Moin Jürgen!
Davon abgesehen, kann ich die pessimistische Sichtweise von "lithoraptor" Ingo nur teilweise nachvollziehen. Da ich mich intensiv im Internet tummele, habe ich beobachtet, dass das Geschäft dort in den letzten Wochen deutlich angezogen hat.
Dir ist aufgefallen, dass Du mit diesen zwei Sätzen einen großen Teil meiner Kernaussagen bereits bestätigt hast, oder?! Ich würde weiterhin meinen, dass meine Einschätzungen zur Hamburger Börse durchaus realistisch - nicht pessimistisch - ist. Ich sammle seit etwa 35 Jahren und bin sicher seit weit mehr als 25 Jahren (ohne Unterbrechung) Besucher auf der Mineralien Hamburg (auch wenn diese damals noch Hamburger Mineralientage genannt wurde) und es hat sich einfach viel getan von damals zu heute. Die Masse an Ständen mit Trommelsteinen, geschliffenen Quarzen, Kugeln, Pendeln und sonstigem (teils unsteinigem) Gedöns, welches einen gestanden Sammler (sein es nun Mineralien, Fossilien, Meteorite oder Artefakte) nicht sehr interessiert, hat dramatisch zugenommen. Im gleichen Maße haben Stände mit für Sammler eher spannenden Dingen abgenommen. Das kommt nicht von ungefähr. Die Klientel hat sich (aus den oben beschriebenen Gründen) einfach geändert.
Im Übrigen ziehen beinahe alle Geschäfte kurz vor Weihnachten deutlich an - ist doch ein alter Hut - ähnlich wie Blumen zu Muttertag.

Natürlich gibt es dabei immer Bereiche, die herausstechen und da steht Schmuck ganz weit oben im Ranking. Auch das ist kein Geheimnis.
So konnte ich schnell sehen, dass es in diesem nur wenige Meteoriten-Anbieter gab - und habe mir Hamburg gespart.
Auch das ist eine Entwicklung der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte, der ein (meiner Meinung nach) falsches Verständnis von Börse/Messe aus Sicht des Sammlers zu Grunde liegt. Sicher, das Ziel jedes Händlers ist es auf einer Messe viel Umsatz bzw. Gewinn zu machen, wie es auch Ziel der Betreiber ist, mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten und guter Werbung Aussteller und Besucher anzulocken um an diesen Geld zu verdienen. Die Intention, welche einen Sammler früher zu einem Messe-Besuch veranlasst hat, war aber nicht nur die des Erwerbs neuer Exponate, sondern auch die des geselligen Treffens, des Wissens- und Erfahrungsaustausches. Vielfach hat man Sammlerfreunde aus der ganzen Welt nur zu diesem Anlass (einmal im Jahr) treffen und sprechen können. Das ALLES ist heute anders. Mittels Foren, diversen Social Media Kanälen, Programmen wie Skype oder WhatsApp hat fast jeder die Gelegenheit beinahe pausenlos und teils in Echtzeit mit (fast) jedem auf der Welt zu kommunizieren, sich auszutauschen und natürlich auch Handel zu betreiben. Was das betrifft, so sind wir heute völlig überfrachtet.
Für einen Kauf brauchst Du man das Haus nicht mehr verlassen. Shoppen kann man bequem von der Couch aus. Selbst einen PC braucht es nicht mehr. Ich habe schon viele Angebote per WhatsApp gesehen, die qualitativ, quantitativ und preislich jedes Angebot eines Händlers (sei es nun im Internet oder auf einer Messe) ausgestochen haben, da sie z.B. direkt vom Finder bzw. Mienen-Betreiber kamen. So toll das Ganze auch ist, so wird eine Sache allerdings gern übersehen bzw. ignoriert: Kommunikation für sich genommen ist nicht "sozial", da fehlen Aspekte, die man als Mensch schlicht braucht und die nur der persönliche Kontakt bietet. Ich bin daher nicht der Erste, der die schöne Social-Media-Welt als "unsocial" bezeichnet - viele haben das längst erkannt.
EINSCHUB: So ist es denn auch kein Wunder, dass es schon Gegentrends gibt. So hat Deutschland beispielsweise die weltweit größte Brettspieler-Szene (Ja, viel größer als die in Amiland!). Diese Szene hat aktuell einen enormen Zulauf - ironischer oder auch logischer Weise gerade aus den Generationen heraus, die mit Video- und PC-Spielen aufgewachsen sind. Eben genau DIE ehemaligen Kinder, denen man früher eine Computer-Verseuchung oder viereckige Augen unterstellt hat.
Die Preise für Brettspiele sind explodiert (da träumt jeder Meteoritenhändler von) und die weltweit größte Brettspielmesse die "Spiel" in Essen stellt jedes Jahr neue Besucher-Rekorde auf (2019 waren es über 200.000 - das schafft keine Mineralienmesse). EINSCHUB-ENDEMan darf mich gerne antiquiert nennen, aber ich sehe/verstehe Messen noch immer anders und ich würde mich sehr freuen, wenn es wieder mehr Sammler geben würde, die es mir gleich täten. Ich fahre nicht ausschließlich zum kaufen auf Messen. Wie oft bin ich schon auf Messen unterwegs gewesen mit dem festen Wissen, dass ich nichts kaufen werde - aus Überzeugung, da ich gerade "satt" war oder auch mal mangels Liquidität, einfach nur, weil ich dort viele befreundete Sammler, Händler und Wissenschaftler treffe, mich mit diesen im persönlichen Gesprächen austauschen und Neues lernen bzw. sehen kann?!
... und die Käufer sind keineswegs nur alte Leute oder spinnerte Heilstein-Freaks. Kopf hoch!
Nur der Vollständigkeit halber: Das habe ich nie behauptet. Ich würde mich sogar auf die Aussage versteifen wollen, dass Heilstein-Freaks kaum bis gar keine hochpreisigen Meteorite kaufen. Sieht man mal von Leuten ab, für die Geld nicht so die Rolle spielt, da sie im Überfluss davon haben, so werden hochpreisige Meteoriten doch eher von Leuten gekauft, die diese zu schätzen wissen. Dies setzt aber eine mehr oder weniger vorhandene profunde (Fach-)Kenntnis in der Materie voraus, welche es erlaubt in einem zumeist ja eher wenig farblich ansprechenden Stück das Besondere zu sehen. Dem Gros der Esoteriker, denen ich bisher begegnet bin, kann ich diese Fachkenntnis jedoch getrost absprechen. Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass sich Fachkenntnis und esoterische Ansichten in vielen Punkten gegenseitig ausschließen, da widersprechen.
@ Sigrid:
Frisches Material aus Libyen ist mir nicht bewusst untergekommen. Frische Marokkaner/Algerier gab es. Ich muss aber auch klar sagen, dass ich nicht besonders auf frische Fälle fokussiert bin. Mondmaterial war in eher kleineren Fragmenten vorhanden. Habe allerdings nicht nach den Preisen gefragt. Marsianer gab es auch - durchaus auch ein schönes Stück dabei.
Gruß
Ingo