Autor Thema: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden  (Gelesen 4852 mal)

Labrador

  • Gast
Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« am: April 23, 2008, 16:44:52 Nachmittag »
Im Döhlener Becken werden seit dem Mittelalter auf vielen Schächten Steinkohle abgebaut. Hierbei kam es auf den in Brand geratenen Steinkohlehalden zur Neubildung interessanter Arten, ganz ähnlich etwa den bekannten russischen Gruben um Kopeisk. Ausgewählt wurden die Gruben Carolaschacht und Willi Agatz:

Der Grubenbetrieb Willi Agatz

Die Geschichte des Bergbaubetriebes Willi Agatz beginnt im Jahre 1950 mit dem Abteufen der Schächte I und II. Schon zwei Jahr später übernimmt auch hier die SDAG WISMUT die Regie, um uranhaltige Kohlenschichten zu fördern. Doch bald gibt es Schwierigkeiten bei der Aufbereitung des Urans und der Betrieb wird 1956 VEB Steinkohlenwerk Willi Agatz. Später nimmt auch die WISMUT den Betrieb auf Willi Agatz wieder auf, der (Uran)Kohleabbau endet 1989. Besonders in den 1980er Jahren kommen einige gut kristallisierte Minerale aus den Steinkohlengruben im Döhlener Becken, auch die Haldenbrandbildungen und Sekundärausblühungen von untertage erfreuen sich bei den Systematikern bald großer Beliebtheit. An Nicht-Sekundärbildungen sind im Besonderen erwähnenswert: Fluorapophyllit in z.T. modellmäßigen wasserklaren xx bis 5 mm Größe, meist auf klaren, rötlich verfärbten Calcit xx und in seltener Begleitung von gediegenem Kupfer. Der Calcit selbst kam in farblosen, weingelben und roten Kristallen vor, die mehrere Zentimeter Größe erreichten. Seltener war "Zeptercalcit". Pyrit gab es in schönen, zentimetergroßen Würfeln, desweiteren herrliche braune Baryt-Tafeln sowie Laumontit xx mit Calcit aus dem Monzonitkontakt, ganz ähnlich den bekannten Stufen aus dem nahen Plauenschen Grund.

Mineralien (Willi Agatz)

Albit 
Allanit-Ce
Aluminocopiapit
Alunogen
Aragonit
Baryt
Biotit
Blödit
Brochantit
Calcit
Chalkosin
Copiapit
Dolomit
Epidot
Ferrinatrit
Fluorapophyllit 
Gips 
Goethit
Graphit 
Hämatit
Halotrichit
Hornblende
Klinochlor
Krausit
Kupfer
Laumontit
Melanterit
Metavoltin
Mirabilit
Natrolith
Oligoklas 
Pickeringit     
Prehnit     
Pyrit     
Quarz
Römerit
Rozenit
Schwefel
Seladonit
Stilbit
Tamarugit
Titanit
Torbernit
Voltait
 
Der Königin Carolaschacht

Der Königin Carolaschacht, oft verkürzt als Carolaschacht bekannt, gehörte zur späteren Paul-Berndt-Grube. Der Schacht gehört zu den älteren Steinkohleförderstätten im Döhlener Becken. Der Auflass findet im Jahre 1959 statt. Der Carolaschacht wurde nicht wie z.B. das Bannewitzer Feld für Primärminerale von untertage bekannt, sondern ausschließlich für Haldenbrandbildungen. Ende der 1980er Jahre wurden gute Salmiak-Kristalle bekannt, die Zentimetergröße erreichten. Diese xx bauten schöne und auch stabile Stufen auf, die aber seltener waren als pulverig-krustige Massen oder kleine xx auf bröseliger Matrix. In den folgenden Jahren wurden diese Brandbildungen untersucht und zahlreiche interessante Phasen bestimmt.

Mineralien (Carola)

Alacranit       
Alunogen
Anhydrit
Auripigment
Copiapit
Gips
Godovikovit
Goethit
Hämatit
Halotrichit
Hoelit   
Kremersit 
Letovicit
Magnetit
Mascagnin
Metavoltin
Pararealgar
Pickeringit
Ravatit
Realgar     
Sabieit
Salmiak
Schwefel
Selen
Tamarugit
Tschermigit
Voltait

Literatur

Haake, R.; Flach, S.; Bode, R. (1994): Mineralien und Fundstellen Bundesrepublik Deutschland Teil II, Haltern: Bode-Verlag, S.109-110.

 
 
 
« Letzte Änderung: April 23, 2008, 17:00:32 Nachmittag von Labrador »

Labrador

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #1 am: April 23, 2008, 17:13:07 Nachmittag »
Fototeil (wird fortgesetzt!)

Fluorapophyllit xx von der Grube Willi Agatz bei Dresden-Gittersee/Sachsen:

http://www.jgr-apolda.eu/index.php/topic,1891.45.html

Hoelit-Nadeln auf Schwefel, gediegen von der Brennenden Steinkohlenhalde des Königin Carola Schachtes, Freital/Sachsen

Weißer Krausit mit etwas gelbem Copiapit von der Grube Willi Agatz bei Dresden-Gittersee/Sachsen

Weißlicher Letovicit auf Schwefel, gediegen von der Brennenden Steinkohlenhalde des Königin Carola Schachtes, Freital/Sachsen


Offline schwarzwaldmineraloge

  • Direktor
  • ******
  • Beiträge: 725
  • Eigenfund: Elyit Badenweiler Schwarzwaldsammler
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #2 am: April 23, 2008, 17:27:17 Nachmittag »
Hallo,

Hier noch ein Salmiak-Kristall vom Carolaschacht. Bildbreite: 3 mm

Diplom-Mineraloge

Offline schwarzwaldmineraloge

  • Direktor
  • ******
  • Beiträge: 725
  • Eigenfund: Elyit Badenweiler Schwarzwaldsammler
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #3 am: April 23, 2008, 17:28:41 Nachmittag »
Und hier noch Schwefel von ebendort. Auch 3 mm Bildbreite
Diplom-Mineraloge

Labrador

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #4 am: Mai 07, 2008, 19:43:52 Nachmittag »
Alunogennadeln mit gelbem Schwefel von der brennenden Kohenhalde des Königin Carolaschachtes, Freital/Sachsen

Labrador

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #5 am: Mai 13, 2008, 20:46:05 Nachmittag »
Sideronatrit xx von der Grube Willi Agatz, Bannewitz/Sachsen

Metavoltin xx von der brennenden Kohlehalde des Königin Carolaschachtes, Freital/Sachsen

Labrador

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #6 am: Mai 26, 2008, 19:00:47 Nachmittag »
Stücke, die keine Haldenbrandbildungen sind, waren im Revier immer selten. Erst Ende der 1980er Jahre kam sporadisch Material, das entsprechend gesucht und genauso schnell verschwunden war, wie es auftauchte. Dazu zählten sehr gute Apophyllite, grauer Harmotom, Pyrrhotin-Kristalle und auch Baryt, wie der hier:

Gelbe Barytkristalle vom Abbau 3417, 3. Sohle, Schacht I, Grube Willi Agatz, Bannewitz/Sachsen. Stufenhöhe 3 cm

Peter5

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #7 am: Mai 26, 2008, 19:03:16 Nachmittag »
Zitat
ganz ähnlich etwa den bekannten russischen Gruben um Kopeisk.

Ich hatte z.B. auch Kopeiskit (stark hygroskopisch) aber leider beim Tauschen geopfert! :laughing:..habe aber noch mehr Material von Kopeisk!

Gruß Peter .. :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #8 am: Mai 26, 2008, 19:07:24 Nachmittag »
Ja genau, dass ist genau das selbe. Ähnlich ist auch die Grube Anna I bei Alsdorf/Rheinland, auch so Brandbildungen. Kopeiskit gibts aber glaube ich an keinem der Fundorte in D :traurig:. Aber Sabieit und Kremersit, da kommen dann noch Bilder!

Gruß
Labrador

Labrador

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #9 am: August 20, 2008, 13:03:11 Nachmittag »
Das sind sie noch nicht, aber dafür ein anderes Schmäckerchen:

Flächenreiche, sehr gut entwickelte Alacranitkristalle auf einer 3 mm breiten Stufe aus dem Wilmsdorfer Schacht, Possendorf bei Dresden. Fund aus dem 19. Jahrhundert.

Peter5

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #10 am: August 20, 2008, 18:35:00 Nachmittag »
.. oohh.. :wow:..so schönen Alacranit habe ich aber nicht in meiner Sammlung.. habe den nur derb mit Uzonit aus Kasachstan ..  :crying:

Gruß Peter5 .. :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #11 am: August 22, 2008, 13:54:29 Nachmittag »
Dafür ist das Stüfchen ja leider auch nur winzigst. Aber schön sind die xx durchaus, da geb ich dir recht :laughing:

Gruß
Labrador

Peter5

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #12 am: August 22, 2008, 19:25:00 Nachmittag »
Hallo Andy,

"winzigst" heißt genau?  :smile: , 0,.... mm ? (oder doch eher Nanometer --> kleiner Scherz .. :lacher:)

Gruß Peter5 .. :laughing:

Labrador

  • Gast
Re: Haldenbrandbildungen im Döhlener Steinkohlenbecken bei Dresden
« Antwort #13 am: August 27, 2008, 13:13:18 Nachmittag »
3 mm Stufengröße

 

   Impressum --- Datenschutzerklärung