Autor Thema: zweifarbige Moldavite  (Gelesen 3783 mal)

Offline Moldavitarier

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zweifarbige Moldavite
« am: Juli 10, 2015, 17:56:23 Nachmittag »
Hallo liebe Moldavit- bzw. Tektitfreunde,

ich möchte hier mal ein interessantes Thema anschneiden - zweifarbige Moldavite (bzw. zweifarbige Tektite allgemein). Ich fange gleich mal an und stelle einen Moldavit aus meiner Sammlung vor. Hat sonst noch jemand zweifarbige Moldavite? (Ich weiß, dass das Thema bei den Lausitzer Moldaviten schon mal angesprochen wurde - bei der Handvoll zweifarbiger Lausitzer Moldavite sind die farblich unterscheidbaren Bereiche meist nicht so deutlich, aber trotzdem sehr faszinierend)

Fundort: Jakule
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Re: zweifarbige Moldavite
« Antwort #1 am: Juli 10, 2015, 18:40:17 Nachmittag »
Hat sonst noch jemand zweifarbige Moldavite?

Herrliches Stück!   :super:  Hätte gerne einen zweifarbigen Moldaviten. Kommt aber bestimmt noch ... früher oder später! Thomas Dehner schreibt auf Seite 60 seines Büchleins, dass dies als Kollision zweier Moldavite während des Fluges* interpretiert wird. Siehst Du das auch so? Was mich verwundert, ist die Zweifarbigkeit bei dieser Interpretation. Warum sollten zwei Moldavite, die im zähflüssigen Zustand eng beieinander durch die Luft fliegen, verschiedene Farben zeigen?  :gruebel:

Bernd  :winke:

*P.S.: Auch bei Trnka und Houzar wird dies so interpretiert => Moldavites: a review (Bull. Czech. Geol. Surv. 77-4, 283-302, 2002)
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

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Re: zweifarbige Moldavite
« Antwort #2 am: Juli 10, 2015, 20:24:00 Nachmittag »
Prinzipiell wäre ein Farbunterschied bei nebeneinander fliegenden (noch flüssigen) Moldaviten schon möglich, da ja die Sedimente (Obere Süßwassermolasse => OSM), aus denen sie aufgeschmolzen wurden, auch nicht chemisch-strukturell einheitlich waren. Ich halte eine Entstehung zweifarbiger Moldavite während der Flugphase aber für unwahrscheinlich bzw. dürfte das nur bei wenigen Moldaviten so abgelaufen sein. Zweifarbige Moldavite stellen viel eher ungleichmäßig aufgeschmolzene bzw. unvollständig vermischte Bereiche der OSM dar. Oder, wie wahrscheinlich bei meinem Exemplar, wurden diese aus unterschiedlichen Mineralphasen der OSM aufgeschmolzen, die nebeneinander im Sediment lagen (tonige, carbonatische und quarzreiche). Das abgebildete Exemplar ist sozusagen ein Muong Nong Typ Moldavit.

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Re: zweifarbige Moldavite
« Antwort #3 am: Juli 10, 2015, 20:47:22 Nachmittag »
Das abgebildete Exemplar ist sozusagen ein Muong Nong Typ Moldavit.

Micha, herzlichen Dank für Deine Antwort!

Also ist Dein zweifarbiger Moldi quasi ein dualer Muong Nong Typ Moldavit ... könnte man das so sagen?

Bernd  :winke:
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Offline Kraussi

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Re: zweifarbige Moldavite
« Antwort #4 am: Juli 10, 2015, 22:36:37 Nachmittag »
Hallo Micha und Forum,

spitze!! Bisher hab ich nur ein vergleichbares Exemplar gesehen, bei dem der Unterschied so deutlich ausfällt! Ein absolutes Ausnahmestück!!!

Die Striemung deutet auf eine ähnlich Fließrichtung hin, Deine Theorie könnte passen!

VG
Kraussi


 

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Re: zweifarbige Moldavite
« Antwort #5 am: Juli 26, 2017, 13:34:45 Nachmittag »
Hallo Tektit- und Moldavitgemeinde,

Mein erster zweifarbiger Moldavit: Nesmĕň (2.9 gr) – der zentrale Bereich ist entlang der Längsachse grün, während die Randbereiche bräunlich sind. Sowohl Bouška als auch Trnka
erklären die Entstehung durch eine Kollision zweier glasiger Massen von chemisch unterschiedlicher Zusammensetzung während des Fluges:

Bouška (1994), p. 27: "… the joining of the two parts occurred in a collision during flight when the two pieces … were still in a plastic state."

Trnka (2002), p. 292: " … They originated by collision of molten moldavites before their impact on the Earth’s surface."

In seinem jüngst erschienenen Buch "Moldavite und ihre Fundschichten in der Lausitz und in angrenzenden Gebieten" ist Forumsmitglied Michael Hurtig anderer Ansicht. Auf Seite 160 schreibt er unter anderem:

"Nach Ansicht des Autors sind zweifarbige Moldavite jedoch aus primär inhomogenen Glasschmelzen entstanden … Das Sediment, aus dem die moldavitbildende Glasschmelze hervorgegangen ist, muss aus mehreren Komponenten (siehe Michael im Thread Zweifarbige Moldavite, Antwort #2 vom 10 Juli 2015) … bestanden haben, die nicht vollständig aufgeschmolzen und somit nicht homogenisiert wurden."

Kurz zurück zu Trnka (2002): " … composed of two differently coloured parts with a sharp boundary. Selbige existiert bei meinem zweifarbigen Moldi nicht – die Übergänge sind diffus.

Hierzu schreibt nun Michael auf Seite 160: "Dieser Prozess (also der zweifarbiger Moldavite aus inhomogenen Glasschmelzen) liefert eine einfache Erklärung für die Farbunterschiede und kann auch mit diffusen Farbwechseln in Einklang gebracht werden."

Bernd  :winke:
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Offline herbraab

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Re: zweifarbige Moldavite
« Antwort #6 am: Juli 28, 2017, 20:28:57 Nachmittag »
Interessantes Stück, Bernd - Danke für's zeigen!  :super:

 :hut:
Herbert
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Offline Kraussi

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Re: zweifarbige Moldavite
« Antwort #7 am: August 05, 2017, 17:52:30 Nachmittag »
Hallo Bernd,

Gratulation zu diesem mehrfarbigen Sammlungszugang! Bei Deinem Stück spricht wohl einiges dafür, dass es nicht aus zwei im Flug verschmolzenen Stücken entstanden ist - wenn dann hätte die "Verschmelzung" in einer sehr frühen Phase passiert sein müssen... 
 :prostbier:

VG
Andreas

 

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