Autor Thema: Sandstein  (Gelesen 11499 mal)

Plagioklas

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Sandstein
« am: Mai 29, 2013, 15:43:31 Nachmittag »
Hier ein Beispiel eines sehr schönen Sandsteines (Jotnischer?), den ich vor Jahren mal in Ostdeutschland fand.

Auffällig sind die zwei Streifungsrichtungen. Die Waagerechten Streifen zeigen die eigentliche Ablagerungsebene an, während die quer verlaufenden schwach erkennbaren Streifen durch Ablagerungen von absinkenden Grundwasser entstanden (Zu diesem Zeitpunkt war das Gestein so verdreht, dass das die Waagerechte Ebene war).

Offline JFJ

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Re: Sandstein
« Antwort #1 am: Mai 29, 2013, 16:33:49 Nachmittag »
Hallo Plagioklas,

der Bezeichung des Sandsteins als Jotnischer-Sandstein, würde ich mich spontan anschließen wollen.
Unter Vorbehalt könnte dieser aus Dalarna stammen, doch das nur als Vermutung aufgrund der Schichtung.
In den meisten Fällen wird sich eine Bestimmung auf Jotnisch beschränken müssen, da es eine Vielzahl vergleichbarer Gesteine in weiten Teilen Skandinaviens gibt.
Jotnisch jedoch mit Sicherheit.

Ein so ausgefallenes Exemplar ist mir bislang allerdings noch nicht unter gekommen  :wow:
Danke für´s Zeigen.

Besten Gruß
Jörg
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Offline JFJ

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Re: Sandstein
« Antwort #2 am: Mai 29, 2013, 17:01:24 Nachmittag »
Passend zum Thema Sandstein, möchte ich eine weitere Variante des Jotnischen-Sandsteins zeigen.
In dieser finden sich in einer roten Grundmasse helle Entfärbungsflecken.
Diese Variante ist als Geschiebe recht häufig zu finden, und ebenfalls kein Leitgeschiebe.
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Offline JFJ

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Re: Sandstein
« Antwort #3 am: Mai 29, 2013, 17:17:55 Nachmittag »
Kalmarsund-Sandstein Leitgeschiebe

Kalmarsund-Sandstein stammt vom Grund des Kalmarsunds zwischen der Insel Öland und dem schwedischen Festland, dessen Untergrund aus diesem Gestein besteht. Auffällig sind die sich teils kreuzenden Schichten, die keine sedimentären Ablagerungen darstellen, sondern Ausfällungen von Mangan oder Eisen sind. Varianten mit sich kreuzenden Schichten werden in mancher nicht wissenschaftlicher Literatur auch als Chiasma-Sandstein bezeichnet.
Die Entstehung des Kalmarsund-Sandsteins lag im Eokambrium.
« Letzte Änderung: Mai 29, 2013, 18:06:01 Nachmittag von JFJ »
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Offline JFJ

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Re: Sandstein
« Antwort #4 am: Mai 29, 2013, 18:04:17 Nachmittag »
Grünsandstein Kein Leitgeschiebe

In geographischer Nähe zum Kalmarsund-Sandstein, im südlichen Kalmarsund, steht Grünsandstein an.
Die Grünfärbung wird in grünen Sandsteinen immer und ausschließlich durch Glaukonit verursacht.

Glaukonit ist in Grünsandsteinen nicht immer gleichmäßig verteilt. Oft findet sich dieses Schichtsilikat im Gestein in Form von Pellets, welche in einem frischen Bruch (nicht auf verwitterten Oberflächen) intensiver grün gefärbt sichtbar sind. Ein Schlag mit dem Hammer lohnt sich  :smile:
Das Alter des Gründsandsteins, welchen wir als Geschiebe, mit o. g. Herkunft finden können, liegt bei 540 mio. Jahren (Unterkambrium).
Grünsandstein ist somit ca. 10 mio. Jahre jünger als der weiter N anstehende Kalmarsund-Sandstein.

Auf beiden aus dem Kalmarsund stammenden Sandstein-Geschieben, findet sich relativ häufig eine "poorige" Oberflächenstruktur.
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Offline lithoraptor

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Re: Sandstein
« Antwort #5 am: Mai 30, 2013, 10:09:06 Vormittag »
Moin!

Ein kleiner Einwurf von mir zu dem ersten Fundstück in diesem Thread:

Die Waagerechten Streifen zeigen die eigentliche Ablagerungsebene an, während die quer verlaufenden schwach erkennbaren Streifen durch Ablagerungen von absinkenden Grundwasser entstanden (Zu diesem Zeitpunkt war das Gestein so verdreht, dass das die Waagerechte Ebene war).

Das ist so nicht korrekt! Was man hier sieht ist Schrägschichtung. Diese bildet sich etwa bei Dünen oder Rippeln also bei wandernden/ mobilen Sedimentkörpern - es wird also tatsächlich schräg geschichtet. Das Gestein war also niemals verdreht bzw. gekippt. Wikipedia erklärt es im Grunde wieder ganz gut:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%A4gschichtung

Ist daher ein besonders schönes Stück!!!

Gruß

Ingo

Plagioklas

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Re: Sandstein
« Antwort #6 am: Mai 30, 2013, 12:22:00 Nachmittag »
Das währe echt toll und sieht auch tatsächlich fast so aus, jedoch halte ich es dennoch für unwahrscheinlich.

Die Körner sehen von der Größe her waagerecht abgelagert aus. Einige signifikante waagerechte Ablagerungen sind in den breiten Streifen erkennbar. Darunter mehrere sehr dünne waagerechte Lagen in jedem Band mit einigen deutlich größeren Körnern.

Die kreuzende Streifung durchquert 3 Bänder mit unterschiedlicher Zusammensetzung (weiß, grau mit dunkelrot, grau mit wenig rot). Dicke Streifen sind in allen drei Lagen dick (darunter ein signifikanter Streifen, der 4-5 mal so dick ist, wie alle anderen).

http://www.kristallin.de/s1/f_chias.htm

Jetzt, wo ich das seit Jahren zum ersten mal wieder lese, weiß ich (wieder), dass es ein Chiasmasandstein aus Karlmasund ist. Das ich das vergessen habe :bid:.

Offline JFJ

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Re: Sandstein
« Antwort #7 am: Mai 30, 2013, 14:08:00 Nachmittag »
Hallo,

aufgrund der rötlichen Färbung im oberen Teil des Gesteins, halte ich einen Kalmarsund-Sandstein für eher nicht wahrscheinlich.
Bzw. lässt sich als ein solcher nicht bestimmt ansprechen.
Beweisend für Kalmarund-Sandsteine ist eine dunkelbraune Liniierung in brauner Matrix.
Ausfällungen von Eisen kann auch im Jotnischen-Sandstein vorkommen., so dass diese ebenfalls das Bild eines "Chiasma-Sandsteins" zeigen können.
Die Ausfällungen (Linien) im Kalmarsund-Sandstein sind sets dunkler (Eisen + Mangan).
 

Die Bilder von der eben genannten Home-Page:
Das 1. ist definitv Kalmarsund.
Beim 2. bin ich mir nicht sicher, denke das ist eher ein Dalasandstein.

http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/dalasandstein/sandsteintext.html

Besten Gruß
Jörg
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Offline lithoraptor

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Re: Sandstein
« Antwort #8 am: Mai 30, 2013, 16:56:56 Nachmittag »
Moin Plagi!

Wenn Du sagst, dass die schräge Streifung eindeutig gegen die Sedimentation steht, dann glaube ich Dir das und dann spricht das klar gegen Schrägschichtung und es ist, so wie Du sagtest ein Fällungsphänomen.

Gruß

Ingo

Offline Pinchacus

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Re: Sandstein
« Antwort #9 am: Juni 25, 2013, 15:52:03 Nachmittag »
Hallo Jörg,

ich finde es immer wieder interessant, wenn Leute die altpaläozoischen und proterozoischen Rotsandsteine im Geschiebe so sicher zuordnen können. :gruebel:
Letztendlich sind viele der Gesteinsbegriffe (z.Bsp. "Chiasmasandstein") von Altgeschiebesammlern festgesetzt worden, die wenig Detail-Ahnung vom geologischen Bau Skandinaviens haben (alleine schon weil das Reisen nie so möglich war wie heute. Ein neuer "Pionier", der Sachen zumindest im Kristallinbereich auch mal wieder nachprüft ist mein Freund M. Bräunlich, den Du ja sicher auch kennst). Daraus resultieren 2 Hauptprobleme:

1. Die Farbmerkmale sind alle diagenetisch bedingt. Ein "mehr lila" und ein "mehr Feldspäte" oder auch die Korngröße sagt garnichts aus, da diese Merkmale bei allen diesen Sandsteinen auftreten können. Ein Besuch in den Nexösandsteinbrüchen auf Bornholm und das Sichten diverser Bohrkerne aus Südskandinavien hat mich da auch schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Nur beim Nexösandstein könnte man aufgrund einer Schwermineralanalyse etwas machen, ist dessen Liefergebiet der Komponenten doch eher regional geprägt. Oder man holt die Acritarchen raus. Eine makroskopische Bestimmung im Geschiebe ist m.E. nach sogut wie unmöglich.

2. Die ganzen Lokal- und Wald-und-Wiesennamen für die ganzen Sandsteine sollte man meiden, die sind lediglich Synonyme und verwirren nur. Für die Lithostratigraphie sollte man sich an <<Nielsen, A.T. & Schovsbo, N.H. 2007: Cambrian to basal Ordovician lithostratigraphy in southern Scandinavia. >> halten und nebenbei ab und an die Hadding-Bände zu Rate ziehen.

Und letztendlich zum gezeigten Stück: die Farbstrukturen die die Schichtung kreuzen, haben weder etwas mit Schrägschichtung zu tun, noch mit der Grundwasserdruckfläche sondern entstehen durch Ausfällungen migrierender Wässer innerhalb eines Gesteinskörpers (unabhängig von dessen tektonischer Lage), ähnlich den Liesegangschen Ringen.
« Letzte Änderung: Juni 25, 2013, 16:11:22 Nachmittag von Pinchacus »
So lange Fiktionsapparaturen latente Illusionen nicht manifestieren können, ist eine Realisation des Illusionären latent Fiktiv!

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Plagioklas

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Re: Sandstein
« Antwort #10 am: Juni 25, 2013, 16:12:48 Nachmittag »
Zitat von: Pinchacus
ich finde es immer wieder interessant, wenn Leute die altpaläozoischen und proterozoischen Rotsandsteine im Geschiebe so sicher zuordnen können. gruebel

Deine Art, auf Fehler von Anderen hinzuweisen kommt bei mir nicht unbedingt sympatisch rüber. Irgendwie hat deine Ausdrucksweise so einen herablassenden Unterton, so als wenn jemand "von oben herab" spricht. Das ist mir schon bei deiner leicht sarkastischen Umschreibung für die Lokalität "Deutschland" als reichhaltiges Karstvorkommen aufgefallen ( http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=9213.0 ).

Zitat von: Pinchacus
Zitat von: plagioklas
Andere Gesteine eher selten und dann fast nie so rund.
Außer den meisten Karbonaten und Sulfaten unter Karstverwitterung. Und die haben wir von Rügen bis in die Alpen.

Offline Pinchacus

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Re: Sandstein
« Antwort #11 am: Juni 25, 2013, 16:44:32 Nachmittag »
Hallo Plagioklas,

ich finde es aber wirklich interessant (und ich kann es nicht nachvollziehen). Das hat auch nichts mit "herablassend" zu tun. Ich würde mich freuen wenn in das was ich schreibe nichts hineininterpretiert wird, was so nicht dasteht.  :user: (ich versuche das auch)

Ich habe zugegebenermaßen eine Abneigung gegen Überbestimmungen und schlichtweg falsche Informationen (um auf den von Dir erwähnten Beitrag Bezug zu nehmen). Wahrscheinlich, weil ich zu oft erleben darf, wie solche Fehler begeistert aufgegriffen und weiter gegeben werden (und ich dann (von Berufs wegen) versuchen muß, das ganze  aus den Köpfen junger Leute wieder raus zu bekommen.)
Und ja, ich habe eine leichte Neigung zu Sarkasmus, die dann zum Tragen kommt.  :winke: (Immer noch besser als zu sagen: "Du erzählst da aber jetzt wirklich Quatsch" um jemanden auf evtl. Fehler oder Ungenauigkeiten hinzuweisen) Ich kann aber gerne auch so offen sein, nur ahne ich, dass Du das auch nur bedingt symatisch finden würdest.  :hut:

Also:

Glück Auf!


edit: Übrigens: Schöner Fund!
« Letzte Änderung: Juni 25, 2013, 17:00:13 Nachmittag von Pinchacus »
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Re: Sandstein
« Antwort #12 am: Juni 26, 2013, 00:40:39 Vormittag »
Hallo Pinchacus,

da Du mich persönlich angesprochen hast, möchte ich Dir auch persönlich antworten.

Hallo Jörg,

ich finde es immer wieder interessant, wenn Leute die altpaläozoischen und proterozoischen Rotsandsteine im Geschiebe so sicher zuordnen können. :gruebel:

Eben. Darum habe ich 1. ein Beispiel des Kalmarsund-Sandsteins gezeigt, bei welchem die Ausfällungen durch Eisen und Mangan entstanden sind, was zu einer anderen Färbung des Gesteins führt, und sich von den übrigen Jotnischen Sandsteinen abhebt. Sandsteine, welche sich in der unterkambrischen Transgression in SW Schweden abgelagert haben, so auch Kalmarsund-Sandsteine, weisen oft eine mehr rötliche Färbung auf, was eine sichere Bestimmung unmöglich macht. da gehe ich mit Dir durchaus konform. In der Bestimmung von Geschieben stehen dem Laien nur makroskopische Mittel bis hin zur Lupe zur Verfügung. M. E. bietet der dunkle Typ wie auf dem Foto, genug Merkmale zur Bestimmung, was auch die Färbung mit einbezieht.

Und letztendlich zum gezeigten Stück: die Farbstrukturen die die Schichtung kreuzen, haben weder etwas mit Schrägschichtung zu tun, noch mit der Grundwasserdruckfläche sondern entstehen durch Ausfällungen migrierender Wässer innerhalb eines Gesteinskörpers (unabhängig von dessen tektonischer Lage), ähnlich den Liesegangschen Ringen.

Genau darauf habe ich doch hingewiesen (Ausfällungen von Fe u/o Mg). Da kann ich Deine Kritik jetzt nicht nachvollziehen.

Letztendlich sind viele der Gesteinsbegriffe (z.Bsp. "Chiasmasandstein") von Altgeschiebesammlern festgesetzt worden, die wenig Detail-Ahnung vom geologischen Bau Skandinaviens haben (alleine schon weil das Reisen nie so möglich war wie heute. Ein neuer "Pionier", der Sachen zumindest im Kristallinbereich auch mal wieder nachprüft ist mein Freund M. Bräunlich, den Du ja sicher auch kennst). Daraus resultieren 2 Hauptprobleme:
2. Die ganzen Lokal- und Wald-und-Wiesennamen für die ganzen Sandsteine sollte man meiden, die sind lediglich Synonyme und verwirren nur. Für die Lithostratigraphie sollte man sich an <<Nielsen, A.T. & Schovsbo, N.H. 2007: Cambrian to basal Ordovician lithostratigraphy in southern Scandinavia. >> halten und nebenbei ab und an die Hadding-Bände zu Rate ziehen.

Sehe ich genau so, weshalb ich "Chiasma-Sandstein" in "" gesetzt hatte.
Es ist mit durchaus bewusst, dass Kalmarsund-Sandsteine rein wissenschaftlich betrachtet zur File-Haidar-Formation gezählt und eigentlich auch so benannt werden müssten. Doch das schließt den glaukonitischen ungeschichteten Grünsandstein aus dem südlichen Kalmarsund ebenfalls mit ein. Ein wenig Ahnung vom geologischen Aufbau Skandinaviens möchte ich mir schon zugestehen.
Auch ich bin kein Freund davon, jedem Kind einen Namen zu geben. Doch Grünsandsteine mit Glaukonit-Pellets innerhalb der Saale-Vereisung sind nun einmal Grünsandsteine aus dem Kalmarsund. Und wenn ein Sandstein diese typische dunkelbraune Färbung mit sich kreuzenden, dunkleren Schichten aufweist, stammt er aus dem Kalmarsund und ist ein Kalmarsund-Sandstein. Für die "alltägliche" Geschiebebestimmung reicht das m. E. aus. Man könnte jetzt noch hingehen und die diesbezüglichen Gesteine der File-Haidar-Formation stratigraphisch auseinander pflücken (Grünsandstein = Unterkambrium < När-Shale-Member; gestreifter Kalmarsund-Sandstein = Viklau-Member I + III). Die Einordnung wäre politisch gesehen zwar korrekt, könnte jedoch für sich weniger intensiv mit der Materie beschäftigten Personen, durchaus zur Verwirrung führen, wobei dann wissenschaftlich korrekte Begriffe gegen sich eingebürgerte Begrifflichkeiten ausgetauscht würden.

1. Die Farbmerkmale sind alle diagenetisch bedingt. Ein "mehr lila" und ein "mehr Feldspäte" oder auch die Korngröße sagt garnichts aus, da diese Merkmale bei allen diesen Sandsteinen auftreten können. Ein Besuch in den Nexösandsteinbrüchen auf Bornholm und das Sichten diverser Bohrkerne aus Südskandinavien hat mich da auch schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Nur beim Nexösandstein könnte man aufgrund einer Schwermineralanalyse etwas machen, ist dessen Liefergebiet der Komponenten doch eher regional geprägt. Oder man holt die Acritarchen raus. Eine makroskopische Bestimmung im Geschiebe ist m.E. nach sogut wie unmöglich.

Den ersten Satz sehe ich genau so. Doch bei den Farben sehe ich das etwas anders. Was würde bei dem ersten Bild aus diesem Tread gegen einen Jotnischen Sandstein sprechen? Die Schichtungen beim Nexö-Sandstein sind (soweit ich weiß) nie so linear wie bei z. B. den Dala-Sandsteinen. Ich denke dass der Oberbegriff Jotnischer Sandstein von mir eher vorsichtig gewählt wurde. Eine 100%ige Sicherheit wird es mit rein makroskopischen Mitteln in den seltensten Fällen geben, gerade was die Sedimentite betrifft. Mein Mentor, ein bekannter Professor aus der Geschiebeszene, hat mal zu mir gesagt, dass man sich manchmal auch einen "Ruck" in der Bestimmung geben soll, sonst zweifelt man schließlich die mikroskopische Untersuchung an und führt weitergehende Untersuchungen an, die man schließlich auch wieder anzweifelt. Ich will damit nicht sagen, dass man Geschiebe nur auf bloßen Verdacht bestimmen sollte. Doch wenn genügend prägnante Merkmale vorhanden sind, und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wurde, man sich auf eine Bestimmung verlassen sollte. Da werden mir jetzt die200%igen Wissenschaftler womöglich widersprechen, doch mit einem gewissen "Restrisiko" werden wir mit der Lupe leben müssen, selbst wenn heute Bestimmungsmerkmale postuliert werden, die bis dato Gültigkeit haben.
In meinen Lehrjahren kannte ich bei einer bestimmten Erkrankung das Hepatits-Virus A, B und C. Heute sind weitere Subtypen hinzu gekommen. Doch ich glaube nicht, dass die Patienten früher schlechter behandelt wurden, da die Medikamente gegen den C-Typ wie auch die neuen Subtypen halfen.

Ein jeder von uns hat seine eigene Intention und seine eigenen Möglichkeiten zur Gesteinsbestimmung. Worauf sich die Bestimmung in 99% aufbaut, ist und bleibt nun einmal die Lupe. Und mit dieser lassen sich nicht alle relevanten Merkmale erfassen. Was bleibt, ist wie gesagt hauptsächlich die Morphologie. Überbestimmungen sind da eher selten als weiter gefasste Subsummierungen mit einem winzigen Fragezeichen dahinter, was im Prinzip für jeden der nicht das Equipment einer universitären Institution im Hintergrund hat, wohl zutrifft und womit wir leben müssen. Ich wurde vor Jahren einmal von einem geschätzten Kollegen aus der GfG kritisiert (s. Horn-Quarzporpyr, Pub. in der Ga), dass ich zu viel komplizierte wissenschaftliche Untersuchungen anstelle (zwecks sicherer Bestimmung alle Nuklide/Isotopen im Gestein bestimmt, was dem "Ottonormal-Bestimmer" nicht zur Verfügung steht. Doch ohne dieses Mittel wird bei dem genannten Gesteinstyp auch eine Fehlbestimmung in Richtung Drammen-QP bestehen. Wir können mit unseren Mitteln (Lupe) nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln, was auch für die Sandsteine gilt. Würden wir bei den Sedimentiten, bes. den Sandsteinen auf eine 100%ige Bestimmungssicherheit bestehen, wäre dieses nur (falls überhaupt) mit einem technischen Riesenaufwand zu verbinden. Und dann müssten diesen, da uns nur die Lupe zur Verfügung steht, ihr Status als Leitgeschiebe aberkannt werden.
Wie ist es nun richtig?

Noch kurz zum Ende:
Ich schätze Deine Kompetenz, gerade was die Skandinavischen Gesteine und nordischen Geschiebe angeht, sehr. Diese steht außer Zweifel.
Doch wir sollten versuchen, einen höflichen und angenehmen Umgangston walten zu lassen, was die meisten hier im Forum besonders schätzen.
Da muss ich Plagioklas zustimmen.
Neben den Fakten ist es auch die Präsentation des Geschriebenen.
Oft besteht eine Diskrepanz zwischen der gewollten (und fachlich korrekten) Aussage und der Art und Weise wie sie transportiert wird.
Daher bitte ich Dich, Plagioklas Worte kurz sacken zu lassen.

Sollte ich mit der Bezeichnung Jotnischer Sandstein daneben liegen, ich bin für jede konstruktive Kritik offen.

Ansonsten hoffe ich auf viele bereichernde Beiträge von Dir, gerade in diesem Board.

Beste Grüße
Jörg

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Offline Pinchacus

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Re: Sandstein
« Antwort #13 am: Juni 26, 2013, 08:55:51 Vormittag »
Hallo Jörg

da Du mich persönlich angesprochen hast, möchte ich Dir auch persönlich antworten.

Nicht mit allem, aber schon mal vielen Dank für Deine umfangreiche Antwort! Ich hoffe es stört Dich nicht, wenn ich ebenso Punkt für Punkt darauf eingehe wo ich Widersprüche sehe? Die Punkte wo wir konform gehen, lasse ich aus?


Eben. Darum habe ich 1. ein Beispiel des Kalmarsund-Sandsteins gezeigt, bei welchem die  Ausfällungen durch Eisen und Mangan entstanden sind, was zu einer anderen Färbung des Gesteins führt, und sich von den übrigen Jotnischen Sandsteinen abhebt.

Also, erstmal interessemäßig: Eisen und Mangan? Hämatit kann auch so dunkle Färbung hervorrufen, soweit ich weiß. Ich schaue heute Abend aber nochmal in die Literatur. Oder hast Du getestet? Die dunkle Färbung (bis hin zu Schwarz) hast Du aber auch beim Nexösandstein (der auch rein Weiß, farblich fein laminiert oder auch als Konglomerat ausgebildet sein kann).

In der Bestimmung von Geschieben stehen dem Laien nur makroskopische Mittel bis hin zur Lupe zur Verfügung. M. E. bietet der dunkle Typ wie auf dem Foto, genug Merkmale zur Bestimmung, was auch die Färbung mit einbezieht.
Das einzige Unterscheidungsmerkmal das mir bisher aufgefallen ist, ist das Fehlen (?) von Liesegangschen Ringen im Nexösandstein und farbige Skolithos im "Kalmarsundsandstein".

Genau darauf habe ich doch hingewiesen (Ausfällungen von Fe u/o Mg). Da kann ich Deine Kritik jetzt nicht nachvollziehen.

Das war auch keine Kritik an dem von Dir geschriebenen, damit bin ich eher auf die Beiträge von Plagioklas und Lithoraptor eingegangen.


Ein wenig Ahnung vom geologischen Aufbau Skandinaviens möchte ich mir schon zugestehen.
Den gestehe ich Dir auch zu. Ich meinte damit eher die Generationen von Hucke und Schulz, die die Geschiebekunde maßgeblich, verdienstvoll, aber auch nicht immer richtig bereichert und geprägt haben.
 
Doch Grünsandsteine mit Glaukonit-Pellets innerhalb der Saale-Vereisung sind nun einmal Grünsandsteine aus dem Kalmarsund.

Da möchte ich doch widersprechen. Es gibt sie sehr oft auch in anderen Erdzeitaltern, am reichhaltigsten aus der Kreide. Und echte Pellets sind gerade in diesen nichtkambrischen Sandsteinen makroskopisch häufiger. Sind sie fossilarm/frei, ist es am Bild schwer, sie zu unterscheiden. Wenn Du möchtest, stelle ich Dir mal eine Liste zusammen.


Und wenn ein Sandstein diese typische dunkelbraune Färbung mit sich kreuzenden, dunkleren Schichten aufweist, stammt er aus dem Kalmarsund und ist ein Kalmarsund-Sandstein.

Das sehe ich nicht ganz so. Wie gesagt, die Färbung ist abhängig von Fazies und Diagenese, und da hatte man ähnlich Bedingungen auch an anderen Orten/zu anderen Erdzeitaltern.

Für die "alltägliche" Geschiebebestimmung reicht das m. E. aus.

Das tut es auch. Aber oft kommt es zu einer Überbestimmung und damit einer falschen Bestimmung. Dann lieber die eigenen Bestimmungsgrenzen zugeben. Damit erntet man zwar unzufriedene Gesichter bei denen die einem stolz ihren Fund präsentieren, aber wenn sie dabei bleiben haben sie es irgendwann verstanden. So von der rein pädagogischen Seite. ;)


Die Einordnung wäre politisch gesehen zwar korrekt, könnte jedoch für sich weniger intensiv mit der Materie beschäftigten Personen, durchaus zur Verwirrung führen, wobei dann wissenschaftlich korrekte Begriffe gegen sich eingebürgerte Begrifflichkeiten ausgetauscht würden.
Richtig. Wir stimmen also in der Aussage überein, aber nicht im Schluss daraus?


Doch bei den Farben sehe ich das etwas anders.

Nun ja, da hilft bloß: viel ansehen hilft viel. Dein Fokus ist ja eindeutig auf andere Gesteine gesteckt, bei denen ich Dir diese Aussage (alleine schon aufgrund Deiner Geländeerfahrung) erstmal widerspruchslos glauben würde. Aber bei den kambrischen Sachen eher nicht. Zumal ich mich mit denen gerade über zwei Jahre noch etwas intensiver auseinander gesetzt habe (siehe die beiden AfG-Artikel, gerade der kleine 50-Seiter in der letzten Ausgabe).

Was würde bei dem ersten Bild aus diesem Tread gegen einen Jotnischen Sandstein sprechen?

Nichts. Aber auch nichts dafür.

Die Schichtungen beim Nexö-Sandstein sind (soweit ich weiß) nie so linear wie bei z. B. den Dala-Sandsteinen.

Was meinst Du mit „linear“? Nexö-sdst. ist durchaus feinkörnig und farblich parallel feinlaminiert, und kommt auch in den unterschiedlichsten Farbstufen von weiß über gelb, orange und Rot bis hin zu braunschwarz vor. Ich weiß nicht ob Du es zum Tag der offenen Tür nach Sternberg schaffst, aber wenn, ich glaube da mal Proben von Nexö hinterlegt zu haben, da könnten wir dann mal schauen. Es dürften auch GfG-Leute aus Greifswald und Schwerin da sein, evtl. auch aus Rostock. K. Obst auf alle Fälle, so dass Du dich nicht nur mit „Softrockern“ rumschlagen müsstest. ;) Vielleicht bekommst Du ja auch Dirk aus Schwerin dazu, vorbeizuschauen. Wird dann fast ein kleines GfG-Treffen.

Eine 100%ige Sicherheit wird es mit rein makroskopischen Mitteln in den seltensten Fällen geben, gerade was die Sedimentite betrifft.

Och doch, sobald Du Leichen drin hast klappt das vorzüglich. :einaugeblinzel:

Mein Mentor, ein bekannter Professor aus der Geschiebeszene,

Der bei dem keiner eine Prüfung machen will und der das schon in mehreren Ausgaben erschienene Bestimmungsbuch geschrieben hat?

Doch wenn genügend prägnante Merkmale vorhanden sind, und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wurde, man sich auf eine Bestimmung verlassen sollte.

Ich widerspreche nicht der Aussage, sondern in diesem Fall hier der Prägnanz der von Dir aufgeführten Merkmale.

Ein jeder von uns hat seine eigene Intention und seine eigenen Möglichkeiten zur Gesteinsbestimmung. Worauf sich die Bestimmung in 99% aufbaut, ist und bleibt nun einmal die Lupe. Und mit dieser lassen sich nicht alle relevanten Merkmale erfassen.

Und damit kommt man an den Punkt: hier kann man evtl. nicht genauer bestimmen. Das heißt dass man im schlimmsten Fall halt keinen genauen (regionalen) Namen drunter schreiben kann (aber trotzdem alles das aufzählen kann, was einem lithologisch aufgefallen ist und damit letztendlich doch einen Gesteinsnamen).

Würden wir bei den Sedimentiten, bes. den Sandsteinen auf eine 100%ige Bestimmungssicherheit bestehen, wäre dieses nur (falls überhaupt) mit einem technischen Riesenaufwand zu verbinden. Und dann müssten diesen, da uns nur die Lupe zur Verfügung steht, ihr Status als Leitgeschiebe aberkannt werden.
Wie ist es nun richtig?

Sedimentgesteine sind per se als Leitgeschiebe ungeeignet, lediglich die gesamte Zusammensetzung eines Sedimentärgeschiebeinventars kann da etwas aussagen. Und: sobald man Fossilien enthalten hat, klappt das mit der Bestimmungssicherheit hervorragend, für den Kalmarsundstein sind das z.Bsp. farblich abgesetzte Skolithos, siehe auch Hoffmann et al im jüngsten Archivheft (da wird auch „ein wenig“ auf die Färbung eingegangen. ;)
Ich sehe hier übrigens (völlig laienhaft) Parallelen zur Met-Klassifikation. Man kommt, nur über makroskopische und evtl. Dünnschliffmerkmale, auf eine Bezeichnung, aber für eine Klassifikaion und ein Pairing braucht's schon etwas mehr. Merkwürdigerweise reiben sich Metfreunde daran weniger auf, scheint mir.

Doch wir sollten versuchen, einen höflichen und angenehmen Umgangston walten zu lassen, was die meisten hier im Forum besonders schätzen.[…].
Oft besteht eine Diskrepanz zwischen der gewollten (und fachlich korrekten) Aussage und der Art und Weise wie sie transportiert wird.

Da stimme ich mit Dir vollkommen überein. Ich bemühe mich stets zu vermeiden unhöflich zu sein. Sollte ich mit einer Textpassage jemandem gegenüber etwas  Unhöfliches oder gar Beleidigendes geschrieben haben, würde ich bitten mir das (mit Zitat) zu schreiben. Sollte aber jemand in irgendetwas hineininterpretieren, das ich so nicht geschrieben habe, liegt das immer im Bereich des „Lesers“ und nicht des „Schreibers“, denn eigentlich habe ich es wahrscheinlich völlig anders gemeint.  :winke:

Glück Auf!

J.
« Letzte Änderung: Juni 26, 2013, 09:17:50 Vormittag von Pinchacus »
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Re: Sandstein
« Antwort #14 am: Juni 26, 2013, 10:13:12 Vormittag »
Zitat
Also, erstmal interessemäßig: Eisen und Mangan? Hämatit kann auch so dunkle Färbung hervorrufen, soweit ich weiß.

Hämatit hat immer einen soliden fast nur von der Körnung und Kornmenge abhängigen Rotton varriierender Intensität und nur bei grober Konsistenz einen schwarz(roten) Farbton. Die häufige Beimischung von (oft später aus anderen Quellen hinzugefügtem) Limonit und anderen Gedöns verzerrt den Gesamteindruck von hämatitreichen Gesteinen oft mit der Bräunlichkeit. 

Bei schwarzen Hämatit sieht man die einzelnen Körner fast schon unter der Lupe. An Kratzern auf mit solchen schwarzen Hämatit angereicherten Proben taucht unter der Lupe hin und wieder oder durchgehend auch die rote Farbe auf. Nur bei hoher Probentransparenz und entsprechend geringem Hämatitkornanteil kann man manchmal auch bei langer Suche kein Rot vorfinden.

 

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