Autor Thema: Alnöitbrekzie?  (Gelesen 4779 mal)

Offline karlov

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Alnöitbrekzie?
« am: Juli 18, 2017, 10:44:25 Vormittag »
Moin,

manchmal ist einem beim Sammeln das Glück hold, so beim hier vorgestellten Fund aus der Kiesgrube Penkun, ca. 20 km SW Stettin. Aufgrund seiner Grünfärbung im (aller)ersten Moment für einen Diabas gehalten, fiel doch schnell seine konglomeratische Ausprägung und der relativ hohe Gehalt an idiomorphem dunklen Glimmer auf. Weiterhin scheinen Alkaliamphibole oder -pyroxene zugegen zu sein, die durch ihre nadel-bis leistenförmige, leicht gebogene Ausbildung auffallen.

Rote, feldspathaltige Xenolithe, einige weiße Mandeln (Calcit) und ein insgesamt agglomeratischer Habitus kennzeichnen weiterhin das Stück. Die Bestimmung des Feldspates war bisher nicht möglich. Er scheint von der Gesteinsoberfläche leicht auszuwittern. Im Anschnitt konnte ein einzelner sechseckiger Kristall beobachtet werden (Nephelin?).

Während die Verwitterungsrinde eine gelbgrüne Färbung besitzt, ist die Grundmasse eher dunkel graugrün, ähnlich wie beim Särna-Tinguait, jedoch dicht und inhomogen. Zudem enthält der "typische" Särna-Tinguait Feldspäte und Foide als Einsprenglinge sowie mehr Ägirin.

Der makroskopische Vergleich bei insgesamt etwas dürftig ermittelbarem Mineralbestand läßt auf ein Alkaligestein schließen, welches am ehsten einer Alnöitbrekzie ähnelt, nur eben eher als Agglomerat denn als Brekzie ausgebildet ist. Zwar ist das vorliegende Stück nicht ganz so bunt wie die Vergleichsstücke auf skan-kristallin.de, aber die Art der Einsprenglinge zeigt weitestgehende Übereinstimmung.

http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/ganggesteine/alnoe/alnoeitbrekzie.html

Weitere Bilder von Alnöitbrekzien:

https://zwerfsteenweb.nl/steensoorten/Alno%c3%afet.html

http://www.rapakivi.dk/html_alkaline_intr/aln%C3%B6it.html


« Letzte Änderung: Juli 18, 2017, 11:18:56 Vormittag von karlov »

Offline karlov

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #1 am: Juli 18, 2017, 10:45:57 Vormittag »
Detailbild, Aufnahme unter Wasser.

Offline Buchit

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #2 am: Juli 18, 2017, 16:07:25 Nachmittag »
Hallo Karlov,

das nennt man dann wirklich Glück, und das Stück ist wunderbar - Gratulation!

Gruß,
Holger

Offline JFJ

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #3 am: Juli 18, 2017, 20:19:15 Nachmittag »
Moin Karlov,

super.
Schließe mich dem Glückwunsch an!

Beste Grüße
Jörg
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline Sprotte

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #4 am: Juli 24, 2017, 16:37:25 Nachmittag »
Wirklich ein schönes Geschiebe  :super: Für mich wichtig ist, wie sich das Gestein (unzweifelhaft eine Alnöitbrekzie) im oberflächlich verwitterten Zustand präsentiert.

Viele Grüße
Sprotte

Offline karlov

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #5 am: August 01, 2017, 22:36:52 Nachmittag »
Moin Sprotte,

ziemlich unauffällig, fand ich. Hätte das Stück ja fast ad acta gelegt, und zwar noch in der Kiesgrube  :einaugeblinzel:

Grüße,
karlov

Offline Sprotte

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #6 am: August 02, 2017, 18:49:51 Nachmittag »
Hallo,

ich habe mich, wie ich schon einmal ausgeführt habe, u.a. auf Geschiebe von Alkaligesteinen spezialisiert. Und in der Tat gibt die angewitterte Außenseite derartiger Geschiebe in vielen Fällen gar nichts her. Ich hebe fragliche Stücke daher erst einmal auf - wegschmeißen geht immer noch  :einaugeblinzel:

Viele Grüße
Sprotte

Offline karlov

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #7 am: August 04, 2017, 18:50:57 Nachmittag »
Moin Sprotte,

interessieren dürfte Dich in diesem Zusammenhang auch der Grännait, ein hübsches, aber unauffälliges, leitgeschiebetaugliches Alkaligestein,
welches ich als (mutmaßliches) Geröll an der Mündung des Girabäcken, wenige km SW des Alkaligesteinsvorkommens fand.

Im leicht angewitterten Zustand sind die exotischen Minerale Eudyalit und Katapleiit, so sie denn überhaupt in signifikanter Menge vorhanden sind- kaum zu erkennen. Die Vorderseite mit der Klüftung im spitzen Winkel zur Foliation läßt zunächst an einen feinkörnigen, graugrünen Gneis/Schiefer denken.

 

Offline karlov

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #8 am: August 04, 2017, 18:57:55 Nachmittag »
Die angefeuchtete Rückseite offenbart das typische Grün des Grännaits.
Erst der Blick auf die Foliationsebene an der Seite des Geschiebes offenbart einige bläuliche Katapleiit-Körner, während der Eudyalit eine eher schmutzig-rotbraune Färbung zu besitzen scheint. Leicht zu übersehen jedenfalls. Im Geschiebebestand hier bei uns an den Küsten müsste Grännait vorkommen, als absolute Rarität, und es ist möglicherweise noch nicht nach ihm gesucht worden.
Katapleiit kann mit langwelligem UV-Licht identifiziert werden und fluoresziert hellgrün; Eudialyt: keine Fluoreszenz.

Bilder vom anstehenden Grännait-Varianten gibt es übrigens hier:
http://kanalmusik.de/wordpress%202/?p=6904

Grüße,
karlov

Offline Sprotte

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #9 am: August 09, 2017, 15:26:54 Nachmittag »
Im Geschiebebestand hier bei uns an den Küsten müsste Grännait vorkommen, als absolute Rarität, und es ist möglicherweise noch nicht nach ihm gesucht worden.

Ich suche schon danach (jeder feinkörnige grüne/grünliche Gneis wird untersucht), aber wahrscheinlich, ohne jemals Erfolg zu haben. Ein weiteres Problem bei der Identifikation von Alkaligesteinen ist neben ihrer Verwitterungsanfälligkeit und dadurch bedingten Unauffälligkeit als Geschiebe, dass die von mir gefundenen Stücke maximal faustgroß, im Allgmeinen aber viel kleiner sind.

Viele Grüße
Sprotte

Offline Sprotte

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #10 am: Oktober 18, 2017, 13:49:49 Nachmittag »
Hallo,

beim diesjährigen Geschiebetreffen in Wankendorf durfte ich die hier vorgstellte Alnöitbrekzie selbst in Augenschein nehmen (sehr schön). Interessant war, dass dort ein weiteres Geschiebe mit wahrscheinlicher Herkunft von Alnön gezeigt wurde, ein Ijolith-Geschiebe (ein Foydolith, genau genommen ein Nephelinolith) mit rotem, rau brechendem Nephelin und schwarzem Ägirin(augit). Für das Gestein im Anstehendem siehe hier: http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/ganggesteine/alnoe/alnoe_ijolith.html#3 und http://www.rapakivi.dk/html_alkaline_intr/ijolit.html.

Viele Grüße
Ralf (Sprotte)

Offline karlov

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #11 am: Februar 15, 2018, 12:25:10 Nachmittag »
Moinsen,
von der Alnöitbrekzie wurde mittlerweile ein Dünnschliff gefertigt. Bildern dauern sicherlich noch eine Weile. Aber heraus kam, dass niemand der Betrachter in dem Stück bisher Melilith fand. Wäre ja zu schön gewesen, da Melilith ein für Alnö typisches und kennzeichnendes Mineral ist. Nun handelt es sich bei dem vorliegenden Stück um einen Pyroklastit (im weiteren Sinne: runde Klasten, möglicherweise durch späteren Magmenschub aufgearbeitet), der Mineralbestand ist stark alteriert, was die Mineralbestimmung im Dünnschliff nicht erleichtert. Der Dünnschliff erga bisher: reichlich Karbonat, ansonsten Cpx, Opx (?), Biotit, Erz (Magnetit ?), Plag (?).
Könnte Melilith im Zuge der Alteration verschwunden sein (umgesetzt zu Karbonat + ?)? Möglicherweise stammt das Stück auch eher aus den karbonatitischen Laven von Alnö, wenn man aufgrund der frappierenden makroskopischen Ähnlichkeit und der bisher bekannten überschaubaren Alkaligesteinsvorkommen im nordischen Einzugsgebiet an einer Herkunft von Alnö festhalten möchte. Es bleibt spannend  :hut:

Offline Hungriger Wolf

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #12 am: Februar 15, 2018, 18:27:44 Nachmittag »
Schade, hatte schon die Hoffnung, auf einen möglichen weiteren Mikrodiamantenfund in Alnöit!

https://images.mmcloud.se/api/v1/images/201fada7-c0cc-43ef-b457-2058934ccc6d/1200.jpg 

Grüsse  :hut:
Achim

Offline karlov

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #13 am: Februar 15, 2018, 19:43:47 Nachmittag »
Moin Achim,
daran dachte ich natürlich auch sofort!  :wow:
Vielleicht finden die Dünnschliff-Untersucher ja noch einen Diamant...
LG karlov

Offline Sprotte

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Re: Alnöitbrekzie?
« Antwort #14 am: Februar 16, 2018, 11:01:17 Vormittag »
Könnte Melilith im Zuge der Alteration verschwunden sein (umgesetzt zu Karbonat + ?)?

Hallo,

ich habe vor einigen Jahren die Orginalarbeit von Harry von Eckermann: "The alcaline district of Alnö Island", Sveriges Geologiska Undersokning, Stockholm (1948) erworben. Und in der Tat ist der Melilith im Alnöit (und anderen melilithführenden Alkaligesteinen von dort) nur selten frisch, sondern oft karbonisiert. Außerdem kommen dort primär melilithfreie alnöitähnliche Gesteine vor.

Fazit: Für mich stammt das Stück nach wie vor von Alnön.

Viele Grüße
Sprotte

 

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