Autor Thema: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung  (Gelesen 3927 mal)

Offline ObsidiJan

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Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« am: Dezember 04, 2017, 22:38:26 Nachmittag »
    Hallo zusammen,

    mal wieder das "beliebte" Thema Rost. Ich habe eine wunderschöne 6,6g Brahinscheibe, bei der ich gerne einen Weg finden würde, mit den kleinen auftretenden Rostpunkten klar zukommen.
    Vorweg: Ich hab schon ordentlich im Forum gewühlt, aber irgendwie ist mir doch einiges noch nicht ganz klar / weiß ich nicht genau, was ich nun tun soll.
    Aktuell habe ich die Scheibe in einer höheren Glasröhre mit einer dicken Schicht Silca-Gel-Kugeln am Boden. Außerdem habe ich versucht die Scheibe mit hochprozentigem Alkohol zu reinigen und danach vorsichtig gefönt, um Fett und Feuchtigkeit zu entfernen, bevor er in die Glasröhre kam.

    Ich hatte jetzt folgende Ideen:
    • Die Scheibe mehrere Wochen / Monate in destilliertem Wasser lagern, das immer wieder gewechselt wird, um die Chloride zu lösen und zu verringern
    • Ich habe hier Owatrol Öl, ein Kriechöl. Mit diesem könnte ich meine Scheibe einstreichen, um weiteren Sauerstoff und Feuchtigkeit von außen abzuhalten. Generell habe ich die Empfehlung zur Kriechölen bei reinen Eisenmeteoriten gelesen, aber hatte an einer Stelle mal eine Warnung gelesen, dass es bei Pallasiten dazukommen kann, dass die Olivine herausfallen. Sehr ihr dieses Risiko als real? Außerdem soll das Öl die Scheibe verfärben können, aber das sollte man ja notfalls mit Alkohol wieder wegbekommen, oder?
    • Oder vielleicht lieber anderes Öl / Fett?
    • Jemand hatte mir empfohlen, die Scheibe zuerst neuzupolieren, um den Rost zu entfernen. Das habe ich noch nicht gemacht, gibt es da Empfehlungen, wie / womit man das am besten macht?
    • Ich habe generell kein Problem damit, die Scheibe alle 1-2 Monate zu pflegen, möchte aber natürlich möglichst nicht jedesmal Material abtragen :-)
    Gibt es noch andere Tipps oder Ideen?

    Ich finde meine Brahinscheibe nicht nur wunderschön, sie hat auch einen sehr hohen ideellen Wert für mich, daher bitte ich von einem Link auf die "Roster-Level" mit Empfehlung zu stabileren Pallasiten abzusehen.

    1000 Dank euch für jeden Tipp im Voraus und viele Grüße,
    Jan

Offline Wunderkammerad

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #1 am: Dezember 05, 2017, 00:13:14 Vormittag »
Zunächst einmal: es gibt hier etliche äußerst kompetente Spezialisten, die sich vielleicht noch zu Wort melden werden. Ich selber hatte vor Jahren mal genau das nämliche Problem; ließ die Scheibe gründlich reinigen und dann ausnahmsweise (!) - es war die naheliegende Option - mit einer dünnen Schicht hochtransparenten Lacks überziehen. Was ich normalerweise ablehne, erwies sich hier als das probate Mittel: dieser Brahin ist seither über Jahre hinweg lammfromm.

Offline ironsforever

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #2 am: Dezember 05, 2017, 06:51:24 Vormittag »
Hallo Jan,

stell doch mal ein Bild der Scheibe ein, damit man den aktuellen Rostbefall erkennen kann. Danach beurteilt sich die weitere Vorgehensweise.

Wenn die Scheibe zusammen mit frischem Silikagel gelagert war bzw. ist, sollte es eigentlich keine Probleme geben, sofern

1. das verwendete Silikagel noch aufnahmefähig ist (wann wurde es zuletzt gewechselt? Hat es einen Farbindikator? Gesättigtes Silikagel im Aufbewahrungsgefäß ist das Schlimmste, das man einem Eisenmet antun kann).

2. das Silikagel nicht mit dem Meteoriten in Kontakt kommt, und

3. das Gefäß mit Tesa o. ä. luftdicht versiegelt ist (weil man sonst das Silikagel jeden Monat wechseln müsste).

Deiner Beschreibung entnehme ich, dass das Stück z.Zt. nicht mehr eingeölt ist. Spätestens wenn es nochmal überarbeitet wurde, schadet eine dünne (!) Schicht neutrales (!) Waffenöl sicher nicht. Owatrol kenne ich nicht, aber man muss aufpassen, denn es gibt durchaus Öle mit lösenden Zusätzen, die z.B. Nickel und Kupfer-Ablagerungen aus Waffenläufen lösen (z.B. Brunox-Waffenöl). Das könnte sich bei filigranen Scheiben möglicherweise nachteilig auswirken, wobei ich da keine Erfahrungen mit habe (never change a running system  :einaugeblinzel:). Langjährige gute Erfolge erzielte ich mit Freischütz Waffenöl Gold.

Falls ein Olivin herausfallen sollte, liegt es nicht am Öl, dieser Olivin würde früher oder später so oder so herausfallen.

Gruß,
Andi

Offline Gibeon2010

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #3 am: Dezember 05, 2017, 20:33:17 Nachmittag »
Hallo ObsidiJan,
vor knapp 3 Jahren hatte ich ähnliche Probleme mit meiner Bondoc-Scheibe. Ich habe auf beiden Seiten die Rostausblühungen und den offenbar vorhandenen Schutzlack abgeschliffen und sie dann in einer Sammlungsdose mit Silicagel eingepackt. Seitdem dreimal das Silicagel gewechselt (das 3. Mal gerade am letzten Wochenende) und seitdem absolut stabil.
Viele Grüße
Jens

Offline ObsidiJan

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #4 am: Dezember 05, 2017, 22:03:22 Nachmittag »
Hallo zusammen,

vielen Dank euch Dreien für die Antworten :-)

@Ironsforever: Ich habe Bilder gemacht und angehängt, ich hoffe man erkennt das Problem. Man sieht auch die Aufbewahrung, mit frisch gewechseltem Silikagel (noch ohne Klarsichtklebeband am Boden), befestigt von außen mit Neodymmagneten. Wie man sieht mit Farbindikator, ich hatte mich allerdings für den Indikator entschieden, der "voll" farblos wird und nicht grün (mit dem Nachteil, dass dieser die Farbe schon wechselt bevor er komplett voll ist... dadurch waren die Kugeln jetzt schon ca 4 Wochen umgefärbt... werde das nächste mal früher wechseln).
Ich hatte die Scheibe leider Anfangs ohne Trockenmittel gelagert (sie hatte da aber noch die Schicht Lithiumbasiertes Fett vom Verkäufer). Nach den ersten Rostanzeichen hatte ich sie dann mit Alkohol gereinigt und es alleine mit Trockenmittel versucht. Ich habe jetzt Subjektiv das Gefühl, dass es etwas schlimmer geworden ist... Ich hatte allerdings auch nicht den Rost richtig entfernen können (reines reiben mit Watte und Alkohol).

Würdet ihr mir empfehlen, die Scheibe selbst zu schleifen, oder würdet ihr mir einen Profi empfehlen (gerne auch namentlich ;-) )?
Danach dann mit Freischütz Waffenöl Gold und Silikagel (ohne direkten Kontakt) zurück hinter Glas? Oder doch lieber Lack?

Bringen die kleinen Sammeldosen mit Silikagel prinzipiell mehr für die Scheibe (abgesehen vom selteneren Wechsel des Trockenmittels) als mein Glasgefäß?

Vielen Dank nochmal :-)
Jan

Offline Wunderkammerad

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #5 am: Dezember 05, 2017, 23:09:24 Nachmittag »
Die Scheibe sieht für mich selbst mit Vergrößerung eigentlich tadellos aus. Sollten da tatsächlich ein paar kleine Pixelchen Rost sein - wie gesagt, erkennen kann ich sie nicht -, dürfte ziemlich gute Aussicht bestehen, sie wieder in makellosen Zustand zu versetzen.

Offline ironsforever

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #6 am: Dezember 06, 2017, 07:47:31 Vormittag »
Hallo Jan,

vielen Dank für Deine Fotros. Zunächst: Übeltäter ist augenscheinlich nicht das Stück selbst, es ist also noch nix verloren  :einaugeblinzel:.

Es lag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an der falschen Lagerung, dass er anfing zu rosten. "Silika Gel orange-farblos" wechselt die Farbe langsam nach farblos, wenn es voll gesättigt ist. Ich nutze es auch und habe nicht festgestellt, dass es vor einer Sättigung bereits farblos wird bzw. schneller den Indikator wechselt als das möglicherweise optisch "knalligere" Silikagel orange-grün.

Grund für die schnelle Sättigung des Trockenmittels ist in diesem Fall der Holzstopfen Deines Aufbewahrungsgefäßes! Holz ist nicht dicht, es atmet und nimmt Feuchtigkeit auf bzw. gibt sie wieder ab. Genauso gut hättest Du Dein Stück offen lagern können, was allerdings weitaus besser gewesen wäre, weil frische Luft um das Stück zirkulieren kann. Empfehlung: Künftig sollte der Brahin - allgemein als recht rostfreudig bekannt - in der Plastikdose mit Tesa außen rum aufbewahrt werden. Auch wenn das nicht so schön aussieht - es wirkt!

Zum Stück selbst: Auf Bild Nr. 2 erkennt man einen leichten gleichmäßig verteilten, flächigen Rostbefall (@Wunderkammerad: Irgendwie scheinen wir tatsächlich recht unterschiedliche Monitore zu haben, Hocheppan empfindest Du auf Deinem Monitor als mattschwarz, während ich ihn als deutlich glänzend mit Wüstenlack anspreche, den hier findest Du tadellos... :einaugeblinzel:).

Jan, ich würde Dir empfehlen, das Stück dem Andi Gren oder dem Mirko Graul zur Überarbeitung zu schicken, zumal Du ja ganz besonders dran hängst. Das kost nicht die Welt und das Ergebnis ist in der Hand dieser Spezialisten stets hervorragend. Ohne eigene Poliermaschine und Erfahrung ist es schwierig, ein gutes Ergebnis herbeizuführen (der müsste m.E. zuvor ohnehin erst mal mit 1.000er/ 1.200er Korn überschliffen werden). Außerdem könnte man bei der Gelegenheit das Stück stabilisieren, also irdische Chloride in den Fugen des Stückes auf chemische Weise eliminieren.

Gruß,
Andi

Offline ironsforever

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #7 am: Dezember 06, 2017, 07:52:20 Vormittag »
Nachtrag:

Solltest Du einen Gummi- oder Plastikstopfen für das Reagenzglas finden, könntest Du diese hübsche Art der Aufbewahrung problemlos fortführen. Zwischen Silikagel und Exponat sollte aber noch eine Schicht Watte rein, denn der feine Staub/ Abrieb des Silikagels darf auch nicht direkt auf die Oberfläche des Exponats gelangen.

Gruß,
Andi

Offline Andyr

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #8 am: Dezember 06, 2017, 08:25:54 Vormittag »
"Silika Gel orange-farblos" wechselt die Farbe langsam nach farblos, wenn es voll gesättigt ist. Ich nutze es auch und habe nicht festgestellt, dass es vor einer Sättigung bereits farblos wird bzw. schneller den Indikator wechselt als das möglicherweise optisch "knalligere" Silikagel orange-grün.

Gruß,
Andi

Morgen Andi,

ich würde sogar sagen, dass das Silikagel mit dem Farbumschlag orange --> grün sogar wesentlich schneller die Farbe wechselt als "orange-farblos".

Gruß

AndyR

Offline Wunderkammerad

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #9 am: Dezember 06, 2017, 10:31:49 Vormittag »

(@Wunderkammerad: Irgendwie scheinen wir tatsächlich recht unterschiedliche Monitore zu haben, Hocheppan empfindest Du auf Deinem Monitor als mattschwarz, während ich ihn als deutlich glänzend mit Wüstenlack anspreche, den hier findest Du tadellos....)

Jo mei, -> Hoheneppan (wie gehts dem eigentlich so, schon durchgewunken?) - ich hab halt einen fein entspiegelten Monitor ^^ . Nein, im Ernst: die Aufnahmen sind nicht ganz optimal, inkl. Blitzreflex. Eigentlich kann ich nur auf der mittleren was erkennen. Z.B. Spuren vom Schleifen/Polieren. Aber schon bei den kleinen, gleichmäßig über die Eisenfläche verteilten "Pixeln" fällt mir die Zuordnung schwer; habe gelegentlich bei Pallasiten Mini-Olivineinlagerungen in Eisenphase erlebt, die auf einem solchen Foto vermutlich genau so rüberkommen würden.

Immerhin, und Hauptsache, die Causa ist jetzt festgemacht, und Deinem Rat zur Übergabe an einen unserer Eisen-Päpste schließe ich mich selbstverständlich an; ebenso wie auch dem der Korkenvermeidung (also, beim Meteoriten). Auf diese Weise wird die Scheibe makellos wieder auferstehen und sicherlich auch stabil bleiben.

Offline ObsidiJan

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #10 am: Dezember 09, 2017, 20:50:32 Nachmittag »
Hallo zusammen,

vielen Dank euch für die tollen Tipps, ich freue mich gerade riesig, dass sich hier ein guter Weg auftut :-)

Ich werde einen der beiden "Eisen-Päpste" die nächsten Tage anschreiben und anschließend meine Brahinscheibe in einer Plastikdose verwahren und das Gel noch rechtzeitiger wechseln. Ist es eigentlich besser, eine der großen oder kleinen Dosen zu nehmen? Es gibt da ja zwei Standardformate, die beide passen würden. In der Theorie hat die eine mehr Platz für Silikagelkugeln und die andere einen kleines Radius, an dem Luftfeuchtigkeit eintreten kann ;-)

Ich habe diese Aufbewahrungsgläser auch für andere Meteorite in der Größe, würdet ihr sagen, dass das okay ist für Eisen mit Rosterlevel <=2 und Chondrite? Oder würde eine Lackschicht auf dem Holz was helfen?
Ich bin gerade doch am überlegen, ob ich nicht lieber alles, was ich nicht auf den Schreibtisch stellen würde, lieber in die Dosen packe statt den Gläsern...

Offline ironsforever

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #11 am: Dezember 10, 2017, 09:17:02 Vormittag »

Ist es eigentlich besser, eine der großen oder kleinen Dosen zu nehmen? Es gibt da ja zwei Standardformate, die beide passen würden. In der Theorie hat die eine mehr Platz für Silikagelkugeln und die andere einen kleines Radius, an dem Luftfeuchtigkeit eintreten kann ;-)


Hallo Jan,

ich finde Deine Präsentation im Reagenzglas sehr hübsch und ansehnlicher als die Plastikdosenvariante. Auch kann man die Meteoriten von allen Seiten betrachten. Mit einem Gummistöpsel und Watte zwischen der Schicht Silikagel und Exponat wäre das Problem ja entschärft. Ob eine Lackschicht auf dem Holzstöpsel was bringt, kann ich nicht beurteilen. Probiere es einfach mal aus.

Wenn Du doch lieber Dosen verwenden willst, würde ich Dir die größere Variante empfehlen. Die großen besitzen i.d.R. mehrere Lagen Schaumstoff. Bei Entfernen einer solchen Schicht kann man viel Platz für das Trockenmittel schaffen. In die kleine Dose (ohne Lagen) passt indes nur sehr weinig Silikagel rein.

Zitat
Ich habe diese Aufbewahrungsgläser auch für andere Meteorite in der Größe, würdet ihr sagen, dass das okay ist für Eisen mit Rosterlevel <=2 und Chondrite?

Eine offene Lagerung von gutmütigen Meteoriten ist m.E. in jedem Fall vorzuziehen! Wenn man Mets in mehr oder weniger luftdichte Verpackungen steckt, schafft man immer ein sehr problematisches und rostförderndes Raumklima um das Stück herum. Noch schlimmer ist es, wenn sich auch noch gesättigtes Silikagel mit in der Verpackung befindet.

Gruß,
Andi

Offline speul

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Re: Weitere Fragen zur Rostbehandlung und -vorbeugung
« Antwort #12 am: Dezember 10, 2017, 10:20:46 Vormittag »
Moin,
früher nahm man Wachs um Holz- oder Korkstöpsel abzudichten, also zustöpseln und dann das geschlossene Glas in flüssiges Bienenwachs tauchen, abkühlen lassen, fertig.
Sieht antik aus und ist vor allem reversibel.
Grüße
speul
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