Liebster Norbert,
Ich wills nochmal versuchen.
Dein diabolisches Plädoyer steht auf tönernen Füßen, wie Du eigentlich selbst nach so langen Jahren der Beschäftigung mit Meteoriten erkennen müßtest,
weswegen die anderen Forumsmitglieder auch etwas, nunja, verwundert sind ob Deines Mißtrauens.
Zuerst einmal, die furchtbar seltenen Fälle, in denen ernsthafter (als in der heilpädagogischen Anstalt geheißen ebay) versucht wurde, einen schon bekannten Meteoriten als einen Neufund auszugeben, bestanden stets darin, daß ein neuer FUND behauptet wurde.
Daß wie hier, versucht worden wäre, einen FALL mit der Imitation einer Impaktsituation nachzustellen, ist noch niemals vorgekommen (und wäre auch eine gar umständliche, nicht notwendige Tat).
Zudem als Kenner siehst Du anhand der Photos, daß es sich um einen knackfrischen Stein handelt. Und wahrscheinlich wird der Rainer gschwind mit seinem Suszepilidingens hingerochen haben, ist es ein L-Chondrit.
Wenn der Stein nun nicht aus der Stadt Heinrichs des Löwen stammt, so muß ihn der Häuselbesitzer ja wo anders hergenommen haben.
Siehe die fein rauhe Kruste (und bis an mein Lebensende werde ich "rauh" mit "h" schreiben). Die Fundrate noch einigermaßen anständiger Schwarzkruster in den Wüsten liegt im Promillebereich oder darunter und selbst die aller frischesten zeigen schon leichte Anzeichen von Windabschliff auf der Kruste.
Er müßte also schon ein Individual eines jüngeren Falles hergenommen haben,
und da brauchst doch nur in den Bulletin zu schauen, welche Fälle der jüngeren Vergangenheit in Frage kämen, hinsichtlich des Typs, hinsichtlich der herabgefallenen Massen und Einzelsteine (und um das vermeintliche Verbrechen ökonomisch bewerten zu können, hinsichtlich der Erhältlichkeit und des Preises!), um Deine Hypothese zu prüfen.
Besonders leicht nachzuvollziehen ist das Argument, das der Plagioklas Dir mehrfach geschrieben. Der Zerschmiß des Steines samt Zerspritzungs des Steines.
Dieses kannst leicht im Selbstversuch nachvollziehen.
Der größte Muskel des Körpers ist bei mir das Hirn, aber sonst der Oberschenkelmuskel. Es gilt beim einfachen Steinwurf allerdings nicht nur die erzeugbare Kraft, sondern die Geschwindigkeit der Kraftentfaltung, um ein Objekt zu beschleunigen.
Es gibt junge und kräftige Menschen, die Kraft und Schnellkraft ihres Oberschenkelmuskel von klein auf trainieren und so sie das sehr gut getan haben, dafür von der Gesellschaft mit großem Wohlstand überhäuft werden, sog. Fußballer.
Diese sind in der Lage einen Fußball auf höchste Geschwindigkeiten zu beschleunigen. Allerdings die Besten unter ihnen nur auf ca. 120km/h und der Fußball wiegt nur 300g. Schlagball versus Kugelstoßkugel, nen, wo es auch darum geht, eine möglichst hohe Beschleunigung zu erzielen.
Nun muß aber bei der Impaktnachstellung der Stein vertikal und nicht horizontal bewegt werden, sodaß wir einen Arm und kein Bein hernehmen müssen.
Selbst wenn wir dazu einen ergonomischen Pelote-Hebel verwendeten, würden wir jenen Stein nicht so tief zwischen die Platten treiben und so stark und weit zerstäuben können.
Denn so ein Meteoritenstein, die fallen ja herab, zwar in Abhängigkeit der Höhe des jeweiligen Hemmungspunktes, aber allenthalben mit um 300km/h herum.
Spiele es nach, nimm jeglichen Stein, den Du willst, von mir aus auch einen L6-Chondriten und versuche ihn so schön zu zerdöppern wie jenen Braunschweiger. Es wird Dir nicht gelingen, selbst wenn Du einen ultrabrösligen Saratov hernimmst.
Daß weder son noch lumière vermeldet wurden, ist auch nicht sonderlich bemerkenswert, mal abgesehen davon, daß so ein Stein auch noch einen beträchtlich langen Dunkelflug zurücklegen kann.
Wir pflegen uns, anders als in agrarisch strukturierten Ländern, tagaus tagein in Höhlen aufzuhalten und gleich dem unvernünftigen Tiere dessen Blick gen Boden geneigt, stieren wir 16 Stund am Tag auf den Schirm der Glotze, des Rechners, des Navis, des iPhones und aufn Teller.
Der ein oder andere mag sicherlich den Boliden per Zufall gesehen haben, irgendeine Alarmanlagenkamera (Wort mit 6 "a") wird schon den Schein aufgenommen haben,
allein wird wohl niemand dieses als außerordentlich verwundernswert eingeordnet haben, respektive einen Drang verspürt haben, es, Lassie, wir müssen es den Behörden melden, es einer Stelle (und bittschön welcher?) anzuzeigen.
Und selbst wenn, so wird man uffe Amt sich denken, jooo Omi, hast Dich mal wieder über einen Iridiumsatelliten oder die ISS aufgeregt oder Schöler Gerritt bereitet seine nächste Erbse vor mit dem Einsatz von Feuerwerkskörpern.
Du siehst es doch selbst hier im Forum, wo hin und wieder einschlägig Vorbelastete aufgeregt die Sichtung einer hellsten Schnuppe oder eines Boliden vermelden, etliche darunter innermillionenstädtisch - die sonst keiner gesehen zu haben scheint, da Web und Zeitung schweigen.
Gibt auch ein Meteorforum, wo manchmal gar Bilder gelingen von respektablen Spektakeln - selbst in meiner Heimatstadt mit paar Millionen potentieller Zeugen - findet, wo außer unter den Liebhabern selber niemand davon Notiz genommen zu haben scheint.
Ich selbst habe in Munich vor über 20 Jahren meine Beste Schnuppe ever gesehen. Da es ganz zu Beginn der nautischen Dämmerung war, wird sie sich sogar als Daylight-Feuerball qualifiziert haben können, mit Rauchspur, die nach paar Minuten erst zerweht. Hat ooch keener was gesagt.
Neuschwanstein - da war ich nich da - aber einer meiner Freunde, durch mich lange Jahre meteoritisch vorbelastet, der sagte mir dann auch erst hinterher, als der Stein in der Zeitung ward, achja übrigens, den hab ich gesehen..
Und vielleicht fliegt irgendwo im Netz die Statistik des guadn oidn Feuerkugelnetzes herum, wieviele helle Flitzer sie im Jahr erwischen - staunen wirst!
Selbe gilt für Lauterscheinungen, insbesondere innerstädtisch. Da schepperts und krachts immer wieder. Das mag man zwar zur Kenntnis genommen aber nicht abgespeichert haben. Gewitter. Baustelle. Unfall. Depp, der Kracher zund.
Ich persönlich, als letztes Jahr in Schwabing die Fliegerbombe gesprengt wurde mit heftigem Schaden, und das ist Luftlinie von mir eher näher als der auf Unterschallgehungspunkt eines Mettfalles, hab davon genauso wenig mitbekommen, wie von der größten Hochhaussprengung in Munich just 2km entfernt.
Werden aber die Wertstoffsammelcontainer 300m weit weg wöchentlich geleert, dann rollt und donnerts wie Gewehrfeuer eines preißischen Battalions, besser als bei jedem Stannernschauer.
Also bittschön, abgesehen von Misanthropie, denk halt erst einmal nach Norbert, bevor Du Dich von menschlicher Niedertracht umfangen wähnst und künftige Fallberichte aus dem Forum vergrämst.
Oderso

Mettmann
PS: Hihi, Holger. Don't run for a bus, a girl or a fall - there will be always the next one...