Hallo Speul,
kann/muss Dir (leider) zustimmen: Die Unterschutzstellung als Geotop ist in manchen Fällen der Anfang vom Ende eines Geotops. Je nach Aufschlussart und Pflegemaßnahmen (falls überhaupt stattfindend) kann man Interessierten nach gewisser Zeit nur noch Buschwerk, Gras und Bäume zeigen. Und lässt sich dann der Uhu nieder, wird ein Naturschutzgebiet daraus, für das selbst institutionelle Geowissenschaftler oft keine Erlaubnis für Untersuchungen oder gar Grabungen mehr erhalten.
Und wenn in einem aktiv im Abbau befindlichen Steinbruch der örtliche Falke Tieffliegerattacken auf die legal anwesenden Sammler fliegt, fragt man sich,
wer nun unter Naturschutz gestellt werden sollte...

@gsac: M. W. ist der Kersantit das einzige vom Ries-Impakt betroffene Gestein, das sowohl die nötigen strukturellen Eigenschaften für die Ausbildung von shatter cones aufwies als auch im passenden Bereich der Druckwelle positioniert war. Zwar kämen unter dem strukturellen Aspekt auch die Oberjura-Kalke dafür in Frage, aber die wurden wohl bereits von der vorauseilenden Schockwelle vor dem eigentlichen Impakt bei zu geringen Drücken größtenteils einfach beiseite geschoben, der Rest brekziiert, also standard-bruchhaft deformiert. Kersantit ist ein Ganggestein, es ist also Zufall, dass genau an der richtigen Stelle ein Gang bzw. eine Gangschar im Grundgebirge verlief und Material davon auch noch kilometerhoch mit den Auswurfmassen nach oben befördert wurde.
Laut Hörensagen wurde ein einziger vermeintlicher shatter cone in Oberjurakalk am Riesrand gefunden, Fotos oder gar eine Publikation dazu sind mir aber noch nicht unter die Augen gekommen. Das sonstige Kristallin des Grundgebirges, das man in den Auswurfmassen ja reichlich findet, scheint nicht das passende Gefüge besessen zu haben. Bei anderen Impakten ist das anders.
Sehr schöne shattercones sind aus dem "Nachbarkrater" Steinheimer Becken
bekannt. Dort kann man mit etwas Glück wohl immer noch fündig werden, wenn
die Felder abgeerntet sind oder z. B. Strassenbauarbeiten mit Aushüben gemacht
werden.
Man braucht dazu durchaus Glück. Neben den Oberjurakalken des Zentralbergs (NSG und ohnehin keine Aufschlüsse im fraglichen Material) kommen shatter cones in den Oberjurakalken des Kraterrands in einer eng begrenzten Zone und dort beileibe nicht an jeder Stelle vor. Bei umfangreichen Straßenbauarbeiten in der Randzone vor einigen Jahren lies sich das gut beobachten: Bestimmt hundert Meter Aufschluss mit ohne Ende anstehendem Kalk und Kalkbrekzie. Ohne shatter cones, ohne versetzte Belemniten, nur ungerichtete Bruchdeformation. Und dann an einer Stelle von nur wenigen Quadratmetern, traten shatter cones gehäuft in teilweise fantastischer Ausbildung in genau demselben Gestein (Mittleres Kimmeridgium/Malm delta) auf.
Gruß,
Rainer