Autor Thema: Hutchinsonit - ein seltenes Thallium-Mineral von Wiesloch bei Heidelberg  (Gelesen 3045 mal)

Labrador

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Hutchinsonit - ein seltenes Thallium-Mineral von Wiesloch bei Heidelberg
« am: September 18, 2009, 17:11:49 Nachmittag »
Das Thallium-Arsen-Sulfid Hutchinsonit besitzt seine Typlokalität in der berühmten Grube Lengenbach im Schweizer Binntal, wo er 1903 entdeckt wurde. Hier tritt es neben vielen weiteren Thalliummineralien auf, zumeist als schwarzrote Überzüge auf Sulfiden, aber auch in winzigen, weinroten isolierten Kristallen bis 2 mm. Bester Fundort ist Quiruvilca in Peru, wo der Hutchinsonit dicke, dunkelschwarzrote xx bis über 1 cm Länge neben schönen Auripigment xx bildet. Lange Zeit neben Lengenbach der einzige bekannte Fundort liegt in Deutschland - die Grube Segen Gottes in Wiesloch bei Heidelberg (anfangs hier als "unbekanntes rotes Bleimineral").

Hutchinsonit tritt in Wiesloch in verschiedenen Aubildungen auf. Die qualitativ besten Stücke kommen vom Gesenk IV zwischen der 4. und 5. Sohle (von hier stammt auch das unten abgebildete Stück). Hier bildet das Mineral radiale Aggregate und Büschel, die teils sogar Endflächenbegrenzung zeigen (eingewachsen in Schalenblende). Die Farbe ist rotbraun. Auch im "Melnikovit"-Pyrit kann Hutchinsonit in kleinen Sonnen auftreten, wie auch als Pigment aus feinfilzigen xx im Calcit. Die Kristallform ist entweder gestreckt abgeflacht oder pseudotetragonal. Teils liegen auch Pseudomorphosen von Schalenblende nach Hutchinsonit vor, die eine Länge von 10 cm erreichten! Die "richtigen" xx sind meist viel, viel kleiner. Die Größe der radialen Hohlraumfüllungen liegt oft nur zwischen 3 und 7 mm.

Begleitet wird Hutchinsonit in Wiesloch charakteristischerweise von gelbem Auripigment, von Calcit und gelförmigem Geokronit. Betrachtet man die Mineralien Wieslochs, so werden Parallelen zur Typlokalität Lengenbach klar: auch dort kommt viel Auripigment/Realgar vor, ebenso der Jordanit, der auch in Wiesloch sich an vielen Hutchinsonitstufen findet. Smithit und Livingstonit kennt man ebenfalls von beiden Fundorten.

In der "Rangordnung" steht die Lokalität Wiesloch dennoch wohl hintenan. Die Kristalle aus Peru sind von sammlerischer Qualität, auch Lengenbach lieferte, wenn auch kleiner, hübsche Kristallstufen. In Wiesloch ist der Hutchinsonit dagegen eher selten, da zumeist auch nicht beachtet. Die häufigste Form stellt sich im Handstück als hauchdünne rote bis bräunliche Schicht im Außenbereich der Schalenblende dar (siehe auch LAPIS 10/1998, S.40). Stufen in noch besserer Qualität wie die unten gezeigte wie auch weitergehende Information bietet der empfehlenswerte Beitrag "Die Mineralien der Grube "Segen Gottes"" von SCHMITT in LAPIS 12/1985. Derlei Stücke sind heute quasi nicht mehr zu bekommen.

Labrador

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Re: Hutchinsonit - ein seltenes Thallium-Mineral von Wiesloch bei Heidelberg
« Antwort #1 am: September 18, 2009, 17:13:16 Nachmittag »
Hervorragende Stufe mit Hutchinsonit vom einzigen deutschen Fundort, der Grube Segen Gottes in Wiesloch bei Heidelberg. Folgend wiedergegeben der ganze Facettenreichtum dieser Stufe, die an jeder Seite etwas neues entdecken lässt.

In der Aufsicht zeigt das erste Bild die Schalenblende, die in aufgebrochenen Blasen (bis 5 mm) den rotbraunen Hutchinsonit zeigt, die grauen Erzpartien um diesen bestehen aus Geokronit.

Das zweite Bild zeigt die Unterseite des Stückes: frei kristallisierter Baryt, mit Greigit überzogen.

Seitlich ist das Stück angeschliffen (drittes Bild), es offenbart hier Gratonit-Zapfen in der Schalenblende.

Labrador

  • Gast
Re: Hutchinsonit - ein seltenes Thallium-Mineral von Wiesloch bei Heidelberg
« Antwort #2 am: September 18, 2009, 17:14:23 Nachmittag »
Bild 4: strahliges Hutchinsonitaggregat (etwa 3 mm) mit grauglänzendem Geokronit.

Bild 5: mm-große undeutliche Auripigmentkristalle neben rotem Hutchinsonit.

Peter5

  • Gast
Re: Hutchinsonit - ein seltenes Thallium-Mineral von Wiesloch bei Heidelberg
« Antwort #3 am: September 19, 2009, 18:57:27 Nachmittag »
 :super: :super::

Gruß Peter5 .. :winke:

 

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