Schatzgräber unerwünscht
Friedrichroda. (tlz) Schatzgräber leben gefährlich. Das Unglück am Höhenzug Schmücke, bei dem drei Hobby-Mineralogen am vergangenen Wochenende verunglückten, ein 60-Jähriger tödlich, führte es der Öffentlichkeit wieder einmal deutlich vor Augen. Ansonsten graben Schatzsucher mehr im Verborgenen - auch was die rechtliche Seite betrifft.
So genannte Schneekopfkugeln (mit Achat oder Quarzkristallen gefüllte Steine) sind eine geologische Besonderheit. Fundstellen gibt es auch bei Friedrichroda am Spießberg und Seebachsfelsen. Auf Börsen lassen sich Schneekopfkugeln gut verkaufen. Doch die Gräberei mitten in Thüringer Wald ist nicht nur gefährlich, sondern auch nicht gern gesehen. Denn nach mehr oder weniger erfolgreicher Suche hinterlassen Schatzgräber nicht selten eine Mondlandschaft. Achim Schneider, Leiter des Herzoglichen Forstamtes Tabarz, kann davon ein Lied singen. Er kennt "Strophen" von hemmungslosem Graben: Die Sucher fahren mit Autos vor, packen ihre Schürfwerkzeuge aus, unterhöhlen Bäume, selbst junge Setzlinge, untergraben Wegböschungen. Er habe auch schon gesehen, dass von Schürfern nur noch die Füße aus dem Erdreich ragten, berichtet Schneider. 2003 war bei Friedrichroda nach einem Schatzsucher vergeblich gesucht worden, nachdem an einer Höhle Grabwerkzeuge, aber keine Person dazu entdeckt worden war. Treffen Förster die Schatzgräber im Wald, stellen sie diese zur Rede. Denn der Grundstückeigentümer muss fürs Graben eine Genehmigung erteilen, weist Forstdirektor Horst Sproßmann, Leiter des Forstamtes Finsterbergen, auf die rechtlichen Belange hin.
Die Wälder um Friedrichroda gehören zum herzoglichen Forst; Schneider: "Früher haben wir mal Genehmigungen erteilt." Doch als die Schatzgräberei Überhand nahm, stellte das Forstamt das ein. Es gebe unter den Hobby-Mineralogen sicherlich Ausnahmen. Schneider verweist darauf, dass er und seine Forstleute auch schon mal Mitglieder mineralogischer Vereine zwei bis drei Stunden durch den Wald geführt hatten. Die Kehrseite sind Raubgräber. Die bleiben einen Tag. Nach dem Buddeln schütten sie ihren Unrat ins aufgeschürfte Loch. Wie eine Müllkippe sehe das dann aus. Sogar in Reisebus-Stärke seien Mineralienfreunde vorgefahren. Häufig aus den Niederlanden, sagt Scheider. Die Fundstellen werden im Internet weltweit angepriesen. Verstärkter Schatzgräber-Tourismus ist die Folge.
Der Winterorkan "Kyrill" habe Anfangs dieses Jahres für einen Boom gesorgt. Umgebrochene Bäume legten mit Wurzeltellern auch Schneekopfkugeln frei. Forstamtsleiter Sproßmann will das so nicht bestätigen. Verständlich. Schließlich möchten die Forstleute das wilde Schürfen im Naturpark Thüringer Wald unterbinden. Schneider: "Wir verweisen Raubgräber des Platzes." Im Wiederholungsfall werden diese wegen Ordnungswidrigkeit belangt. Doch in der Regel gebe es bei Schneekopfkugel-Suchern keine Wiederholungstäter, sagt Schneider. Fraglich, ob der jüngste Unfall abschreckt.
07.11.2007 Von Wieland Fischer
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