Ich habe vor zwei Wochen einen Epidotkristall aus Tawmaw angeschaut und dabei ein einzigartiges Farbphänomen entdeckt. Da eine derartige Entdeckung nun alles andere als Alltäglich ist, schreibe ich darüber trotz meiner Passivität.
Es gibt mehrere Farbphänomene bei Mineralien.:
-Alexandriteffekt, ein Stein wechselt je nach Licht die Farbe, Alexandrite sind unter der Lampe rot und unter Tageslicht grün
-Usambaraeffekt, die Farbe hängt von der Dicke des Materials ab Große Usambaraturmaline sind rot, zerschlägt man sie, hat man nur grüne Stücke
-Dichroismus und Pleochroismus, die Farbe des Steins hängt von der Richtung ab, aus der man den Stein betrachtet. Dichroitische Steine haben zwei Farben, Pleochroitische Steine haben 3 Farben.
Der Effekt, den ich entdeckt habe, ist nicht nur um einiges komplizierter, sondern auch noch bunter und auffälliger als die vorgenannten.
Wenn man durch den Epidotkristall aus Tawmaw schaut, sieht man ein sehr auffälliges Muster aus 4 beteiligten Farben (Siehe Bilder, das sind unbearbeitete Fotos dieses Musters!). Man braucht keine Lupe, kein Polarisationsfilter oder ähnliches. Das Muster ist einfach da. Man muss nur entlang einer bestimmten Richtung durch den Kristall schauen.
Das Muster ist an den Kristallachsen ausgerichtet und sieht mit bloßem Auge betrachtet sogar noch schärfer und klarer aus, als auf den Bildern. Die Farben entsprechen der Realität, können aber noch intensiver sein!!
Hier zwei Videos, die das Muster im Kristall zeigen:
http://www.youtube.com/watch?v=DD815lYMltQhttp://www.youtube.com/watch?v=wPDvMhciDeYDas Muster besteht aus zwei rein grünen Parabeln und zwei rein roten Parabeln, die sich teilweise überschneiden. Zwischen den Parabeln ist auf der Seite der roten Parabeln ein klares Gelb und auf der Seite der grünen Parabel ein schönes gelbliches Grün. Der Bereich, wo sich die Parabeln überschneiden, ist sehr, sehr dunkel rot. Dort kann man sogar die Sonne ohne Blendung betrachten.
Das Muster hängt vom Betrachtungswinkel ab. Das heißt, es hat keine Größe sondern nimmt auf dem Auge immer die selbe Fläche ein! Hält man den Kristall nah am Auge, sieht man das Ganze Muster. Hält man ihn weit weg, dann sieht man nur einen Ausschnitt. Der Sehwinkel zwischen den Parabeln ist kleiner als als 0,3 Grad.
Das heißt, wenn man ins Zentrum dieses Musters schaut, sieht man mit 0,1 Grad Genauigkeit einer bestimmten festen Achse im Epidotkristall entlang, was bei der Dicke von unter 1 cm schon sehr erstaunlich ist.
Das Phänomen ist eine Eigenschaft des Materials und nicht lokal. Würde ich den Epidot in Stücke zerteilen, würde jedes einzelne Stück das selbe Muster zeigen! Der Kristlal ist klar und zeigt außer einigen Rissen keine Einschlüsse. Er ist aber stark zoniert und hat sogar eine Zonierung der Lichtbrechung, die bei bestimmten Lichteinfall zu inneren Totalreflektionen führt (Siehe 3. Bild)!
Bevor ich die Idee hatte, durch den Kristall zu schauen, dachte ich, es sei nur ein sehr starker Pleochroismus. Aber als ich durchsah und das Muster entdeckte, war ich geradezu paralysiert. Insbesondere deshalb, weil ich sowieso sehr an Farben und Farbphänomenen interessiert bin.
Diese Bilder sind unbearbeitete Bilder. Sie wurden aufgenommen, indem ich die Kamera vor dem Kristall hielt. Mit dem bloßem Age sieht man das Gleiche, nur um einiges schärfer und sogar in brillianteren Farben!