ist schon mal gut. Ich würde sie aber ohne Objektiv kaufen. Das ist ein ziemlich billiges Plasteteil.

Kommt drauf an, wie viel Geld man am Anfang in die Kameratechnik reinstecken will oder kann und wie viel man schon darüber weiß.

Wer erst mit der Knipserei anfängt ist mit dem Standardteil gut bedient, da es eine große Einsatzbandbreite hat (recht gutes Makro (WICHTIG!, so billig kommt man an keine andere Makroalternative), etwas Zoom im Optimalbereich, passable Lichtqualität und eine relativ gute Schärfe) und auch noch vom Preis her sehr, sehr billig ist. Für viele dieser Eigenschaften zahlt man bei anderen Objektiven ein vielfaches und bekommt oft nicht wirklich viel mehr geboten (Es sei denn man kauft L-Serie, die nochmal ne Ecke teurer ist).

Obwohl ich selbst sehr vielfältige Motive aufnehme (Elektroexperimente, Sterne, Nacht, Lumineszenz von Mineralien, Normalbilder, Makros) habe nur sehr wenige Probleme oder Grenzen gefunden, die ein weiteres Objektiv notwendig machen würden. Die Schärfe ist eigentlich schon ausreichend, denn sie erlaubt es, Bilder in Posterformat scharf abzubilden. http://s7.directupload.net/file/d/2968/grbz9ms5_jpg.htm

Wer sich ein Objektiv kaufen möchte, sollte sich das durchlesen. Das hat auch mir gut geholfen: http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=11715

Zitat
Was ich noch nicht ganz verstehe: Was ist der Unterschied zwischen Zoomobjektiv und Makroobjektiv? Als Laie würde ich annehmen, dass man mit einem Zoomobjektiv, welches bei einer Bridgekamera fantastisch hohe Zoomfaktoren (50-100) erreicht, noch extrem feine Details erfassen kann, also z.B. die Schockadern in Meteoriten oder Flügeladern auf Insekten stark vergrößern (= sehr hohe Abbildungsmaßstäbe erreichen) kann. Allerdings scheint das nicht zu stimmen, denn angeblich erreicht man nur mit Makroobjektiven hohe Abbildungsmaßsstäbe = Vergrößerungen, was aber mit dem Zoomfaktor offenbar nichts zu tun hat.  

Zoom: Ist die Fähigkeit zu zoomen. Je mehr die Zoomfähigkeit ist, umso schlechter wird die Schärfe. Da die Bridgekameras einen Extremzoom haben, leidet die Schärfe.

Makro: Ist die Fähigkeit, kleine Dinge aufzunehmen. Bei normalen Objektiven ist es nicht möglich, nah an ein Objekt ranzugehen. Das Bild wird sonst unscharf. Makroobjektive erlauben es, mit der Kamera näher ranzugehen. Für Meteoriten über 5 Zentimeter genügt aber das Standardobjektivs der EOS (Das Billigteil ist schon standardmäßig recht gut in Makro). Eine Bridgekamera ist in der Regel nicht für Makros geeignet!

Wechselobjektiv: Die Optik ist eigentlich genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger, als das ganze Zeug dahinter. Ein Objektiv enthält die gesamte Optik einer Kamera. Das heißt, man kann etliche Eigenschaften der Kamera allein durch das Wechseln des Objektives ändern. Eine Kamera mit Wechselobjektiv hat den Zoom, den das Objektiv hat. Gefällt der Zoombereich des vorgegebenen Objektivs nicht, wird einfach gewechselt und man hat einen anderen. Eine Bridgekamera ist ein Zwischending zwischen den Extremen der Normalkamera und der Wechselobjektivkamera. Eine Brücke eben. Sie ist vielseitiger als die normale, aber nicht so vielseitig und gut, wie die Wechselobjektivkamera.

Weitere Details zu Digitalkameras sind hier sehr schön erklärt: http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=111295

Offline herbraab

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #7 am: April 22, 2013, 18:09:00 Nachmittag »
Hallo Darwin,

die Astrofotografie ist ein weitläufiges Gebiet. Je nach dem, ob Du Starscape-Fotos (TWAN-Style-Fotos), Sternfeldaufnahmen, Aufnahmen von Nebeln oder Sternhaufen durchs Teleskop, oder Planetenfotografie betreiben willst, benötigst Du unterschiedliche Optiken und Techniken. Ich würde Dir empfehlen, Dir vor der Anschaffung von kostspieliegem Equipment einen Überblick zu verschaffen und Dir darüber klar zu werden, in welche Richtung Du Deine astrofotografiachen Aktivitäten entwickeln willst.

Um diesen Überblick zu bekommen, würde ich Dir das Buch Himmelsfotografie mit der digitalen Spiegelreflexkamera von Stefan Seip empfehlen. Da werden Ausrüstung und Technik ebenso beschrieben, wie verschiedene Motive mit genauen Angaben, wie die jeweiligen Bilder entstande sind. Leider ist das Buch schon vergriffen, aber vielleicht findest Du es noch in einer Buchhandlung oder in einer Bibliothek.

Wenn Du tiefer in die Astrofotografie einsteigen willst, solltest Du Dir auch die EOS 60Da ansehen: Diese Kamera hat einen speziellen Tiefpassfilter vor dem Sensor, der das Licht der H-Alpha-Emissionslonie durchlässt. Diese Emissionslinie ist bei vielen galaktischen Nebeln die hellste, und verleiht den Nebeln ihre typische, rote Farbe. Bei normalen DSLRs wird das Licht dieser Linie großteils vom Filter blockiert, was Aufnahmen von Nebelgebieten entsprechend schwierig macht.

Zoomobjektive mit hohen Zoomfaktoren stellen immer eine Kompromiss dar: Sie decken einen hohen Brennweitembereich ab, aber man muss praktisch immer Abstriche bei der Lichtstärke und bei der Abbildungsqualität machen. Vorsicht auch bei Objektiven mit Bildstabilisator: Bei der normalen Tageslichtfotografie ist so ein Satbilisator (gerade bei langbrennweitigen Teleobjektiven) eine feine Sache, für lang belichtete Nachtaufnahmen sind derartige Optiken aber praktisch nicht zu gebrauchen, weil die Stabilisatoren (auch wenn sie deaktiviert sind) feinste Bewegungen machen und die Sterne am Ende nicht punktförmig abgebildet werden. Für die Fotografie des Nachthimmels sind lichtsarke Optiken (Blende 2,8 oder lichtstärker) notwendig, die bis in die Ecken scharf zeichnen (nirgendwo machen sich Abbildungsfehler schneller störend bemerkbar als bei hellen, punktförmigen Lichtquellen auf völlig dunklem Hintergrund - also Sternen!).

Ich verwende für meine Nachtaufnahmen meist das Sigma 15mm f/2,8 Fisheye, das Tokina 11-16mm f/2,8 oder (seltener) das Tamron 17-50mm f/2,8 - also durchwegs kurze Brennweiten. Nur so lässt sich in der "Starscape"-Fotografie der Eindruck eines sternenübersäten Nachthimmels über der Landschaft abbilden.

 :hut:
Herbert
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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #8 am: April 22, 2013, 18:41:34 Nachmittag »
Herzlichen Dank Euch allen für Eure Ausführungen - sie sind sehr hilfreich! :hut:
Nur zwei kurze Fragen noch zur Fotografie astronomischer Objekte:

1. Benötigt man ein Stativ, welches die Erddrehung mitmacht, damit die Objekte bei langen Belichtungszeiten nicht "verschmieren"?
2. Gibt es eine Möglichkeit, den nachteiligen Effekt des Streulichts auszuschalten? Ich wohne zwar im Norden von München, aber die Gegend ist leider immer noch sehr lichtverschmutzt.

Grüße, D.U.  :prostbier:

Offline herbraab

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #9 am: April 22, 2013, 20:01:44 Nachmittag »
1. Benötigt man ein Stativ, welches die Erddrehung mitmacht, damit die Objekte bei langen Belichtungszeiten nicht "verschmieren"?

Für die "Starscape"-Fotografie nicht unbedingt (hier versucht man ja, Sterne jnd Landschaft gemeinsam abzubilden), für alle anderen Arten der Astrofotografie jedoch schon.

2. Gibt es eine Möglichkeit, den nachteiligen Effekt des Streulichts auszuschalten? Ich wohne zwar im Norden von München, aber die Gegend ist leider immer noch sehr lichtverschmutzt.

Ab nach Süden, in die Alpen! Aber auch da macht sich die Lichtverschmutzung bereits bemerkbar, siehe: Alps Starry Skies: A Heritage to Save from Light Pollution

 :hut:
Herbert
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Plagioklas

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Re: Aufnahmen vom Nachthimmel - Welche Bridgekamera?
« Antwort #10 am: April 22, 2013, 20:25:51 Nachmittag »
Zitat
1. Benötigt man ein Stativ, welches die Erddrehung mitmacht, damit die Objekte bei langen Belichtungszeiten nicht "verschmieren"?
2. Gibt es eine Möglichkeit, den nachteiligen Effekt des Streulichts auszuschalten? Ich wohne zwar im Norden von München, aber die Gegend ist leider immer noch sehr lichtverschmutzt.

1. Je nach dem, wie viel du abgebildet haben willst, kann ein mitdrehendes Stativ von Nöten sein.
2. Es gibt nur wenig, was man tun kann. Die einzig nennenswerte Maßnahme ist der Kauf von Filtern, die das gelbe Straßenlampenlicht (Natriumlicht) rausfiltern. Nur gibts die gelben Straßenlampen kaum noch und deren Anteil an der Lichtverschmutzung sinkt. Somit auch die Wirkung der Filter.

 

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