Autor Thema: Estlands Impaktkrater  (Gelesen 8973 mal)

Offline boborit

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #15 am: Januar 12, 2011, 17:20:08 Nachmittag »
Zitat
Die Vertiefung wurde in der Vergangenheit als Mülldeponie genutzt, was die Nutzung von Metall-Detektoren zur Meteoritensuche de facto unmöglich macht.

OK, aber im weiteren Umfeld des Kraters sollten, wie im Falle Gebel Kamil, doch Reste des Meteoriten verstreut worde sein. Im Falle eines Eisenmeteoriten würde ich hier heute noch Funde erwarten, ein Steinmeteorit wäre dagegen sicher von den Umwelteinflüssen vernichtet!?
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Offline speul

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #16 am: Januar 23, 2011, 20:52:08 Nachmittag »
3. Tsõõrikmäe
Der Krater Tsõõrikmäe wird zwar in einigen Publikationen als Meteoritenkrater geführt, ist jedoch nicht in der offiziellen Liste der Impaktkrater verzeichnet. Das liegt daran, dass weder der verursachende Meteorit entdeckt wurde, noch Impaktite mit Anzeichen von Schock. Außerhalb Estlands ist er nahezu unbekannt.
Tsõõrikmäe liegt im südöstlichen Teil Estlands in der Nähe von Repina und wurde 1984 von Ülo Kestlane entdeckt. Das Relief dort ist bestimmt durch die letzte Vereisung vor 13000 Jahren. Quartäre Sedimente von einigen bis wenige Zehnermeter bedecken Mitteldevonische Sandsteine.
Der Krater hat einen Durchmesser von 38-40 Metern, sein Wall ist abgeflacht, aber die Ringstruktur gut zu erkennen. Die Tiefe vom höchsten Punkt des Walls betrachtet beträgt 5,5 Meter. Das Torf im Kraterinneren ist 4,5 Meter dick und hat ein 14C-Alter von 9500 bis 10000 Jahren. Lumineszenz-Messungen erbrachten ein Alter des Kraters von ca. 3000 Jahren.
2008 existierten einige Wegweiser zum Waldgebiet, in dem sich der Krater befindet. Die genaue Stelle konnte aber nur mit Hilfe von Einheimischen gefunden werden. Diesen ist die Struktur aber geläufig. Vor Ort informiert eine Tafel über die geologischen Gegebenheiten.


Literatur:
Czegka W, Tirrmaa R: Holocene meteor craters in central and northeast-central Europe, 61st Annual Meteoritical Soc. Meet., Abstr. #5005
Raukas A: Impact events in Estonia and their possible environmental consequences, Catastrophic Events Conf. Abstr. #3010
Raukas A(2002): Postglacial impact events in Estonia and their influence on people and the environment, Geol. Soc. Am., Spec. Paper 356, S. 563-569
Stankowski WTL, Raukas A, Bluszcz A (2007): Luminiscence dating of the Morasko (Poland), Kaali, Ilumetsa and Tsoorikmäe (Estonia) meteorite craters, Geochronometria 28, 25-29
Tiirmaa R (1997): Meteorite craters in: Raukas A, Teedumäe A (Edit.) Geology and Mineral Resources of Estland,
Tiirmaa R (2002): Meteoriidid ja meteoriidikraatrid, Tallin 2002

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Offline speul

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #17 am: Januar 23, 2011, 20:54:33 Nachmittag »
und noch zwei Bilder vom Krater und vom Wall.
Viele Spaß
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline speul

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #18 am: Februar 04, 2011, 21:21:08 Nachmittag »
Moin moin, :winke:
wollt ihr noch was, oder langweilts Euch?  :traurig:
speul
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Offline boborit

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #19 am: Februar 04, 2011, 22:07:06 Nachmittag »
Moin moin, :winke:
wollt ihr noch was, oder langweilts Euch?  :traurig:
speul

Nöö, langweilig ist das gar nicht!
Zeig doch mal was du noch hast, Impaktkrater sind immer gut!!

Grüße - Michael :winke:
« Letzte Änderung: Februar 04, 2011, 22:40:47 Nachmittag von boborit »
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Plagioklas

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #20 am: Februar 04, 2011, 22:36:41 Nachmittag »
Ich les hier sehr gern mit.

Wobei ich gerne auch noch ein paar bilder vom Impaktgestein sehen würde.

Offline lithoraptor

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #21 am: Februar 05, 2011, 14:08:18 Nachmittag »
MEEEHHHRR! :pro:

Offline speul

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #22 am: Februar 06, 2011, 18:26:49 Nachmittag »
So, weiter gehts im Text.
Leider wieder kein Impaktitbilder dabei, nichts zu machen wenns keine gibt. :nixweiss:

4. Ilumetsa
Ilumetsa ist als Meteoritenkrater allgemein anerkannt. In der Literatur ist die Rede von drei bis fünf unterschiedlichen Kratern, die unterschiedlich, aber uneinheitlich und zum Teil irreführend bezeichnet werden. Nur für die zwei größten wird der meteoritische Ursprung als gesichert angesehen. Die Kratergruppe wurde 1938 bei Kartierungsarbeiten entdeckt. A. Luha ,der Chef des Estnischen Geologischen Komitees, ging 1956 erstmals von einem meteoritischen Ursprung aus. Das Gebiet steht seit 1964 unter Naturschutz.
Die Krater befinden sich südlich der Bahnstation Ilumetsa an der Strecke Tartu-Petseri in Südostestland.

Der größte Krater, genannt Põrguhaud (das heißt Höllengrab) ist morphologisch am deutlichsten erhalten. Sein Durchmesser beträgt 76 m und die Tiefe 9 m, der gut erhaltene Ringwall hat eine Höhe von maximal 4 m. 1957 erfolgten umfangreiche Untersuchungen, die es erlaubten ein Profil des Kraters zu rekonstruieren. Der Untergrund besteht aus mitteldevonischem Sandstein mit quartären Deckschichten. Der Krater wurde der Sandstein ausgeworfen und mit den Geschiebemergeln und Sanden vermischt als Wall abgelagert. Czegka 1997 berichtet, daß nach persönlicher Information durch R. Tiirmaa der Quarz im Sandstein planare Elemente aufweisen würde, die auf eine Schockgenese bei 50-150 kbar hindeuten. Diese Daten sind sonst nicht publiziert. Deutlich ist eine Überkippung und Schichtumkehr zu beobachten. Im Krater liegt heute eine bis zu 2,5 m mächtige Torfschicht. Geophysikalische Untersuchungen in den letzten Jahren zeigten positive magnetische Anomalien im Bereich des Walls und negative im Bereich der Vertiefung. Seismische Profile zeigen ein Absinken des Grundwasserspiegels unter den Kratern.

Der nächstkleinere Krater trägt die Bezeichnung Sügavhaud (das heißt tiefes Grab). Er hat einen Durchmesser von 47 m und eine Tiefe von 5,5 m. Im NNW und NE ist der Rest eines Ringwalls mit maximal 1,50 m Höhe erhalten. Dieser Krater ist mit mächtigen Bäumen bewaldet und so im Gelände schwierig zu erkennen. Reste einer ehemaligen Beschilderung waren 2008 noch vorhanden.

Der kleinste und erst 1957 entdeckte Krater Tondihaud, nach anderen Quellen Kuradihaud (Teufelsgrab) genannt, hat eine Durchmesser von 24 m und nur eine geringe Tiefe von 1,5 m, ein kleiner Wall von 20 cm Höhe ist angedeutet. Dieser Krater ist mit Torf gefüllt und ebenfalls im bewaldeten Gelände schwierig aufzufinden. Plado (2006) verneint seine Existenz.

Nachdem in der Umgebung anderer Krater Impaktspherulen gefunden wurde, erfolgte eine gezielte Suche auch in der Umgebung der Ilumetsakrater. Im Moorgebiet Meenikunno 6 km südwestlich davon wurde man fündig. In einer Tiefe von 5,70 m entdeckte man Spherulen mit einem Durchmesser von bis zu einigen Millimetern. Es handelt sich um porzellan-, marmor- und opalähnliche, kugel- bis tropfenförmige Gläser. Ihre Zusammensetzung wird von der des Targetgesteins bestimmt, also im wesentlichen Silizium und Kalzium, aber auch Eisen, Nickel und einige andere Elemente wurden gefunden.

Pollenanalysen und Radiokohlenstoffdatierungen ergaben ein Alter von 6000 Jahren für die tiefsten Torfschichten im Krater. Pollenanalysen der Schicht mit den Impaktspherulen ergeben ein Alter von 6600 Jahren.
Da bisher keine Reste von Meteoriten gefunden wurden, ist die Natur des Impaktors unbekannt.

Touristische Erschließung:
Strasse #90 von Põlva nach Värska, nach dem Dorf Veripramõisa vor der Bahnstation Ilumetsa nach Süden auf der Strasse #101, nach ca. 2 km rechts ein Parkplatz mit Informationshütte der Forstverwaltung. Von dort führt ein ausgeschilderter Weg, teilweise über Holzbohlen zum Krater Põrguhaud, der nach ca. 500 m erreicht wird.
Sügavhaud ist schwieriger zu finden. Vom Parkplatz ca. 500 m weiter auf der Strasse nach Süden. Am Forsthaus Sükävhavva den Waldweg vor dem Forsthaus, hinten um das Grundstück herum und am Feldrain genau nach Westen, nach ca. 300 m findet sich der Krater links im Wald.

Literatur:
Czegka W (1997): Die Kratergruppe von Ilumetsa (Südestland), Aufschluß 48, 200-210
Czegka W (1998): Nachbemerkung zur topographischen Lage der Kratergruppe von Ilumetsa (Südestland), Aufschluß 48, 195-196
Czegka W, Tirrmaa R: Holocene meteor craters in central and northeast-central Europe, 61st Annual Meteoritical Soc. Meet., Abstr. #5005
Plado J, ESIR Working group (2006): The Illumetsa meteorite crater field, SE Estonia - results of the geophysical campaign, Bull. Geol. Soc. Finland, Special Issue 1/2006, 125
Raukas A: Impact events in Estonia and their possible environmental consequences, Catastrophic Events Conf. Abstr. #3010
Raukas A (2000): Study of meteoric matter for precise regional stratigraphy, Geologos 5, 77-86
Raukas A (2002): Postglacial impact events in Estonia and their influence on people and the environment, Geol. Soc. Am., Spec. Paper 356, S. 563-569
Raukas A, Tiirmaa R, Kaup E, Kimmel K (2001): The age of the Ilumetsa meteorite craters in southeast Estonia, MAPS 36, 1507-1514
Stankowski WTJ, Raukas A, Bluszcz A, Fedorowicz S (2007): Luminiscence dating of the Morasko (Poland), Kaali, Ilumetsa and Tsoorikmäe (Estonia) meteorite craters, Geochronometria 28, 25-29
Tiirmaa R (1997): Meteorite craters in: Raukas A, Teedumäe A (Edit.) Geology and Mineral Resources of Estland,
Tiirmaa R (2002): Meteoriidid ja meteoriidikraatrid, Tallin 2002
Eesti Kaart 1:50000, Võru O-35-79, Eesti Kaardikeskus 1999

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Offline speul

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #23 am: Februar 06, 2011, 18:30:11 Nachmittag »
nochmal der Krater Põrguhaud im Überblick und der Kraterwall von außen
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Offline speul

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #24 am: Februar 06, 2011, 18:32:05 Nachmittag »
Informationsstelle der Forstverwaltung
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Offline speul

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #25 am: Februar 06, 2011, 18:36:49 Nachmittag »
und als nächstes der Krater Sügavhaud
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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #26 am: Februar 06, 2011, 18:37:59 Nachmittag »
und als letztes noch ein Bild um die Tiefe des Kraqters Sügavhaud zu verdeutlichen
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Offline dellenit

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #27 am: Februar 07, 2011, 08:31:33 Vormittag »
Hallo Speul,

super thread !
hast Du in Ilumetsa auch gegraben?


Kommt Kaali auch noch? (Funde?)

vielen Dank
dellenit

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #28 am: Februar 07, 2011, 12:35:48 Nachmittag »
Leider wieder kein Impaktitbilder dabei, nichts zu machen wenns keine gibt.

Habe nach Bildmaterial vom Ilumetsa gesucht aber bislang in meinen Unterlagen auch nichts gefunden  :traurig:

Gruß, Bernd  :hut:
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Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline speul

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Re: Estlands Impaktkrater
« Antwort #29 am: Februar 07, 2011, 16:54:11 Nachmittag »
Zitat
hast Du in Ilumetsa auch gegraben?
nein weil
Zitat
Das Gebiet steht seit 1964 unter Naturschutz.
Zitat
Kommt Kaali auch noch? (Funde?)
ja, wenn ich wieder Zeit finde kommen die auch noch, und dann auch mit Impaktiten un Meteoriten, aber etwas Geduld
speul
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