Autor Thema: Rhabarber-Gold  (Gelesen 2888 mal)

Offline Eifelgold

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Rhabarber-Gold
« am: Juni 07, 2013, 18:17:08 Nachmittag »
Hallo liebe Goldwäschergemeinde,

hier unser Goldwaschbericht vom Freitag nach Fronleichnam:

»Rhabarber-Gold« oder »Von einem der auszog, Gold zu finden und am Ende froh war, dass er Rhabarber fand«

Was macht man mit einem angebrochenen Freitagnachmittag nach Fronleichnam? Na klar, man geht Goldwaschen! Nachdem Willi im vergangenen November der Goldnachweis im Vichtbach bei Stolberg gelungen war, wollten Damian und ich es ihm gleichtun. Allerdings hatten wir an diesem Freitag die Rechnung ohne das Hochwasser gemacht. Der Vichtbach führte dermaßen viel Wasser, dass unsere Waschrinnen sich ganz von alleine aus dem Staub gemacht hätten (bachabwärts!) und uns beim Graben das Wasser in die Gummistiefel gelaufen wäre. Mit dem Vichtbach war also Essig. Ob der Anreise von Damian aus MG war also eine Alternative gefragt. Auf unserer Liste noch zu untersuchender Stellen stand noch ein kleiner Nebenbach des Vichtbaches, an dem wir vor 2 Jahren schon einmal mangels Wasserführung resigniert hatten. Der wäre nach dem Regen der letzten Tage für heute genau der Richtige! Also weitergezogen zu diesem kleinen Nebenbach des Vichtbaches. Wir parkten den Wagen vor einem Haus am Ortsausgang und nahmen das Terrain an dem kleinen Bach in Augenschein (zunächst ohne Werkzeug und ca. 50 Meter Fußweg vom Auto entfernt). Hier ging ein kleiner Wiesenweg hinunter zum Bach. Rechts dieses Wiesenweges erstreckte sich ein Wiesengrundstück, durch das der Bach munter sprudelte. Links des Wiesenweges befand sich der umzäunte Garten des Hauses, vor dem wir geparkt hatten. Das Bächlein sprudelte von der Wiese her kommend unter den Wiesenweg hindurch durch den hinteren Teil des Gartens des besagten Hauses. Im Hochbeet des Gartens unmittelbar am Bächlein gelegen thronte eine riesige Rhabarberstaude. Das Wiesengelände oberhalb des Weges war stark zugekrautet und erkennbar sumpfig bzw. morastig, das Privatgrundstück für uns tabu. Hier war kaum eine Möglichkeit zum Goldwaschen gegeben. Damians lakonischer Kommentar: »Hermann, kannst Du hier buddeln zwischen dem Rhabarber und den Radieschen.« Wir lachten beide und gingen die 50 Meter zum Auto zurück. Kaum dort angekommen, erschien die Eigentümerin des Grundstücks und des Rhabarbers (Alter ca. 60 Jahre), welche Damian auf seine unnachahmliche Art gleich in ein Gespräch verwickelte (frei nach dem Motto: Nur dem Mutigen winkt das Glück). Auf Damians Frage, ob man auf dem Wiesengrundstück wohl nach Gold suchen dürfe und ob ihr auch das Wiesengrundstück gehören würde, antworte die recht resolute Dame: Nein, das Grundstück gehöre ihr nicht, es gehöre wohl dem Landwirt […]. Dieser hätte sich aber das ganze Jahr noch nicht blicken lassen und überhaupt hätte der kein Vieh mehr und ihm sei es vermutlich völlig egal, ob da auf seinem Wiesengrundstück jemand nach Gold grabe oder nicht. Die Dame gab dann allerdings zu erkennen, dass sie das mit der Goldsuche sehr interessiere und ob wir nicht Lust hätten, auf ihrem Grundstück im hinteren Teil des Gartens nach Gold zu suchen. Wir beide sahen uns nur verdutzt an und nahmen die Einladung sofort dankend an. Die Dame öffnete uns das Gartentörchen am hinteren Ende des Grundstücks. Wir entnahmen unser Werkzeug dem Wagen und fingen an, unterhalb der riesigen Rhabarberstaude im Bach zu buddeln. Was für eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: »Hermann, kannst Du hier buddeln zwischen dem Rhabarber und den Radieschen.« Die Hauseigentümerin beobachtete derweil unser Treiben mit regem Interesse. Wir entnahmen jeder 2-3 Schaufeln Sediment und wuschen diese in den Schüsseln aus. In der Waschschüssel fand sich reichlich Schwarzsand, dafür aber kein Gold. Nägel, Schrauben, Büroklammern und ähnlicher Zivilisationsmüll fanden sich jedoch reichlich. Da wir der guten Frau den Garten mit unserer Buddelei nicht umgestalten wollten, waren wir uns ziemlich schnell einig, dass wir hier nicht ewig weitergraben wollten. Da das Grundstück auch nicht wirklich eine Goldgrube zu sein scheint, bedankten wir uns artig und wollten eigentlich gehen. Da bot die gute Frau uns an, ob wir, wenn wir schon kein Gold gefunden hätten, denn etwas Rhabarber mitnehmen wollten. Wir sahen uns an und Damian nahm das Angebot, noch leicht zweifelnd an. Damian entnahm der Rhabarberstaude 6-7 große Stangen, die für einen Kompott wohl ausreichten. Wir bedankten uns nochmal höflich und verließen den Ort des Geschehens. Aus dieser Begegnung habe ich gelernt, dass es noch Mitmenschen gibt, die a) uns Hobbygoldwäschern wohlgesonnen sind, die b) noch für einen Spaß zu haben sind und c) neugierig geblieben sind. Das war auch für mich eine neue Erfahrung, da wir mit unserem Hobby oft genug argwöhnisch oder skeptisch, manchmal geradezu misstrauisch beäugt werden. Danach haben wir noch in einem Bach oberhalb von Zweifall prospektiert, allerdings auch hier ohne Erfolg. Am Ende des Tages war uns der Rhabarber geblieben und die Erkenntnis, wo in welchen Bachabschnitten der Nordeifel kein Gold zu finden ist.

Goldene Grüße

Eifelgold
Bodo40


 

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