Maltermeister Turm
In den sehr bröckeligen Tonschiefer-Schichten am Rammelsberg findet sich zu manchen Jahreszeiten eine einzigartige Sulfatparagenese. Das Vorkommen ist allerdings vom Wetter abhängig und es kann sein, dass man bei einem Besuch nichts oder nur dünnste weißlichgrüne Anflüge antrifft. Hat man allerdings Glück und die Witterung spielt mit, kann man schöne MM und KS der Sulfate finden, die Paragenese schwankt allerdings auch. Zu früheren Zeiten war sie wohl nicht ganz so artenreich. In einem Aufschluss-Artikel aus den 1970ern werden Mineralien beschrieben, die auch heute noch gefunden werden können.
Die "Grundlage" der Sulfate bildet entweder eine grünlichgraue Kruste aus Melanterit oder aber kräftig hellblauer Chalkanthit zusammen mit weißen Anflügen aus Hydrozinkit. Letzterer kommt auch in knötchenartigen kristallisierten Aggregaten vor, die manchmal Mischkristalle mit Goslarit sind. Auf dem hellgrünen Melanterit, manchmal auch auf dem Tonschiefer selbst, bzw. auf dünnen Gips-Klüftchen darin finden sich winzige, aber strahlend dunkelgrün gefärbte Kristalle von Antlerit. Begleitet wird er z.T. von radial aufgebauten grasgrünen Kügelchen aus Malachit und Brochantit. Auf dem Tonschiefer gibt es noch neben Gips gelbe bis braune Krusten, die Copiapit und/oder Römerit darstellen dürften sowie selten weiße Kügelchen und knollige Beläge von Smithsonit. Auf dem Chalkanthit wiederum und auch auf dem Tonschiefer kommen sehr schöne hellblaue Sonnen von Serpierit vor. Mit diesem leicht zu verwechseln ist der Devillin, der aber die typisch gebogenen xx bildet und in der Farbe auch etwas kräftiger ist. Vom Serpierit unterscheiden sich auch weißblaue Nadeln mit einem silbrigen Schimmer. Bei diesem Material könnte es sich möglicherweise um Aurichalcit handeln. Weitere seltene Mitglieder der Paragenese sind strahlend blaue, fast quadratische tafelige xx des Langit sowie Epsomit, der nur einmal als 2 mm messende weiße Locke festgestellt werden konnte.
Direkt gegenüber des genannten Aufschlusses sieht man am Waldrand den Wissenbacher Schiefer anstehen. Geht man näher heran, so lässt sich bisweilen ein leichter Schwefelgeruch vernehmen. In der Literatur werden von hier große Pyritkugeln beschrieben, der "Verursacher" der Sulfatparagenese. An der Oberfläche ist davon nichts mehr zu sehen und das Bearbeiten des Anstehenden ist untersagt!
Der Communionssteinbruch und Schiefermühle
Geht man vom Maltermeister Turm einige Zehnermeter in Richtung des großen Parkplatzes zurück, so sieht man rechts im Wald bald einen Wanderweg den Berg hochführen. Dem geologisch Interessierten sei ein kleiner Abstecher zum Communionssteinbruch empfohlen, der Weg führt in wenigen Minuten direkt dorthin. Man landet schließlich auf einer ziemlich weitläufigen Freifläche mit der gewaltigen Bruchwand dahinter. Der Steinbruch ist sehr alt, er bestand schon um 1800. Zwar kann man hier sammeln, doch die Bruchwand macht stellenweise einen sehr maroden Eindruck und es bröselt auch ständig kleinstückiges Material herunter. Auch hier hängt deutlicher Schwefelgeruch in der Luft. Nur mehr anhand der Verfärbungen der Sekundärbildungen lässt sich das Erzband ausmachen, dass sich, einige Zentimeter mächtig, fast durch den ganzen Bruch zieht. Vielleicht hat man Glück und findet noch ein Handstück mit Erzgang, welches sich anschleifen lässt. Es kommen hier einige Minerale vor, darunter interessante Sekundärbildungen wie Hemimorphit oder Pyromorphit. Die Fundsituation stellt sich aber auf den ersten Blick wenig einladend dar. Von der Freifläche aus hat man einen guten Blick über die gewaltigen Halden und das Erzbergwerk Rammelsberg. Nur von hier sieht man auch den Steinbruch Schiefermühle, der auf dem Betriebsgelände liegt und daher nicht zugänglich ist. Die Schiefermühle wurde vor allem bekannt für große klare Gips-Kristalle, kleine, aber kräftig rot gefärbte Cuprit xx, gediegenes Kupfer, z.T. in nadeligen xx bis 4 mm Länge, Malachit und Azurit sowie einige Zinksulfate.
Literatur
Kath, H.: Pyromorphit und Cerussit vom Communion-Steinbr. b. Goslar, in: Der Aufschluss 4/1973.
Wittern, A. (1995): Mineralien finden im Harz, Köln: Sven von Loga, S.24, bzw. 25-26 (Communionssteinbruch).
Wrede, V.: Erzmineralien aus den älteren Schichten des Rammelsberges bei Goslar, in: Der Aufschluss 4/1974, S.211-214.