Autor Thema: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten  (Gelesen 84322 mal)

Offline karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #150 am: November 28, 2018, 00:55:51 Vormittag »
Achso, zur Glasfrage:
Vitrophyre, also deutlich glashaltige "Porphyre" sind nur beschränkt haltbar. Die Vulkanite, die älter als Karbon sind, sind in der Regel entglast. Eine ursprünglich vitrophyrische Grundmasse kann immer noch im Dünnschliff erkannt werden. Jene Gesteine aus dem Oslograben dürften noch Glas enthalten.
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Offline JFJ

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #151 am: November 28, 2018, 18:31:06 Nachmittag »
Moin Karlov,

ja ein DS wurde gemacht und von einem bekannten Petrographen angeschaut.

Mit der veralteten Namensgebung ist es oftmals echt problematisch (Formationsnamen auf Verdacht).
Finde ich aber nicht sehr schlimm, da dadurch ja in erster Linie nur dieses spezielle Gestein beschrieben/benannt wird.
Wenn der Kontext kritisch gelesen wird, sollte der "Konjunktiv" (z.B. bei Zandstra) erkannt werden.

Wenn heute ein Geschiebekundiger in veralteter Lit. etwas über den "Stockholm-Fleckenquarzit" liest, weiss er durch aktuelle Feldforschung, dass das Gestein auch noch woanders ansteht und diese isolierte Lokalität nicht mehr haltbar ist (wem sage ich das  :einaugeblinzel:).
Wer das nicht weiß und sich nicht weiter und eingehend mit der Materie beschäftigt, hat eh nur Spaß am Sammeln von bunten Strandsteinen, und bei dem ist der Name zweitrangig.

 :prostbier: Jörg
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Offline Met1998

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #152 am: November 28, 2018, 20:14:20 Nachmittag »
Hallo Jörg,
... hat eh nur Spaß am Sammeln von bunten Strandsteinen, und bei dem ist der Name zweitrangig. 
Und davon gibt es eine ganze Menge, sehe ich ja am Strand.  :super:

Auch Met-Sammler heben schöne Steine auf!  :fluester:

Zitat Boborit:
Zitat
… mehr knowhow habe ich momentan leider nicht - nur die Begeisterung für die Schönheit der Gesteine...
Und wenn man sie zu hart anfasst, hört man von ihnen nichts mehr im Forum!  :gruebel:
Manch einer hat eben eine zarte Seele (Sie vertragen keinen Druck, verweigern dann die Zusammenarbeit und steuern auf einen Burnout zu.)  :wow:

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Offline karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #153 am: November 29, 2018, 20:44:33 Nachmittag »
Moin Jörg,

Zitat
Mit der veralteten Namensgebung ist es oftmals echt problematisch (Formationsnamen auf Verdacht).
Finde ich aber nicht sehr schlimm, da dadurch ja in erster Linie nur dieses spezielle Gestein beschrieben/benannt wird.

Es ist insofern problematisch, als dass der Eindruck entsteht, es handele sich hierbei womöglich um Leitgeschiebe. Das Verknüften von Ortsnamen mit Gesteinstypen sorgt für eine schwer entwirrbare Nomenklatur, wobei einzelne Autoren die Benennungen in ihrem Sinne umdefinieren. Man denke nur an die Bezeichnungen "Växjö"- und Filipstad"-Granit, die nicht nach Lokalität, sondern nach Gefüge so gennant werden. Oder die Quarzporphyre aus Rapakiwi-Plutonen wie Rödö, Ragunda etc. Es bringt nichts, einen Porphyr als Rödö-Porphyr zu bezeichnen, wenn man nicht gute Gründe hat, ihn genau dorthin zu verorten und nicht in einem unbekannten Unterwasservorkommen etc.

Lange Rede, kurzer Sinn: durch Bestimmungsbücher wie jenes vom geschätzen Frank Rudolph wird eine Übersichtlichkeit in der Geschiebekunde suggeriert, die nicht besteht. Eine Fahrt ins Anstehende zeigt jedem sofort, wie komplex die Materie vor Ort ist. Viele unserer "Leitgeschiebe" sind noch nicht einmal Momentaufnahmen der dortigen Geologie.

Ich finde den Ansatz von Matthias Bräunlich (und Smed und Vinx) gut: radikal entrümpeln, ohne Rücksicht auf Verluste oder lieb gewonnene Gewohnheiten. Nur bei erfolgtem Vergleich mit Anstehendproben und einigermaßen glaubhafter Begründung, warum diese Steine lokal einzigartig sein sollen, verdient es einen Namen mit Lokalangabe.
Dies würde die Geschiebekunde für alle, v.a. für Einsteiger und Laien, wesentlich zugänglicher machen. Und dann bleiben eben nur 50-60 Leitgeschiebe übrig. Alles andere Interessante sollte dann nur nach seiner petrographischen Auffälligkeit beschrieben werden. Was soll das auch für eine seltsame Genugtuung für den Laien sein, exotische Namen ("Rödö-Syenitporphyr") an Gesteine dran zu pappen?

Letzte Opfer dieser Entrümpelung sind übrigens: Angermanland-Syenitgabbro (Doppelgänger auf Aland) und Radmansö-Gabbro (Anstehendproben stimmen nur zu einem kleinen Teil mit unseren Geschiebefunden überein).
 
Zitat
Wenn heute ein Geschiebekundiger in veralteter Lit. etwas über den "Stockholm-Fleckenquarzit" liest, weiss er durch aktuelle Feldforschung, dass das Gestein auch noch woanders ansteht und diese isolierte Lokalität nicht mehr haltbar ist
Ahem, nicht "auch noch woanders". Es gibt tatsächlich keinen Beleg für das Vorkommen von Fleckenquarziten im Stockholm-Gebiet.

 :prostbier:
karlov

 

Offline Pinchacus

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #154 am: Dezember 03, 2018, 14:39:51 Nachmittag »
Hier mal ein schöner Ostsee-Syenitporphyr, der mir unlängst auf Sekundärlagerstätte ins Netz und dann unter die Säge geriet:
So lange Fiktionsapparaturen latente Illusionen nicht manifestieren können, ist eine Realisation des Illusionären latent Fiktiv!

Be more specific! http://www.youtube.com/watch?v=PusCpQIbmCw

Offline Muschgard

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #155 am: Dezember 03, 2018, 21:37:07 Nachmittag »
Hallo,

hier ein paar Geschiebe von Boltenhagen.
Die Stücke sind ca. 8cm groß und sehr arm an Quarz und Glimmer. Die roten Feldspäte sind bis 1cm groß.

Eine Bestimmung traue ich mir nicht zu, würde mich aber freuen wenn das jemand könnte...

Grüße,
Michael

Offline JFJ

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #156 am: Dezember 04, 2018, 17:01:34 Nachmittag »
Moin Michael,

die Krux mit Geschieben ist, dass sich nur die wenigsten einer Bestimmung zuführen lassen.
Für mich weisen die gezeigten Gesteine zu wenig markante Merkmale auf, ist aber nur vom Foto her sowieso generell schwieriger als wenn man ein Gestein direkt vor Augen hat (Oberfläche, frischer Bruch, geschliffene Fläche, Spiegelungen der Einzelminerale im Bruch...).
Ich muss aber zugeben, dass Granite/Granitoide nicht gerade meine Stärke sind.
Schön sind sie auf alle Fälle.

Gruß
Jörg
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Offline Met1998

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #157 am: Dezember 07, 2018, 18:41:37 Nachmittag »
Nichtsdestotrotz:
https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=11879.msg145413#msg145413

Nr. 53a und 53b
Hier noch zwei schöne, kontrastreiche Gneise von der anderen Seite der See (Schweden).
Sie lagen im Wasser dicht nebeneinander und erregten durch den Farbunterschied meine Aufmerksamkeit.
 
Nr. 53a habe ich als Augengneis Loftahammar (Gneisgranit) bestimmt!, nach:
https://skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/metamorphite/augengneise/geschiebe.html#2
und
http://www.kristallin.de/Metamorphite/Gneise-druck.htm

Oder besser nur Augengneis, ohne Verortung?  :gruebel:
(Da wären wir wieder beim o. g. Thema)

Gruß Ehrfried
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Offline karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #158 am: Dezember 07, 2018, 22:01:47 Nachmittag »
Moin Ehrfried,
da ist ein bisschen wenig "Substanz", um Deinen Augengneis einer möglichen Herkunft zuzuordnen. Sprich, der Stein ist zu klein :)
Ja, manche sagen, Augengneise sind grundsätzlich nicht als Leitgeschiebe geeignet, insbesondere der Loftahammar-Augengneis. Vinx 2016 führt ihn aber explizit als Leitgeschiebe auf. Ich weiß aus dem Västervik-Gebiet und dem nordöstlichen Smaland, dass es eine Variante gibt, die gut erkennbar ist. Vielleicht ist dieser Augengneis in baltischen Moränen tatsächlich bestimmbar. Ich kenne aber nicht die zahlreichen Varianten von Augengneisen z.B. aus Westschweden/Värmland etc. Möglicherweise gibt es Doppelgänger. Hier ein Bild von einem orangefarbenen, (sehr wahrscheinlich Loftahammar-)Augengneis als Nahgeschiebe aus Västervik:




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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #159 am: Dezember 07, 2018, 22:03:43 Nachmittag »
Auffällig sind die hellen Säume aus Plagioklas und die schwarz gesprenkelten Plagioklase.
Hier noch eine Anstehendprobe, die aber leider keine Plagioklas-Säume zeigt:

 

Offline karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #160 am: Dezember 07, 2018, 22:04:57 Nachmittag »
53b1 und 53b2 könnten ins Loftahammar-Gebiet passen, müssen aber nicht. Wie gesagt, die Steine sind etwas klein.
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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #161 am: Dezember 14, 2018, 17:51:46 Nachmittag »
Nr. 54: Heute noch dieses 13 cm !, hellbunte „Geflammte Brot“. Den habe ich als Dalarne Granit, (Siljan?) identifiziert.
Das Gestein aus Mittelschweden liegt noch vor Ort! Den hätte ich auch hier zeigen können:
https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=12038.msg143803#msg143803

Geflammter, fleischroter Kalifeldspat, gelbliches Plagioklas und ca. ein viertel Anteil violett bläulicher Quarze sind im Gestein zu sehen.
Die Nahaufnahme ist leider nichts geworden, vielleicht hätte man da noch gelbliches Titanit entdeckt.

1. Unser Freund karlov schreibt dazu auch noch:
Beim Siljan-Granit ist geschiebekundlich ein wenig der „Wurm“ drin, …
http://kanalmusik.de/wordpress%202/?p=3881

2. Herr Bräunlich hat ihn aus der Liste der Leitgeschiebe gestrichen!
http://www.kristallin.de/aktuell.htm

3. Und Frau Wilske schreibt  dazu aus dem Zandstra:
Zitat
In vielen Fällen ist es sicherer, sich mit der Bezeichnung Dalarne-Granit zu begnügen. Ferner ist eine Verwechslung mit manchen Småland-Graniten möglich.

Na da bin ich ja wieder :confused:

Ehrfried  :hut:
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Offline karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #162 am: Dezember 18, 2018, 22:52:51 Nachmittag »
Ja, beim Siljan-Granit ist die Angelegenheit im Moment etwas verwickelt. Erst wenn jemand mal eine ganzen Sack Anstehendproben aus dem Siljan-Gebiet mitbringt, wird man zu einer genaueren Aussage kommen können.
Das abgebildete Stück sieht mir aus der Ferne eher nach Smaland-Granit aus (eher gerundete Mineralkörner; dunkle Minerale in der Nähe der Plagioklase könnten die von Zandsra erwähnten "Mineralneubildungen" in Smaland-Graniten sein).

karlov

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #163 am: Dezember 23, 2018, 10:32:29 Vormittag »
Der Rest aus 2018:

Nr. 57: 14 cm, Der „Elefantenfuß“, eine interessante Form des braun/roten Sandsteins.

Nr. 56: 32 cm, Saurer Migmatit mit Netzgang.

Nr. 55: 13 cm, Von weitem dachte ich, es ist der mir noch fehlende, weiß-schlierige Granatamphibolit, aber leider nur ein schöner, großer Feuerstein.

 x-02
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Offline Met1998

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Re: 1001 Gestein - Geschiebe von den norddeutschen Küsten
« Antwort #164 am: Dezember 23, 2018, 10:44:49 Vormittag »
Nr. 58: „Abschieds-Guck“ 2018:  :wow:
Noch zwei Steinmännchen zur Weihnachtszeit - Hier fehlen nur noch die Lichterketten.

Nach den Frühjahrsstürmen im April 2018 ist nun wieder ein Sammlerjahr vorbei.
Dieses Jahr kam reichlich Zuwachs in die Sammlung und das neue Jahr steht vor der Tür.

Ich wünsche allen Sammlern ein frohes Fest und 2019 schöne Stücke, egal ob in der Sparte Met‘s, Geschiebe, Tektite, Achate oder Gold.

Der Ehrfried  :w-ge:
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