Autor Thema: Rund um den Rammelsberg (bei Goslar/Harz)  (Gelesen 4557 mal)

Labrador

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Rund um den Rammelsberg (bei Goslar/Harz)
« am: April 20, 2008, 15:03:49 Nachmittag »
Maltermeister Turm

In den sehr bröckeligen Tonschiefer-Schichten am Rammelsberg findet sich zu manchen Jahreszeiten eine einzigartige Sulfatparagenese. Das Vorkommen ist allerdings vom Wetter abhängig und es kann sein, dass man bei einem Besuch nichts oder nur dünnste weißlichgrüne Anflüge antrifft. Hat man allerdings Glück und die Witterung spielt mit, kann man schöne MM und KS der Sulfate finden, die Paragenese schwankt allerdings auch. Zu früheren Zeiten war sie wohl nicht ganz so artenreich. In einem Aufschluss-Artikel aus den 1970ern werden Mineralien beschrieben, die auch heute noch gefunden werden können.

Die "Grundlage" der Sulfate bildet entweder eine grünlichgraue Kruste aus Melanterit oder aber kräftig hellblauer Chalkanthit zusammen mit weißen Anflügen aus Hydrozinkit. Letzterer kommt auch in knötchenartigen kristallisierten Aggregaten vor, die manchmal Mischkristalle mit Goslarit sind. Auf dem hellgrünen Melanterit, manchmal auch auf dem Tonschiefer selbst, bzw. auf dünnen Gips-Klüftchen darin finden sich winzige, aber strahlend dunkelgrün gefärbte Kristalle von Antlerit. Begleitet wird er z.T. von radial aufgebauten grasgrünen Kügelchen aus Malachit und Brochantit. Auf dem Tonschiefer gibt es noch neben Gips gelbe bis braune Krusten, die Copiapit und/oder Römerit darstellen dürften sowie selten weiße Kügelchen und knollige Beläge von Smithsonit. Auf dem Chalkanthit wiederum und auch auf dem Tonschiefer kommen sehr schöne hellblaue Sonnen von Serpierit vor. Mit diesem leicht zu verwechseln ist der Devillin, der aber die typisch gebogenen xx bildet und in der Farbe auch etwas kräftiger ist. Vom Serpierit unterscheiden sich auch weißblaue Nadeln mit einem silbrigen Schimmer. Bei diesem Material könnte es sich möglicherweise um Aurichalcit handeln. Weitere seltene Mitglieder der Paragenese sind strahlend blaue, fast quadratische tafelige xx des Langit sowie Epsomit, der nur einmal als 2 mm messende weiße Locke festgestellt werden konnte.

Direkt gegenüber des genannten Aufschlusses sieht man am Waldrand den Wissenbacher Schiefer anstehen. Geht man näher heran, so lässt sich bisweilen ein leichter Schwefelgeruch vernehmen. In der Literatur werden von hier große Pyritkugeln beschrieben, der "Verursacher" der Sulfatparagenese. An der Oberfläche ist davon nichts mehr zu sehen und das Bearbeiten des Anstehenden ist untersagt!

Der Communionssteinbruch und Schiefermühle

Geht man vom Maltermeister Turm einige Zehnermeter in Richtung des großen Parkplatzes zurück, so sieht man rechts im Wald bald einen Wanderweg den Berg hochführen. Dem geologisch Interessierten sei ein kleiner Abstecher zum Communionssteinbruch empfohlen, der Weg führt in wenigen Minuten direkt dorthin. Man landet schließlich auf einer ziemlich weitläufigen Freifläche mit der gewaltigen Bruchwand dahinter. Der Steinbruch ist sehr alt, er bestand schon um 1800. Zwar kann man hier sammeln, doch die Bruchwand macht stellenweise einen sehr maroden Eindruck und es bröselt auch ständig kleinstückiges Material herunter. Auch hier hängt deutlicher Schwefelgeruch in der Luft. Nur mehr anhand der Verfärbungen der Sekundärbildungen lässt sich das Erzband ausmachen, dass sich, einige Zentimeter mächtig, fast durch den ganzen Bruch zieht. Vielleicht hat man Glück und findet noch ein Handstück mit Erzgang, welches sich anschleifen lässt. Es kommen hier einige Minerale vor, darunter interessante Sekundärbildungen wie Hemimorphit oder Pyromorphit. Die Fundsituation stellt sich aber auf den ersten Blick wenig einladend dar. Von der Freifläche aus hat man einen guten Blick über die gewaltigen Halden und das Erzbergwerk Rammelsberg. Nur von hier sieht man auch den Steinbruch Schiefermühle, der auf dem Betriebsgelände liegt und daher nicht zugänglich ist. Die Schiefermühle wurde vor allem bekannt für große klare Gips-Kristalle, kleine, aber kräftig rot gefärbte Cuprit xx, gediegenes Kupfer, z.T. in nadeligen xx bis 4 mm Länge, Malachit und Azurit sowie einige Zinksulfate.

Literatur

Kath, H.: Pyromorphit und Cerussit vom Communion-Steinbr. b. Goslar, in: Der Aufschluss 4/1973.
Wittern, A. (1995): Mineralien finden im Harz, Köln: Sven von Loga, S.24, bzw. 25-26 (Communionssteinbruch).
Wrede, V.: Erzmineralien aus den älteren Schichten des Rammelsberges bei Goslar, in: Der Aufschluss 4/1974, S.211-214.
 

Labrador

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Re: Rund um den Rammelsberg (bei Goslar/Harz)
« Antwort #1 am: April 20, 2008, 15:26:46 Nachmittag »
Serpierit xx auf Tonschiefer vom Maltermeister Turm

Labrador

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Re: Rund um den Rammelsberg (bei Goslar/Harz)
« Antwort #2 am: Mai 23, 2008, 18:23:43 Nachmittag »
Kleiner Nachtrag zum Communionssteinbruch

Am gestrigen Tag habe ich mich dann doch nochmal zum besagten Bruch hochgequält. Funde kann man hier zwar im allgemeinen in den Wind schreiben, aber die Aussicht ist einfach so fantastisch, dass man denn doch jedes Mal wieder aufi marschiert! Im mittleren Bruchteil, nahe den letzten noch erkennbaren Metermarken 10 und 18, liegen tatsächlich allerhand wohl frisch aus der Wand gefallene Brocken herum, die Erz (fast nur Pyrit) führen. Von der in der Literatur so oft zitierten 15 cm dicken Erzlage mit Malachitbelag ist aber absolut keine Spur auszumachen. Naja, ich hab mir jedenfalls zwei Steinchen eingesteckt. An einem befindet sich recht viel blauschwarzer Covellin, den man als Rammelsberg-Beleg doch gern einsteckt;-). Weiterhin habe ich noch hübschen Limonit (kupferrot glänzende Beläge und nette braungelbe "Glasköpfe") finden können. Ein weiteres Stück lässt auf Pyromorphit hoffen, wird sich aber bestimmt nur wieder als grünliches Eisenverwitterungsprodukt herausstellen... Nach den anderen Enttäuschungen in sammlerischer Hinsicht an diesem Tag - so musste ich mich schließlich im Rammelsbergmuseum mit dem Kauf zweier alter Harz-Stufen belohnen - war das immerhin noch was selbstgefundenes. Und allein wegen des atemberaubenden Blickes über die Stadt Goslar und das Harzvorland bis weit nach Salzgitter hin lohnt es sich. Und nur hier oben kann man auch einen Blick auf den weit unten gelegenen Steinbruch Schiefermühle werfen, der auf dem Bergwerksgelände gelegen ist und nicht betreten werden darf. So träumt man sich nach unten zu den herrlichen Gipskristallen, den bunten Kupfersekundärmineralen, den Smithsoniten und den zentimeterlangen Kupfernadeln...
Am Maltermeister Turm war leider Hochbetrieb in Sachen Kaffeeausflug. Und zwischen den ganzen Autos unter den Blicken der kuchenmümmelnden alten Herrschaften wollte ich dann doch nicht mit dem Meißel an den Schiefer, obwohl´s schon wieder an der ein oder anderen Stelle verdächtig grünlich blühte.

Glückauf
Labrador 

Labrador

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Re: Rund um den Rammelsberg (bei Goslar/Harz)
« Antwort #3 am: Juni 04, 2008, 19:49:34 Nachmittag »
Gipskristalle auf hellblauem Rostit von der Schiefermühle am Rammelsberg, Goslar/Harz (BB = 5 cm)

Labrador

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Re: Rund um den Rammelsberg (bei Goslar/Harz)
« Antwort #4 am: Juli 29, 2008, 13:45:22 Nachmittag »
Hier noch eine kleine Rarität vom Rammelsberg: ein Glücksfund für nen schlappen Euro in ner staubigen Kiste :laughing:

Pyromorphit in opaken graugrünen Kristallgarben auf Limonit. Alter Beleg vom Communionssteinbruch (BB = 5 mm)

Labrador

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Re: Rund um den Rammelsberg (bei Goslar/Harz)
« Antwort #5 am: Februar 06, 2009, 11:25:25 Vormittag »
Blättrig-dichter, blauer Linarit in Limonithohlraum vom Communionssteinbruch

Peter5

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Re: Rund um den Rammelsberg (bei Goslar/Harz)
« Antwort #6 am: Februar 08, 2009, 21:07:18 Nachmittag »
So, jetzt endlich die auch ständig von mir angekündigten, einzigen beiden Stufen mit "Derberz", die ich vom Rammelsberg habe ..

Chalkopyrit (Kupferkies) mit Galenit (Bleiglanz) und Quarz ..

 

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