Jeh nu Ingo, aber auch Ingo,
aus den NWAs a posteriori noch Streufelder und damit Ausgangsmasse, Einfallswinkel, Geschwindigkeit und Orbit zu rekonstruieren,
geht nicht mehr, dazu fehlen viel zu viele Funddaten.
Im Grunde sind diese Fragestellungen allerdings auch eher sekundär und tertiär, wie man ja gut erkennen kann an den antarktischen Funden
in deren Gewinnung die Forschung seit 1977 die mit Riesenabstand größten Mittel investiert. Das sind alles Meteorite, die ihren Fallort und ihre Fundzusammenhänge durch den Transport im und durch das Eis verloren haben.
Zum anderen wurden ja einst in anderen Wüsten als der Sahara (dort nur zu anfangs) wie z.B. Oman oder Australien die Funde vorschriftsmäßig mit Koordinaten erfasst, zur Freude jedes Streufeldkundlers; dies wurde dann allerdings von seiten der lokalen Meteoritenwissenschaftlern (zumindest hielten die meisten sich dafür) nicht gewünscht und unterbunden.
Aber, Cassiningo, das ist nun auch nicht das Ende der Welt:
Wie schon mehrfach erklärt, die Zusammengehörigkeit von Funden ist zumindest für die seltenen und halbwegs seltenen Klassen kein Problem, die ist zumeist nach Abschluß der üblichen untersuchungen evident bzw. können Pairingfragen zu jedem beliebigen späteren Zeitpunkt immer noch geklärt werden.
Und für die Fragen, die Dich besonders interessieren, wenn der Raptoringo und ich Dich richtig verstanden haben,
brechen just interessante Zeiten an, weil man das Pferd nun zunehmend von hinten aufzäumen kann!
Man beobachtet und erfasst mittlerweile die Leuchtspur des Meteoriden und andere Daten direkt, noch bevor er den Staub küsst!
Und berechnet daraus unter Zuhilfenahme wieder anderer Daten das mögliche Streufeld, um ihn dort zu finden.
Das ist gerade einmal 20 Jahre her, daß das zum ersten Mal überhaupt geklappt hat, beim Neuschwanstein.
Doch damals waren das größtenteils noch analoge Zeiten. Hobbythek, Pütz bastelt eine Feuerkugelüberwachungsstation, da nehmen wir eine Radkappe, pardon einen konvexen Spiegel, pflanzen einen Ventilator drauf, der uns die Leuchtspur in bekannten Zeitintervallen zerhackt
und hängen einen Photoapparat drüber und machst Langzeitbelichtung, dann brauchmer noch einen Freiwilligen, der die Filme wechselt und entwickelt, feddich...
Heut, da tust Dich besser mit jenen Hobbyfexxen zusammen, die Boliden jagen, ich versteh davon nix, kann man schon mit billigen Cams aussem Elektromarkt erstaunliches anfangen ohne die Stube verlassen zu müssen, wenn man sie auf den Maibaum pflanzt.
Siehst ja auch hier im Forum, wenn vielversprechende Sichtungen gemacht, daß es nur Tage dauert, bis das mögl. Fallgebiet bekannt gegeben wird, aufdaß mögl. viele aufbrechen, die Steine zu finden.
So, und da wird dort, wo es sich am leichtesten finden läßt, z.B. in der australischen Wüste, ein vollautomatisches Desert Fireball Network aufgebaut. Die Stationen können einiges mehr, nehmen z.B. auch die Spektren der Leuchterscheinungen und jaja, witterungsbeständig und wartungsarm müssen sie sein, Stromversorgung und Datenübertragung im Outback.... aber sagen wir so, wenn man den Preis einer Station sich anschaut: da haben sich nicht nur die Metwissenschaftler gefreut...
Einen saublöden Haken hat die Geschicht, die Stationen stehen in einem Gebiet, wo ein Finder qua Gesetz die Busfahrkarte zum Museum und dort einen feuchten Händedruck als Anerkennung bekommt,
d.h. die meisten sicheren Meteorite Dropper werden, wie die Betreiber freimütig bekennen, nicht gefunden, weil sie selber keine Zeit und kein Personal haben, sie zu suchen.
Schimpfen dürfen wir, denn bekanntlich darf Australien am Eurovisionsgesangswettbewerb teilnehmen, daher haben sie für ihr luxuriöses Feuerkugelnetz EU-Mittel erhalten, wir alle haben also ein bisserl mitbezahlt.
Geschenkt, Ziel ist es, ein weltumspannendes, immer dichter werdendes automatisches Feuerkugelüberwachungsnetz zu weben.
Das wird Dir sicherlich erquicklicheren Stoff liefern, als wenn Du Dich abmühst, einzelne Popelsteinchen in die richtige Stelle der 9 Millionen qkm der Sahara einzupassen.
Mettmann