Autor Thema: Nebel, Gestank und schnutziger Regen bei einem Meteoritenfall  (Gelesen 8838 mal)

Offline APE

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Re: Nebel, Gestank und schnutziger Regen bei einem Meteoritenfall
« Antwort #30 am: August 15, 2008, 14:36:35 Nachmittag »
So nach dem sich der 20. Berliner Meteoriten-Stammtisch vom Geruch eines NWA-Mets überzeugt hat und dies auch alle Met-Freunde überlebt haben (jedenfalls z.Z. sieht es so aus  :einaugeblinzel:), möchte ich über einen weiteren Fall berichten, wo man etwas über Geruchsentwicklung berichtet bekommt.
Ach zuvor noch der Hinweis, der NWA-Met, den Stefan zum Stammtisch mitgebracht hatte, roch nur, wenn man daran mit einer feinen Nagelfeile gerieben hatte, um so Staub zu erzeugen. Den haben wir dann scheinbar geschnüffelt und etwas dabei gerochen wie "Werkshallengeruch",  "Verbranntes" oder ...? ... ich habe keine Ahnung nach was. Ich bin Allergiker ...
http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=2682.30

So, ein Prof. J. Gallia berichtete in einem Schreiben von einem Meteoritenfall bei Alfianello unweit von Brescia (Italien). Der Fall war am 16. Febr. 1883 und es war ein L6 - für alle Experten hier im Forum. Da fiel also ein Himmelsstein von ca. 200kg in einen Kleeacker. Die Form finde ich interessant, die man da beschreibt, denn es soll ein stumpfer Kegel gewesen sein! Etwa ein OriMet? Naja es ist nur ein Stein gefallen und der hätte durchaus die Zeit gehabt, sich auszurichten. Aber die Leute die zufällig unweit des Fallortes alles beobachtet hatten, fanden den Stein und gruben ihn aus und zerschlugen ihn ...  :neenee:
Gut soviel dazu.

Also hier schrieb dann Gallia etwas interessantes:
" ... das Loch war fast rund, so breit, daß ein Mann bequem hineinsteigen konnte, 1m tief, jedoch nicht senkrecht, sondern in Richtung von Ost nach Süd. Die Bauern begannen den Stein aus der Grube hervorzuheben, er bestand aus einem Stück, hatte aber zwei Sprünge ... Der Stein wurde von den Bauern mit Hämmern und anderen Werkzeugen zerschlagen und zerbröckelt und wurde so von den vielen herbeigeeilten Leuten verschleppt und verkauft ... Der Stein war beim Ausgraben noch warm, hatte einen Schwefelgeruch, an der Oberfläche zeigte er sich glatt und von schwarzer Farbe, da er aber in wohl viele hundert mehr oder weniger große Stücke zertrümmert wurde, so zeigte sich an den meisten Fragmenten fast nichts mehr von der Rinde ..."

Ich bin der Meinung, wer so wie die damals einen Meteoriten vergewaltigt, sollte bestraft werden! :ehefrau:
Ansonsten muß man nicht unbedingt mit einer Feile Staub erzeugen, um was riechen zu können, nein wer ordentlich drauf haut, dem fliegen genug Staub und kleinste Teilchen um die Ohren oder Nase. Wer da nichts riecht, der hatte wohl eine verstopfte Nase ...

Die Moral von der Geschicht, riechen tut nur was, wenn Staub und Gase vom Met in der Luft liegen. Wenn alles verflogen ist, kommt selbst der Hund zu spät, denn entweder riecht jetzt alles nach Met(Staub) oder eben, wie ich meine, gar nichts mehr. Aber wer weiß das schon. Wenn ich recht habe, werden wir es nie erfahren, denn es gibt nichts zu erschnüffeln, solange alle nur rum liegt.  :prostbier:

In Peru hat wahrscheinlich der Wind vor Ort, den zu Staub zertrümmerten Eindringling, jeden Tag etwas mehr verweht. Den Leuten dort wurde also der Gestank oder besser gesagt der Staub des Mets um die Nase geweht. Dies könnte ich jedenfalls sehr gut nachvollziehen. Ich schätze mal, wer jetzt noch mal zum Krater fahren möchte, kann ja mal am Boden riechen, um die Geruchsspur auf zunehmen ...  :nixweiss:

He Jan, hattest Du nicht geschrieben, als Du am Krater ankamst, dort hat es noch leicht gerochen? Beschreibe noch einmal genau, nach was es roch und wie stark und wo am meisten usw.
 :danke:

 :user:
Thomas
« Letzte Änderung: August 15, 2008, 14:52:22 Nachmittag von APE »
Grau ist alle Theorie ...

H5P6

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Re: Nebel, Gestank und schnutziger Regen bei einem Meteoritenfall
« Antwort #31 am: August 15, 2008, 17:02:08 Nachmittag »
Hallo, :winke:

das mit dem starken Geruch beim Schneiden von Gestein,scheint garnicht so selten zu sein.Ich hatte auch einmal ein Gestein geschnitten,was extrem gestunken hat.Kann mich aber nicht mehr erinnern,welches das war.
Das andere Beispiel betrifft das unten abgebildete Gestein.Bis es restlos abgetrocknet war,hat dieser Stein so stark nach Blausäure gerochen,daß ich bei betrachten unter einer Optik,ständig den Atem anhalten mußte.Die Folge waren zwei Tage Kopfschmerzen. :platt:

Gruß Jürgen :smile:

Offline MetGold

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Re: Nebel, Gestank und schnutziger Regen bei einem Meteoritenfall
« Antwort #32 am: August 15, 2008, 17:25:27 Nachmittag »
Hallo Jürgen,

das Schneiden von irgendwelchen (Eisen-)Schlacken ist meist geruchsintensiv !

 :winken:   MetGold   :alter:
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Jan Hattenbach

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Re: Nebel, Gestank und schnutziger Regen bei einem Meteoritenfall
« Antwort #33 am: August 18, 2008, 17:22:22 Nachmittag »
Hallo zusammen,

sorry, ich war ne Weile nicht im Forum, und Thomas' email ist (warum auch immer) in meinem Spamordner gelandet. Ich erzähle aber gerne nochmal, was ich in Peru gerochen hab:

Mein erster Besuch am Krater war am 22. 9. 2007, also ziemlich genau 7 Tage nach dem Einschlag. Ich konnte einen fauligen, schwefelartigen Geruch feststellen - so ein bisschen nach faulen Eiern etwa. Er erinnerte mich als Aachener an den Schwefelwasserstoffgeruch des Elisenbrunnens in meiner Heimatstadt. Der Geruch trat definitiv aus dem Krater aus (der ja schon wassergefüllt war) und wurde vom Wind in eine bestimmte Richtung (SO) getrieben. Auf der NW-Seite konnte man nur etwas riechen, wenn man direkt am Kraterrand stand. Der Wind war nur leicht, aber wehte beständig. Stärke 3 würde ich sagen.

Die Polizisten vor Ort erklärten mir, dass dieser Geruch in den ersten Tagen sehr intensiv gewesen sei und bei mehreren Menschen (höchstens aber 30) verübergehende Kopfschmerzen und Übelkeit verursacht haben soll. Aber auch 7 Tage nach dem Fall würde ich den Geruch durchaus als "intensiv" bezeichnen, er war alles andere ans angenehm.

3 Tage danach war ich wieder am Krater. Der Geruch war verschwunden - zumindest in einem Abstand von ca. zehn Metern nicht mehr wahrnehmbar. Näher ran kam ich so leicht nicht mehr, der Krater war abgesperrt und wurde bewacht.

8 Monate später dann war überhaupt nichts mehr wahrnehmbar, selbst als ich auf dem Boden kriechend bis auf wenige cm an den Kratertümpel rangekrochen bin :-)

Viele Grüße,

Jan 

Offline MetGold

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Re: Nebel, Gestank und schnutziger Regen bei einem Meteoritenfall
« Antwort #34 am: August 18, 2008, 21:26:18 Nachmittag »
Hallo Jan,

 :super: , da sollte man wohl davon ausgehen können, das der Gestank nicht aus dem durch den Aufprall verdichteten Erdreichs gekommen ist, sondern vom Meteoriten selbst.

 :winken:   MetGold   :alter:
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Offline herbraab

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Re: Nebel, Gestank und schnutziger Regen bei einem Meteoritenfall
« Antwort #35 am: August 19, 2008, 19:29:52 Nachmittag »
Und später machen wir den Thread auf:  Kochen mit Meteoriten!

Etwas Knoblauch gefällig...?

"Die comissionelle Erhebung der Thatsachen wurde auf Veranlassung der K. Ungarischen Statthalterei gepflogen. Die 35 Stücke, welche die Commission erwarb, wurden in den Dörfern Knyahinya und Striczava auf einer Strecke von 600 Klafter Länge eingesammelt. [...] Der schwefelige Geruch war eine Meile im Umkreis bemerkbar. Der israelitische Gastwirth gab die bestimmte Äußerung ab, daß der Stein, der, wo er saß vor ihm herabfiel, und den er sogleich aufhob, eiskalt war, aber daß ihm die Hand intensiv nach Schwefel - und Pulver, auch Knoblauch - wie der Ausdruck war - roch, so zwar, daß die Hand noch zwei Tage lang den Geruch beibehielt."
(Aus: M. W. Ritter von Haidinger: "Der Meteorsteinfall am 9. Juni 1866 bei Knyahinya nächst Nagy-Berezan im Unger Comitate", in Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften", Jahrgng 1866, S. 203)

Also hier schrieb dann Gallia etwas interessantes:
"Der Stein war beim Ausgraben noch warm, hatte einen Schwefelgeruch, an der Oberfläche zeigte er sich glatt und von schwarzer Farbe, da er aber in wohl viele hundert mehr oder weniger große Stücke zertrümmert wurde, so zeigte sich an den meisten Fragmenten fast nichts mehr von der Rinde ..."

Auch da findet sich ein ähnlicher Bericht bei Haidinger:

"Mohnar Mihaylo, Dorfhirt, 24 Jahre alt, ledig, fand am vierten oder fünften Tage nach dem Schusse mit mehreren Kameraden ober der Gemeinde Sztricsava einen runden Meteorstein von gegen 20 Pfund in einem Graben. Sie zerschlugen ihn, und warfen die Stücke umher. Später wurden diese von Israeliten aufgesammelt und weggebracht."
(Aus: M. W. Ritter von Haidinger: "Der Meteorsteinfall am 9. Juni 1866 bei Knyahinya, zweiter Bericht", in Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften", Jahrgng 1866, S. 490)

Würzige Grüße,
  Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

 

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