Seit etwa 15 Jahren begutachte ich ja Zufallsfunde, die von den Findern
(zu allermeist irrtümlich) für Meteorite gehalten wurden. Dabei lernte
ich so manchen interessanten Zeitgenossen kennen und bekam auch ein
paar sehr merkwürdige Fund- und Fall-Stories zu hören.
Die Geschichte allerdings, die mir heuer ein Bulgare aufgetischt hat, ist
an Dreistigkeit und zugleich an Naivität wohl kaum zu überbieten.
Im Januar 2025 hat mir dieser junge Mann aus Bulgarien, der in Weil am
Rhein wohnt, ein Fundstück zur persönlichen Untersuchung vorgelegt, das
kein Meteorit war. In den Wochen danach folgten per Mail etliche Bilder
von weiteren Objekten, die der Mann in Deutschland gefunden hat. Alle
Fundstücke waren „meteowrongs“ (Schlacken bzw. irdische Gesteine).
Am 21. Mai, hat mich der Bulgare wiederum kontaktiert, diesmal per
WhatsApp, und mir vier Fotos eines Objekts zugesandt, zu dem er mir
folgende Informationen gegeben hat - und diese auf Nachfrage explizit
bestätigte und bekräftigte:
Dieser Stein von 2,2 kg Masse sei von seinem Cousin gefunden worden,
und zwar beim Wandern in Bulgarien, unweit der Stadt Sliven.
Bei dem Objekt auf den vier WhatApp Fotos handelte es sich ganz offen-
sichtlich um das Fragment eines echten Steinmeteoriten: siehe vier Anlagen.
Mich hat nicht nur der edle Stil der Fotos stutzig gemacht (denn Bilder
von Zufallsfindern sehen i.A. völlig anders aus), sondern vor allem die
Umstände, dass der Stein offensichtlich mit „Wüstenlack“ überzogen war
und dass neben dem Steinmeteoriten ein Maßstabswürfel lag!
Daher habe ich im Internet nach diesem Objekt recherchiert und bin auf
eine ebay Kleinanzeige gestoßen.
Im Hintergrund dieser (bereits deaktivierten) ebay Kleinanzeige fand ich
acht Fotos genau dieses Objekts! Den Meteoriten hatte ein ehrenwertes
Mitglied unseres Forums (Jens) korrekt beschrieben, als 2,2 kg schweres
Exemplar des „DaG 477“ Chondriten aus Libyen, und zum Kauf angeboten.
Wie mir Jens bestätigte, hat der besagte Bulgare diesen Steinmeteoriten
angekauft und persönlich abgeholt. Der junge Mann aus Bulgarien ersuchte
Jens bei der Übergabe des Meteoriten sogar noch, die ebay Kleinanzeige
bitte sofort zu löschen! Angeblich „damit der Vater des Käufers nicht
mitkriegt, wie viel Geld sein Sohn für einen Meteoriten ausgibt“…
Als der Käufer seinen frisch erworbenen Steinmeteoriten längst in Weil am
Rhein auf dem Tisch liegen hatte, hat dieser mir gegenüber behauptet, dass
sich das Fundstück noch bei seinem Cousin in Bulgarien befinden würde.
Und dass dieser Cousin nicht riskieren möchte, den Meteoriten mit der Post
von Bulgarien nach Deutschland zu schicken. Der Cousin würde aber eine
kleine Ecke des Meteoriten abschneiden. Von dieser Probe sollte ich dann
die Echtheit bestätigen, damit der Typ aus Weil am Rhein den Meteoriten
so teuer wie möglich als „Neufund aus Bulgarien“ verkaufen könne.
Der Bulgare hat mir diese Probe dann auch prompt zugeschickt. Ihm kam es
offensichtlich weder unrealistisch, noch unglaubwürdig vor, dass das Absägen
von Material, angeblich durch seinen Cousin in Bulgarien, der Postversand von
Bulgarien nach Weil am Rhein und dann der Postversand von Weil am Rhein
bis zu mir nach Augsburg weniger als 24 Stunden dauerte…???
Natürlich konnte ich dem Einsender der Probe bestätigen (und es auch mit
Röntgenfluoreszenzanalyen des Materials belegen), dass es sich dabei um einen
echten Chondriten handelt. Als ich dem Bulgaren aber unmissverständlich zu
verstehen gab, dass ich ihm seine Fundgeschichte nicht abnehme und diese als
dreisten Betrugsversuch werte, hat er ganz reumütig seinen diversen Lügen
eingestanden, um keine Strafanzeige wegen Betrugs zu riskieren.
Der Bulgare wird nun bestimmt versuchen, den Meteoriten gewinnbringend
zu verkaufen. Diesbzgl. sollten bitte alle Leser dieses Forums auf der Hut sein,
wenn dieser Steinmeteorit aus Libyen irgendwo auftauchen sollte. Gerne kann
diese Geschichte auch über andere Foren verbreitet werden.
Mit bestem Gruß Dieter
WhatsApp Bilder, die mir der junge Bulgare schickte: