Autor Thema: Eklogite im TS  (Gelesen 6163 mal)

Offline speul

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Eklogite im TS
« am: Februar 02, 2013, 15:29:27 Nachmittag »
mal wieder was aus der Abteilung Dünnschliffe
ausgewählt habe ich diesmal einen Eklogit, genauer gesagt eine retrograden Eklogiten, aus Ullared in Schweden
Eklogit ist ein Hochdruckgestein bestehend aus grünem Omphazit und rotem Granat, es fehlt Plagioklas. Alkalifeldspäte sind auf Grund der Edukte in der Regel ausgeschlossen. Des weiteren können Quarz, Disthen, Hellglimmer und Rutil enthalten sein, letzterer wegen der geringen Korngröße makroskopisch nicht zu erkennen. Quarz bildet unregelmäßig geformte lokale Anreicherungen. Normalerweise werden Basalte oder Gabbros durch die Metamorphose in Grünschiefer oder Amphibolite umgewandelt - nicht jedoch, wenn bei den chemischen Umwandlungsprozessen kein Wasser vorhanden ist. Dann entstehen Eklogite. Bei Eklogiten mit niedrigen Bildungstemperaturen (NT-Eklogite) kommen auch OH-Gruppen führende Mineralien wie Chlorit oder Talk vor.

Das Bild bei picr.de zeigt meine bescheidenen Versuche der Bestimmung, die beiden Bilder im Forum zeigen die Probe im PPL und XPL, Bildbreite etwa 2,4 cm, aufgenommen mit dem Panoramapolarimat

Grüße
speul
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Plagioklas

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #1 am: Februar 02, 2013, 15:37:27 Nachmittag »
Eine sehr schöne Dokumentation dieses interessanten Dünnschliffes! Bin schon gespannt auf weitere.

Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #2 am: Februar 02, 2013, 15:43:18 Nachmittag »
Hallo,

Schöne Bilder.

Die Biotite sind eher Amphibole. Die können im Dünnschliff (je nach Zusammensetzung (Ti-Gehalt!!) und Schnittlage) von braun über grün bis hin zu gelb und sogar fast farblos (Mg-reiche Glieder) reichen. Diese Hornblenden hier sind oft Ferro-(Paragasit) oder (Magnesio-)Hastingsit oder Barroisit. Die Zusammensetzung schwankt jedoch beträchtlich.
Links auf halber Höhe, zwischen den beiden großen Granaten, die braunen Körner, das dürfte Rutil sein. Rutil erscheint mit bräunlicher oder rotbrauner Eigenfarbe und unter gekreuzten Polarisatoren meist rötlichbraun.
Cordierit würde ich eher ausschließen wollen. In Hochdruckgesteinen ist Cordierit i.A. nicht drin, eher in Hochtemperaturgesteinen. Möglich ist höchstens eine retrograde Bildung. Habe ich aber noch nie von gehört bei Eklogiten.

Für mehr braucht man Bilder bei stärkerer Vergrößerung.

Glück Auf!
Smoeller
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Offline speul

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #3 am: Februar 02, 2013, 15:50:25 Nachmittag »
Hallo Sebastian,
Danke für Deine Ergänzungen. Der Amphibol scheint näherliegender als der Biotit.
Zum Cordierit, der sollte als sympektitische Verwachsungen mit Sapphirin als retrograde Bildung vorliegen (diese Weißheit stammt nicht von mir)  :gruebel:
speul
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Offline speul

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #4 am: Februar 02, 2013, 16:00:18 Nachmittag »
vielleicht zur Illustration noch zwei Bilder eines ähnlichen Materials aus Norwegen unter dem Bino
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Offline Hungriger Wolf

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #5 am: Februar 02, 2013, 17:16:27 Nachmittag »
Hallo Speul!

In Hochdruck-T-Eklogite können sogar Diamanten enthalten sein!  :einaugeblinzel:

Grüsse  :hut:
Achim
« Letzte Änderung: Februar 02, 2013, 17:32:04 Nachmittag von Hungriger Wolf »

Offline speul

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #6 am: Februar 02, 2013, 18:23:06 Nachmittag »
@HW
Ja. Diesen Einwurf hatte ich auch von Dir erwartet  :smile:
noch einige Bilder etwas mehr vergrößert
das sollten die oben genannten Verwachsungen des Cordierits sein
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Offline speul

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #7 am: Februar 02, 2013, 18:25:23 Nachmittag »
und noch zwei
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Offline Thin Section

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #8 am: Februar 02, 2013, 19:03:18 Nachmittag »
... es fehlt Plagioklas

Hallo Zusammen,

So steht es auch in der Literatur, hier z.B.: "Plagioklas kommt nie in Eklogiten vor" [Quelle: Markl Gregor (2008) Minerale und Gesteine, 2. Auflage, Spektrum, Akadem. Verlag, p. 104].

Nun meine ich aber vor allem in Bild G841 (2) links und oben Plagioklas zu erkennen! Wenn dem so ist, würde dann nicht Amphibolit statt Eklogit vorliegen?  :gruebel:

Bernd  :winke:
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Offline speul

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #9 am: Februar 02, 2013, 19:53:38 Nachmittag »
Nun Bernd, was soll ich dazu sagen. So stehts erstmal geschrieben.
Definition der International Union of Geological Sciences, Subcommission on the Systematics of Metamorphic Rocks, (Desmons J, Fettes D, 2008):
Plagioklasfreies metamorphes Gestein welches aus ≥75 Vol.% Omphazit und Granat besteht, wobei beides Hauptbestandteile sind und keiner von beiden einen Anteil von ≥75 Vol.% hat.

Minimal-Kriterien nach allgemeinem Konsens über die Nomenklatur auf der 1. Intern. Eklogit-Konferenz 1992 in Clermont-Ferrand:
„Vorhandensein von Granat und Klinopyroxen und Fehlen von Plagioklas.“
Keine Einigkeit über weitere Mineralien, modale Zusammensetzungen, chem. Zusammensetzung der Mineralien bzw. des gesamten Gesteins etc.
Smith DC (Edit.) (1988): Eclogites and eclogite-facies rocks
und was lese ich zum Cordierit:
The birefringence of the cordierits is seen to be very similar to that of alkal feldspar but many of the cordierit crystals show lamellar twinning and this causes it to be confused with plagioclase
(Atlas of rock-forming minerals in thin section)
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Offline Thin Section

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #10 am: Februar 02, 2013, 20:00:19 Nachmittag »
The birefringence of the cordierits is seen to be very similar to that of alkal feldspar but many of the cordierit crystals show lamellar twinning and this causes it to be confused with plagioclase

Danke, Speul !

Das wird's dann wohl sein! Im übrigen, tolle Aufnahmen ! :super:

Bernd  :winke:

P.S.: Habe es inzwischen auch im Nesse gefunden:

NESSE W.D. (2004) Introduction to Optical Mineralogy (Third Edition, Oxford University Press, p. 239):

"Twinning: Lamellar and cyclic twinning is common… The twinning resembles plagioclase twins, …Cordierite from high-grade metamorphic rocks is more commonly twinned than that from lower-grade rocks."

Übrigens ist cordierite auch in den folgenden Meteoriten gefunden worden: Allende, Chaunskij und im Dong Ujimqin Qi !
« Letzte Änderung: Februar 02, 2013, 20:17:12 Nachmittag von Thin Section »
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

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Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #11 am: Februar 03, 2013, 10:22:23 Vormittag »
Hallo,

Danke für die detaillierteren Bilder.

OK, da ist wirklich Cordierit drin. Die Plagioklas-ähnlichen Körner, das sind alles Cordierite. Diese leicht gelblichorange Interferenzfarbe ist recht typisch für Cordierit (allerdings kannn auch Plagioklas diese IF zeigen, wenn der Schliff zu dick wäre!!!). Typisch für Cordierit sind pleochroitische Höfe (dunkle Säume) um radioakt. Mineralien (Zirkon, Monazit), die man allerdings eher in Gneisen und Granuliten findet, weil in den Eklogiten i.A. wenig Zirkon drin ist und so gut wie kaum Monazit. Liegt an dem basischen Ausgfangsgestein, weil Zirkon meist eher in sauren Gesteinen angereichert ist (höhere Differentiation = Anreicherung inkompatibler Elemente).

Das symplektitisch verwachsene Mineral ist tatsächlich Sapphirin.

Das spricht für eine Hochtemperatur-Metamorphose im Anschluss an die Hochdruck-Metamorphose. Passiert, wenn Spähne von Eklogiten aus Subduktionszonen mit hochgerissen werden und Teil  der Kruste werden, die dann später bei der Kollision zweier Platten eine HT-Metamorphose erleiden. Im Falle Skandinaviens ist da v.a. an die Caledonische Orogenese vor ca. 400 Mio. Jahren zu denken, als die Vorläufer unseres heutigen Nordamerika und Europa kollidierten.

Ähnliches findet man u.a. auch im Schwarzwald. Dort sind es Caledonische Subduktionszonengesteine, die später in der Variszischen Orogenese (330 Mio. Jahre) überprägt wurden. Auch da gibt es Eklogite mit Sapphirin. Werde evtl. im Herbst mal eine kleine Exkursion machen, der FO ist mir schon bekannt.

Glück Auf!
Sebastian



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Offline Norbertit

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #12 am: Februar 04, 2013, 00:24:14 Vormittag »
Hallo,

tolle Aufnahmen von Dünnschliffen.Besonders das erste im Thread.
Es ist nicht nur so groß,dass es fast den ganzen Bildschirm ausfüllt,
sondern man kann es auch sehen,wenn man nicht eingeloggt ist!

Gruß Norbert
Mente et Malleo

Offline Sprotte

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #13 am: März 25, 2013, 20:10:15 Nachmittag »
Hallo,

ja, wirklich schöne Aufnahmen des Halland-Retro-Eklogits, der ja bekanntlich als - wenn auch seltenes Leitgeschiebe in Norddeutschland auftritt. Mich interessiert, ob auch Rutil nachweisbar war und wie er sich im Dünnschiff darstellt (insbesondere wenn er als Einschluss innerhalb der Granate auftritt). Der Hintergrund ist, dass ich ein schönes Geschiebe von granatreichem Granatamphibolit (kein plagiosklas-/weißschlieriger Granatamphibolit) mit idiomorphen einschlussreichen kelyphitisierten hellroten Granaten der ersten Generation und wenigen sub-Millimeter großen vollroten Granaten der zweiten Generation erworben habe. Das Gestein zeigt zahlreiche Anzeichen einer retrograden Metamorphose, so dass ich vermute, dass das Edukt unter Umständen ein Eklogit gewesen sein könnte. Allerdings steht der Nachweis von Rutil noch aus ...

Viele Grüße
Sprotte

Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Eklogite im TS
« Antwort #14 am: März 26, 2013, 09:16:53 Vormittag »
Hallo,

Rutil ist im Dünnschliff rotbraun bis schokoladenbraun (Farbe je nach Eisengehalt und Dicke) durchscheinend mit sehr hoher Lichtbrechung (hohes Chagrin, ähnlich wie Zirkon oder Titanit). Die Interferenzfarbe wäre weiß höherer Ordnung (Perlmuttfarben wie Calcit), nur dass man wegen der Eigenfarbe selten was davon sieht.

Glück Auf!
Sebastian
Diplom-Mineraloge

 

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