Autor Thema: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau  (Gelesen 4212 mal)

Peter5

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Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« am: April 19, 2008, 16:31:00 Nachmittag »
Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau

Erstnachweis von Cuproadamin bzw. Zn-Olivenit

Peter5

Im Sommer 1995 besuchte ich nach Voranmeldung erstmals den Dolomit-Steinbruch FRANZ G. SCHMITT in Altenmittlau, der insbesondere durch Funde von hervorragend kristallisierten Azurit-Kristallen berühmt wurde. Dieser Steinbruch befindet sich am östlichen Ortsrand von Altenmittlau, Ortsteil der Großgemeinde Freigericht im Spessart (ca. 45 km östlich Frankfurt a.M. und 16 km östlich Hanau -TK 5820).

Ausführliche Dokumentationen zur Geschichte der Lagerstätte, zu den Lagerstättenbildungen und zur Mineralisation im Zechsteindolomit wurden bereits in mehreren Fach-Publikationen veröffentlicht und sollen deshalb hier nicht nochmals beschrieben werden.
Bereits BÜCKING beschrieb 1891 diese Fundstelle in seinen „Erläuterungen zur geologischen Specialkarte“ als eine „Erzführung des Zechsteinkonglomerats“, in der „ausschließlich Carbonate von Kupfer zu finden sind“ (BLEUEL 1985). Neben den in der Fachwelt bekanntgewordenen Kupfer-, Calcium- und Magnesium-Carbonaten wurden im Laufe der Zeit auch Blei- und Arsen-Sulfide, Kupfer- und Eisen-Oxide sowie verschiedene Sulfate, Phosphate und Arsenate entdeckt und analytisch nachgewiesen (vgl. auch WILKE 1979, BOSSE & BLEUEL 1988, BODE & WITTERN 1989), wobei vor allem der hier hellbraunoliv gefärbte Tsumebit Pb2Cu/OH/SO4/PO4 zu nennen ist.

Auch ich konnte im Juli 1995 neben sehenswerten Azurit-Kristallen weitere Carbonate (Malachit, Calcit, Dolomit) und einige Mineralien der zuvor genannten Mineralklassen auffinden.
Dabei fiel mir, nach dem Zerkleinern eines faustgroßen Zechstein-Brockens, ein bis zu 2,5 cm großes Spaltstück auf, das in der unteren Hälfte ausschließlich aus einem amorphem Umwandlungsprodukt des in dieser Lagerstätte primär gebildeten Arsenfahlerzes Tennantit besteht. Seine obere Hälfte ist hauptsächlich aus Dolomitkristallen aufgebaut. In Hohlräumen der mit Dolomitkristallen besetzten Zechsteindolomit-Matrix befanden sich Einsprenglinge von maximal 2 mm Größe aus konzentrisch-schaligem Malachit neben zwei Krusten, die aus kugeligen, apfelgrün gefärbten Aggregaten bestehen. Die auf dem amorphen Umwandlungsprodukt von Tennantit aufsitzenden Aggregate von jeweils 1 mm Größe weisen sowohl unter der Lupe als auch unter dem Binokular einen glasigen Glanz auf. Das teilweise Dolomithohlräume auskleidende Arsenfahlerz sowie seine Umwandlungsprodukte bilden dabei nur die „Zwischenunterlage“, da die Dolomitkristalle als genetisch ältere Kristallbildungen primär unter den Überzügen von Tennantit liegen.

Ende 1998 konnten die apfelgrünen Krusten nunmehr analytisch untersucht werden. Der Nachweis durch eine EDS-Analyse ergab als Bestandteile Arsen (39 %) Kupfer (32 %) und überraschenderweise einen relativ hohen Anteil an Zink (29 %). Für eine Untersuchung mittels RDA reichte das Material leider nicht aus.
Demnach sollte es sich hier um einen Mischkristall zwischen den Endgliedern Adamin Zn2(OH/AsO4) und Olivenit Cu2(OH/AsO4) handeln. Dabei muss aber fraglich bleiben, ob es sich um ein kupferhaltiges Zinkarsenat also „Cuproadamin“ oder um ein zinkhaltiges Kupferarsenat, also „Zn-Olivenit“, handelt. Beide in Frage kommenden Varietäten gehören, laut der Mineralsystematik nach STRUNZ, in die Gruppe der wasserfreien Arsenate mit fremden Anionen (hier: OH-Radikale) und stellen jedenfalls einen überraschenden Neufund für Altenmittlau dar, womit sich die Anzahl der bisher nachgewiesenen Mineralien dieser besonders in geologischer Hinsicht bedeutenden Lagerstätte wiederum erhöht hat.
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Danksagung
Meinen herzlichen Dank möchte ich Herrn Günter Blaß aus Eschweiler für die durchgeführten Analysen aussprechen.
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Literatur
BLEUEL, M. (1985): Altenmittlau - Eine berühmte Azurit-Fundstelle.- Lapis 10, 1, 13-16.
BODE, R.; WITTERN, A. (1989): Mineralien und Fundstellen Bundesrepublik Deutschland.- 303 S., Haltern (Bode).
BOSSE, P.; BLEUEL, M. (1988): Nicht nur Azurit - Altes und Neues aus Altenmittlau.-EMSER HEFTE 9, 1, 56-64.
BÜCKING, H. (1861): Erläuterungen zur geologischen Specialcarte, Blatt Langenselbold.
WILKE, H.-J. (1979): Mineralfundstellen Hessen.-S. 156f., München (Weise).
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Hinweise
Dieser Fundortbeitrag wurde bereits in der Zeitschrift „Mineralienwelt“ - Ausgabe 6/99, S.19 vom Autor publiziert!
Sehr zum Ärgernis der Mineraliensammler, wurde der Steinbruch inzwischen schon vor Jahren rekultiviert, sodass ein Betreten nicht mehr möglich ist!
« Letzte Änderung: April 19, 2008, 16:56:54 Nachmittag von Peter5 »

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #1 am: April 19, 2008, 17:00:30 Nachmittag »
Weitere Bilder von Mineral-Eigenfunden (1995) ..  :smile:

Gruß Peter5 .. :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #2 am: Mai 19, 2008, 20:43:43 Nachmittag »
Klassiker: Azurit-Kristallaggregat von 22 mm Durchmesser auf rötlichem Dolomit vom Steinbruch Schmitt bei Altenmittlau im Spessart, Hessen.

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #3 am: Oktober 05, 2008, 11:48:55 Vormittag »
.. hier noch ein Azurit-Eigenfund von Altenmittlau ..  :smile:

Gruß Peter5 .. :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #4 am: August 18, 2009, 12:43:50 Nachmittag »
Kein Neufund, eher sehr alt:

3 cm breites Malachitaggregat in Dolomitdruse

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #5 am: August 18, 2009, 18:31:45 Nachmittag »
Hallo Andy,

auch sehr schönes Aggregat! :smile:..mit Neufunden ist aber leider schon lange dort Essig..ich weiß gar nicht mehr, seit wievielen Jahren der Steinbruch Schmitt schon dicht ist...muss schon inzwischen eine Ewigkeit her sein.  :crying:

Zitat
Sehr zum Ärgernis der Mineraliensammler, wurde der Steinbruch inzwischen schon vor Jahren rekultiviert, sodass ein Betreten nicht mehr möglich ist!

Gruß Peter5 .. :winke:

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #6 am: September 09, 2009, 13:01:58 Nachmittag »
Weiterer Eigenfund aus "Altenmittlau" von 0695: Calcit - "Gebiss" (von 2 Seiten aufgenommen) mit bis zu 5 mm großen xx in tonigem Gestein; Stufengröße: 6,5 x 7 x 4 cm.

Gruß Peter5 .. :winke:

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #7 am: März 04, 2011, 21:53:43 Nachmittag »

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #8 am: April 16, 2011, 08:54:13 Vormittag »
Eigenfund von 95: Bild-Ausschnitt mit zahlreichen schönen Mangan-Dendriten auf insgesamt 13 cm breiter Zechstein-Matrix ..  :smile:

Weiteres Bild von Mangan-Dendriten folgt in Kürze ..


Gruß Peter5  :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #9 am: April 16, 2011, 09:55:25 Vormittag »
Hallo,

sehr hübsch. Durchaus eine gute Ausbildung von diesem Fundort! Auch von mir gibt´s in Kürze noch was seltenes von Altenmittlau :smile:

Gruß
Labrador

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #10 am: April 16, 2011, 11:33:00 Vormittag »
Danke.  :hut: 

Ja, immer her damit ..  :smile:

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #11 am: April 17, 2011, 20:05:09 Nachmittag »
So, nun noch weitere Eigenfunde, die ich damals dort machen konnte .. :smile: (siehe Dateinamen ..)

Gruß Peter  :winke:

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #12 am: April 17, 2011, 20:08:27 Nachmittag »
.. und ein-und dieselbe Stufe von verschiedenen Seiten .. man beachte hierbei die Mangan-Dendriten!  :smile:

Peter5

  • Gast
Re: Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
« Antwort #13 am: April 17, 2011, 20:12:10 Nachmittag »
.. noch ein Nachzügler .. :smile:

 

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