Kleines Herbsträtsel

[Buchit]

Hallo Forengemeinde

die dunkle Jahreszeit naht mit Macht, und damit ist es auch wieder an der Zeit, die Präparationsarbeiten zu erledigen, die bei dem schönen Wetter bisher liegengeblieben sind; sprich: die Schleifmaschine anzuwerfen!

Den Stein, von dem der unten im Ausschnitt (XPL) abgebildete Dünnschliff stammt, habe ich in einem Kurzurlaub in einem deutschen Mittelgebirge gefunden. Das den Schliff dominierende Mineral zu bestimmen ist einfach, und nicht viel schwieriger sollte es damit sein, dem Gestein einen Namen zu geben - aber ich würde doch zu gerne wissen, ob jemand von Euch nach dem Bild erraten kann, in welchem Mittelgebirge der Fundort liegt? (Kleiner Tipp: Mir sind bisher schon zwei deutschsprachige Lehrbücher in die Hände geraten, die Material von genau diesem Fundort abbilden, wenn das dominierende Mineral besprochen wird...)

Viel Spaß beim Raten,
Holger

[Thin Section]

Hm ... ... Falls das Enstatit ist (Interferenzfarbe und Spaltrisse nahe 90° würden stimmen), dann war der Holger eventuell im Harz oder in der Eifel?!

Bernd 

[lithoraptor]

Moin!

Ich würde mich bei der Eifel (evtl. dem Laacher See -Bereich) anschließen - das bringt uns ins Rheinische Schiefergebirge. Beim Mineral denke ich aber viel eher an die Sodalith-Gruppe und da an Nosean. Das Gestein wäre dann ein Foidit bzw. ein Nosean-Foidit.

Gruß

Ingo

[Buchit]

Hallo

Uuups, ich glaube, ich muss mich entschuldigen: Das Bild ist wohl doch nicht so eindeutig, wie ich gedacht habe. (Wer ein Rätsel stellt, denkt immer, die Lösung sei doch ganz einfach...na klar, er selbst kennt sie ja!) Deshalb hier noch zwei Bilder aus einem anderen Schliff desselben Materials, einer im LPL (Tipp:Beachtet die Anordnung der dunklen Einschlüsse in den Querschnitten der großen Kristalle), und einer im XPL (Tipp: Beachtet die am Farbenspiel deutlich erkennbare, vom äußeren Rand des Kristalls ausgehende Alteration).

Die bisherigen Ideen gehen leider in die falsche Richtung...

Gruß,
Holger

[JFJ]

Hallo Holger,

handelt es sich um Gismondin-Phillipsit vom Teichelberg (Steinwald)?

Gruß
Jörg

[Buchit]

Hallo Jörg,

topografisch nähern wir uns dem Ziel; mineralogisch aber noch nicht. Daher noch ein Tipp: Das Gestein ist ein Metamorphit.

Gruß,
Holger

[Sprotte]

Hallo Holger,

aus meiner Sicht scheint es relativ klar, dass es sich bei den Blasten um Andalusit (Ausbildungsform Chiastolith) handelt. Aufgrund der spezifischen Ausbildung des Chiastoliths vermute ich als Herkunftsgebiet des Gesteins das Fichtelgebirge.

Viele Grüße
Sprotte (Ralf)

[Buchit]

Hallo Ralf,

BINGO! Es ist Chiastolithschiefer von dem kleinen Ort Gottmannsreuth bei Gefrees im Fichtelgebirge!

Äußerlich übrigens ein sehr unauffälliges Gestein, und noch dazu nur als Lesesteine in einigen Äckern aufgeschlossen. Als ich auf der Suche danach war, hat es eine Weile gedauert, bis ich gemerkt habe, dass praktisch jeder Stein, über den ich gestolpert bin, solche Chiastolithkristalle enthielt.

In dem klassichen Lehrbuch von Tröger sowie in dem jüngeren von Pichler/Schmitt-Rietgraff sind jeweils Dünnschliffe dieses Materials abgebildet.

Gruß,
Holger

[Hungriger Wolf]

Hallo Holger!

Super Dünnschliff-Photo!
Es sind sogar die schwarzen Graphiteinlagerungen im Chiastolith erkennbar!
Hätte nicht gedacht, das es so etwas, in Deutschland, auch zu finden gibt!
Super Herbsträtsel!

Wie sieht das Chiastolithschiefer-Gestein aus/Fundort?
Ein Photo dazu wäre super! 

http://www.staff.uni-mainz.de/tjohnson/Internal/Optik_alumo_andal.pdf

Grüsse
Achim

[Buchit]

Hallo Achim,

ein Foto vom Fundort habe ich leider nicht; aber das wäre auch reichlich unspektakulär: Das Gestein sieht einem "normalen", nicht metamorph beeinflussten Tonschiefer sehr ähnlich. Erst beim Aufschlagen der Lesesteine erkennt man die Chiasolithkristalle richtig, vorher sind sie in der Verwitterungsrinde verborgen. Alle Stücke, die mir unter die Hände kamen, zeigten nur sehr "kleine" Kristalle (mit Längen von einem bis mehreren cm, aber Querschnitten im mm-Bereich).

Gruß,
Holger

[Norbertit]

Hallo,

ich hab auch noch nie Dünnschliffe dieses interessanten Gesteins gesehen.
Hier mal die Aufnahme eines Lesesteins aus den Feldern dort:

Bildbreite etwa 5 cm.