Hallo Forum, hallo Gizmo83
Aus eigenen Erfahrungen, die ich zig-fach auf Mineralienbörsen, aber auch durch unangekündigte Paketzusendungen (stöhn…) gemacht habe, gilt jeder nicht vom Finder eindeutig als Mineral XYZ zuordnungsbare Stein erst einmal als „Meteorit“. Wenn auch noch der Metalldetektor ein Signal zeigt und ein Magnet auch noch auf das Fundstück reagiert, dann „muss“ es, ja dann kann es einfach nur ein Meteorit sein. Wahrscheinlich sogar ein besonders wertvoller. Mindestens wertvoller als Gold und Silber…
Das Mineralienreich aber auch man-made Schlacken zeigen eine unglaubliche Vielfalt, die, wenn man weiss worauf zu achten ist, sie meist klar als nicht-meteorischem Ursprung erkennen lassen. Dies aber lassen viele Finder mit stolzgeschwellter Brust gerne unberücksichtigt weil es einfach ein Meteorit sein muss, weil das Fundstück ja selbstgefunden wurde.
Hier noch einmal ein paar klassische Merkmale, woran man einen Meteoriten erkennt, respektive man im Umkehrschluss erkennen kann, dass das Fundstück vielleicht doch kein Meteorit sein kann.
Visuelle Prüfung:
- Meist schwerer im Vergleich gegenüber irdischen Steinen. Grund: meist – nicht immer – metallführend.
- Meist zeigt ein Meteorit eine erkennbare Schmelz-/Brandkruste, die beim Flug durch die Atmosphäre entstanden ist. Diese Schmelzkruste ist bei frischen Objekten ohne äusserliche Verwitterung meist – nicht immer – schwarz oder dunkelbraun, kann auch glänzend sein. Zeigt hin und wieder Fliessstrukturen an der Oberfläche, oft ist auch eine Rissbildung der Schmelzkruste erkennbar.
- Bei verwitterten Fundstücken ist die Schmelzkruste oft nur noch dunkel(braun) gefärbt, wie auch das Innere des Fundstückes. Die Dunkelfärbung entsteht durch Oxidation (Rostbildung!) von enthaltenen Metallanteilen.
- Ist eine Ecke abgeschlagen, so erkennt man meist – nicht immer – ein helleres Inneres als es die Aussenkruste ist. Auch können dann (bei Meteoriten) meist – nicht immer – kleine Metalleinschlüsse sichtbar sein.
- Eine Magnetprüfung = einen Magneten dranhalten ist hilfreich, um zu erkennen ob das Fundobjekt eisenhaltig ist. Das sollte man aber nicht machen, weil sonst bestimmte Eigenschaften des eventuellen Meteoriten für anstehende wissenschaftliche Untersuchungen nicht mehr möglich sind. Besser ist es, das Fundobjekt nahe an einen an einem Faden hängenden Magneten vorbei zu führen. Reagiert der Magnet dann ist das auch ein guter Hinweis auf Eisenanteile im Fundobjekt.
- Meteorite enthalten in ihrem Inneren grundsätzlich keine Blasen (ja, ich weiss, Gegenbeispiel ist Ibitira und auch zwei, drei weitere mit Blasen/Hohlräumen/vugs/vesiculs noch…), Schlacken hingegen schon.
- Viele Steinmeteorite einhalten aber mm-grosse rundliche Einschlüsse in einer z.T. grossen Vielzahl. Sieht man so etwas an z.B. einer Bruch- oder Schnittfläche des Fundobjektes, dann lohnt sich eine weitere Abklärung durch einen Spezialisten schon.
Bei dieser visuellen Prüfung fallen leider die meisten Fundstücke oft dann schon durch das Raster = kein Meteorit.
@Neuling Gizmo83: Prüfe visuell und berichte im Forum darüber. Erkläre uns, warum Du der Meinung bist, dass es sich um ein Meteorit handeln könnte. Es wird niemand lachen, es kommt aber auf den Ton an. Vielleicht hat sich damit Dein Besuch im Museum auch gleich erübrigt.
Die Wahrscheinlichkeit im deutschsprachigen Raum einen Meteoriten zufällig zu finden ist nicht null, aber sehr sehr klein. Aus dem Landesgebiet der Schweiz (@Gizmo83) sind erst 4 Meteoriten Fundstücke (nicht Fälle sind gemeint) bekannt (Rafrüti, Twannberg, St. Croix und ein einziger, kleiner Steinmeteorit: Langwies). Neid kommt hier im Forum sicher nicht auf, wenn jemand tatsächlich einen Meteoriten gefunden hat. Dann wird es eher Zuspruch und Beifall geben. Um Neid vorzubeugen haben wir allen hier im Forum viel zu viele Meteoritenproben selber daheim in den Vitrinen und Sammlungskästen liegen. Wir können uns also alle gegenseitig auf die Schultern klopfen.
Sollte das Fundstück tatsächlich durch die visuelle Prüfung hindurchkommen, dann helfen Wissenschaftler und auf Mineralogie und Meteoriten spezialisierte Museumsleute und auch der Eine oder Andere aus diesem Forum sicher gerne und fachkompetent weiter. Wenn ja, dann wäre dort anzusetzen, was AndyR schon erwähnte: Dünnschliffherstellung, Mikrosondenuntersuchung usw. = mineralogische Klassifikation des Fundstückes.
Hoffentlich hilft dieses Statement, ohne dass es falsch verstanden wird.
Gruss aus der schönen Schweiz
Allende