Wobei ich aus Erfahrung heraus sage: "think big!"
Lieber vier mal weniger vier kleine als nur ein entsprechend größeres Stück eingekauft.
Das ist möglicherweise eine Grunderkenntnis vieler Altsammler, die, wie ich, eigentlich
zu viel "Klein-Klein" in der Sammlung haben und es gern auf deutlich weniger, aber dafür
auch deutlich repräsentativere Stücke beschränkt sähen. Ist halt zuvorderst eine Frage
des Budgets, aber dann eine Frage der Haushaltung damit und der Konzentration "auf
das Wesentliche" - darin besteht die Kunst!
Alex
"Think big", damit ist das fontane'sche "weite Feld" endgültig eröffent: die Frage der Größe.
Die natürlich nicht alleine quantitativ beantwortet werden kann. Beispiel I:
Nehmen wir eine kleine Gruppe von ausgewählten und schon etwas rareren Individualen von Millbillillie, Camel Donga, Tatahouine, NWA 801 und Bilanga. Gewicht zwischen 30 und 50 gm.
Millie und Camel lateritrot-schwarz resp. tiefes und mattes Anthrazit, Fluglinien, Schmelzlippen mit kleinen abstehenden
- "abgetropften" - Dörnchen, schön plastisch durchgeformt; dazu der kühl grünlich-kristalline Tatahouine, der 801er, schon etwas "gewettert", samtbraun, mit seinen an der Oberfläche sich abzeichnenden, eisenarmierten und orangefarbenen Chondren; und schließlich der Bilanga, tiefschwarz glänzende Diogenitenkruste, die, wo sie abreisst, ein strahlend helles Inneres hervorscheinen lässt:
das sind Juwelen, und solchen gebührt, in der Größe, Konzentration. Mit genügend Raum dazwischen und v.a. darum herum disponiert, hellausgeleuchtet - die Schatzkammer des Aladin hat sich geöffnet.
Beispiel II:
Eisenmeteoriten, skulptiert, regmaglyptiert, womöglich flugorientiert und -ganz wichtig! - in feine Patina gehüllt: ockerfarben, orange, dunkelbraun, blau-grau schimmernd. Sagen wir: Canyon Diablo, Gibeon, Henbury, Mundrabilla, Taza, Pseudo-Ziz und Sikhote Alin. Ganz konkret: vor einiger Zeit erwarb ich ein Eisen (Henbury) im Bereich 1,5 kg. Nehme ich das Stück in die Hand, so muss diese notwendigerweise greifen und festhalten. Das ist schon in Ordnung so, es handelt sich schließlich auch um ein großartiges Stück.
Doch auch für die Eisen ist Mächtigkeit nicht das einzige Größenkriterium. Was halt auch sehr hübsch ist: Eisen im Bereich 300 - 600 gm. Das sind Stücke, groß genug, um viele Qualitäten aufzeigen zu können, aber auch ausreichend klein, um auf dem Handteller Platz zu finden.
Auf dem Handteller? Jawohl. Ich finde, man kann Größe nicht nur in Zentimetern und Pfunden, sondern auch hinsichtlich des Bezugs zum eigenen Körper - im konkreten Fall: der Hand - betrachten. Der große japanische Autor Yasunari Kawabata hat "Handtellergeschichten" geschrieben, ultra-kurze Prosatexte, für die das Handinnere - zumal in japanischen Zeichen geschrieben - völlig ausreichend Platz bietet:
"Auf der Innenseite einer Hand haben sie Platz. Diese Innenseite ist etwas Intimes, oft Hocherotisches. Wer sie berührt, vielleicht streichelt, liebkost, berührt mit der Haut die inneren Zonen eines Menschen. Doch um die Handteller zu zeigen, zu beschreiben, muss man sie nach oben kehren."
Nach oben kehren: Landeplattformen schaffen ;-) Kein Greifen hier, eher ein Nisten.
Aber erleichternderweise bin ich ja überhaupt kein Sammler.