Autor Thema: Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?  (Gelesen 2707 mal)

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Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?
« am: März 03, 2009, 00:10:26 Vormittag »
Hallo zusammen,

habe am Mo. bei der Suche nach paläolithischen Artefakten ein interessantes Stück vom Acker gepflückt: natürlich gewachsener Stein, ortsfremd, magnetisch, definitiv kein Wegesplitt oder Bahnschotter, zeigt Teile einer durchaus sichtbaren (wenn auch etwas verwitterten) Schmelzkruste (die weder nach Asphalt riecht, noch brennbar ist), zeigt feine Risse und setzt sich vermutlich aus kleinen basaltigen Krümeln, Olivinen und einer helleren Matrix zusammen. Frage an die Experten: Habe ich vielleicht einen Treffer gelandet?
Es grüßt,

Thomas

Offline lithoraptor

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Re: Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?
« Antwort #1 am: März 03, 2009, 00:22:44 Vormittag »
Moin Thomas,

so ohne Dünnschliff bzw. Analytik werden wir in diesem Fall wohl kaum weiter kommen. Ich empfehle die Kontaktaufnahme mit einem Institut, welches Meteorite klassifiziert...

Gruß

Ingo

P.S. Die Kruste könnte auch ein Produkt von Verwitterung oder sontiger Alteration bzw. Umwandlung sein.

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Re: Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?
« Antwort #2 am: März 03, 2009, 00:56:20 Vormittag »
Hm... dacht ich mir schon. Wo kammer des machen lassen, was kostet sowas und wieviel bekomme ich von meinem Stück gegebenenfalls zurück?

Verwitterungskruste wird bei uns, da habe ich viel Erfahrung von der Artefaktsuche, häufig heller statt dunkler. In dem Fall des fraglichen Fundstücks ist auch auffällig, dass nur zwei Teilbereiche und nicht die gesamte Oberfläche von einer schwarzen, dünnen Kruste bedeckt sind. Anbei ein Vergleichsfoto von einem aufgeschlagenen, simplen Basaltgeröll, das schon ein paar gehörige Jährchen der Verwitterung ausgesetzt war.

Grüße,

Thomas

Offline lithoraptor

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Re: Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?
« Antwort #3 am: März 03, 2009, 09:58:55 Vormittag »
Moin Thomas!

WENN es ein Met sein sollte, dann wird von einem Stück < 100 g 20% als Referenzprobe hinterlegt (evtl. plus Material für einen Dünnschliff), bei Stücken > 100 g sind es 20 Gramm (evtl. plus Material für den Dünnschliff). Was Du von dem Material dann grundsätzlich behalten darfst, hängt von der Gesetzeslage in deinem Bundesland ab.
Klassifizieren lassen kannst Du es etwa in Berlin oder Münster (immer vorausgestzt, die wollen das auch machen). Ob bzw. was der Spaß da kostet, kann ich Dir nicht sagen.

Kurz noch mal zur Verwitterung bzw. Alteration:
Welche Farbe ein Gestein bei einem dieser Vorgänge dann Außen bekommt hängt in erster Linie vom Mineralgehalt und vom Prozess selbst ab. Basalte werden heller, wenn sie verwittern (das liegt am Olivin); basaltische Kissenlaven können außen aber dunkler sein, als innen (liegt an der Verglasung beim Kontakt mit Wasser). So etwas könnte dann zum Beispiel auch Kruste vortäuschen. Bei Frittung im Bereich von Störungen kann das Material wieder ganz anders aussehen und bei einer metamorphen Umwandlung bzw. nach hydrothermalen Einflüssen ist wieder alles ganz anders.... Ist eben gar nicht so einfach.  :prostbier:

Grundsätzlich scheint mir das von Dir gefunde Stück auch nur ein Bruchstück zu sein. Dieser Verdacht liegt ja schon recht nahe, wenn man sich nur das Relief des Stückes bertrachtet und die Farbe mal komplett vernachlässigt. Hast Du mal geschaut, ob da noch mehr ist? Evtl. lassen sich an weiteren Stücken ja noch spezifische Charakteristika erkennen...

Gruß

Ingo

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Re: Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?
« Antwort #4 am: März 03, 2009, 16:36:41 Nachmittag »
"Grundsätzlich scheint mir das von Dir gefunde Stück auch nur ein Bruchstück zu sein. Dieser Verdacht liegt ja schon recht nahe, wenn man sich nur das Relief des Stückes bertrachtet und die Farbe mal komplett vernachlässigt. Hast Du mal geschaut, ob da noch mehr ist? Evtl. lassen sich an weiteren Stücken ja noch spezifische Charakteristika erkennen..."

Danke zunächst mal für die Ausführungen zur Klassifikation und zum äußerlichen Erscheinungsbild durch Verwitterung. Damit sind ja shconmal ein Großteil meiner Fragen beantwortet. Dass es ein Fragment ist, war mir ebenfalls aufgefallen, deshalb bin ich heute nochmal über die Fundstelle getappt, in der Hoffnung, evtl. einen ansprechenderen, möglicherweise größeren Brocken zu finden. Leider Fehlanzeige. Ich behalte die Ecke und ihr Umfeld jedenfalls (aus paläolithischen Gründen sowieso) mal im Auge, dann sehen wir weiter.

Vorläufig ist mir das mit dem Fundstück wie mit Schrödingers Katze: Ich begnüge mich mit der Vorstellung, dass es ja vielleicht ein Met sein könnte und sammle erstmal weiter, damit sich die Portokosten für eine Klassifikation auch rentieren  :einaugeblinzel:

Schöne Grüße,

Thomas


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Re: Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?
« Antwort #5 am: März 04, 2009, 16:51:08 Nachmittag »
Eine weitere zweistündige Begehung der Fundstelle brachte zwar einen weiteren paläolithischen Abschlag, aber keine vergleichbaren Stücke wie den obigen. In diesem Zusammenhang hab ich noch eine Frage: Gesetzt den Fall, es handelt sich bei dem o.g. Fragment um ein irdisches Gestein, welches käme infrage?

Grüße,

Thomas

Peter5

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Re: Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?
« Antwort #6 am: März 04, 2009, 21:09:12 Nachmittag »
Hallo Thomas,

Zitat
zeigt feine Risse und setzt sich vermutlich aus kleinen basaltigen Krümeln, Olivinen und einer helleren Matrix zusammen.

Zitat
Gesetzt den Fall, es handelt sich bei dem o.g. Fragment um ein irdisches Gestein, welches käme infrage?

.. wenn irdisches Gestein, dann möglicherweise basaltisch oder basaltähnliches Gestein (Vulkanit oder Subvulkanit)

.. konkretere Vermutung im vorliegenden Fall: möglicherweise eine basaltische Brekzie.

Gruß Peter5 .. :winke:

Offline Stonetalker

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Re: Kohliger Chondrit, primitiver Achondrit oder blanker Unfug?
« Antwort #7 am: März 04, 2009, 23:06:14 Nachmittag »
Danke, Peter5. Hmja... darauf hätte ich auch selbst kommen können. Aber gut, manchmal braucht es einen Wink mit dem Zaunpfahl. Auf deinen Tipp hin stieß ich auf das Ergebnis eines Pyroklastischen Stroms: Den Ignimbrit. Dieser führte mich über den nächstgelegenen Basaltschotterherkunftsort (Rhön) über den Umweg "Lapillituff" und "Vulkaniklastit" zur höchstwahrscheinlichen Antwort auf meine Fragen: Basalttuff - ein gräuliches verfestigtes vulkanisches Auswurfprodukt mit variabler Körnung. Und auch der Magnestismus wäre so geklärt. Also doch "gesetzt den Fall" und "WENN"... :crying:

Danke nochmal Ingo und Peter5 für eure anleitenden Gedanken. War mir ein Vergnügen, der gedanklichen Spur zu folgen und hat mir außerdem eine handvoll schöner Fossilien- und Artefaktfundstücke in der freien Wildbahn eingebracht. Hat sich also in jedem Fall gelohnt. Außerdem spare ich so die Portokosten für die Klassifizierung  :auslachl:

Schöne Grüße,

Thomas

 

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