Autor Thema: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..  (Gelesen 3703 mal)

Peter5

  • Gast
Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« am: März 05, 2011, 08:45:47 Vormittag »
Hallo ..

da bereits letztes Jahr das meiste an interesanten Fachbeiträgen (auch von anderen Autoren) bei "geoberg.de" gelöscht wurde , hier jetzt noch mal eine etwas neuere Aufarbeitung meiner damaligen Veröffentlichung ..

Erstnachweis von Gorceixit und Florencit im Pseudomorphosenquarz-Gang zwischen Wiesbaden-Frauenstein und Georgenborn, Hessen, Taunus

von Peter5

Geologie / Beschreibung der Fundstelle ..

Das seltene Auftreten von Sulfiden und die daraus resultierende Armut an Oxidationsmineralien ist kennzeichnend für die Pseudomorphosenquarz-Gänge des Taunus.
So zählt auch der Pseudomorphosenquarz-Gang von Wiesbaden-Frauenstein - Georgenborn in Hessen mit bis zu 25 m Mächtigkeit und ca. 4 km Länge zu den bedeutensten Quarzgängen dieser Art im Taunus (Bl. 5914 Eltville am Rhein). Dieser Quarzgang streicht NW-SE, fällt aber steil nach NE ein.
Als Nebengesteine treten vorwiegend sowohl Phyllite der Eppstein-Formation als auch Metavulkanite im NW auf.
In dieser Richtung keilt auch der Gang nahe zu den Gesteinen des Unterdevon der Vordertaunus-Einheit aus; im SE besitzt der Gang, entlang der tertiären Küstenlinie, eine tektonische Grenze zum Mainzer Becken.

Bei insgesamt zwei der zahlreichen, zum sog. "Grauen Stein" gehörenden markanten Quarzit-Felsrippen, die unter anderem auch bis maximal 250 m unterhalb des Parkplatzes 'Monstranzenbaum' an der Georgenborner Str. (L3441), Bereich Koppel, zwischen Wiesbaden-Frauenstein und Georgenborn anstehen, konnte ich die, wie folgt beschriebenen mineralogischen Entdeckungen machen.

Entdeckung und Mineralbeschreibung ..

Nachdem bei systematischen Begehungen dieser Gänge Ende 1995 die Arsenate Segnitit und Barium-Pharmakosiderit nachgewiesen werden konnten (KIRNBAUER u. STERRMANN, Jb. Nass. Ver. Naturk. 118, Wiesbaden 1997), gelang mir nun im April 2000 an der beschriebenen Fundstelle nach vorsichtigem Herausmeißeln aus der betreffenden Quarzit-Felsrippe, der Einzelfund einer insgesamt 4 x 2 x 2 cm großen Quarzstufe.
Diese weist sowohl cremefarbene samtig-erdige Partien als auch gelbliche bis orange-bräunliche, z.T. leicht rosastichige Krusten und Stängel eines bis dato noch unbekannten Minerals auf. Die leicht porzellanartig glänzenden bis matten Aggregate erscheinen auf allen 4 Seiten der Quarz-Stufe reichlich, z.T. als eingesprengt aussehende Relikte, z.T.  als unregelmäßig verteilte, geschlossene Partien. Makroskopisch erinnern sie dabei an aufgesprühte Muster, die mit dem bloßen Auge gut erkennbar sind. Einzelne Krusten und Stängel erreichen dabei Größen von bis zu 5 mm. Ferner konnte ich unter dem Mikroskop auch "wie mit einem Rechen durchzogene" streifige Partien erkennen, die möglicherweise auf Umwandlung bzw. Zersetzung ehemaligen langtafeligen Baryts (Schwerspat) oder auch eines anderen Minerals hindeuten.
------------

Im Juni 2006 konnte ich dann, nur ca. 100 m unterhalb des Parkplatzes "Monstranzenbaum", vor der größten der dort anstehenden Quarzit-Felsrippen zwei am Boden liegende faustgroße Quarzbrocken bergen, die nach Zerteilung drei Stüfchen mit ausschließlich bräunlich-beigefarbenen Krusten freigaben. Diese nur vereinzelt eingesprengt auftretenden Aggregate erreichen dabei Größen von bis zu 5 mm. Außer hochglänzenden bräunlichen Quarz-Kristallen auf denen sich diese Krusten befinden, konnten keine weiteren Begleiter festgestellt werden.
-----------

A. Analyse-Ergebnisse und Interpretation zu den Funden vom April 2000 ..

Erst im Juni 2006 wurden die im April 2000 von mir entdeckten und zuvor beschriebenen kristallinen Aggregate röntgenanalysiert.
Das Ergebnis der halbquantitativen Röntgenspektroskopie bzw. EDX / EDS (energiedispersive Röntgenspektroskopie, engl.: Energy-Dispersive X-Ray) ergab folgende Elementverteilung (Angaben in Atom %):

EDX 1 ..
42% Al,
10% Si,
29% P,
3% S,
1,6% Cl,
1,3% K,
1% Ca,
3,5% Fe,
8,5% Ba,
< 1% Ce

EDX 2 ..
43% Al,
10% Si,
24,4% P,
1% Ca,
4,8% Fe,
15,2% Ba,
1,4% Ce

Die Röntgenpulverdiffraktrometrische Analyse (XRD = X-Ray Diffraktion)
zeigt ein leicht zu niedrigeren d-Werten verschobenes Gorceixit-Diffraktogramm.
Demnach wurde nun ein Fund des weltweit seltenen Hydroxylgruppen-haltigen Barium-Aluminium-Phosphats Gorceixit bestätigt.

Für die Bildung des zur Crandallit-Gruppe gehörenden Minerals Gorceixit (Strunz Systematik VII/B.36-50) mit der chemischen Formel BaAl3(PO4)(PO3OH)(OH)6 könnten nur hydrothermale oder andere Wässer (z.B. Oberflächenwässer) als Phosphor- und/oder Aluminium-Lieferant in Frage kommen. Fest stehen dürfte aber, dass das nun erstmals für Wiesbaden-Frauenstein nachgewiesene Phosphat Gorceixit neben dem bereits entdeckten Ba-Fe-Arsenat Barium-Pharmakosiderit den ehemaligen Barium-Gehalt dieser Gänge ebenfalls belegt.

Begleiter ..
Gorceixit wird von Limonit, einem Gemenge aus wasserhaltigen Eisen-Hydroxiden mit vorwiegend Goethit begleitet, der in den typisch braunen, erdigen Überzügen auf Quarz auftritt. Außerdem enthält die Paragenese schwarze, metallisch-glänzende, stängelig-krustige Aggregate; vermutlich ein Eisen- oder Manganoxid bzw. -hydroxid, das aber noch nicht genauer untersucht wurde. Als dritter Begleiter des Gorceixit tritt farbloser und derber Quarz auf.
-------------

B. Analyse-Ergebnisse und Interpretation zu den Funden vom Juni 2006 ..

Hierzu wurden insgesamt 2 Proben untersucht:
Das Ergebnis der semiquantitativen Röntgenspektroskopie (EDX / EDS) lieferte folgende Elementverteilung (Angaben in Atom %):

1. Probe ..
40% Al
49% Si
8,7% P
0,9% Fe
0,5% Ce
0,7% Nd

2. Probe ..
40% Al
49% Si
7,5% P
0,4% K
1,3% Fe
0,3% La
0,6% Ce
0,5% Nd

Die Ergebnisse der durchgeführten Röntgenbeugung (XRD) zeigen, dass das Material zweiphasig ist und aus einem Gemenge eines nicht genauer identifizierten "Kaolin-Minerals" mit Florencit besteht. Laut Analyse kann es sich um Florencit-(Nd) oder Florencit-(Ce) handeln.
Da aber die Unterschiede im Gehalt an Nd und Ce nur sehr gering sind, ist eine gesicherte Aussage ob in der Zusammensetzung eher Ce- oder Nd dominiert so nicht möglich.
Sollten von mir zu einem späteren Zeitpunkt weitere Proben mit möglichem Florencit aufgefunden werden, ist zwecks Absicherung der Resultate mit weiteren Analysen zu rechnen.
Derzeitiges Fazit: Es liegt ein Gemenge aus einem nicht näher bestimmten Mineral der Kaolin-Gruppe zusammen mit dem weltweit seltenen Mineral Florencit-(Nd) bzw. Florencit-(Ce) vor.

Zur wahrscheinlich niedrigthermalen Bildung des nach der Strunzschen Systematik ebenfalls zur Crandallit-Gruppe gehörenden Minerals Florencit-(Nd) (Strunz Systematik VII/B.36-120) oder Florencit-(Ce) (VII/B.36-115) könnten evtl. tiefgreifende Verwitterungsprozesse den Transport des Phosphors, der Seltenen Erden Elemente und ggf. weiterer Elemente durch Oberflächenwässer entlang der Pseudomorphosenquarz-Gänge begünstigt haben.
--------------

Erstnachweise für Wiesbaden und den Taunus ..

Besonders interessant ist die Tatsache, dass Recherchen, sowohl im Internet als auch außerhalb des Internets ergaben, dass das Mineral Gorceixit nicht nur einen Erstnachweis für Wiesbaden-Frauenstein sondern für den gesamten Taunus darstellt! Lediglich von der Kupfergrube am Eisenberg bei Korbach, Nordhessen, das allerdings nicht zum Taunus zählt, wurde Gorceixit bereits in Hessen nachgewiesen (siehe http://www.mindat.org.). Zu den deutschlandweiten Fundorten von Gorceixit zählen unter anderem die Grube Clara bei Oberwolfach, Schwarzwald, Baden-Württemberg sowie die Grube Sauberg bei Ehrenfriedersdorf, Erzgebirge, Sachsen. Gorceixit bereichert weltweit Fundorte wie z.B. in Frankreich, Österreich, Ungarn, Russland, Kanada, die Vereinigten Staaten -und Australien.

Auch das Mineral Florencit-(Nd) bzw. Florencit-(Ce), hier im Gemenge mit dem festgestellten Kaolin-Mineral, stellt zwar einen Erstnachweis für Wiesbaden-Frauenstein, nicht aber für den gesamten Taunus dar. Eindeutig analytisch belegter Florencit-(Ce) wurde bereits neben blauschwarzem nierigem Lithiophorit von MÖHN (1996), in dem stillgelegten Quarzit-Steinbruch bei Lenzhahn, zwischen Obersjosbach und Niedernhausen im Taunus entdeckt und beschrieben. Weitere, noch ergiebigere Funde von Florencit-(Ce) zur vorgenannten Fundstelle konnten dann später auch von mir getätigt und beschrieben werden (K., 2000). Auch die Ergebnisse zu diesen Funden wurden vor Veröffentlichung durch von mir veranlasste Röntgenanalysen untermauert.

Bleibt zu hoffen, dass noch weitere Erstnachweise zur Fundstelle "Wiesbaden-Frauenstein" eine wohl inzwischen zu vermutende, noch reichhaltigere Sekundär-Mineralisation (Phosphate und Arsenate), als ursprünglich angenommen, bestätigen würde.
------------

Danksagung ..

Ganz herzlich danken möchte ich an dieser Stelle Herrn Günter Blaß, Eschweiler für die durchgeführten Röntgenanalysen.
------------

Schriftenverzeichnis ..

- THOMAS KIRNBAUER, GÜNTER STERRMANN, ’Arsenate in den Pseudomorphosenquarz-Gängen des Taunus: Erstnachweis von Segnitit und Barium-Pharmakosiderit’, Jb. Nass. Ver. Naturk. 118, Wiesbaden 1997.

- STEFAN WEIß, Das große Lapis Mineralienverzeichnis, Christian Weise Verlag GmbH, München
(hier: Daten zum Gorceixit).

- GERHARD MÖHN, Niedernhausen (Mitararbeit: STEFAN WEIß, München), ’Florencit-(Ce) und Lithiophorit aus dem Taunus’, Lapis-Ausgabe Februar 1996, Christian Weise Verlag GmbH, München.  

- "Peter 5", Wiesbaden, ’Bemerkenswerte Neufunde von Florencit-(Ce) und Lithiophorit bei Lenzhahn im Taunus’, Mitteilungen Nr. 45, Nass. Ver. Naturk., S. 24 + 25, Wiesbaden, September 2000)

- http://www.mindat.org., Int. Mineralien-Datenbank im Internet
----------------
« Letzte Änderung: März 05, 2011, 09:21:53 Vormittag von Peter5 »

Peter5

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #1 am: März 05, 2011, 08:47:07 Vormittag »
Fototeil zum Gorceixit ..

Dazu gibt es noch mehr Fotos aber diese hier gefallen mir persönlich am besten .. :smile:

Peter5

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #2 am: März 05, 2011, 08:54:07 Vormittag »
Fototeil zum Florencit-("Nd, Ce") ..

Peter5

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #3 am: März 05, 2011, 08:59:36 Vormittag »
Fototeil zum Florencit-(La) im Gemenge mit Kaolin ..

Hierzu aus meiner Veröffentlichung zu den Arsenat-Erstnachweisen .. .. :lechz:

http://mineralienforum.siteboard.eu/f20t941-erstnachweise-und-eigenfunde-von-arsenaten-aus-frauenstein.html

Zitat
I. Sonstige Funde ..

Außer den zuvor beschriebenen Arsenaten, konnte ich an den gleichen Tagen auch wieder einige Phosphate bergen, darunter eine größere Kleinstufe mit reichlich Quarz und Limonit.  Bereits makroskopisch deutlich sichtbar sind auf der Stufe gelbbraune bis beigefarbene Massen mit Größen von maximal 10 x 5 mm2, die eine Gesamtfläche von 6 x 3 cm2 bedecken. Für diese derben Massen, konnte, laut EDX-Analyse, das der Crandallit-Gruppe zugehörige Phosphat Florencit-(La) (8. Auflage d. Strunz Systematik VII/B.36-110) angenommen werden. Das Mineral mit der chemischen Formel (La, Ce)Al3[(OH)6|(PO4)2] tritt im Gemenge mit einem Kaolin-Mineral auf.

Somit konnte, nach den bereits zuvor von mir entdeckten Mineralen Florencit-(Ce) und Florencit-(Nd) nun auch noch der dritte Vertreter der Florencit-Reihe, das vorherrschend Lanthan auf der SEE-Position aufweisende Mineral Florencit-(La) für die Fundstelle “Wiesbaden-Frauenstein“ nachgewiesen werden.


Gruß Peter5  :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #4 am: März 09, 2011, 18:30:04 Nachmittag »
Hallo,

schick, schick. Ich nehme an, Florencit-(Nd) und -(La) gibt es nicht als Doublette...? Fehlt dem guten alten Andi noch inner Systematik :wow:

Gruß
Labrador

Peter5

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #5 am: März 10, 2011, 05:53:25 Vormittag »
Hallo ..

ist ein Einzelstück .. leider. Aber da das ja im Gemenge mit Kaolin auftritt, dürfte es eher uninteressant für Dich sein.  :smile:

Gruß Peter

Labrador

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #6 am: März 10, 2011, 12:58:35 Nachmittag »
Hallo,

nee, da zählt die Nummer :laughing:. Das ist mir in dem Falle egal. Muss ich eben weitersuchen... :laughing:

Gruß
Labrador

Peter5

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #7 am: März 10, 2011, 16:34:14 Nachmittag »
.. ich kann ja mal gucken, ob ich davon ein Bröckchen "abkratzen" kann..  :smile:

Gruß Peter5  :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #8 am: März 11, 2011, 13:57:00 Nachmittag »
Oder so. Reicht ja ne Kapselprobe als Referenz :smile:

Peter5

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #9 am: März 11, 2011, 16:04:37 Nachmittag »
Ja, mal schauen, was sich da machen lässt .. :smile: ich melde mich später dazu erneut.  :smile:

Gruß Peter

Peter5

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #10 am: März 12, 2011, 12:29:03 Nachmittag »
Hallo Andreas,

5-6 kleine Bröckchen im Tütchen habe ich jetzt für Dich fertig (Kapseln habe ich auch keine leeren verfügbar). .. habe einfach gerade ein Stück von meiner Stufe (doch nur Einzelstück!) abgemeißelt, das wiederum in mehrere Bröckchen zersprang. Das größte Bröckchen ist jetzt 1 cm groß und 3 mm Florencit-(La) + Kaolin-Partie ist drauf ..

.. liegt nun auf meinem Schreibtisch für Versand an Dich irgendwann bereit (Etikett klebt auch schon auf dem Tütchen. Darauf steht auch, dass das Stück EDX-analysiert ist. Der Eigenfund war übrigens von 11/07  :smile:

Gruß Peter5  :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #11 am: März 12, 2011, 18:05:25 Nachmittag »
Wow, Peter, Firma dankt! :wow:. Ich hatte irgendwo auch noch ein oder zwei Stücke für dich zu liegen, wenn ich nur wüsste, was es war... Mal die PMs durchgehen. Ansonsten finde ich schon noch was für dich.

Peter5

  • Gast
Re: Erstnachweise Gorceixit und Florencit ..
« Antwort #12 am: März 12, 2011, 20:16:14 Nachmittag »
Nein, lass mal bitte erst .. :laughing:  im Moment bin ich ja wunschlos glücklich .. bis auf das Blaubleierz von der Dame ..  :fluester: .. und da wurde ich ja schon über den Preis einig .. da gehts nur noch um die Übergabe .. ist auch mehr die Ausnahme, da ich ja eigentlich durch Inventur jetzt wirklich mal langsam die Sammlung "abspecken" will .. :laughing:

Gruß Peter  :winke:

 

   Impressum --- Datenschutzerklärung