Autor Thema: Fluoritvorkommen bei Schönbrunn im Vogtland  (Gelesen 2901 mal)

Labrador

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Fluoritvorkommen bei Schönbrunn im Vogtland
« am: April 17, 2008, 16:52:31 Nachmittag »
Der Name Schönbrunn im Vogtland steht oft synonym für eine Reihe von Fluorit-Fundstellen im Vogtland. Die größte und bekannteste Grube im Revier ist die Fluoritgrube (Flußspatgrube). Das Grubenfeld der früher Grube Kunst und später noch Ludwig Vereinigt Feld genannten Grube liegt zwischen den Ortslagen von Schönbrunn und Planschwitz. Die bekannten violetten Fluoritoktaeder in Sternquarz/Paradoxit-Matrix stammen zumeist vom Tagebau I oder der alten Grube "Patriot" am Wiedersberg. Hier lag auch die Grube "Hertha" (bekannt für hübsche Goethit-Stalagtiten) und der eher unbedeutende Schacht "Lothar". Weiter südöstlich gelegen finden sich die Gruben Ludwig (nicht zu verwechseln mit dem Namen Ludwig Vereinigt Feld!) und die auf Zinn bauenden Werke St. Johannis und Burckhardt Zwitterzeche.

Die Grube Ludwig Vereinigt Feld (Fluoritgrube) förderte zu Beginn Eisen und Kupfer (historisch gute Azuritstufen aus den oberen Teufen!). Als nach 1926 der Eisenbergbau zur Neige ging, war der Fluorit einziges Abbaugut. In den 1960er Jahren war die Blütezeit der Grube mit Abbaumengen von 80.000-100.000 Flußspaterz pro Jahr. Zu dieser Zeit erreichte der Hauptschacht schon die 173 m-Sohle, später erreichte man in einer Teufe von über 400 Metern noch eine weitere Flußspatlinse, die bis zum Betriebsende am 31.01.1991 abgebaut wurde. Es verblieben noch gute Mengen Flußspat unter Tage.

Dem Hauptfördergut der Grube geschuldet, ist der Fluorit das bekannteste Mineral der Fluoritgrube Schönbrunn. Trotzdem war es in kristallisierter Form gar nicht einmal häufig. Am geläufigsten sind dem Sammler sicherlich die sogenannten "Ochsenaugen", sich kreuzförmig durchdringende Zwillingskristalle mit charakteristischen Einkerbungen und gerundeten Seitenflächen. Diese "Ochsenaugen" waren meist violett, seltener weiß gefärbt. Wie diese traten auch die fast immer opaken violetten Oktaeder in einer rosaweißen Matrix aus Sternquarz und der Feldspatvarietät "Paradoxit" auf. Typisches Vorkommen war der Tagebau I der Fluoritgrube, selten waren hier blaue klare Würfel. Untertage war der Fluorit fast immer derb, kristallin trat er in Lösungshohlräumen oder - ungleich seltener und schöner, in Quarzdrusen auf. Hier wurden einige wenige herrliche kristallisierte Schaustufen gefunden. Das Farbspektrum reichte von wasserklar und farblos über rosa und violett bis hin zum Tiefblau. Hier dominierte der Würfel. Oktaeder oder Kombinationen beider sowie Rhombendodekaeder traten weniger gehäuft auf.

Nach dem Fluorit das nächstbedeutende Mineral war Pyrit. Die Kristallstufen dieses Minerals zählen unzweifelhaft zu den besten in Deutschland gefundenen. Dabei bestechen die Stufen durch einen frischen, blendenden Glanz und Kristallgrößen bis über 4 cm (meist aber nur 1-2 cm). Daneben traten skelettartige "Hopper" im Ankerit auf. Alle weiteren Minerale von Schönbrunn sind wesentlich seltener. Azurit kam in den Altbergbaugebieten vor, so etwa als bis 2 cm messende tiefblaue xx von der 55 m-Sohle der Fluoritgrube (begleitet von strahligem grünem Malachit xx). Ganz ähnliche xx kamen auch (auf hellblauem, derbem Fluorit im Tagebau I vor. Von der alten Ludwig Fundgrube kamen winzige frische Azurit xx mit Malachit und Cuprit im "Homichlin", einem zersetzten Chalkopyrit-Limonit-Gemisch. Bismuthinit kam in guten, frei gewachsenen schwarzgrauen Stengeln bis Zentimeterlänge vor, besonders im benachbarten Revier Bösenbrunn. Gut kristallisierten Baryt, an den Kanten gelblich gefärbt, sonst farblos, lieferte die 173 m-Sohle. Bekannt sind auch schöne Stufen, voll besetzt mit Calcit-Blätterspat. Sekundärminerale waren allgemein wenig verbreitet. Außer Azurit sind hier die aus dem seltenen Galenit hervorgegangenen Minerale Cerussit, Pyromorphit und Wulfenit zu nennen. Besonders letzterer erfreut sich bei den Experten großer Begehrtheit...

Die Fundmöglichkeiten im Revier sind als sehr schwankend zu bezeichnen, die besten Chancen hat der vor Ort ansässige Sammler. Im Jahre 1995 wurden noch einmal sehr gute [Goethit]-Glasköpfe auf einer Pinge am Wiedersberg gefunden. Zudem gelingen immer mal wieder Funde von [Fluorit], so vor einigen Jahren im Tagebaugelände.

 

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