Autor Thema: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung  (Gelesen 5852 mal)

Barti

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Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« am: April 12, 2012, 17:03:22 Nachmittag »
Hilfe bei Dünnschliffbestimmung

Beitragvon Barti » 4. April 2012, 17:05
Hallo,

ich habe ein paar Fragen zu einem mir vorliegendem Dünnschliff.
Ich weiß, dass es sich bei dem Gestein um einen Dolerit handelt. Jedoch kann ich die einzelnen Minerale nicht zuordnen.
Die Bilder sind nach den jeweiligen Vermutungen benannt, jedoch bin ich mir bei Olivin unsicher, ob es nicht evtl eher ein Klinopyroxen ist.
Beim Paglioklas bin ich mir hingegen sicher.
Das opake Mineral dürfte ein Magnetit sein
Jedoch kann ich dem ocker-grünem nichts wirklich zuordnen.
Vielleicht könnt ihr mir helfen oder mich verbessern und evtl auch aufklären, wie ihr darauf gekommen seid.

Anbei der Link zu den Bildern des Dünnschliffes (alles jeweils 5x Vergrößerung unter einem Polarisationsmikroskops)

https://www.dropbox.com/gallery/7661279/1/Duennschliff?h=0d4e01

Grüße

Christian

Offline MetGold

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #1 am: April 12, 2012, 18:55:16 Nachmittag »
Hallo,

also ein paar einleitende Worte über dich und dein Hobby o.ä. wären für deinen 1. Beitrag auch ganz nett gewesen, mal ganz abgesehen von deinem falschen Namen bei der Anmeldung, womit du gleich zum Anfang gegen die Nutzungsbedingungen verstößt!
Möchtest ja sicher auch, daß unsere Antworten auf deine Fragen ehrlich sind, oder!

:winken:   MetGold
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Peter5

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #2 am: April 13, 2012, 06:35:31 Vormittag »
Hallo Christian (Barti),
ich habe Dich zwar aus dem anderen Forum hierher empfohlen aber hättest Dich trotzdem ruhig noch mal kurz dort melden können und zumindest trotzdem mal ein kleines Dankeschön in die Runde werfen können und sei es nur aus Höflichkeit. :gruebel: :traurig:

Na ja, geschenkt.

Gruß Peter

Offline Buchit

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #3 am: April 13, 2012, 11:25:08 Vormittag »
Hallo Christian,

zunächst mal eine praktische Feststellung: Alle Kristalle auf den gezeigten Bildern - auch die Plagioklase, aber insbesondere die zu bestimmenden dunkleren Kristalle - weisen ein hohes Chagrin auf, als wären die Fotos bei sehr weit geschlossener Kondensorblende aufgenommen, bzw. als wäre der Dünnschliff in ein Medium mit einem vom Standardwert weit abweichenden Brechungsindex (Wasser?) eingeschlossen. Das erleichtert den Vergleich mit Literaturabbildungen nicht unbedingt.

Das "gelb-grüne" Zeug ist wahrscheinlich zu unreinem Serpentin alterierter Olivin, und einen nicht-alterierten Olivin kann ich auf den Fotos nicht mit Sicherheit erkennen. Daher möchte ich im Ausschlussverfahren annehmen, dass die anderen, nicht-alterierten, dunkleren Kristalle mit bunten Interferenzfarben im XPL in der Tat Klinopyroxene darstellen, obwohl sich in einem solchen Präparat evtl. auch hier und da ein Orthopyroxen verstecken könnte. Das opake Material ist Magnetit, und den Plagioklas hast Du ja schon selbst richtig identifiziert.

Der Vollständigkeit halber: Kennst Du das Buch "A Color Atlas of Rocks and Minerals in Thin Section" von MacKenzie und Adams? Das hilft gerade am Anfang recht gut weiter.

Gruß,
Holger

Barti

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #4 am: April 13, 2012, 14:22:07 Nachmittag »
Hallo und vielen Dank für die Antwort.

In der Tat hätte ich mich erst einmal vorstellen sollen.
Mein Name ist Christian und ich studiere Geowissenschaften im 6. Semester in Berlin.
Derzeit belege ich einen Mikroskopie-Kurs und uns wurde zur Aufgabe gemacht, einen gegebenen Dünnschliff zu analysieren und zu bestimmten.
Leider ist das Mikroskopieren doch nicht unbedingt mein Ding, weswegen ich auch arge Probleme beim Bestimmen der einzelnen Minerale habe und mich über jede Art von Hilfe freue.

@Peter5 Leider bin ich derzeit vollkommen ausgelastet, weswegen ich auch vergessen habe, im Forum zu antworten. Dazu kam, dass ich mit diversen Foren Probleme bezüglich der Anmeldung hatte. Das tut mir leid. Jedoch ist das Forum noch in meinem Browser geöffnet und ich werde, wenn sich der Stress alsbald gelegt hat, nocheinmal vorbeischauen. :)
Vielen Dank an dieser Stelle jedoch für die freundliche Empfehlung von diversen Foren (unter anderem diesen)

Liebe Grüße

Barti

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #5 am: April 13, 2012, 14:32:44 Nachmittag »
Hallo Christian,

zunächst mal eine praktische Feststellung: Alle Kristalle auf den gezeigten Bildern - auch die Plagioklase, aber insbesondere die zu bestimmenden dunkleren Kristalle - weisen ein hohes Chagrin auf, als wären die Fotos bei sehr weit geschlossener Kondensorblende aufgenommen, bzw. als wäre der Dünnschliff in ein Medium mit einem vom Standardwert weit abweichenden Brechungsindex (Wasser?) eingeschlossen. Das erleichtert den Vergleich mit Literaturabbildungen nicht unbedingt.

Die Bilder wurden an einem sehr komplexen Polarisationsmikroskop gemacht. Leider kannte ich mich nur mit "einfacheren" Universitäts-Mikroskopen aus. Da ich aber gezwungenermaßen an diesem kompliziertem Gerät arbeiten musste, um die Bilder zu machen, kann es natürlich sein, dass einige Einstellungen von mir falsch getroffen und evtl. die Bilder auch unscharf geschossen wurden.

Das "gelb-grüne" Zeug ist wahrscheinlich zu unreinem Serpentin alterierter Olivin, und einen nicht-alterierten Olivin kann ich auf den Fotos nicht mit Sicherheit erkennen. Daher möchte ich im Ausschlussverfahren annehmen, dass die anderen, nicht-alterierten, dunkleren Kristalle mit bunten Interferenzfarben im XPL in der Tat Klinopyroxene darstellen, obwohl sich in einem solchen Präparat evtl. auch hier und da ein Orthopyroxen verstecken könnte. Das opake Material ist Magnetit, und den Plagioklas hast Du ja schon selbst richtig identifiziert.

Der Vollständigkeit halber: Kennst Du das Buch "A Color Atlas of Rocks and Minerals in Thin Section" von MacKenzie und Adams? Das hilft gerade am Anfang recht gut weiter.

Gruß,
Holger

Mit dem "gelb-grünem Zeug" meinst das von mir "ockergrün" benannte Bild? Und das wird ein unreiner Serpentin, alterierter Olivin sein? Das wunder mich, da dieser unter dem Mikroskop mit Analysator eine Auslöschung von dunkelgrün zu fast schwarz hat...und Olivin neigt ja eher zu sehr bunten Farben. Oder habe ich das falsch verstanden? ich bin mir nicht sicher.
Und das von mir als Olivin (bunte Kristalle bei Analysator) gekennzeichnete Mineral ist kein Olivin, sondern ein Klino- oder Orthopyroxen?

Grüße
Christian

Peter5

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #6 am: April 13, 2012, 14:51:48 Nachmittag »
Zitat
@Peter5 Leider bin ich derzeit vollkommen ausgelastet, weswegen ich auch vergessen habe, im Forum zu antworten. Dazu kam, dass ich mit diversen Foren Probleme bezüglich der Anmeldung hatte. Das tut mir leid. Jedoch ist das Forum noch in meinem Browser geöffnet und ich werde, wenn sich der Stress alsbald gelegt hat, nocheinmal vorbeischauen. :)
Vielen Dank an dieser Stelle jedoch für die freundliche Empfehlung von diversen Foren (unter anderem diesen)


o.k. .. dann sei Dir verziehen.  :smile: :hut:

Gruß Peter  :winke:

Offline Buchit

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #7 am: April 13, 2012, 16:21:53 Nachmittag »
Hallo Christian,

Mit dem "gelb-grünem Zeug" meinst das von mir "ockergrün" benannte Bild? Und das wird ein unreiner Serpentin, alterierter Olivin sein? Das wunder mich, da dieser unter dem Mikroskop mit Analysator eine Auslöschung von dunkelgrün zu fast schwarz hat...und Olivin neigt ja eher zu sehr bunten Farben. Oder habe ich das falsch verstanden? ich bin mir nicht sicher.

genau das Bild meine ich. Schau' Dir das erste Bild davon genauer an; Du erkennst noch die Lage der Sprünge im ehemaligen (!!!) Olivinkristall, von denen die Alteration ausgegangen ist. Die Alteration aber hat nichts von der ursprünglichen Olivinphase übriggelassen, so dass Du hier natürlich auch keine bunten Interferenzfarben (mehr) sehen kannst! Es ist allerdings kein reiner Serpentin erntstanden, denn der wäre im Dünnschliff farblos und würde das Weiß 1. Ordnung zeigen. Tipp: Schau' mal im Tröger nach, was aus Olivin bei hydrothermaler Alteration so alles entstehen kann... :einaugeblinzel:

Zitat
Und das von mir als Olivin (bunte Kristalle bei Analysator) gekennzeichnete Mineral ist kein Olivin, sondern ein Klino- oder Orthopyroxen?

Den Orthopyroxen vergiß' bitte wieder; ich glaube, der bringt nur Verwirrung hier rein, denn gesehen habe ich definitiv keinen: Das war eher als Anregung für Dich gedacht, den Schliff nochmal gründlich durchzumustern (am besten im Hellfeld), ob evtl. einige der dunkleren Körner regelmäßige Spaltlinien zeigen... (Und wenn Du schon dabei bist: Schau' auch mal nach Amphibolen - ist zwar nicht ganz so wahrscheinlich, aber möglich). Bisher habe ich wenig Skrupel, das dunklere Zeug als Klinopyroxen zu bezeichnen.

 :belehr: Und das ist alles ohne jede Garantie - mit einem Schliffpräparat muss man regelrecht Zwiesprache halten, und das kann man schlecht bis gar nicht durch Bilder ersetzen. :fingerzeig: :fingerzeig: :fingerzeig:

Gruß,
Holger

Barti

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #8 am: April 15, 2012, 16:00:58 Nachmittag »
Vielenk dank für die Hilfe.

Als letzten Hilfspunkt würde ich gern noch etwas über das Gefüge erfahren? Sind in diesem Fall die Bilder ausreichend, um diesbezuglich Aussagen über das Gefüge zu treffen?

Offline speul

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #9 am: April 15, 2012, 17:03:38 Nachmittag »
Zitat
Leider ist das Mikroskopieren doch nicht unbedingt mein Ding, weswegen ich auch arge Probleme beim Bestimmen der einzelnen Minerale habe
aber am besten dagegen hilft selbst machen  :winke:
Grüße
speul
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Hilfe bei Dünnschliffbestimmung
« Antwort #10 am: April 16, 2012, 10:42:40 Vormittag »
Hallo,

Ich kann mich nur anschließen: Das "ockergrün" genannte Mineral ist definitiv tw. zersetzter Olivin. Der alte Name, der aber heute noch tw. gebraucht wird, ist Iddingsit. Bei dem braunen handelt es sich um Limonit (Eisenhydroxid), der aus dem Eisengehalt des Olivins hervorgeht. Olivin wird dabei im Endeffekt in Serpentin oder Tonminerale zersetzt.Das kann bereits bei höheren Temperaturen (hydrothermale Alteration, etwa bei Ozeanbodengesteinen) passieren, aber auch noch bei erkalteten Gesteinen an der Errdoberfläche (Verwitterung von Olivin ist weit schneller als die der anderen Minerale in basischen Gesteinen). Wenn du noch frische Körner findest, kannst du es mal mit dem Achsenwinkel versuchen, Olivin ist oft nahezu einachsig (zweiachsig mit Achsenwinkeln nahe 90°).

Das farblose Mineral mit den grauen Interferenzfarben ist eindeutig Plagioklas.

Das andere Mineral dürfte in der Tat ein Klinopyroxen sein. Da kann man als erstes nach Zwillingslamellen suchen. Daran kann man die Längsrichtung der Körner feststellen und dann die Auslöschungsschiefe bestimmen. Kann bei Klinopyroxen recht groß sein, bis fast 45°. Orthopyroxene haben hingegen gerade Auslöschung.

Das schwarze ist Erz, überwiegend sicher Magnetit, untergeordnet meist Sulfide (Pyrit, Magnetkies).

Bin übrigens Diplom-Mineraloge und habe häufiger mit der Dünnschliff-Mikroskopie zu tun gehabt.

Glück Auf!
Sebastian

Diplom-Mineraloge

 

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