Autor Thema: Bristol Impact Layer  (Gelesen 2493 mal)

Offline JFJ

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Bristol Impact Layer
« am: Januar 03, 2014, 09:45:36 Vormittag »
Hallo zusammen,

entweder habe ich es übersehen, oder es wurde hier bislang noch nicht vom sog. Bristol Impact Layer in Großbritannien berichtet:
http://www.tektites.co.uk/bristol-impact-layer.html
http://www.abdn.ac.uk/geology/research/projects/triassicimpacts.php
http://www.univie.ac.at/geochemistry/koeberl/publikation_list/225-Comm-Kirkham-TrJ-sph-PGeolAss2003.pdf

Ich lasse es mal unkommentiert stehen, falls wer Proben oder gar eine Exkursionsbeschreibung mit einbringen kann.

 :hut: Jörg
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Offline Buchit

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Re: Bristol Impact Layer
« Antwort #1 am: Januar 03, 2014, 21:50:00 Nachmittag »
Hallo,

hm, ich muss zugeben, ich kenne das Material nicht aus eigener Anschauung; aber mir kommt das wie eine etwas steile These vor. Das Mineral Glaukonit bildet in Sedimentgesteinen gerne einmal kugelige Körper (ich kenne so etwas aus dem Dogger der Frankenalb bzw. den helvetischen Nummulitenkalken vom Alpenrand) - aber das müssen deshalb noch lange keine alterierten Tektite sein... :gruebel:

Und mit den geschockten Quarzen scheint es nicht besonders weit her zu sein, wenn man den Informationen in den verlinkten Quellen folgt.

Alles in allem: Eine Impaktherkunft kann imho wohl nicht als gesichert gelten.

Gruß,
Holger

Offline JFJ

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Re: Bristol Impact Layer
« Antwort #2 am: Januar 04, 2014, 08:22:00 Vormittag »
Hallo Holger,

danke für Deine Antwort.
Geht mir ebenso; so ganz koscher erscheint mir das Ganze ebenfalls nicht, zumal anscheinend um den (mittlerweile nicht mehr vorhandenen) Layer ein Geheimnis gemacht wird.
Was m.E. ebenfalls gegen eine Genese als Impaktereignis spricht, ist die Dicke des Layers an sich. Da müsste es ja noch mehr gekracht haben als am Ende der Kreide, um eine solche Mächtigkeit zu erzeugen. Putzig ist weiterhin, dass die Kügelchen schön sauber mit fast gleichen Abständen in die Matrix gebettet sind. Auch hätten Bohrungen an anderer Stelle den Layer zutage treten lassen müssen. Eigentlich doch recht offensichtliche Faktoren, die gegen ein solches Ereignis sprechen.
Wollte mal weitere Meinungen dazu hören.
Trotzdem, eine ganz nette These mit schönem Material, die in das Thema passt.
Und da dieses hier noch nicht aufgetaucht war, kann zumindest die Theorie als ad absurdum bewertet und abgeheftet werden.

 :hut: Jörg
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Offline dellenit

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Re: Bristol Impact Layer
« Antwort #3 am: Januar 07, 2014, 14:59:02 Nachmittag »
Hallo Jörg,

ich denke das ist nicht so einfach "abzuhaken". Woher nimmst Du die Infos dazu?  :nixweiss: Hast Du die Spherules selbst untersucht?
Ich schon, ich denke sehr wohl (wie auch andere), das es sich hier um Impact Spherules aus dem "Late triassic" handelt.
Der Layer wird auch wieder in der neuen Pub "Distal Impact Ejecta" behandelt.

Auch wenn man die Comments "Invited comments on Kirkham’s ‘Glauconitic spherules from the Triassic of the Bristol Area, SW England", aufmerksam liest, schliessen beide Komenatatoren Billy Glass und Christian Köberl, nicht aus, dass es sich um Impact Spherules handelt.

Sehr wohl kommen in dem Layer nicht nur runde, sondern auch andere Formen (Teardrops) etc. vor...
Der Layer ist auch nicht klein gewesen ..
Zitat:
The spherule layer is between 0 and 15 cm thick over a 200-m-wide region, with an average of *2.5 cm for eight sections.

Weiters gibts es mit grosser Wahrscheinlichkeit geschockten Quarz in diesem Layer:
Zitat:
Shocked quartz grains, some with multiple sets of PDFs, were recovered from
the spherule layer (Fig. 5.38; Walkden et al. 2002; Kirkham 2003). Quartz grains
are abundant in the spherule layer. They are mostly angular and between 50 and
300 lm in size. About 50 % exhibit multiple sets of PDFs (up to 5), which were
observed by scanning electron microscopy after etching with hydrofluoric acid
(Walkden et al. 2002). Approximately 42 % of the planar features fell along the
omega (x) direction and *26 % fell along the pi (p) direction.


Offline JFJ

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Re: Bristol Impact Layer
« Antwort #4 am: Januar 07, 2014, 19:14:21 Nachmittag »
Hallo Dellenit,

ich kann hier gerne meine (wie ich betone persönliche) Meinung dazu zum Ausdruck bringen:

1. Die Entfernung vom vermuteten ursächlichen Impakt zum Layer betrug zu der angegebenen Zeit ca. 2000 km.
2. Die Spherulen sind makroskopisch sichtbar.
 
Ballistisch gesehen müsste die Beschleunigung der (geschmolzenen) Kügelchen so hoch gewesen sein, würden sie dieses Distanz zurück gelegt haben, dass das in jedem Fall zu massiven Verformungen außerhalb der Kugelform hätte führen müssen, was nicht der Fall ist. Auch sind die Kügelchen zu groß, als dass sie mit Asche oder Stauben wie bei den Grenztonschichten, passiv verlagert worden sind.

Nun, die PDF´s sind nicht zu leugnen.
Doch nach meinem Kenntnisstand befand sich der Layer in einem Steinbruch.
Mal ganz um die Ecke gedacht: Auch konventionelle Sprengungen können Drücke mit einem statischen Überdruck von <10 GPa erzeugen.
Auch wurde die Gegend um Bristol während des II. WK massiv bombardiert.
Könnte doch auch eine Erklärung für die PDF´s sein.

Und zum aktuellen Stand ist eine Impaktgenese nicht bewiesen.

Gruß
Jörg 


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Offline Buchit

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Re: Bristol Impact Layer
« Antwort #5 am: Januar 07, 2014, 22:25:18 Nachmittag »
Was mich an dieser Sache auch noch stört: Zwar KANN Glaukonit andere Mineralien (etwa Calcit) verdrängen und Pseudomorphosen bilden; mindestens genauso gut (wenn nicht sogar besser) kann er selbst in Form von Ooiden gebildet werden, ohne dass es dazu einer Verdrängung bedarf. Und selbst wenn man eine solche annimmt: Woher weiß man, was da ursprünglich als kugelförmige Körper vorlag? In der Trias sind kalkige Ooide (Stichwort: Rogenstein) keine Seltenheit. Warum müssen es ausgerechnet Tektite gewesen sein?

Am Ende läuft es doch darauf hinaus, dass die geschockten Quarze einen extraterrestrischen Einfluß belegen sollen, während die kugeligen körperchen dann ganz gut in's Konzept passen, ohne dass sie jedoch notwendigerweise damit verbunden sind.

Just my 2 cents.

Gruß,
Holger

Offline dellenit

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Re: Bristol Impact Layer
« Antwort #6 am: Januar 08, 2014, 11:30:29 Vormittag »
Hallo Jörg,

PDF’s entstehen bei Drücken zwischen 10 und 30 GPa, entscheidend ist auch die Temperatur.
Je nach Druck und Temp. entstehen diese entlang unterschiedlicher Kristallachsen im Quarz.
Dies ist ein “Impact Diagnostic Feature“ und ist bis dato nur von Hyper Velocity Impacts nachgewiesen (mit Ausnahme der unterirdischen A-Bomben Tests).
Selbst wenn diese bei Sprengungen / Bomben entstehen würden – wären die Spherules dadurch auch betroffen (auch die Temp. Einwirkung wäre zu kurz - wenn länger wären wieder die Spherules davon betroffen.)

Die Spherulen sind makroskopisch sichtbar.
Klar, sind sie auch in der C/P boundary makroskopisch sichtbar (Gubbio, Petriccio, Quagliotti, Stevns Klint, etc.) In Beloc erreichen sie sogar weit über 1mm !
Selbst in der E/O Boundary sind sie ohne Mikroskop sichtbar.

Offline dellenit

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Re: Bristol Impact Layer
« Antwort #7 am: Januar 08, 2014, 11:32:48 Vormittag »
Hallo Holger,

in den Layern gibt es Spherules und Microcrystite. Die Spherules sind meist hohl und bestehen aus eine großen Zahl von Umwandlungsprodukten (je nach Layer) : clay, glauconite, pyrite, goyazite, carbonates, K-Feldspar, chlorite etc…

Wie Du richtig bemerkst ist es eben schwierig, nur anhand von ein paar Spherules einen Distal Ejecta Layer zu identifizieren.
Deshalb sucht man ja auch nach geschocktem Quarz, meteoritic components, bzw. nach anderen aerodynamischen Formen (z.B teardrops), oder Glasresten.

 

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